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Voneinander lernen als zentrale Erfahrung

Mitwirkende aus 23 Nationen beim diesjährigen Sommerstudienkurs von Mission EineWelt

Vom 7. bis 27. Juli 2014 fand zum zehnten Mal die Summer School von Mission EineWelt statt. Der Einladung des Partnerschaftszentrums nach Neuendettelsau folgten in diesem Jahr Mitglieder von Kirchen aus 23 Nationen. Unter dem Motto „God of Life – Lead us to Justice and Peace“ wurde die Verantwortung und Rolle der lutherischen Kirchen in der Gesellschaft thematisiert.

Die 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am internationalen Summerstudienkurs kamen aus der ganzen Welt – von „A“ wie Australien bis „T“ wie Tansania. Während der Summer School diskutierten sie gemeinsam über Gerechtigkeit und Frieden im Kontext der eigenen Kirche, über die soziale und politische Verantwortung der Kirche im Allgemeinen sowie über die generelle Beziehung zwischen Kirche und Staat. Ein wichtiger Programmpunkt war dabei der Besuch beim bayerischen Landesbischof. Vor einem tansanischen Liedgruß wurde mit Dr. Heinrich Bedford-Strohm intensiv über die öffentliche Theologie Dietrich Bonhoeffers und die Verantwortung von Kirchen in kritischen Situationen diskutiert.

„Das Voneinander-Lernen ist eine wichtige Erfahrung der Teilnehmenden in den gemeinsamen Seminarstunden. So sehen sie, wie andere mit ähnlichen Problemen umgehen“, so Pfarrerin Dr. Claudia Jahnel, die die Sommerstudienkurse seit sechs Jahren leitet. Offen wurde in den vergangenen Wochen über die Situation der eigenen Kirche und vor allem die politische und gesellschaftliche Verantwortung der Kirchen gesprochen. Die Kirchen weltweit stehen vor zum Teil vergleichbaren Situationen: Für viele bildet das Zusammenleben mit Angehörigen anderer Religionen eine zentrale aktuelle Herausforderung. Staatliche Religionspolitik oder fundamentalistische Einflüsse und Machtbestrebungen von außen – seien sie islamischer, christlicher oder anderer Art – erschweren die interreligiöse Kommunikation. Was können die Kirchen in diesen Situationen dazu beitragen, damit Menschen verschiedener Religionen friedlich miteinander leben können? Wo müssen sie aber auch für die Rechte von religiösen Minderheiten eintreten?

„Ich habe viele interessante Menschen kennengelernt. Vor allem die Gespräche untereinander waren für mich sehr wertvoll. Das Seminar hat mich ermutigt und bestätigt, mich als Christ und als Pfarrer der lutherischen Kirche für das Wohl der Gesellschaft einzusetzen“, beschreibt Jegadass Kuvala Krisnan seine Eindrücke. Der 30-Jährige kommt aus Malaysia und ist dort Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirche. Er findet es gut, dass Mission EineWelt diesen Kurs anbietet und so den internationalen Austausch zwischen den lutherischen Kirchen fördert.

 „Für mich ist es eine Chance, mehr über die Wurzeln meines Glauben zu erfahren“, gibt auch Pfarrer Bere Titus Komora aus Kenia preis. Als Vater von sieben Kindern ist es für ihn zwar nicht leicht, so lange von seiner Familie getrennt zu sein. Doch auch er ist sehr dankbar für die Chance, am internationalen Sommerstudienkurs teilzunehmen.

Die Wurzeln des eigenen Glaubens kennenzulernen, das war auch das Ziel der Luther-Tour am Ende der Summer School. Innerhalb einer Woche wurden die Städte Eisenach, Erfurt, Wittenberg und Eisleben besichtigt. Ein straffes Programm für die Teilnehmenden, die fast alle zum ersten Mal die Wirkungsstätten Martin Luthers besuchen konnten. „Für manche ist dieser Studienkurs die einzige Möglichkeit, aus ihrem Land mal rauszukommen und zu sehen, dass die lutherische Kirche sehr viel größer ist“, erklärt Jahnel.