Im Oktober wurde Holger Szesnat von Mission EineWelt als Dozent ans Senior-Flierl-Seminary der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Papua-Neuguinea (ELC-PNG) in Logaweng/Finschhafen ausgesendet. Der 56-jährige Theologe lebt und arbeitet seit über 30 Jahren im Ausland. Nach sechs Semestern Theologiestudium in Wuppertal zog es ihn 1987 für einen Freiwilligendienst nach Südafrika. Diese Erfahrung habe ihn, wie er schreibt, „im positiven Sinne umgeworfen“. Szesnat blieb in Südafrika und machte dort sein Studium zu Ende. Nach seiner Promotion in Theologie arbeitete er an verschiedenen Universitäten des Landes und wurde für sein Leben geprägt: „Die befreiungstheologische Verbindung von christlicher und politischer Basisarbeit mit theologischer Forschung und Lehre, so wie ich sie in Südafrika im Kontext des Kampfes gegen das Apartheid-Regime erlebt habe, hat mich mein Leben lang nicht mehr losgelassen“, bilanziert Szesnat diesen für ihn sehr entscheidenden Lebensabschnitt.

1998 wechselte der Theologe als Direktor der Fernstudienabteilung für drei Jahre ans Pacific Theological College (PTC) in Fidschi, bevor er als Dozent für Bibelwissenschaften am Eastern Region Ministry Course, einem Fernstudienkurs für angehende Pastoren und Priester der Anglikanischen, Methodistischen und der Reformierten Kirchen nach Cambridge ging. 2010 wechselte er erneut ans PTC, wo er bis 2021 zunächst als Dozent für Neues Testament, später als Dekan und schließlich als Professor für Biblische Literatur und Sprachen arbeitete.

Die Fairtrade Gemeinde Neuendettelsau hat im Oktober nach zwei Jahren als Fairtrade Town ihre Rezerfizierung erhalten und aus diesem Anlass am 22. Oktober Elke Klemenz, Geschäftsführerin von Farcap Faire Mode, in ihr Rathaus eingeladen.

Klemenz zeigte in ihrem Vortrag „Die Menschen hinter unserer Kleidung“ eindrucksvoll, unter welchen Bedingungen in Indien Kleidung produziert wird. Das business as usual der Textilbranche gibt ein erschreckendes Bild ab.

Die Arbeiter*innen in der indischen Textilproduktion sind täglich ungeschützt höllischem Lärm an den Webstühlen ausgesetzt oder stehen den ganzen Tag mit nackten Beinen im Färbebad, viele Beschäftigte sind Kinder. Fast alle Unternehmen arbeiten mit Subunternehmen, um Auftragsspitzen der Fast Fashion Mode abzufedern, weitreichende Kontrollen finden kaum statt. „Von den Firmen wird alles unterschrieben, was ihre Auftraggeber verlangen!“, so Elke Klemenz. Aber so lange keine Kontrollen stattfinden, sind solche Verträge wertloses Papier. Auch existenzsichernde Löhne, von denen die Arbeiter*innen mit ihren Familien leben können, sind meist fernab der Realität.

Elke Klemenz setzt sich seit vielen Jahren für faire Mode ein. Ihr Unternehmen Farcap Faire Mode ist gemeinsam mit dem Weltladen im Welthaus Fürth angesiedelt. Fester Bestandteil dort ist auch die Bildungsarbeit mit Vorträgen oder Workshops.

Neben Fairtrade-Mode anderer Hersteller*innen hat Farcap das eigene Modelabel, „azadi“ (deutsch: Freiheit), im Programm. Dabei geht es um mehr als Produktion unter fairen Bedingungen. Die erste Kollektion entstand 2016 in Delhi/Indien in Kooperation mit der indischen Organisation STOP (Stop Trafficking and Oppression of Children and Women). Sie und wurde von jungen Frauen produziert, die Opfer von Zwangsprostitution geworden waren.

Nach der ersten Kollektion kamen als weitere Kooperationspartner*innen die Modeschule Nürnberg und die NIFT-TEA aus Tirupur, Südindien, hinzu. Die Schulen stehen im Austausch miteinander, es gab gegenseitige Besuche. Somit werden zukünftige Entscheidungsträger*innen in der Modebranche schon in der Ausbildung für faire Handelswege in der Textilbranche sensibilisiert.

Und was können die Konsument*innen tun? – Klare Antwort von Elke Klemenz: Auskunft darüber verlangen, wie ihre Kleidung produziert wird. Und fair produzierte Kleidung kaufen. Zumal ökofaire Mode nicht unbedingt teurer sein müsse als konventionelle, wie die Referentin betonte.

 

Beatrix Mettler-Frercks/Nadine Reinert