Das Programm der 47. Lateinamerikawoche (Foto: Manfred Beck)

Das Programm der 47. Lateinamerikawoche (Foto: Manfred Beck)

Autoritarismus ist gerade en vogue, in Lateinamerika und eigentlich fast überall weltweit. Aber warum ist das so? – Bei der 47. Lateinamerikawoche ergründeten die Referenten Mario Neumann und Moritz Krawinkel von medico international unter dem Titel „Autoritärer Zeitgeist“ die Hintergründe für den zunehmenden Autoritarismus.

Dass Autoritarismus die Kehrseite von Neoliberalismus sei, erläuterten die Neumann und Krawinkel am Beispiel des Pinochet-Putschs 1973 in Chile, der Geburtsstunde des autoritären Neoliberalismus, angelehnt an die Analyse von Grégoire Chamayou in seinem Buch „Die unregierbare Gesellschaft“. Demnach sind für die kapitalistisch-wirtschaftlichen und politischen Eliten zu dieser Zeit die zivilgesellschaftlichen Gruppen wie Gewerkschaften, Studierende, soziale Bewegungen durch ihr sehr machtvolles Auftreten zum Problem im Sinne einer „unregierbaren“ Gesellschaft geworden. Der Putsch ermöglichte die Neuordnung nach den Vorstellungen der Chicago Boys, einer Gruppe von chilenischen Wirtschaftswissenschaftlern, die bei den neoliberalen Vordenkern Friedrich A. v. Hayek und Milton Friedman in Chicago studiert hatten und unter Pinochet sozial- und wirtschaftspolitisch sehr einflussreich waren. Die Chicago Boys verfolgten eine Doppelstrategie: einerseits eine konsequente Politik des Marktes durch Deregulierung und Privatisierung aller öffentlichen Güter wie Bildung, Gesundheit, Wasserversorgung – also eine neoliberale Schocktherapie, die auch in die Verfassung von 1980 Einzug erhielt. Andererseits ging dieser Rückzug des Staates aus der Wirtschaft mit einem starken autoritär geführten und auf Polizei- und Militärgewalt gestützten Staat einher. Auch der spätere Übergang zur Demokratie war Bestandteil dieser Pläne.

Auf Basis dieser Hintergründe betrachteten die Referenten die Situation in einigen Regionen Lateinamerikas:

In Zentralamerika lässt sich laut Neumann und Krawinkel der Verfall der Demokratie besonders deutlich beobachten: in El Salvador als „dem größten Gefängnis Lateinamerikas“, wo der zunehmend autoritäre Präsident Bukele mit Ausnahmezustand, Repression und Massenverhaftungen einen harten populistischen Kurs nicht nur gegen Bandenkriminalität, sondern auch gegen linke und soziale Bewegungen führt. Oder in Nicaragua, wo Präsident Ortega sich eine Familiendynastie im Machtbund mit rechter katholischer Kirche und rechten Unternehmern sichert und  den Aufstand von 2018 brutal niedergeschlagen hat.

Aus diesen und anderen Beispielen ließe sich, so die Referenten, folgendes Schema für das aktuelle Erstarken eines neuen Autoritarismus ableiten:

  1. Entstehung eines autoritären Klimas: durch zunehmende ökonomische und soziale Unsicherheit entsteht gesellschaftliches Chaos, Konflikte werden geschürt. Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen wird durch starke sicherheitspolitische Maßnahmen bedient, „Mauern“ werden gebaut.
  2. Ein Gesellschaftsvertrag zerfällt: Das neoliberale Versprechen von Freiheit und individueller Leistung kann nicht mehr eingehalten werden. Große Frustration in der Bevölkerung führt zu sozialen Unruhen.
  3. Autoritarismus und faschistische Lösungen werden gegen die Legitimationskrise der herkömmlichen Eliten als Auswege aus den Krisen propagiert, eine Zustimmung auch „von unten“ wächst.

In der anschließenden Diskussion kam zunächst die Rolle Chinas bei der Entstehung dieses Trends zur Sprache. Chinas Verhalten kann zwar nicht als direkt autoritarismusfördernd angesehen werden, aber es verstärkt den Extraktivismus, also die Ausbeutung von Rohstoffen für den Export, und stabilisiert damit auch das neoliberale Ausbeutungs-Modell. Des Weiteren stehen die indigenen Bewegungen, meist Hauptleidtragende des Extraktivismus, häufig im Zentrum sozialer Konflikte und haben an Kraft gewonnen, was man auch als „indigenes Moment“ bezeichnen könnte. Vielerorts gibt es auch trotz des erstarkenden Autoritarismus erfolgreiche Gegenbewegungen und gelebte Utopien wie zum Beispiel bei der Landlosenbewegung MST in Brasilien oder der Umweltbewegung Modatima in Chile. Und es gibt auch überraschende Umschwünge wie in Guatemala, wo nach einer diktatorischen Phase nun ein sozial-progressives Regierungsbündnis unter Präsident Arévalo regiert.

Die Vorträge der Lateinamerikawoche wurden auf Video aufgezeichnet und können hier angeschaut werden:

https://www.lateinamerikawoche.de/mediathek/

 

Gisela Voltz

Im angeregten Gespräch: der frisch gebackene Doktor der Theologie, Joseon Wong, sein Hongkonger Doktorvater Nicholas Tai, MEW-Afrikareferent Klaus Dotzer und MEW-Direkorin Gabriele Hoerschelmann (v.l.n.r.) (Foto: Thomas Nagel)

Im angeregten Gespräch: der frisch gebackene Doktor der Theologie, Joseon Wong, sein Hongkonger Doktorvater Nicholas Tai, MEW-Afrikareferent Klaus Dotzer und MEW-Direkorin Gabriele Hoerschelmann (v.l.n.r.) (Foto: Thomas Nagel)

Was lange währt, wird endlich gut. Joseon Wong, der als Dozent am Lutherischen Theologischen Seminar (LTS) in Hongkong lehrt, darf sich seit seiner mündlichen Prüfung letzte Woche an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Doktor der Theologie nennen. Es ist eine erstaunliche Lebensgeschichte: Wong war bereits als Jurist etabliert, als er erkannte, dass er eine weitere Berufung hat: Pfarrer und Theologe zu sein. Ihm wurde die Frage wichtig, was in einem Umfeld, das von materialistischen und ideologischen Zielen geleitet wird, Hoffnung geben kann. Was bedeutet es, christliche Werte zu leben, für Menschen in Not da zu sein, in der Gesellschaft vertrauensvoll miteinander umzugehen? Dazu braucht es seiner Meinung nach eine Kirche und Menschen in ihr, die sich in die Theologie vertieft haben. Deshalb absolvierte er sein Theologiestudium am LTS, wo er verschiedene Professoren traf, die in Deutschland promoviert hatten. Danach übernahm er Verantwortung in einer kleinen Gemeinde in Hongkong, wo er als ehrenamtlicher Pastor ordiniert wurde. Parallel dazu begann er eine Dissertation über das Alte Testament, die er trotz aller Schwierigkeiten abschloss, zur „Traditionsgeschichte im Buch Maleachi“. Text und Kontext aufeinander beziehen zu können, das Ineinander von Tradition und Situation zu verstehen, das sei eine grundsätzliche theologische Aufgabe, erklärt er, indem er Beispiele aus dem Alltag herbeizieht. Wie es für ihn weitergehe? Seine Verbindungen nach Deutschland, insbesondere nach Neuendettelsau, wo er ein Jahr lang gelebt hat, nehme er mit nach Hongkong. Und er plant, weiter Deutsch zu lernen. Da gehe noch was, sagt er.

Sung Kim

Die heute 16-jährige Tansanierin Christine Baraka floh vor ein paar Jahren aus ihrem Heimatdorf und Elternhaus, als sie während der Schulferien zuhause die heimlichen Vorbereitungen ihrer Mutter für ihre Beschneidung bemerkte. Sie wollte nicht wie ihre Schwester nach der Beschneidung verbluten und sterben. Doch die Tante, bei der sie Zuflucht suchte, schlug sie und warf ihr vor, mit ihrer Weigerung ihre Familie zu verfluchen. Daraufhin unternahm Christine einen Selbstmordversuch, was endlich die Eltern zu einem Stopp der Verstümmelungs-Pläne bewegte. Zurück in der Schule wurde Christine als Heldin gefeiert, viele Mädchen folgten ihrem Beispiel und drohten ihren Eltern im Falle einer Beschneidung mit Flucht oder Suizid.

In Christines Dorf gibt es jetzt ein Projekt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT), das durch Aufklärungsarbeit unter Frauen und Männern die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, kurz FGM) beenden will. Damit verbunden sind Aktionen zu Stärkung von wirtschaftlicher Unabhängigkeit von Frauen, Entwicklung alternativer Initiationsriten, Mediationsangebote und der Kampf gegen Kinder- und Zwangsehen. Die ELCT ist seit mehr als 10 Jahren aktiv in diesem Bereich und stellt sich klar gegen weibliche Genitalverstümmelung, sowohl in den Medien als auch in der Ausbildung von Mitarbeitenden. Denn obwohl FGM in Tansania seit 1998 offiziell verboten ist, sind immer noch etwa 10 Prozent der Frauen und Mädchen davon betroffen, in manchen Regionen wie Manyara, Dodoma oder Arusha sogar zwischen 41 und 58 Prozent. FGM sowie andere Formen geschlechtsspezifischer Gewalt sind häufig tief in kulturellen Normen und Traditionen verwurzelt – einschließlich Tabus, Mythen und Überzeugungen, die sozialen Druck und soziales Stigma erzeugen. Diese frauenfeindlichen Traditionen aufzubrechen, ist das Anliegen der ELCT.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) unterstützt seit vielen Jahren durch Mission EineWelt das Engagement der ELCT gegen FGM.

Nach Schätzungen des Kinderhilfswerk UNICEF sind weltweit mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen in 31 Ländern von FGM betroffen. Da weibliche Genitalverstümmelung meist im Verborgenen geschieht, dürfte die Dunkelziffer nach Einschätzung von Fachkreisen hoch sein. Auch in Deutschland leben laut Terre des Femmes mehr als 100.000 Frauen und Mädchen, die von Genitalverstümmelung betroffen sind. Um die 17.000 Mädchen in Deutschland sind von FGM bedroht.

 

Gisela Voltz

Die HandyAktion Bayern, die von Mission EineWelt und dem EineWelt Netzwerk Bayern organisiert wird, ruft zu einer großen Sammel-Challenge auf. Die Aktion endet am 22. April 2024, auf den der weltweite Umweltaktionstag „World Earth Day“ terminiert ist. Die drei Gruppen oder Organisationen die bis dahin möglichst viele Sammelboxen der HandyAktion Bayern mit alten, kaputten oder ausgedienten Handys gefüllt haben, gewinnen einen Gratis-Aktionstag der HandyAktion mit spannenden Mitmach- und Bildungsangeboten bei sich vor Ort. Haben mehr als drei Teilnehmende die gleiche Anzahl Sammelboxen vollständig gefüllt, entscheidet das Gewicht der jeweiligen Sammlungen. Sollte auch dahingehend Gleichstand bei mindestens vier Teilnehmenden herrschen, entscheidet das Los.

Mitmachen können Gruppen oder Organisationen, wie beispielsweise Schulen, Kirchengemeinden, Weltläden, Jugendhäuser, Kommunen, Vereine, Firmen, Arztpraxen oder Bäckereien. Es geht ganz einfach: Auf der Website https://handyaktion-bayern.de eine Sammelbox bestellen und aufstellen. Volle Boxen werden abgeholt und die darin enthaltenen Rohstoffe fachgerecht in Deutschland recycelt. Auch Handys mit Akkus können wieder gesammelt werden. Die Daten werden nach dem höchsten Standard (DEKRA zertifiziert) professionell gelöscht. Dazu kooperiert die HandyAktion Bayern mit dem Handysammelcenter der Deutschen Telekom. Die Erlöse, etwa 50 Cent für jedes gesammelte Handy, gehen an Nachhaltigkeits-Bildungsprojekte in Liberia, El Salvador und Bayern.

 

World Earth Day

Auf der ganzen Welt nehmen Menschen diesen Tag zum Anlass, um Aktionen zu Klimaschutz und Klimagerechtigkeit durchzuführen. Alle Teilnehmenden leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit und für die Einhaltung der Menschenrechte.

Auch das Sammeln ungenutzter Handys ist in diesem Zusammenhang wichtig: Über 200 Millionen Althandys liegen ungenutzt in deutschen Schubladen. In ihnen schlummern wertvolle Metalle, die anderswo meist unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und hoher Umweltbelastung abgebaut werden. Dazu, diese Probleme zu verringern, trägt das Sammeln und Recyclen von ungenutzten Handys bei. Viele Metalle können durch fachgerechte Wiederaufbereitung wieder genutzt werden. Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft wird möglich.

Die Handysammel-Challenge der HandyAktion Bayern ist Teil des aktuellen Schwerpunktthemas „Klimagerechtigkeit“ von Mission EineWelt.

 

Weitere Informationen: handyaktion-bayern.de

Gemeinsam gegen Rechts: die Mitarbeitenden von Mission EineWelt (Foto: Heike Halbmann)

Gemeinsam gegen Rechts: die Mitarbeitenden von Mission EineWelt (Foto: Heike Halbmann)

EineWelt ist bunt! – In unserer täglichen Arbeit erleben wir, wie bereichernd und wie schön das Miteinander mit Menschen aus aller Welt ist: in unseren Partnerkirchen und auch hier in Deutschland, in Bayern, in Neuendettelsau und in Nürnberg. Deshalb stehen wir gemeinsam mit vielen anderen Menschen auf gegen Intoleranz, Rassismus und rechte Hetze. Für eine schöne Zukunft in einer Welt, in der alle Menschen überall gut und liebevoll miteinander leben. Macht mit und engagiert Euch für ein friedliches Miteinander ohne Hass und Vorurteile. Es kommt auf uns alle an.

Mission EineWelt ruft zur Teilnahme an Kundgebungen gegen Rechtsextremismus auf. Am Wochenende gibt es zum Beispiel diese hier:

 

3. Februar 2024:

Nürnberg
16:00 Uhr, Kornmarkt/Straße der Menschenrechte
Zentrale Kundgebung für die Metropolregion Nürnberg

Rothenburg ob der Tauber
12:30 Uhr, Marktplatz

 

4. Februar 2024:

Bad Windsheim
12:30Uhr, Marktplatz

Foto: Initiative lieferkettengesetz.de

Foto: Initiative lieferkettengesetz.de

Diverse Gespräche innerhalb der Ampel-Regierung waren erfolglos. Die FDP will weiterhin die Zustimmung zum Entwurf für ein EU-Lieferkettengesetz verweigern. Das teilten Bundesfinanzminister Christian Lindner und auch Bundesjustizminister Marco Buschmann, der selbst an dem Entwurf mitgearbeitet hatte, heute mit. In einem Brief an Wirtschaftsverbände schreiben die beiden Minister: „Im Rat der Europäischen Union hat dies eine Enthaltung Deutschlands zur Folge, die im Ergebnis wie eine ‚Nein‘-Stimme wirkt.“ Für alle, die ohnehin denken, die liberale Partei sei eine Klientelpartei für Wirtschaftsverbände, ist das Wasser auf die Mühlen.

Nachdem sich Kommission, Rat und Parlament der EU im Dezember letzten Jahres auf einen gemeinsamen Gesetzesentwurf für ein EU-Lieferkettengesetz geeinigt hatten, liefen Wirtschaftsverbände wie der Verband der Deutschen Industrie (BDI), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), Sturm dagegen. Mitte Januar fasste dann das FDP-Präsidium den Beschluss, den in fünf Verhandlungsrunden mühsam ausgehandelten Kompromiss der gesetzgebenden Organe der EU stoppen zu wollen. Und das, obwohl Marco Buschmann im Vorfeld an der Ausgestaltung des Entwurfs mitgearbeitet hatte.

Unerheblich scheint für die Liberalen auch, dass inzwischen viele große und mittlere Unternehmen von Aldi Süd, Amazon oder BMW über Ikea, Hapag-Lloyd und Maersk bis hin zu Tchibo und Vaude sich für das Gesetzesvorhaben aussprachen. Unwichtig scheint auch, dass deutsche Unternehmen umso weniger Wettbewerbsnachteile befürchten müssen, je größer der Geltungsbereich eines Lieferkettengesetzes ist und je mehr Unternehmen dadurch in die Pflicht genommen werden, entlang ihrer Lieferketten auf die Einhaltung von Menschenrechten und auf Umweltschutz zu achten.

Wenn sich Deutschland aufgrund des Votums der FDP bei der Abstimmung über das Gesetzesvorhaben enthalten würde, könnte, so befürchten es Beobachter*innen, der Domino-Effekt eintreten, dass auch andere EU-Staaten nicht zustimmen. „Für diejenigen Menschen in den Ländern des Globalen Südens, die unter krankmachenden und entwürdigenden Bedingungen arbeiten müssen, damit europäische Unternehmen ihre Gewinne maximieren können, wäre das eine katastrophale Nachricht“, sagt Jürgen Bergmann, Leiter des Referats Bildung Global bei Mission EineWelt.

Nicht nur die Hoffnungen der Initiative Lieferkettengesetz, an der sich 20 Trägerorganisationen und über 120 weitere Organisationen, darunter auch Mission EineWelt, beteiligen, ruhen jetzt darauf, dass Bundeskanzler Scholz qua Richtlinienkompetenz die Zustimmung zum Entwurf für ein EU.-Lieferkettengesetz durchdrückt. „Herr Scholz würde damit ein Stück weit den Weg ebnen für die Priorität der Einhaltung der Menschenrechte vor Gewinnstreben. Und er würde damit auch Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Politik im Sinne der Menschen zurückgewinnen“, wirbt Jürgen Bergmann für ein deutsches ‚Ja‘ zum EU-Lieferkettengesetz.

Weitere Infos: https://www.lieferkettengesetz.de

Als Bischof der ELC-PNG wiedergewählt: Jack Urame (Foto: MEW)

Als Bischof der ELC-PNG wiedergewählt: Jack Urame (Foto: MEW)

Jack Urame ist auf der 34. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea (ELC-PNG) zum dritten Mal in Folge zum Bischof gewählt worden. Nach einem spannenden „Wahlkrimi“ konnte sich Urame mit 277 Stimmen gegen seinen Herausforderer Elymas Bakung durchsetzen, der auf 225 Stimmen kam. Zum Vize-Bischof wurde mit 306 Stimmen Lukas Kedabing wiedergewählt. Ebenfalls im Amt bestätigt wurde mit 344 Stimmen Generalsekretär Bernard Kaisom. 509 stimmberechtigte Delegierte aus den 17 Kirchendistrikten unserer Partnerkirche gaben ihre Stimmen ab. Das Auszählen verlief sehr transparent unter den Augen der Synoden-Teilnehmenden im Versammlungsgebäude von Ialibu und wurde von Mr. Watson, dem Rechtsanwalt der ELC-PNG, sowie von Richter Don Sawong, dem dritten Vorsitzenden der Synode, kontrolliert.

Jack Urame war von 2001 bis 2006 als ökumenischer Mitarbeiter in Auhausen im Dekanat Oettingen tätig.

Julia Ratzmann/Thomas Paulsteiner

Foto: Paul Lovis Wagner

Foto: Paul Lovis Wagner

Die FDP wird mit ihrem Präsidiumsbeschluss, das EU-Lieferkettengesetz in letzter Sekunde stoppen zu wollen, einmal mehr ihrem zweifelhaften Ruf als Klientelpartei gerecht. Das zeigen neue Recherchen von Correctiv und der Initiative Lieferkettengesetz. Demnach opponiert der Präsidiumsbeschluss der Partei in einigen Punkten gegen Positionen, die Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) in den Verhandlungen zum EU-Lieferkettengesetz vertreten hat. Zudem zeigt die Recherche von Correctiv, dass die FDP in zeitlich und inhaltlich großer Nähe zu den Lobbykampagnen vom Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) und von der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) agiert.

„Die EU-Richtlinie für ein Lieferkettengesetz in allen Mitgliedsländern ist ein wichtiger Schritt zu mehr globaler Gerechtigkeit. Dafür setzen wir uns bei Mission EineWelt seit Jahren ein. Ein erfolgreiches Lieferkettengesetz würde auch das zuletzt stark erodierte Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Handlungsfähigkeit und Handlungswilligkeit demokratischer Parteien stärken. Mit ihrem verantwortungslosen Verhalten erweist die FDP dem Vorrang von Menschenrechten, dem Umwelt- und Klimaschutz, aber vor allem auch der freiheitlichen Demokratie einen Bärendienst“, kommentiert Jürgen Bergmann, Leiter des Referats Bildung Global, die jüngste Volte der deutschen Liberalen.

 

Weitere Informationen:

Briefing „Glaubwürdigkeit über Bord: Die Kehrtwende der FDP beim EU-Lieferkettengesetz“ der Initiative Lieferkettengesetz: https://lieferkettengesetz.de/wp-content/uploads/2024/01/20240124_Initiative-Lieferkettengesetz-Briefing-FDP_final-1.pdf

Recherche von Correctiv zum Lobbyismus gegen das EU-Lieferkettengesetz und die Rolle der FDP: https://correctiv.org/lobbyismus/2024/01/24/eu-lieferkettengesetz-vor-dem-aus-fdp-und-lobby-wollen-den-entwurf-stoppen/

Präsidiumsbeschluss der FDP zum EU-Lieferkettengesetz: https://www.fdp.de/sites/default/files/2024-01/2024_01_15_praesidium_eu-lieferkettenrichtlinie-stoppen-buerokratie-burnout-verhindern_1.pdf

EU-Pressemitteilung zur Einigung auf einen Kompromiss in Sachen Lieferkettengesetz: https://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2023/12/14/corporate-sustainability-due-diligence-council-and-parliament-strike-deal-to-protect-environment-and-human-rights/

850 Delegierte und fast ebenso viele Besucher*innen nehmen an der 34. Synode der ELC-PNG teil (Foto: Hanns Hoerschelmann)

850 Delegierte und fast ebenso viele Besucher*innen nehmen an der 34. Synode der ELC-PNG teil (Foto: Hanns Hoerschelmann)

Unter dem Titel „Salz der Erde und Licht der Welt“, ist am 21. Januar 2024 die 34. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Papua-Neuguinea (ELC-PNG) eröffnet worden. Austragungsort ist die ehemalige Missionsstation in Ialibu, Immanuel Distrikt, im südlichen Hochland. Die 850 Delegierten der verschiedenen Kirchendistrikte und die annähernd ebenso vielen Besucher*innen marschierten in einer feierlichen Prozession auf das Versammlungsgelände. Begleitet wurde der Zug von traditionellen Tanzgruppen. Nach dem Eröffnungsgottesdienst, in dem auch zwei Pastoren ordiniert wurden, drückten verschiedene Politiker des Landes ihre Wertschätzung gegenüber der Kirche aus und forderten die Anwesenden auf, gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen an der Weiterentwicklung des Landes zu arbeiten.

Auch ein Thema bei der Synode der ELC-PNG: der Protest gegen die Verklappung von Minenabraum im Meer (Foto: Hanns Hoerschelmann)

Auch ein Thema bei der Synode der ELC-PNG: der Protest gegen die Verklappung von Minenabraum im Meer (Foto: Hanns Hoerschelmann)

Neben der Diskussion um die zukünftige strategische Ausrichtung der mit rund 2 Millionen Mitgliedern größten lutherischen Kirche im pazifischen Raum, ist die Wahl eines Bischofs ein weiterer zentraler Programmpunkt der 34. Synode. Ob der bisherige Amtsinhaber Jack Urame zu einem weiteren vierjährigen Term antreten kann, hängt von einer schon länger geplanten Kirchenverfassungsänderung ab, die auf der Synode noch beraten und verabschiedet werden soll.

Für Mission EineWelt nehmen Direktor Hanns Hoerschelmann, Arnim Dörfer, Fachreferent für Papua-Neuguinea und Pazifik, sowie Philipp Hauenstein, Senior Expert am Ogelbeng Seminary, an der Synode teil.

 

Hanns Hoerschelmann

Feierlich ins Amt eingeführt: der neue Leitende Bischof der ELCT, Alex Malasusa. Im Vordergrund: Die tansanische Präsidentin Samia Suluhu Hassan (Foto: Gabriele Hoerschelmann)

Feierlich ins Amt eingeführt: der neue Leitende Bischof der ELCT, Alex Malasusa. Im Vordergrund: Die tansanische Präsidentin Samia Suluhu Hassan (Foto: Gabriele Hoerschelmann)

Bei einem feierlichen Gottesdienst in der Azania Front Cathedral in Dar es Salaam übergab am 21. Januar 2024 nach acht Jahren Amtszeit Fredrick Shoo den Stab des Leitenden Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT) an seinen Nachfolger Alex Malasusa. Das Aufgebot der Gäste war groß: Vertreter*innen der weltweiten Kirche, darunter auch Mission EineWelt-Direktorin Gabriele Hoerschelmann, waren ebenso zugegen wie die Botschafter der Staaten Südafrika, Norwegen, Finnland und USA, der Generalsekretär des National Muslim Council of Tanzania (Bakwata), Nuhu Mruma, und die tansanische Staatspräsidentin Samia Suluhu Hassan mitsamt mehrerer Minister und der Sprecherin des Parlaments, Tulia Ackson.

Gerade letzterer Fakt ist auch ein Ausdruck des lebendigen Dialogs zwischen Regierung und ELCT. So dankte Suluhu Hassan in ihrer Ansprache auch zunächst dem scheidenden Bischof Fredrick Shoo: Er habe ihr die ELCT in den letzten Jahren nahegebracht. Dann verlieh sie ihrer Hoffnung Ausdruck, die Kirchen mögen weiterhin mitarbeiten an der Weiterentwicklung der tansanischen Gesellschaft. Direkt an den neuen Leitenden Bischof gewandt, sagte sie: „Verlasse dich nicht auf deinen Verstand, sondern allein auf Gott.“

Im partnerschaftlichen Dialog: Alex Malasusa und Gabriele Hoerschelmann (Foto: Claus Heim)

Im partnerschaftlichen Dialog: Alex Malasusa und Gabriele Hoerschelmann (Foto: Claus Heim)

Für ein vertrauensvolles Miteinander der Religionen sprach sich Nuhu Mruma aus: „Wir sollten uns immer wieder kennen und schätzen lernen, nur so lässt sich Entwicklung und Frieden dauerhaft verwirklichen.“ Alex Malasusa bekräftigte dieses Bekenntnis zum geschwisterlichen interreligiösen Dialogs seinerseits. Er wolle demütig als Mitarbeiter Gottes arbeiten und die Einheit der Kirchen stärken, betonte er in seinem Grußwort.

Weltweite Probleme blieben nicht außen vor. Heftige Regenfälle inmitten der Trockenzeit, ausgelöst durch El Niño, gingen auch während des Gottesdienstes nieder und riefen den Klimawandel sehr konkret in Erinnerung. Malasusa benannte Umweltschutz – neben Bildung, Gesundheitsversorgung und sozialem Zusammenhalt – denn auch als eine der zentralen Zukunftsaufgaben.

Vorher hatte Christian Samraj, Bischof der New Jerusalem India Lutheran Church, in seiner Predigt seinen neuen tansanischen Kollegen ermutigt, die globalen Herausforderungen „anzusprechen, indem Sie die Ihnen von Gott verliehene Autorität nutzen“.

Dabei könnte dem neuen Leitenden Bischof der ELCT seine Amtserfahrung helfen. Alex Malasusa war bereits von 2007 bis 2015 Presiding Bishop seiner Kirche. Allerdings ist seine neuerliche Wahl nach bereits zwei Amtsperioden innerhalb der ELCT nicht unumstritten.