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Spielzeug-Schnäppchen auf Kosten der Arbeiter*innen – Toys Report stellt Spielzeugherstellern schlechtes Zeugnis aus

Spielzeugherstellung bedeutet für die Arbeitenden oft Arbeit im Akkord unter miserablen Bedingungen Foto: Initiative Romero

Spielzeugherstellung bedeutet für die Arbeitenden oft Schuften im Akkord unter miserablen Bedingungen
Foto: Initiative Romero

Pünktlich zum Black Friday und zum Beginn des Weihnachtsgeschäfts hat die Romero Initiative (CIR) einen neuen Toys Report über die Arbeitsbedingungen in der Spielzeugproduktion veröffentlicht. Der Fokus liegt diesmal auf Vietnam. Ein weiterer Schwerpunkt des Reports ist die immer gefährlicher werdende Situation für verdeckte Ermittler*innen, durch deren Einsatz das Aufdecken von Missständen überhaupt erst möglich wird.

Zahlreiche Überstunden, keine ausreichende Schutzkleidung und Diskriminierungen – Interviews mit Arbeiter*innen offenbaren die prekären Arbeitsbedingungen in vietnamesischen Spielzeugfabriken. Der von der Romero Initiative (CIR) in Zusammenarbeit mit einer vietnamesischen NGO erstellte Toys Report zeigt, dass Frauen und Saisonarbeiter*innen davon besonders oft betroffen sind. So gilt für Frauen zum Beispiel häufig ein Schwangerschaftsverbot, das mit unangekündigten Tests einhergeht. Niedrige Löhne zwingen sie zu exzessiven Überstunden, um ein Einkommen zu sichern, das am Ende aber nicht zum Leben ausreicht. „Gerade Aktionstage wie der Black Friday, an denen der Einzelhandel mit Schnäppchen um sich wirft, verschlimmern die Arbeitsbedingungen zusätzlich. Um der Nachfrage gerecht zu werden, wird die Produktionsmenge erhöht – auf Kosten der Arbeitenden, die noch weniger Pausen bekommen und bis zur Erschöpfung am Fließband stehen“, so Anna Backmann, CIR-Referentin für nachhaltiges Spielzeug und Unternehmensverantwortung. Zwar wird Spielzeug nach wie vor überwiegend in China produziert. Durch die steigenden Produktionskosten zieht es aber immer mehr namhafte Hersteller, wie Lego oder Mattel, in billigere Produktionsländer. Beide Unternehmen bauen in Vietnam derzeit eigene Fabriken für Millionenbeträge.

„Es ist unerträglich, wie aus reiner Profitgier Menschlichkeit und Fairness gegenüber Arbeiterinnen und Arbeitern unterschlagen werden. Der neue Toys Report 2023 zeigt leider: Die Spielzeugindustrie ist da keine Ausnahme. Wir sollten uns für faire Arbeitsbedingungen und Umweltschutz überall auf der Welt einsetzen: Unternehmen müssen ihre Lieferketten transparent machen und Kommunen können bei der Beschaffung auf Siegel wie das der Fair Toys Organisation achten, das auch Konsument*innen bei der Kaufentscheidung hilft. Auf EU-Ebene muss das neue Lieferkettengesetz dafür sorgen, dass Menschenrechte auch in der Spielzeugproduktion vor Gericht einklagbar werden“, fordert Jürgen Bergmann, Leiter des Referats Bildung Global bei Mission EineWelt und Mitglied in der Fair Toys Organisation.

Zudem leben Ermittler*innen, die verdeckt in Fabriken arbeiten, um die Missstände in der Spielzeugproduktion aufzudecken, immer gefährlicher. In der Vergangenheit kam es zu massiven Bedrohungen gegenüber den verdeckten Ermittler*innen, wenn diese enttarnt wurden. Während einer Undercover-Recherche in einer chinesischen Spielzeugfabrik musste eine Person zu ihrem Schutz sogar kurzfristig außer Landes geflogen werden. „Das zeigt uns, dass Unternehmen davon profitieren, ihre Arbeitsbedingungen zu verschleiern,“ so Backmann. In Vietnam habe man komplett von einem Einsatz verdeckter Ermittler*innen abgesehen, da dies viel zu gefährlich gewesen sei.

Ohne Transparenz und Klarheit über die vorherrschenden Arbeitsbedingungen, wird es noch schwieriger, Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen. „Die Situation für die Arbeitenden wird so perspektivisch eher schlechter als besser. Dieses Versteckspiel der Spielzeughersteller muss aufhören!“, fordert Anna Backmann.