Foto: Thomas Paulsteiner
Choong Chee Pang wurde am 10. September 1942 in Ipoh im Norden von Malaysia geboren. Dort wuchs er als Kind chinesischer Flüchtlinge auf. In diesen Jahren verdächtigten die britischen Kolonialherren alle chinesisch stämmigen Menschen in Malaysia, kommunistische Rebellen im Norden Malaysias zu unterstützen. Deshalb wurden sie in umzäunten Lagern, sogenannten „New Villages“, untergebracht. Die hygienischen und medizinischen Verhältnisse in diesen Lagern waren katastrophal, so dass schon bald verschiedene Lutherische Kirchen und später auch der Lutherische Weltbund (LWB) humanitäre Hilfe für diese Menschen bereitstellten. Anfangs skeptisch gegenüber Missionaren, die oft ebenfalls aus dem kommunistischen China deportiert worden waren, kam Choong Chee Pang näher mit ihnen in Berührung, als diese eine Kirche gegenüber seinem Elternhaus errichteten. Beeindruckt war er von der Gastfreundlichkeit der Missionarsfamilien und von den christlichen Hakka-Liedern, die sein Interesse an der biblischen Botschaft weckten. 1961 erhielt er ein Stipendium, um in Singapur zu studieren, wo er in einer Studierendengemeinde eine neue geistliche Heimat fand. Sein akademischer Weg führte ihn nach London, Aberdeen, Oxford und Harvard, wo er Literaturwissenschaften, Theologie und Philosophie studierte. Tief verwurzelt in der chinesischen Kultur war es sein Anliegen, das Evangelium für diese Kultur zu interpretieren.
Mit Leidenschaft, wissenschaftlicher Gründlichkeit und Charisma avancierte er zu einem der bedeutendsten Theologen Asiens. In den 1980er und 90er Jahren war er Dozent und Principal des ökumenischen Trinity Theological College in Singapur sowie Gastprofessor an der Beijing University in Peking und der Fudan University in Shanghai. Zeit seines Lebens hielt er engen Kontakt zu den lutherischen Kirchen in Malaysia und in Singapur sowie zum Lutherischen Weltbund. Bei der 9. Vollversammlung des LWB 1997 in Hongkong hielt er die Haupteröffnungsrede.
Eine gewisse Berühmtheit erlangte er auch als abstrakter Künstler und aktives Mitglied der Modern Art Society Singapore und der Singapore Art Society. Seine Gemälde wurden in über 15 Ländern ausgestellt.
Choong Chee Pangs Beziehungen zum Missionswerk und später zu Mission EineWelt reichen zurück bis in die späten 1970er Jahre, als er am ersten „Summer-School-Symposium“ für Theologen aus Ostasien teilnahm. Seit dieser Zeit war es seine unermüdliche Empfehlung, die jungen lutherischen Kirchen in Asien ins Blickfeld zu nehmen und die Beziehungen zu intensivieren. In den folgenden Jahren besuchte er Neuendettelsau mehrfach. Sein besonderes Anliegen waren die sogenannten „Kultur-Christen“ an chinesischen Universitäten, also hochgebildete chinesische Akademiker*innen, die sich zunächst aus akademisch-philosophischem oder religionswissenschaftlichem Interesse mit dem Christentum befassten und dadurch nicht selten zu einem persönlichen Glauben an Jesus Christus fanden. Das Missionswerk und später MEW finanzierte diesen außergewöhnlichen Einsatz und Choongs Gastdozenturen an staatlichen chinesischen Universitäten bis 2017, als die langen Reisen zunehmend beschwerlicher für ihn wurden. Danach hat er sich verstärkt auf die Veröffentlichung verschiedener Bücher und Beiträge konzentriert.
Bei zahlreichen Begegnungen, ob mit dem jeweiligen PPO-Referenten, oder mit offiziellen Besucher*innengruppen und kirchenleitenden Delegationen war er ein äußerst gern gesehener Interpret und Gesprächspartner, der dabei half, Erfahrungen und Beobachtungen, die man in China gemacht hatte, einzuordnen und im größeren Zusammenhang zu verstehen.
Choong Chee Pang war eine inspirierende Person. Es ist ihm gelungen, das Wesentliche des Glaubens an Jesus Christus mit seiner Liebe zur chinesischen Kultur in Einklang zu bringen. Als Theologe war das sein Vermächtnis. Seine Empfehlung an das Missionswerk und später an Mission EineWelt war, sich ganz bewusst mit dem zunehmend, dominierenden weltweiten Einfluss der chinesischen Kultur und Politik auseinander zu setzen. Die wachsende Aufgeschlossenheit vieler Chinesinnen und Chinesen für den christlichen Glauben hat Choong als besondere Chance erkannt und darin Gottes persönliches Eingreifen im historischen Wandel Chinas gesehen.
Choong Chee Pang verstarb am 12. Juni 2021 in Singapur nach einer jahrelangen Krebserkrankung im Kreis seiner Familie. Möge er im Frieden ruhen und gut in Gottes Hand aufgehoben sein, und möge Gott seiner Frau und allen, die um ihn trauern, nahe sein und sie in seine Arme schließen.
Gernot Fugmann, Thomas Paulsteiner