Victoria Cortez (2.v.r.) als Mitglied der CILCA-Delegation, die anlässlich des Kirchentags bei Mission EineWelt zu Gast war. Foto: Wolfgang Schürger

Victoria Cortez (2.v.r.) als Mitglied der CILCA-Delegation, die anlässlich des Kirchentags bei Mission EineWelt zu Gast war. Foto: Wolfgang Schürger

Am 25. September 2023 ist Victoria Cortez, Bischöfin und Kirchenpräsidentin der Lutherischen Kirche in Nicaragua „Glaube und Hoffnung“ (ILFE), überraschend verstorben. Sie wurde 71 Jahre alt.

Cortez war eine prägende Persönlichkeit in der ILFE, die sie als Kirche mit aufgebaut und stetig weiterentwickelt hat. „Ihre Vision einer ‚mision integral‘ hat zur Entstehung einer Kirche geführt, in der Wort und Tat, Sakrament und Diakonie unauflösbar zusammengehören“, zeigt sich Kerstin Schönleben, Leiterin des Referats Lateinamerika bei Mission EineWelt, beeindruckt von der Lebensleistung der Bischöfin.

Die ILFE arbeitet überwiegend im ländlichen Raum und unterstützt ihre Gemeinden beim Brunnenbau, beim Erproben alternativer Anbaumethoden, bei der Einführung energieeffizienter Kochherde, bei der Nutzung erneuerbarer Energien sowie in allen Fragen rund um Ernährungssicherheit, Gesundheitsfürsorge und Katastrophenprophylaxe. Auch Bildungsarbeit und Trauma-Bewältigung s sind wichtige Bestandteile der kirchlichen Arbeit.

Victoria Cortez hat auch die Partnerschaft mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche entscheidend vorangebracht und geprägt. „Victoria Cortez war eine Wegbereiterin zwischen den lutherischen Kirchen Zentralamerikas und der lutherischen Kirche in Bayern, sie hat unter hohem persönlichen Einsatz unzählige Brücken zwischen unseren Kirchen gebaut, damit Menschen über Kultur- und Ländergrenzen hinweg miteinander in der Nachfolge Christi unterwegs sein können“, würdigt Kerstin Schönleben die Verstorbene.

Noch im Sommer war Victoria Cortez anlässlich des Deutschen Evangelischen Kirchentags mit einer Delegation der Gemeinschaft der Lutherischen Kirchen in Zentralamerika (CILCA) bei Mission EineWelt zu Gast. In vielen Gesprächen machte sie einmal mehr deutlich, dass zur Nachfolge auch die konkrete Tat gehört.

Josephine Dransfeld von Heunec mit einem Teddy mit dem neuen Fair Toys Siegel Foto: FTO

Josephine Dransfeld von Heunec mit einem Teddy mit dem neuen Fair Toys Siegel
Foto: FTO

Die Fair Toys Organisation (FTO) hat erstmals ihr Siegel für soziale und ökologische Verantwortung in der Spielwarenproduktion vergeben. Ab sofort dürfen die Unternehmen heunec und plasticant mobilo das Siegel auf ihren Produkten tragen. Sie erfüllen in hohem Maß die Kriterien des Fair Performance Checks (FPC). Mit diesem bewertet die FTO das Engagement der Spielzeughersteller in Bezug auf ihre soziale und ökologische Verantwortung in ihren Lieferketten.

In Lieferketten der Spielwarenbranche werden immer wieder Arbeitsrechtsverletzungen und negative Umweltauswirkungen festgestellt. Kund*innen können bisher nicht wissen, unter welchen Bedingungen ein Spielzeug produziert wurde. Jürgen Bergmann, Leiter des Referats Bildung Global von Mission EineWelt und Vorstand der FTO, erläutert: „Wer künftig Spielsachen verantwortlich kauft, hat es leichter. Die Bewertungen der FTO sorgen für mehr Transparenz in der Spielzeugindustrie und somit für Rückenwind bei den Arbeitsrechten.“

heunec und plasticant mobilo stellten sich als erste dem Test. Nun folgt die Überprüfung weiterer Mitgliedsunternehmen. „Jedes Unternehmen, das sich dem Fair Performance Check stellt, beweist bereits überdurchschnittliches Engagement in Sachen Sozial- und Umweltverantwortung. Bei sehr gutem Abschneiden erhalten die Unternehmen das Siegel der FTO,“ erklärt Bergmann.

Der Fair Performance Check (FPC) basiert auf den Kernelementen menschenrechtlicher Sorgfalt. „Mit dem FPC gibt es ein umfassendes Werkzeug zur Verankerung menschenrechtlicher Sorgfalt und ihrer glaubwürdigen Überprüfung. Die gemeinschaftliche Erarbeitung und Überprüfung der Kriterien im Rahmen der Multi-Stakeholder-Initiative FTO verleiht dem Siegel einzigartige Strahlkraft!“ unterstreicht Wirtschaftsethiker Prof. Dr. Harald Bolsinger (THWS) die Bedeutung des neuen Siegels.

Über den Weg zum Siegel berichtet Barbara Fehn-Dransfeld, Geschäftsführerin von heunec: „Wir haben das nicht über Nacht aus dem Ärmel geschüttelt. An manchen Prozessen arbeiten wir seit etlichen Jahren. Umso mehr freuen wir uns über diese Auszeichnung.“ Sven Grabosch, Geschäftsführer von plasticant mobilo, ergänzt: „Uns beschäftigt unsere Verantwortung als Unternehmen schon lange. Wir schätzen den FPC als hilfreiches Werkzeug zur Reflexion und Verbesserung unserer Prozesse“.

Als Multi-Stakeholder-Initiative arbeiten in der FTO Vertreter*innen der Spielwarenbranche und der Zivilgesellschaft gleichberechtigt zusammen und verfolgen gemeinsam das Ziel, die Sozial- und Umweltstandards in der Spielwarenbranche zu verbessern. Mission EineWelt hat die FTO vor drei Jahren mitgegründet und bringt die Anliegen der Zivilgesellschaft ein. Die Arbeit der Fair Toys Organisation wird derzeit maßgeblich durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert.

 

Kontakt:

Jürgen Bergmann: juergen.bergmann@mission-einewelt.de

Weitere Informationen:

https://www.fair-toys.org/

Am 8. Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. Die drängenden weltweiten Herausforderungen spielen auch in der bayerischen Politik eine gewichtige Rolle: Gerechtigkeit, Frieden, faire Chancen, Klimaschutz – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Wenn die Probleme dieser Welt tatsächlich im Sinne der Menschen gelöst werden sollen, braucht es: Veränderung jetzt! – auch in Bayern. Denn: Auch Bayern ist nicht aus der Welt.

Mission EineWelt fordert in einer Online-Infokampagne ein grundsätzliches Umdenken und macht exemplarisch auf wichtige Herausforderungen aufmerksam, deren Bewältigung auch Sache der bayerischen Landespolitik sein muss. Zu allen Themen gibt es Hintergrundinformationen und jeweils eine Forderung an die bayerische Landespolitik.

„Mit unserer Kampagne werben wir für die Landtagswahl. Dabei geht es uns nicht um Wahlwerbung für eine oder mehrere Parteien. Wir möchten die Wähler*innen anregen, über die Forderungen nachzudenken und sich selbst eine Meinung dazu bilden“, erklärt Jürgen Bergmann, Leiter des Referats Bildung Global bei Mission EineWelt, die Zielsetzung der Aktion.

Das sind die Forderungen: Fairer Handel statt Ausbeutung, Gemeinwohl statt Profitgier, Bäuerliche Landwirtschaft statt Agrarindustrie, (Interkulturelles) Miteinander statt Ausgrenzung, Globales Lernen statt Insel-Denken, Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfproduktion, Offenheit statt Abschottung, Klima schützen statt fauler Ausreden.

Die komplette Kampagne befindet sich hier:

https://mission-einewelt.de/kampagnen/landtagswahl23/

Der neue LWB-Präsident Henrik Stubkjær Foto: LWB

15 September 2023, Krakow, Poland: Henrik Stubkjær of the Evangelical Lutheran Church in Denmark pictured as nominee for LWF President, as Lutherans from around the globe gather for the Lutheran World Federation (LWF) Thirteenth Assembly, held in Krakow, Poland on 13-19 September 2023 under the theme of ’One Body, One Spirit, One Hope’.

Der dänische Bischof Henrik Stubkjær ist vom Lutherischen Weltbund (LWB) zum neuen Präsidenten gewählt worden. Der für sein Engagement in Diakonie und Ökumene bekannte Theologe Stubkjær leitet derzeit das Bistum Viborg in der Evangelisch-Lutherischen Volkskirche in Dänemark.

Nach seiner Wahl betonte Stubkjær, die Arbeit des LWB werde sich auch unter seiner Leitung auf die vier Säulen stützen, auf denen die Organisation gründet, und zwar Hilfe für die Bedürftigen und die Unterdrückten, gemeinsames Engagement in der Mission, gemeinsame theologische Bemühungen und eine gemeinsame Antwort auf ökumenische Herausforderungen.

Der neue Präsident versicherte: „Meine Vision für den LWB ist, dass wir dadurch einen Mehrwert schaffen, indem wir als Gemeinschaft zusammenarbeiten und uns bemühen, den christlichen Glauben durch humanitäre, Entwicklungs- und Advocay-Arbeit, durch gemeinsames Zeugnis und Dialog in die Praxis umzusetzen.“ Lutherisch zu sein, so Stubkjær, bedeute, kontextbezogen zu sein. Die Vielfalt der vielen verschiedenen Situationen vor Ort, zeige, wie Gott durch seinen Sohn Jesus Christus uns als Mitgliedskirchen stark mache, das Evangelium angemessen zu verkündigen. Er sehe es daher als seine Aufgabe an, Vielfalt zu bewahren und dafür zu sorgen, dass alle Stimmen gehört werden.

Vor seiner Wahl zum Bischof 2014 war Stubkjaer fast ein Jahrzehnt lang Generalsekretär der dänischen Hilfsorganisation DanChurchAid (DCA). Seit der Zwölften LWB-Vollversammlung in Namibia ist er Mitglied des LWB-Rates und Vorsitzender des Ausschusses für Weltdienst.

Stubkjær war in leitender Funktion bei ACT Alliance tätig. Darüber hinaus ist er Vorsitzender einer Organisation, die obdachlose Männer in Dänemark unterstützt und ihnen bei der Überwindung von Alkohol- und Drogenabhängigkeit hilft.

Neben dem diakonischen und humanitären Engagement liegen Stubkjaer die Ökumene und die theologische Ausbildung besonders am Herzen. Von 2016 bis 2019 war er Vorsitzender des Nationalen Kirchenrates von Dänemark. Im Bistum Viborg setzt er sich für die Beziehungen mit orthodoxen Migrantinnen und Migranten aus Osteuropa sowie mit Asylsuchenden und Menschen anderer Glaubensrichtungen ein.

Gemeinsam mit den neuen Ratsmitgliedern wird Stubkjær beim Abschlussgottesdienst der Vollversammlung am Dienstagnachmittag feierlich in sein Amt eingeführt werden. Die erste Sitzung des neuen Rates unter seiner Leitung findet einen Tag später, am 20. September, statt. (PM LWB)

Marian Turski Foto: LWB

Marian Turski
Foto: LWB

Am Morgen des 16. September sprach der Auschwitz-Überlebende Marian Turski vor der LWB-Vollversammlung. Mission EineWelt-Direktorin Gabriele Hoerschelmann schildert ihre Eindrücke:

Marian Turski wies darauf hin, dass Hassrede, so wie wir sie heute wieder in der ganzen Welt erleben, die Grundlage für Gewalt ist. Allem Nationalismus und Populismus, allem Rassismus und Antisemitismus, aller ethnischer Ausgrenzung und Verfolgung kann nur durch ein gemeinsames Aufstehen und den Schulterschluss der Gemeinschaft der Religionen und in unserem Fall der Kirchen weltweit begegnet werden. Der Appell „Nie wieder!“ ist heute so aktuell – in Deutschland, den USA, Myanmar, China, Ukraine Ruanda und vielen Ländern weltweit.
Am Ende wünschte Turski: „Möge das neue Jahr ein gutes für uns alle werden – und Friede für die Ukraine, Friede für die Welt.“

LWB-Delegierte in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau Foto: LWB

LWB-Delegierte in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau
Foto: LWB

Im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wurden mehr als eine Million Menschen ermordet; die große Mehrheit von ihnen waren jüdische Gläubige, aber auch andere Menschen, die vom Nazi-Regime als gefährlich oder unerwünscht erachtet wurden, waren darunter.

Am Nachmittag des dritten Tages der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Krakau besuchten die Delegierten das Museum und die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau auf dem Gelände der ehemali

gen Konzentrationslager der Nationalsozialisten. In kleinen Gruppen gingen sie durch die Gaskammern, vorbei an den Krematorien, in denen die menschlichen Überreste der Opfer verbrannt wurden, sahen riesige Haufen menschlicher Haare, die den Deportierten bei der Ankunft abgeschnitten wurden, sowie riesige Haufen Kleidung und persönlicher Gegenstände, die den Opfern abgenommen wurden, bevor sie in den Tod geschickt wurden.

An der Todeswand in der Gedenkstätte, vor der unzählige Gefangene erschossen wurden, legten LWB-Präsident Panti Filibus Musa und LWB-Generalsekretärin  Anne Burghardt in Begleitung von Bischof Adrian Korczago aus der Diözese Krakau der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, in der die ehemaligen Konzentrationslager liegen, einen Blumenkranz nieder. Dazu sprachen sie ein Gebet: „Auf dass wir nicht gleichgültig bleiben“, damit „sich das, was wir hier sehen, niemals wiederholt“.

„Uns ist bewusst, dass nicht alle über die Geschichte Europas und den Zweiten Weltkrieg Bescheid wissen“, sagte Korczago, „aber in unseren Augen ist Auschwitz ein universelles Symbol für die vielen Tragödien und Gräueltaten, die Menschen überall auf der Welt widerfahren und angetan werden. Auschwitz steht nicht nur für Geschehnisse, die vor fast 100 Jahren passiert sind, sondern für etwas, das auch heute noch in verschiedenen Regionen der Welt immer wieder passiert.“

Am Ende des Besuchs gingen die Delegierten auf dem Gelände des Vernichtungslagers Birkenau schweigend einen „Gebetspfad“ entlang, der durch eine graue Stoffbahn am Boden markiert war. Die Stoffbahn war in regelmäßigen Abständen mit Knoten versehen, die an den Stacheldraht erinnern sollten, der das Lager immer noch umschließt. An einer Stelle auf dem Gebetspfad waren die Besuchenden eingeladen, mit einem Stempel die Worte „How long, O Lord?“, zu Deutsch „Herr, wie lange?“, auf die Stoffbahn zu stempeln – den schmerzerfüllten Hilferuf von König David aus Psalm 13.

An einer anderen Stelle erhielten die Besuchenden getrocknete Blumen, um diese zu zerbröseln und auf dem Sandboden zu verstreuen und anschließend gemeinsam ein Kyrie zu singen, das traditionelle christliche Klagegebet. Sie beteten mit den Worten des Psalmisten: „Aus der Tiefe rufen wir, Herr, zu dir. Erhöre unsere Stimmen! Erhöre unseren stummen Schrei!“

Korczago sagte: „Die wichtigste Botschaft bei diesem Besuch für uns ist, die Menschen anzuregen, sich über die Tatsache Gedanken zu machen, dass niemand passiv bleiben, niemand gleichgültig dabeistehen darf, wenn Menschen aufgrund ihrer Religion, ihres Geschlechts oder anderer Aspekte ihres Menschseins gefoltert oder verfolgt werden. Wir hoffen, dass sich die Besuchenden Gedanken machen werden über die verschiedenen Formen von Folter, die es aktuell in der Welt gibt, wenn sie diese sehr aufwühlenden Bilder von Trauma, Folter und Tod heute sehen.“

Der Besuch im Museum und in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, sagte er, sei integraler Bestandteil der Dreizehnten LWB-Vollversammlung, die unter der Überschrift „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“ [Epheser 4,4] steht. „Wir alle sind Glieder des Einen Leibes“, betonte er. „Wir können dem Leid der anderen Glieder oder Gruppen von Gliedern nicht gefühllos gegenüberstehen. Der Heilige Geist kann unsere Herzen bewegen, damit wir nicht gleichgültig bleiben, sondern das Leid unserer Schwestern und Brüder besser verstehen.“

Als es dunkel wurde, machten sich auch die letzten Delegierten auf den Rückweg, gingen die Schienen entlang, über die die vielen Männer, Frauen und Kinder in den Tod transportiert wurden. Alle Gruppen ließen an der Stelle, an der sie gebetet hatten, in dem Bewusstsein eine Laterne zurück, dass sie am nächsten Tag für ein gemeinsames Schuldbekenntnis noch einmal zusammenkommen würden, wenn die Vollversammlung das Thema der Wehklage über zerbrochene Leiber abschließt und sich dann der Verheißung neuer Herzen zuwendet. Bischof Korczago erklärte zum Abschluss: „Wir vertrauen auf Christus und wissen, dass die Hoffnung siegen wird – auch im Angesicht von Grausamkeiten und Bosheit wie wir sie hier in Auschwitz-Birkenau gesehen haben.“

PM: lutheranworld.org

Gisela Voltz von Mission EineWelt und Maria Gmelch von attac Nürnberg (v.l.n.r.) beim Klimastreik Foto: Annette Engelhardt

Gisela Voltz von Mission EineWelt und Maria Gmelch von attac Nürnberg (v.l.n.r.) beim Klimastreik
Foto: Gerd Engelbrech

Gisela Voltz von Mission EineWelt-Referat Bildung Global forderte in einem Redebeitrag bei der Klima-Demo am 15. September 2023 in Nürnberg verbindliche Klimaschutz-, Umwelt- und Sozialstandards in internationalen Handelsabkommen. In seiner derzeitigen Form würde dieser Handelsvertrag die Regenwaldabholzung und die Ausweitung von Monokulturen nur befördern, kritisierte die Pfarrerin. Es sei heuchlerisch, einerseits den Handel mit klimaschädlichen Produkten wie Fleisch, Soja, Mineralien und Autos ausweiten zu wollen und gleichzeitig Klima- und Umweltschutzvorschriften in eine potenziell unwirksame Zusatzvereinbarung zu verbannen. Länder des Globalen Südens sollten nicht länger billige Rohstofflieferanten für die Industrieländer bleiben, so Voltz weiter. Klimaschutz müsse das vorrangige Anliegen von allen sein.

Von 13. bis 19. September 2023 tagt die 13. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Krakau. Die Tagung des höchsten LWB-Gremiums findet nach 1984 in Budapest erst zum zweiten Mal in der LWB-Region Mittel- und Osteuropa statt. Neben der Neuwahl von Präsident*in und Rat stehen verschiedene Themen auf der Agenda, die nicht nur die Kirchen, sondern die Welt insgesamt bewegen. Mit dabei sind auch die Mission EineWelt-Direktor*innen Gabriele und Hanns Hoerschelmann, die sich wichtige Impulse für die Arbeit des internationalen Partnerschaftszentrums der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) erwarten.

Die Predigt beim Eröffnungsgottesdienst kam von Danielle Dokman, Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Surinam Foto: LWB

Die Predigt beim Eröffnungsgottesdienst kam von Danielle Dokman, Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Surinam
Foto: LWB

„Der Lutherische Weltbund bildet den Rahmen der weltweiten Beziehungen, die Mission EineWelt im Auftrag der ELKB gestaltet. Alle unsere Partnerkirchen sind hier Mitglied. Somit werden die Beschlüsse von Krakau für diese Beziehungen eine wichtige Grundlage bilden und in der konkreten Zusammenarbeit mit den Partnerkirchen mit Leben gefüllt“, fasst Hanns Hoerschelmann seine Erwartungen zusammen.

Auf dem Programm steht unter anderem ein Besuch der Gedenkstätte und des Museums Auschwitz-Birkenau am 15. September. Gabriele Hoerschelmann erachtet diesen Termin als „ganz besonders wichtig“. Die Auseinandersetzung mit diesem unvorstellbaren Grauen habe eine immer wieder zu erneuernde Priorität. Angesichts dessen, dass manche Mitgliedskirchen des LWB „in unterschiedlicher Weise“ von „Vernichtung, Rassismus und ethnischer Verfolgung“ geprägt seien, bestehe auch die Frage, welche eigenen schmerzhaften Erfahrungen der Besuch bei Teilnehmenden auslöst.

Das übergreifende Thema der Vollversammlung lautet „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“. Dabei soll es laut Mitteilung des LWB darum gehen, „wie wichtig es ist, Einheit in den Kirchen und Gesellschaften zu fördern, um Spaltungen zu heilen und die zunehmende Polarisierung zu überwinden“. Grundlage für Gespräche und Diskussionen werden verschiedene Referate bieten, die sich laut LWB „einigen der größten und wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit widmen“ und reflektieren, „wie die Kirchen in ihren unterschiedlichen regionalen Kontexten Botschafterinnen der Hoffnung sein und glaubhaftes Zeugnis für das Evangelium ablegen können“.

Hanns Hoerschelmann erhofft sich von der LWB-Vollversammlung deshalb ein Zeichen der Gemeinschaft: „Gerade in Zeiten, in denen populistische Parolen und kriegerische Auseinandersetzungen in Europa, aber auch in anderen Teilen der Welt zu unser Wirklichkeit gehören, braucht es Orte der gelebten Gemeinschaft. Das Motto der Versammlung, ein Leib, ein Geist eine Hoffnung, macht für mich deutlich, dass es eine Einheit geben kann, die unsere Verschiedenheiten aushält. Das erleben wir in unserer täglichen Arbeit mit unseren Partnerkirchen, und hierfür erhoffe ich mir Impulse von der Vollversammlung“, sagt der Mission EineWelt-Direktor.

Vor dem Hintergrund der Partnerschaftsarbeit von Mission EineWelt, bei der immer wieder deutlich wird, in welch großem Ausmaß die Menschen in den Partnerkirchen seit einigen Jahren unter dem Klimawandel leiden, ist Gabriele Hoerschelmann besonders gespannt darauf, „wie sich die Delegierten zur Klimakrise äußern werden“.

Und was kommt danach? – Die große Herausforderung sieht Hanns Hoerschelmann darin, „die Themen und Beschlüsse der Vollversammlung in den kommenden Jahren in unseren eigenen kirchlichen Kontext hier in Bayern hineinzutragen“. Dort werden aus seiner Sicht „die Möglichkeiten der weltweiten Verbundenheit kaum wahrgenommen“. „Deshalb“, so Hoerschelmann weiter, „wird es eine wichtige Aufgabe von Mission EineWelt sein, an dieser Vermittlung in unsere eigene Landeskirche hinein mitzuwirken. Sei es in den kirchenleitenden Gremien, den vielen Partnerschaftsgruppen oder im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit“.

„Fair. Und kein Grad mehr“ lautet das Motto der Fairen Woche 2023. Die Aktionswoche des fairen Handels beschäftigt sich in den Jahren 2023 und 2024 mit dem UN-Nachhaltigkeitsziel (SDG) 13, „Maßnahmen zum Klimaschutz“. Vom 15. bis 29. September 2023 geht es dabei vor allem um das Thema „Klimagerechtigkeit“ und speziell die Frage, „wie sich die Klimakrise auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Produzent*innen auswirkt und welchen Beitrag der Faire Handel zur Umsetzung von Klimagerechtigkeit leistet“.

Mission EineWelt macht mit bei der Fairen Woche und hat dazu folgende Angebote in Ausstellung/Weltladen und im Otto-Kuhr-Saal: 

  • 19. bis 29. September während der Öffnungszeiten im Weltladen:
    Rätsel- und Schätzfragen, Schatzsuche
    Teilnahmemöglichkeit an der Fairtrade-Rallye durch Neuendettelsau mit dem Handy: Der QR-Code zum Starten liegt im Weltladen aus.
  • 20. September, 19.30 bis 21 Uhr, im Otto-Kuhr-Saal: Faires Mittwochskino mit dem Dokumentarfilm „One Word“: Menschen auf den Marshall-Inseln berichten von den Klimaveränderungen und darüber, wie sie ihre Kultur und Identität bewahren. Der Eintritt ist frei.
  • 23. September, 11 bis 13 Uhr, im Weltladen: Origami-Meerestiere falten
  • 23. September, 12 bis 12.30 Uhr, in der Ausstellung: Führung durch die Ausstellung: „Klimagerechtigkeit in unseren kirchlichen Partnerschaften“

Für keines der Angebote ist eine Anmeldung erforderlich

 

Öffnungszeiten von Weltladen und Ausstellung während der Fairen Woche:

Di bis Fr: 10 bis 12.30 sowie 14 bis 17 Uhr

Sa: 10 bis 13 Uhr

Dr. Christiane Averbeck (Klima-Allianz Deutschland). Foto: Simone M. Neumann

Die Extremwetter in diesem Sommer sind ein direkter Handlungsauftrag an die Politik – aber auch an uns alle, meint Dr. Christiane Averbeck, Geschäftsführende Vorständin der Klima-Allianz Deutschland. Mission EineWelt ist eines von rund 150 Mitgliedern des Bündnisses. Mit der nötigen sozial-ökologischen Transformation geht es noch zu langsam voran. Woran hakt es und wie schaffen wir die Wende?

Waldbrände in Kanada sorgen für Rekordemissionen, die das ferne New York in giftigen Rauch hüllen. Auf Hawaii sterben mehr als hundert Menschen in den Flammen, auf der griechischen Urlaubsinsel Rhodos werden ganze Dörfer evakuiert. Überschwemmungen in Norditalien und Slowenien erinnern schmerzhaft an die Flutkatastrophe im Ahrtal. Der Juli war der weltweit heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Die Nachrichten der vergangenen Monate lesen sich wie ein Protokoll der Apokalypse. Die Häufung und Intensität der Extreme zeigt: Die Klimakrise ist kein abstraktes Szenario mehr, sondern längst Realität. Nie war deutlicher, dass wir dringend aus den fossilen Energien aussteigen müssen. Der nötige Aufbruch geht aber noch immer zu zögerlich voran. Wollen die Leute etwa keinen Klimaschutz?

Die kürzlich erschienene Umweltbewusstseinsstudie des Umweltbundesamtes zeigt: Und ob sie wollen! Die große Mehrheit der Befragten befürwortet Maßnahmen zum Klimaschutz und den klimafreundlichen Umbau der deutschen Wirtschaft. Die Studie zeigt auch, dass sich viele Bürger*innen sorgen, mehr Klimaschutz könnte ihre finanzielle Situation und die soziale Ungleichheit verschärfen. Das ist angesichts der explodierenden Heizkosten, der ohnehin hohen Mieten und der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich gut verständlich. Die Politik sollte dies als Handlungsauftrag verstehen, Klimaschutzmaßnahmen sozial gerecht auszugestalten.

Die sozial-ökologische Wende findet nicht mehr nur in fernen Kohlekraftwerken statt, sondern bei uns allen zu Hause im Heizungskeller, am Küchentisch und in der Garage. Die Emissionen müssen dringend runter, insbesondere in den Sektoren Verkehr und Gebäude. Wir alle sind gefragt, nach unseren Möglichkeiten zu handeln und in unsere Zukunft zu investieren. Die Politik muss Lösungen für finanziell benachteiligte Menschen umsetzen, zum Beispiel mit einem Klimageld als Ausgleich für den steigenden CO2-Preis.

Was also tut unsere Bundesregierung?

Klimaschutz darf nicht im parteipolitischen Klein-Klein stecken bleiben, sondern muss mit der gleichen Verantwortung betrieben werden, wie wir es etwa bei der Coronakrise von allen demokratischen Parteien erwarten konnten. Ein aktuelles Beispiel ist die fehlgeleitete Debatte um das Gebäudeenergiegesetz. Politik und Medien haben hier Verunsicherung geschürt, anstatt die Menschen für die dringend notwendige Modernisierung der Gebäude zu begeistern.

Trotz dieser Verunsicherung zeigt das Beispiel aber auch : Viele Menschen sind bereit, auf klimafreundliche Technologien umzusteigen und dafür auch Kosten in Kauf zu nehmen. Es ist die Politik, die offenbar den Ernst der Lage nicht erkennt und Verantwortung vermissen lässt. Wir Bürger*innen sollten uns da nichts vormachen lassen. Politiker*innen sollten sich überlegen, auf welches Pferd sie setzen: Wollen sie zu denen gehören, die an der fossilen Vergangenheit festhalten oder wollen sie eine bessere Zukunft mitgestalten?

Eine Lehre aus dem Debakel ums Gebäudeenergiegesetz ist, dass die fossile Lobby nicht schläft – im Gegenteil. Die Art und Weise, mit der dieses wichtige Gesetz diskutiert wurde, entspricht nicht der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung von Politik und Medien, in Bezug auf wirksame Maßnahmen des Klimaschutzes und der Klimagerechtigkeit die von einer möglichst breiten Öffentlichkeit unterstützt werden können..

Aber wir schlafen auch nicht.

Die Klima-Allianz Deutschland vereint rund 150 Organisationen aus Bereichen wie Umwelt, Entwicklung, Kirchen, Kultur, Soziales und Gewerkschaften. Gemeinsam gehen wir mit der Politik ins Gespräch, bauen Brücken. Unsere Mitglieder haben kluge Vorschläge und erproben in mutmachenden Projekten, wie eine sozial gerechte Transformation in Richtung Klimaneutralität aussehen kann. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Fridays for Future rufen wir zum Klimastreik auf. Sie wollen eine Regierung, die sozial gerechten Klimaschutz vorantreibt, anstatt ihn zu bremsen? Dann gehen Sie am 15. September mit uns auf die Straßen. Zeigen wir, was die Mehrheit will!