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Andacht – Gehalten und getragen

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Gott, du bleibst, wie du bist und deine Jahre nehmen kein Ende. Ps. 102,28

 

Heute würde mein Großvater seinen 122. Geburtstag feiern – wenn er nicht schon vor 50 Jahren verstorben wäre. 122 Jahre, das geht, die Französin Jeanne Calment ist so alt geworden. Sie führt mit 122 Jahren und 164 Tagen die Liste der ältesten Menschen an, deren Lebensalter mit glaubwürdigen Daten belegt werden konnte. Und doch: Im Jahr 1997 ist auch sie gestorben. Kein Mensch lebt ewig. Das irdische Leben ist ein immerwährendes Werden und Vergehen.

Der Beter des 102. Psalms, aus dem die heutige Tageslosung ist, hat auch dieses Thema: Werden und Vergehen oder besser umgekehrt: Vergehen und Werden. Er hat wohl die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier erlebt, die Mauern: geschliffen, der Königspalast: zerstört. Und das Schlimmste: der Tempel Salomos, ebenso zerstört und geschändet, die Bundeslade mit den Gesetzestafeln des Moses nach Babylon weggebracht. Das religiöse Zentrum Israels ausgelöscht. Das beklagt der Psalmbeter mit eindrücklichen Worten, aus denen man spürt, wie nahe ihm das alles geht, wie sehr es ihn persönlich trifft. Doch bleibt es nicht bei der Klage. Angesichts der Zerstörung bittet er Gott um Erbarmen, um einen Neustart, um ein Neuwerden, nachdem alle Herrlichkeit Jerusalems vergangen ist. An einem Tiefpunkt setzt er alle Hoffnung auf Gott, den Ewigen, dass er wieder Neues schafft.

Auch wenn wir nun bald wieder Weihnachten feiern, greifen wir dieses Motiv auf. In der längsten, dunkelsten Nacht des Jahres feiern wir, dass durch die Geburt Jesu Gottes Licht in der Dunkelheit aufscheint, uns Hoffnung gibt, die Hoffnung, dass Gott uns hält und trägt, was immer auch geschehen mag. Gott schenke uns immer wieder neu diese Erfahrung des Gehalten- und Getragen-Seins in allen Höhen und Tiefen des Lebens.

 

Andacht: Günter Fischer, Tagungsstätte, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

God, you remain as you are and your years have no end. Ps. 102:28

 

Today my grandfather would celebrate his 122nd birthday – if he hadn’t passed away fifty years ago. 122 years, that’s how old the French woman Jeanne Calment has become. At 122 years and 164 days, she heads the list of the oldest people whose age could be proven with credible data. And yet, in 1997, she too died. No human being lives forever. Earthly life is a perpetual process of becoming and passing away.

The man that prays the 102nd Psalm, from which today’s watchword is taken, also has this theme, becoming and passing away, or better, vice versa, passing away and becoming. He must have experienced the destruction of Jerusalem by the Babylonians, the walls: dragged down, the royal palace: destroyed. And, worst of all: the Temple of Solomon, also destroyed and desecrated, the Ark of the Covenant with the Tables of the Law of Moses taken away to Babylon. The religious centre of Israel extinguished. The psalmist laments this with impressive words, from which one senses how close all this is to him, how much it affects him personally. But the lament does not stop there. In view of the destruction, he asks God for mercy, for a new start, for a new beginning, after all the glory of Jerusalem has passed away. At a low point, he places all hope in God, the Eternal, that he will create something new again.

As we will soon be celebrating Christmas again, we take up this motive. In the longest, darkest night of the year, we celebrate that by the birth of Jesus, God’s light shines into the darkness, gives us hope, the hope that God will hold us and carry us, whatever may happen. May God give us again and again this experience of being held and carried in all the ups and downs of life.

 

Prayer: Günter Fischer

Illustration: Daniela Denk