Symposium beleuchtet Beziehung zwischen lutherischen Kirchen in Bayern und Brasilien

„A Caminho. Gemeinsam auf dem Weg“ war das Motto der Konferenz am vergangenen Wochenende in Neuendettelsau, zu der Mission EineWelt und der Martin-Luther-Verein in Bayern e.V. eingeladen hatten. Rund 120 Brasilien-Interessierte setzten sich mit der Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) auseinander.

Eigens vom Zuckerhut angereist war der Kirchenpräsident der IECLB, Pfarrer Nestor Friedrich. Er schilderte, welche Themen seine Kirche aktuell beschäftigen. Die IECLB hat ungefähr 700.000 Mitglieder bei einer Einwohnerzahl von über 200 Millionen. Es sei deshalb besonders wichtig, dass man den weit verstreuten Gemeinden das Gefühl gibt, Teil einer großen, nationalen Kirche zu sein. Ein Werkzeug dafür ist das Ausrufen eines Jahresthemas, an dem Gemeinden und die Kirchenführung zusammen arbeiten und so ihre gemeinsame Identität stärken. „Bei den vielfältigen Herausforderungen hilft uns oft der Blick von Außenstehenden, von den Partnerkirchen“, so Nestor Friedrich. Als Beispiele nannte er die langfristige Planung des Gemeindeaufbaus oder das Engagement im Amazonasgebiet. „Partnerschaft bezweckt einen Lernprozess“, fasste er zusammen.

Dass dieses Lernen auf Gegenseitigkeit beruht, betonte Oberkirchenrat Michael Martin, Leiter der Abteilung „Ökumene und kirchliches Leben“ der ELKB. Seit 1980 unterhält die bayerische Landeskirche offizielle Beziehungen zur IECLB. Globale Herausforderungen beträfen die Kirche in Bayern genauso wie in Brasilien, erklärte der Oberkirchenrat, etwa der Klimawandel oder die Kluft zwischen Arm und Reich. Der Austausch von Pfarrern ist für Michael Martin das ideale Instrument, um voneinander zu lernen. Deswegen müsse mehr Geld für den Ausbau bereitgestellt werden. Außerdem sei es wichtig, Partnerschaften, die auf rein persönlichen Kontakten beruhen, auf ein dauerhaftes Fundament zu stellen. „Ich rufe ausdrücklich zu festen Vereinbarungen und verbindlichen Erklärungen auf“, so der Oberkirchenrat.

Anlass für das Symposium war der 150. Geburtstag von Otto Kuhr (1864-1938). Der Pfarrer wurde 1897 vom „Lutherischen Gotteskasten in Bayern“ – dem Vorläufer des heutigen Martin-Luther-Vereins – von Rothenburg ob der Tauber aus nach Brasilien entsandt. Ihm folgten bis heute 140 weitere Pfarrer. „Der Gotteskasten hat maßgeblich zur Entstehung der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien beigetragen“, erklärte der Vorsitzende des Vereins, Pfarrer Wolfgang Hagemann.

Der abschließende festliche Empfang am Samstagabend – ausgerichtet von der ELKB – stand ganz im Zeichen der deutsch-brasilianischen Freundschaft. Zahlreiche Gäste aus den Partnerschaftsgruppen und offizielle Vertreter der Landeskirche, der Evangelischen Kirche Deutschlands, aus Politik und dem Hochschulbereich amüsierten sich bei Musik und Gesang und genossen eine bayerische Adaption des brasilianischen Nationalgerichts Churrasco.

Eine Woche Musik, Diskussionen und Informationen in der Villa Leon
Die diesjährige Lateinamerikawoche findet vom 25. Januar bis zum 2. Februar 2014 in der Nürnberger Villa Leon mit Kultur-Veranstaltungen, Informationen und Diskussionen zu aktuellen politischen und sozialen Entwicklungen in Lateinamerika statt.

Am Samstag, 25. Januar, um 20 Uhr, startet die Themenwoche mit Sub-Urban Brazilian Music der Gruppe Da Cruz mit Samba, Afrobeat und Indie-Funk, wildem Dancehall und saftigen Breakbeats. Inhaltlich im Mittelpunkt stehen dieses Jahr unter anderem die politischen und sozialen Entwicklungen in Brasilien vor der Fußballweltmeisterschaft, auch im Vergleich mit Südafrika – dazu wird auch Leandro Anton, brasilianischer Geograph und Aktivist in der Protestbewegung, sprechen. Weitere Themen sind die Rolle der Staaten Lateinamerikas bei der Entwicklung der Menschenrechte, der Umgang mit Flüchtlingen und MigrantInnen auf dem Weg in den Norden, die Rohstoffpolitik der lateinamerikanischen Linksregierungen sowie einen vergleichenden Blick auf soziale Proteste in Brasilien, Deutschland und in der Türkei.

Im Programm sind auch zwei sehenswerte Ausstellungen: „Unsichtbare Opfer – Migrantinnen und Migranten auf ihrem Weg durch Mexiko“ und die beeindruckende Fotoausstellung „Hier sind wir gestorben und wurden neu geboren” mit Dokumentarphotographien von David von Blohn – eine Spurensuche, 40 Jahre nach dem Putsch in Chile.

Zur Sonntagsmatinée ist Zé do Rock eingeladen, der mit seinem Buch „Per Anhalter durch die brasilianische Galaxis“ in seiner ganz eigenen Sprache die Erlebnisse seiner ungewöhnlichen Reise per Anhalter von Boa Vista an der brasilianisch-venezolanischen Grenze nach Chuí an der Grenze zu Uruguay zeigt.

Traditionsgemäß gehört ein Gottesdienst im lateinamerikanischen Stil zur Lateinamerikawoche. Dieses Jahr steht er unter dem Motto „Menschenrecht Fußball“. Am Sonntag, 2. Februar, wird die Lateinamerikawoche mit dem bunten Kinder- und Familienfest „Fiesta Latina“ unter anderem mit einem mexikanischen Puppentheater abgerundet.

Die Lateinamerikawoche bietet mit ihren Veranstaltungen wie jedes Jahr ein vielschichtiges Informations- und Diskussionsforum zu aktuellen Entwicklungen in Lateinamerika und ihren globalen Bezügen. Weitere Infos unter www.lateinamerikawoche.de

Ansprechpartnerin zur Lateinamerikawoche:
Gisela Voltz
Telefon: 0911 36672-15
E-Mail:

Veranstalter und weitere Informationen
Ermöglicht wird dieses mittlerweile bundesweit einmalige Projekt vom „Trägerkreis Lateinamerikawoche“, in dem Mission EineWelt mit der Evangelischen Studierendengemeinde, engagierten Nürnberger Vereinen und Initiativen sowie verschiedenen städtische Institutionen zusammenarbeitet. Die Lateinamerikawoche wird gefördert aus den Mitteln der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern über das Centrum Mission EineWelt, der Petra Kelly Stiftung und des Kurt-Eisner-Vereins.

Im Anschluss an die Lateinamerikawoche findet vom 6. bis 13. Februar 2014 die „Lateinamerika Filmwoche“ im Filmhauskino/ Künstlerhaus statt.

Zwei Katastrophen in lateinamerikanischen Partnerkirchen

Bereits Ende Dezember haben sich in lateinamerikanischen Partnerkirchen der bayerischen Landeskirche schwere Katastrophen ereignet. So ist der Südosten Brasiliens erneut von einer schweren Überschwemmung betroffen und im zentralamerikanischen El Salvador ist der Vulkan San Miguel – in der Landessprache „Chaparrastique“ – ausgebrochen.

Brasilien: Schwere Regenfälle haben im Südosten Brasiliens mindestens 30 Menschen das Leben gekostet. Insgesamt sind nach offiziellen Angaben rund 50.000 Einwohner der Bundesstaaten Espirito Santo und Minas Gerais obdachlos geworden, weil bei Überflutungen und Erdrutschen Häuser zerstört wurden.

Allein im Bundesstaat Espirito Santo, der an Rio de Janeiro grenzt, wurden nach Behördenangaben bei den heftigsten Regenfällen seit 90 Jahren mindestens 21 Menschen getötet. In den vergangenen zwei Wochen mussten mehr als 48.000 Menschen aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden, weil es nicht mehr aufhörte zu regnen. In vielen überfluteten Ortschaften wurden Brücken und Straßen zerstört. Gouverneur Renato Casagrande rief den Notstand aus.

In Minas Gerais regnet es schon seit Oktober beinahe unaufhörlich. Mehr als 40.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen und in Notunterkünften in Sporthallen, Schulen und Kirchen Weihnachten feiern. Insgesamt standen 79 Kommunen in Minas Gerais unter Wasser, für 26 von ihnen wurde der Notstand ausgerufen.

El Salvador: Am 29. Dezember schon ist der Vulkan Chaparrastique (aus der Sprache der Lenga übersetzt „Heiße Erde“) in El Salvador ausgebrochen und hat vor allem die Regionen San Miguel und Usulután mit einer riesigen Aschewolke bedeckt. Es gab keine Todesopfer, jedoch mussten hunderte Familien fliehen. Die Gesundheitsbehörde wie auch die staatlichen Einrichtungen des Zivil- und Umweltschutzes seien sofort aktiv geworden und hätten eine umfassende Soforthilfe eingeleitet, berichtet der Bischof der lutherischen Kirche des Landes, Medardo Gomez, gegenüber Mission EineWelt.

Die lutherische Kirche habe vom ersten Tag geholfen, berichtet Gomez. „Durch den Einsatz der Mitarbeitenden des Sozialprogrammes entwickelte sich eine kontinuierliche Arbeit der Begleitung und Unterstützung, verbunden mit dem Versprechen, dass wir uns nicht eher zurückziehen werden, bevor nicht die Lebensumstände verbessert werden können.“ Um den Betroffenen in der aktuellen Situation helfen zu können, brauche es in erster Linie Medikamente zum Schutz der Haut, der Atemwege, für den Magen, und Medikamente gegen Denguefieber und Malaria. Sehr dringend würden auch Lebensmittel benötigt.

Mission EineWelt ist mit beiden Partnerkirchen eng verbunden und leitet Spenden für die Opfer der beiden Kastatrophen an die Partnerkirchen weiter. Wer spenden möchte, kann dies direkt über das Online-Spendenformular oder unter dem Stichwort

„Überschwemmung Brasilien“ oder „Vulkanausbruch El Salvador“

auf das Konto 10 11 111
BLZ: 520 604 10

IBAN: DE12 5206 0410 0001 0111 11
BIC: GENODEF1EK1

bei der Evangelischen Bank eG tun.