Seit 25. Juni ist eine dreiköpfige Delegation des Indianermissionsrats COMIN aus der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien auf Partnerschaftsbesuch in Bayern. Das Dekanat Sulzbach-Rosenberg, das seit 35 Jahre partnerschaftliche Beziehungen zur Partnerkirche in Brasilien unterhält, war zunächst Gastgeber für Dr. Renate Gierus, Noeli Falcade und Liria Salles Ribeiro.

Bevor die Frauengruppe heute nach Schwandorf weiterreist, war sie für einige Tage zum Gedankenaustausch über die gemeinsame Arbeit mit der indigene Bevölkerung der Guarani und Kaingang bei Mission EineWelt und war auch inhaltlich am Jahresempfang des Partnerschaftszentrums beteiligt, der am 4. Juli in Augsburg stattfand und sich mit dem Thema Migration befasste.

Geplant sind unter anderem noch ein Besuch und Gespräche in der Zentralen Aufnahmestelle für  Asylbewerber/innen in Zirndorf und die Mitwirkung bei Fest der weltweiten Kirche, das am 18./19. Juli in Neuendettelsau stattfinden wird.

Costa Rica hat seit dem 8. Mai 2014 einen neuen Präsidenten: Luis Guillermo Solís von der sozialdemokratischen Partei “PAC”. Er wurde am 6. April im zweiten Wahlgang mit einer überwältigenden Mehrheit von 77 Prozent gewählt. Bereits aus dem ersten Wahlgang im Februar war Solís völlig überraschend als Sieger hervorgegangen, nachdem “PAC” in den Umfragen lange Zeit weit abgeschlagen zurückgelegen war.

Einen großen Anteil an diesem Erfolg und dem Regierungswechsel in Costa Rica, das acht Jahre lang von der neoliberalen Partei “Liberación” regiert wurde, hatte Melvin Jimenéz, ein alter Weggefährte von Solís und Bischof der Lutherischen Kirche in dem mittelamerikanischen Land. Solís hatte Ende 2013 den Bischof zum Chef seiner Wahlkampagne ernannt und Jiménez führte den Präsidentschaftskandidaten mit seinem unvergleichlichen Geschick, Menschen zu motivieren, zu diesem historischen Erfolg. Schon vor dem Ausgang des zweiten Wahlgangs war klar, dass Jiménez  im Falle eines Wahlsieges einen Posten in der neuen Regierung übernehmen würde.

Als “ministro de la Presidencia”, was hierzulande mit dem Kanzleramtsminister vergleichbar ist, ist Jimenéz seit der offiziellen Regierungsübergabe am 8. Mai im Nationalstadion von Costa Rica jetzt für vier Jahre engster Berater an der Seite des Präsidenten. Vom Vorsitz in der Kirchenleitung der Lutherischen Kirche Costa Ricas ist er inzwischen zurückgetreten, sein Amt als Bischof will er ruhen lassen.

Präsidentin Michelle Bachelet hat die lutherische Pastorin Ende April berufen

„Im Namen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile gratuliere ich Dir zu deiner Ernennung zur Kaplanin in der Moneda,“ schrieb der Kirchenpräsident der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (IELCH), Luiz Alvarez, in einem Gratulationsschreiben an seine Vorgängerin Gloria Rojas. Am 29. April wurde sie durch Präsidentin Michelle Bachelet in dieses Amt im Präsidentenpalast berufen. „Das ist ohne Zweifel eine hohe Anerkennung deiner bisherigen pastoralen Arbeit“, so Alvarez.

Rojas studierte nach ihrer Schulzeit evangelische Theologie an der ISEDET in Buenos Aires. Nach ihrem Studium war die promovierte Theologin in mehreren Gemeinden der IELCH tätig. Rojas wurde 2001 Kirchenpräsidentin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile, nachdem ihr Amtsvorgänger Martin Junge zum Lateinamerikareferent im Lutherischen Weltbund berufen wurde. Im Juli 2010 wurde sie neben sieben weiteren Personen zur Vizepräsidentin im Lutherischen Weltbund gewählt. 2011 übergab sie ihr Kirchenpräsidenten-Amt an Luis Alvarez und war danach Pastorin in Punta Arenas, der südlichsten lutherischen Gemeinde der Welt, bevor sie Ende Dezember 2013 in den Ruhestand ging.
„Deine Berufung in die Moneda ist auch eine Ehre für die IELCH und das gesamte chilenische Luthertum“, schreibt Luis Alvarez. „Wir werden Dich mit unseren Gebeten in diesem wichtigen Amt unterstützen.“
Dass es eine evangelische Seelsorgerin im Präsidentenpalast gibt ist der jüngeren Geschichte Chiles geschuldet. Die „Evangelische Bewegung“ hat in den letzten Jahren in Chile ein signifikantes Wachstum erlebt. In der Volkszählung des  Jahres 2012 gaben 16,62% der Bevölkerung an, dass sie „evangelisch“ sind.

Nach der Wiedereinführung der Demokratie Anfang der 1990er Jahre begannen Diskussionen für ein neues Kirchengesetz, das allen evangelischen Kirchen Gleichstellung gewähren sollte. Diese Diskussionen mündeten in ein neues Religionsgesetz, das 1999 verabschiedet wurde. Die evangelischen Kirchen wurden damit der katholischen Kirche faktisch gleichgesetzt. Sie wurden Einrichtungen öffentlichen Rechtes. Daraus ergaben sich unter anderem die Einrichtung evangelischer Krankenhaus- und Militärseelsorge und evangelischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen. Ebenso wurde der Reformationstag staatlicher Feiertag. Eine symbolisch ebenso wichtige Entscheidung war, eine evangelische Kaplanin am Präsidentenpalast dem katholischen Kaplan gleichzustellen.
Gloria Rojas ist die vierte evangelische Kaplanin an der Moneda. Ihre Aufgaben sind es, die Mitarbeitenden am Präsidentenpalast seelsorgerlich zu begleiten, Gottesdienste anzubieten, die Regierung von evangelischer Seite beratend zur Seite zu stehen und der „evangelischen Welt“ Chiles in der Regierung eine Stimme zu geben.

Konferenz der lutherischen Kirchen von Costa Rica, Honduras, El Salvador und Nicaragua

Mittelamerika taucht in der deutschen Presse nur auf, wenn es Katastrophen gibt. Die Länder Honduras, El Salvador, Nicaragua und Costa Rica gehören zu den von Krisen geschüttelten Regionen der Welt. Grund dafür ist einerseits die Lage. Im Osten sorgt der Atlantik und im Westen der Pazifik für extreme Wetterlagen, hinzukommen die vielen tätigen Vulkane. In Europa ist es jedoch keine Nachricht, wenn ein Erdbeben der Stärke 6,2 auf der Richterskala die Menschen erschreckt, wie es in den letzten Tagen geschehen ist.

Andererseits gilt die Region als Hinterhof der USA und wird inzwischen sehr stark von Drogenbanden beherrscht. Mittelamerika ist zum Drogenkorridor zwischen Süd- und Nordamerika geworden. In  der Stadt San Pedro Sula in Honduras musste sich beispielsweise der Pfarrer außer Landes begeben, weil die Drogenbanden monatlich 400 Euro Wegezoll von ihm verlangten. Nun muss die Gemeinde ohne pastorale  Begleitung auskommen.

Wie kann man Kirche sein in einer solchen Region? Diese Frage beschäftigte kirchliche Repräsentanten aus den vier Ländern: Pfr. Katia Cortez aus Nicaragua, Bischof Medardo Gomez aus El Salvador, Pfr. Carlos Bonilla aus Costa Rica und Pfr. Martin Girón aus Honduras.

Eine Form, als kleine Kirche das öffentliche Leben gestalten zu können, hat die lutherische Kirche von Costa Rica nun gezeigt. Bischof Melvin Jimenez hat sich in die Politik begeben. Seine kleine Partei „Partido Acción Ciudana“ mit Luis Guillermo Solis an der Spitze hat die Wahl gewonnen. Der Bischof wird nun in die Politik gehen. Für die Kirche gibt es schon eine gut organisierte Form, wie es ohne den Bischof weitergehen soll.

Eine wichtige Unterstützung erfahren die mittelamerikanischen Kirchen durch lutherische Kirche Brasiliens. Sie gibt Hilfestellung in dem Bereich der Aus- und Weiterbildung. Die lutherischen Pfarrer und Diakone in Mittelamerika werden in ökumenischen Seminaren ausgebildet und es fehlt deshalb am lutherischen Profil. Eine Kirche alleine kann die Spezialisierung nicht leisten. Die brasilianische Kirche richtet aus diesem Grund mit bayerischer Beteiligung Fortbildungskurse aus. Ebenso wird mit ihrer Hilfe ein Gesangbuch erstellt.

Ostern und Aufbruch gehören zusammen. In der gemeinsamen Konferenz der lutherischen Kirchen in Mittelamerika und der lutherischen Kirche Brasiliens in der Großstadt Mexiko ist viel davon zu verspüren. Die bayerische Landeskirche unterstützt die Kirchen über Mission EineWelt, damit der Gedanke eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Freiheit in Mittelamerika seinen Raum behält.

Konferenz der Führungskräfte der lutherischen Kirchen in Lateinamerika in Mexiko City

Einerseits müssen Frauen in Lateinamerika dafür kämpfen, gleichberechtigt behandelt zu werden, andererseits kämpfen die Kirchen des Kontinents mit einer Ausbildungskrise. Beides waren Themen bei der diesjährigen Konferenz für Führungskräfte der lutherischen Kirchen Lateinamerikas, die am heutigen Freitag in Mexico City zu Ende geht. „Die verändernde Kraft Gottes in der theologischen Ausbildung!“ Unter diesem Oberthema stand die Veranstaltung der Kirchenleitenden im Süden des amerikanischen Kontinents.

Die Konferenz begann mit einem Vortrag von Dr. Edla Eggert, zu dem Thema: „Kontextuelle Interpretationen der Bibel aus der Sicht der feministischen Theologie.“ Sie schilderte die bestehende Unterwürfigkeit der Frauen in Lateinamerika, die eine lange Geschichte habe. Nach wie vor bestehe deshalb für Frauen eine große Schwierigkeit, studieren zu können und häufig sei eine partnerschaftliche Aufteilung der Aufgaben in der Familie nicht möglich. Nach Sicht Eggerts sei es aber wichtig, dass sich Lateinamerika von den europäischen feministischen und hermeneutischen Entwürfen löse und eigene Konzepte finde, die auf die Herausforderungen des lateinamerikanischen Kontextes eingehen.

Einen wichtigen Beitrag können die Ausbildungsstätten dazu leisten. Nach den Worten von Juan David Rodriguez, Professor am lutherischen Seminar in Chicago, sind aber die lutherischen Seminare in der Krise. Die finanziellen Mittel aus den Nordkirchen gehen nach seinen Worten zunehmend zurück. Das sieht auch Martin Junge so. Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes in Genf nahm zum Thema „Theologische Ausbildung in Lateinamerika“ Stellung. „Die theologische Ausbildung ist eine große Frage für viele lutherische Kirchen in der Welt. Es ist wichtig, dass die Nachhaltigkeit und die Ziele der theologischen Ausbildung gesichert sind. Durch eine gute Ausbildung können sich die Kirchen engagiert an dem Wirken Gottes in dieser Welt beteiligen.“ „Ich habe“, so fährt er fort, „dabei mehr Fragen als Antworten. Aber ich bin zuversichtlich, dass die Antworten gefunden werden.“

Auch das bayerische Partnerschaftszentrum Mission EineWelt sei nach seinen Worten aufgefordert, sich an den Gesprächen und Reflexionen zu diesem Thema zu beteiligen. Es könne nicht sein, dass Kirchen in der lutherischen Weltgemeinschaft alleine gelassen werden. Nur eine programmatische Ausrichtung mit einer guten Wegbegleitung werde garantieren, dass die Kirchen Lateinamerikas diese Krise bewältigen können.

Nach Meinung Junges kann Mission EineWelt von diesen Prozessen, wie man beispielsweise mit der religiösen Vielfalt umgeht, auch lernen und die Erfahrungen in die eigene Kirche zurückgeben.

Abschlussbericht von Lateinamerikareferent Hans Zeller zum Pastoralkolleg in Brasilien

Das Pastoralkolleg mit 28 Personen, 14 Pfarrer der bayerischen Landeskirche und 14 Pfarrer der brasilianischen lutherischen Kirche, endete im brasilianischen São Leopoldo. Am Wochenende hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, brasilianische Kollegen über die Schulter zu schauen.

In Paargruppen zogen am Freitagvormittag die Teilnehmer/innen los und mussten große Entfernungen, teils über 1000 Kilometer, zurücklegen, um die Einsatzplätze des brasilianischen Kollegen zu erreichen. In den 13 verschiedenen städtischen Kirchengemeinden konnten sie in dem Tandemmodell die pastorale Arbeit vor Ort erfahren. Bei dem anschließenden Treffen konnten die Pfarrer von ihren Einsätzen berichten. Mit großer Begeisterung wurde von den unterschiedlichen Erfahrungen berichtet.

Hans Zeller konnte bei dieser Runde auch den Kirchenpräsidenten Dr. Nestor Friedrich und den Leiter der Abteilung Mission und Evangelisation der lutherischen Kirche, Mauro Schwalm, begrüßen. Sie waren beeindruckt von dem Ergebnis der gemeinsamen Studien. In den Megastädten Brasiliens stehen die Kirchengemeinden vor sehr großen Herausforderungen. Das städtische Leben ist häufig sehr anstrengend. Dies hat zur Folge, dass viele Gemeindeglieder mit der Sehnsucht nach dem ruhigeren Leben in den ländlichen Regionen in der Stadt leben. Als große Aufgabe definierten deshalb die Teilnehmer das Ziel, dass die Kirche in den Städten Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Lebens anbieten sollten.

Deutlich wurde, dass die kirchliche Arbeit in der Stadt nicht wie die in einer ländlichen Region geführt werden kann. Neue Konzeptionen in Bezug auf Gottesdienste konnten in dem Abschlussgottesdienst, der mit einer Liturgie speziell für die städtische Realität gefeiert werden konnte, einfließen. Von besonderem Wert war das Erleben von Gemeinschaft. Zum Abschluss wurde deutlich, dass diese gemeinsame Arbeit auch fortgeführt werden sollte.

Lateinamerikareferent Hans Zeller berichtet von einem Pastoralkolleg in Brasilien

Müde und erschlagen stiegen 14 Pfarrerinnen und Pfarrer mitten in der Nacht in Brasilien aus dem Flugzeug. Sie kamen im Westen der paraguayischen Grenze an. Am Himmel glitzerten die Sterne. Der erste Augenblick ließ die Gruppe etwas ratlos sein. Doch dies änderte sich schnell. Denn Rolf Leitzke, Präsident der Evangelischen Synode in Westparana, hieß die Gruppe herzlich willkommen. Die Müdigkeit war damit zwar nicht verflogen, aber die Gruppe fühlte sich gleich gut aufgehoben. Nach einer 26-stündigen Reise wollten sich die Reisenden nur mal wieder richtig ausstrecken können.

„Mission in der Stadt“ lautet das Thema dieses weitgereisten Pastoralkollegkurses. Auf die Frage, warum sich die Gruppe zunächst einmal eine ländliche Region ansehen sollte, antwortet der brasilianische Synodalpfarrer Lauri Becker. „Die Menschen, die heute in der Stadt wohnen, sind häufig erst in den letzten Jahren vom Land gekommen.“

Westparana zeigt das sehr deutlich: Die Stadt Foz do Iguaçu, erste Station der bayerischen Pfarrergruppe, ist geradezu explodiert. Vor 20 Jahren wurde am Paranafluss ein großes Wasserkraftwerk gebaut, das Großstädte wie Sao Paulo und Curitiba mit Energie versorgt. Der Staudamm und der Tourismus haben die Menschen in die Stadt gezogen.

Gleich neben dem Wasserkraftwerk befindet sich ein riesiger Nationalpark. Er lässt ahnen, wie es vor 70 Jahren in der Gegend ausgesehen hat. Ein dichter Urwald prägte die leicht wellige Landschaft. Die intensiven grünen Farben der kraftvollen Natur sind bis heute bestimmend.  Ein fruchtbarer Lösboden und Regen über das ganze Jahr sind in dieser Region die Grundlage für zwei Ernten im Jahr. Im Augenblick ist es der Mais, der die Region prägt. Im Winter wächst die Sojapflanze. Auf die Frage nach den Pflanzenarten antwortet Vilmar Saar, Katechet und Soziologe: „Hier gibt es nur noch den Anbau von genverändertem Saatgut“.  Darüber wird in Westparana nicht mehr diskutiert.

Kleine Oasen versuchen es aber anders. Dafür steht die Familie Kaiser. Seit zehn Jahren bauen sie auf rund sechs Hektar Gemüse nach biologischen Richtlinien an. Nachdem der Bauer Valdemar Kaiser sich zweimal durch chemische Spritzmittel vergiftet hatte, wollte er damit nicht mehr weitermachen. Die Alternative, in die Stadt zu ziehen, widerstrebte ihm. So stellte er mit seiner Frau den Hof um, und sie sind heute trotz der vielen Arbeit glücklich.

Die Evangelische Kirche in Brasilien begleitet diese Menschen durch ein Team, das die Menschen berät und sie begleitet. „Ohne diese Beratung könnten wir dies nicht machen“, ist Valdemar überzeugt.

Manuela Marezani und Éverton Klug Mesquita heißen die beiden neuen Stipendiaten aus Brasilien, die in den beiden kommenden Semestern an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau Theologie studieren werden. Beide haben bisher an der Theologischen Hochschule in São Leopoldo studiert und sind im Rahmen eines Stipendiatenprogramms zwischen der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern für ein Jahr hier.

Die 19-jährige Manuela Marezani und der 21-jährige Éverton Klug Mesquita werden Anfang März zum Sprachkurs an die Universität nach München gehen, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern und dann während des Sommersemesters 2014 und des Wintersemesters 2014/2015 an der Augustana-Hochschule ihr Theologiestudium fortsetzen. Wenn die beiden Stipendiaten aus München zurück sind, werden wir sie in einem Interview über erste Eindrücke und ihre Erwartungen befragen.

Symposium beleuchtet Beziehung zwischen lutherischen Kirchen in Bayern und Brasilien

„A Caminho. Gemeinsam auf dem Weg“ war das Motto der Konferenz am vergangenen Wochenende in Neuendettelsau, zu der Mission EineWelt und der Martin-Luther-Verein in Bayern e.V. eingeladen hatten. Rund 120 Brasilien-Interessierte setzten sich mit der Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) auseinander.

Eigens vom Zuckerhut angereist war der Kirchenpräsident der IECLB, Pfarrer Nestor Friedrich. Er schilderte, welche Themen seine Kirche aktuell beschäftigen. Die IECLB hat ungefähr 700.000 Mitglieder bei einer Einwohnerzahl von über 200 Millionen. Es sei deshalb besonders wichtig, dass man den weit verstreuten Gemeinden das Gefühl gibt, Teil einer großen, nationalen Kirche zu sein. Ein Werkzeug dafür ist das Ausrufen eines Jahresthemas, an dem Gemeinden und die Kirchenführung zusammen arbeiten und so ihre gemeinsame Identität stärken. „Bei den vielfältigen Herausforderungen hilft uns oft der Blick von Außenstehenden, von den Partnerkirchen“, so Nestor Friedrich. Als Beispiele nannte er die langfristige Planung des Gemeindeaufbaus oder das Engagement im Amazonasgebiet. „Partnerschaft bezweckt einen Lernprozess“, fasste er zusammen.

Dass dieses Lernen auf Gegenseitigkeit beruht, betonte Oberkirchenrat Michael Martin, Leiter der Abteilung „Ökumene und kirchliches Leben“ der ELKB. Seit 1980 unterhält die bayerische Landeskirche offizielle Beziehungen zur IECLB. Globale Herausforderungen beträfen die Kirche in Bayern genauso wie in Brasilien, erklärte der Oberkirchenrat, etwa der Klimawandel oder die Kluft zwischen Arm und Reich. Der Austausch von Pfarrern ist für Michael Martin das ideale Instrument, um voneinander zu lernen. Deswegen müsse mehr Geld für den Ausbau bereitgestellt werden. Außerdem sei es wichtig, Partnerschaften, die auf rein persönlichen Kontakten beruhen, auf ein dauerhaftes Fundament zu stellen. „Ich rufe ausdrücklich zu festen Vereinbarungen und verbindlichen Erklärungen auf“, so der Oberkirchenrat.

Anlass für das Symposium war der 150. Geburtstag von Otto Kuhr (1864-1938). Der Pfarrer wurde 1897 vom „Lutherischen Gotteskasten in Bayern“ – dem Vorläufer des heutigen Martin-Luther-Vereins – von Rothenburg ob der Tauber aus nach Brasilien entsandt. Ihm folgten bis heute 140 weitere Pfarrer. „Der Gotteskasten hat maßgeblich zur Entstehung der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien beigetragen“, erklärte der Vorsitzende des Vereins, Pfarrer Wolfgang Hagemann.

Der abschließende festliche Empfang am Samstagabend – ausgerichtet von der ELKB – stand ganz im Zeichen der deutsch-brasilianischen Freundschaft. Zahlreiche Gäste aus den Partnerschaftsgruppen und offizielle Vertreter der Landeskirche, der Evangelischen Kirche Deutschlands, aus Politik und dem Hochschulbereich amüsierten sich bei Musik und Gesang und genossen eine bayerische Adaption des brasilianischen Nationalgerichts Churrasco.

Eine Woche Musik, Diskussionen und Informationen in der Villa Leon
Die diesjährige Lateinamerikawoche findet vom 25. Januar bis zum 2. Februar 2014 in der Nürnberger Villa Leon mit Kultur-Veranstaltungen, Informationen und Diskussionen zu aktuellen politischen und sozialen Entwicklungen in Lateinamerika statt.

Am Samstag, 25. Januar, um 20 Uhr, startet die Themenwoche mit Sub-Urban Brazilian Music der Gruppe Da Cruz mit Samba, Afrobeat und Indie-Funk, wildem Dancehall und saftigen Breakbeats. Inhaltlich im Mittelpunkt stehen dieses Jahr unter anderem die politischen und sozialen Entwicklungen in Brasilien vor der Fußballweltmeisterschaft, auch im Vergleich mit Südafrika – dazu wird auch Leandro Anton, brasilianischer Geograph und Aktivist in der Protestbewegung, sprechen. Weitere Themen sind die Rolle der Staaten Lateinamerikas bei der Entwicklung der Menschenrechte, der Umgang mit Flüchtlingen und MigrantInnen auf dem Weg in den Norden, die Rohstoffpolitik der lateinamerikanischen Linksregierungen sowie einen vergleichenden Blick auf soziale Proteste in Brasilien, Deutschland und in der Türkei.

Im Programm sind auch zwei sehenswerte Ausstellungen: „Unsichtbare Opfer – Migrantinnen und Migranten auf ihrem Weg durch Mexiko“ und die beeindruckende Fotoausstellung „Hier sind wir gestorben und wurden neu geboren” mit Dokumentarphotographien von David von Blohn – eine Spurensuche, 40 Jahre nach dem Putsch in Chile.

Zur Sonntagsmatinée ist Zé do Rock eingeladen, der mit seinem Buch „Per Anhalter durch die brasilianische Galaxis“ in seiner ganz eigenen Sprache die Erlebnisse seiner ungewöhnlichen Reise per Anhalter von Boa Vista an der brasilianisch-venezolanischen Grenze nach Chuí an der Grenze zu Uruguay zeigt.

Traditionsgemäß gehört ein Gottesdienst im lateinamerikanischen Stil zur Lateinamerikawoche. Dieses Jahr steht er unter dem Motto „Menschenrecht Fußball“. Am Sonntag, 2. Februar, wird die Lateinamerikawoche mit dem bunten Kinder- und Familienfest „Fiesta Latina“ unter anderem mit einem mexikanischen Puppentheater abgerundet.

Die Lateinamerikawoche bietet mit ihren Veranstaltungen wie jedes Jahr ein vielschichtiges Informations- und Diskussionsforum zu aktuellen Entwicklungen in Lateinamerika und ihren globalen Bezügen. Weitere Infos unter www.lateinamerikawoche.de

Ansprechpartnerin zur Lateinamerikawoche:
Gisela Voltz
Telefon: 0911 36672-15
E-Mail:

Veranstalter und weitere Informationen
Ermöglicht wird dieses mittlerweile bundesweit einmalige Projekt vom „Trägerkreis Lateinamerikawoche“, in dem Mission EineWelt mit der Evangelischen Studierendengemeinde, engagierten Nürnberger Vereinen und Initiativen sowie verschiedenen städtische Institutionen zusammenarbeitet. Die Lateinamerikawoche wird gefördert aus den Mitteln der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern über das Centrum Mission EineWelt, der Petra Kelly Stiftung und des Kurt-Eisner-Vereins.

Im Anschluss an die Lateinamerikawoche findet vom 6. bis 13. Februar 2014 die „Lateinamerika Filmwoche“ im Filmhauskino/ Künstlerhaus statt.