Erzbischof Romero von El Salvador wird seliggesprochen – Eine Würdigung des lutherischen Bischofs Medardo Gomez
Am kommenden Samstag, 23. Mai 2015, wird der ermordete katholische Erzbischof von El Salvador, Óscar Romero, selig gesprochen. Der Bischof der Lutherischen Kirche in El Salvador, Medardo Gomez, hat dazu schriftlich Stellung genommen.
„Wir Protestanten haben keine Heiligen, die durch die Kirche seliggesprochen werden. Nach unserem Verständnis sind alle Gläubigen heilig, die durch die Taufe und den Glauben zu Gott gehören und von ihm die Vergebung empfangen. Nach unserem lutherischen Verständnis von „heilig“ ist Romero schon heilig, weil er von Gott erwählt ist. Das salvadorianische Volk hat ihn in seiner Volksfrömmigkeit für heilig erklärt und die Römisch-Katholische Kirche wird ihn nun nach ihrem Verständnis seligsprechen. Für uns ist er aber vor allem ein von Gott eingesetzter Prophet.“
Bischof Gomez hatte zu ihm, wie er schreibt, eine besondere Beziehung, weil er Romeros Schüler gewesen ist. „Im Jahr 1953 war ich bei ihm im Unterricht, habe bei ihm den Katechismus gelernt und wurde von ihm konfirmiert.“
Bischof Gomez erinnert daran, dass Romero aufgrund seiner prophetischen Stimme 1974 zum Bischof der Diözese Santiago de Maria und 1977 zum Erzbischof von San Salvador ernannt wurde. „Zunächst einmal verfolgte Romero eine konservative Richtung in El Salvador und war deshalb unter den Bischöfen des Landes umstritten“, so Gomez, und fährt begründend fort: „Ein Teil der Bischöfe haben sich mit einer Kirche als ein Volk Gottes gesehen, das sich identifiziert mit den Leiden und Hoffnungen des Volkes, insbesondere der Unterdrückten. Besonders die ländliche Bevölkerung in El Salvador lebte in großer Armut und wurde durch die Großgrundbesitzer ausgebeutet.“
Gomez schreibt weiter: „Ein Schlüsselerlebnis für Romero war die Erschießung seines Freundes Jesuitenpater Rutilio Grande. In der Folge verweigerte er seine Teilnahme an offiziellen Veranstaltungen. Insbesondere sein Fernbleiben von der Amtseinführung des salvadorianischen Präsidenten und Präsidenten der Militärpartei Carlos Humberto Romero wurde ihm von den Herrschenden übel genommen. Anstelle der Teilnahme an der Amtseinführungsfeier verlas er zur selben Zeit seinen zweiten Hirtenbrief, wo er unter anderem ein ‚erwachendes Selbstverständnis des Volkes als Glaubens- und Lebensgemeinschaft, die dazu aufgerufen ist, ihre eigene Geschichte in einem Prozess der Erlösung zu akzeptieren, der mit ihrer eigenen Befreiung beginnen soll‘ feststellte.“
„In dem Romero seine Stimme für die Armen erhob, wurden die Repressalien gegen ihn von der offiziellen Regierung, die auf der Seite der reichen Mittelschicht stand, verstärkt“, erinnert sich Gomez und fährt fort: „Romeros Predigten wurden schon länger landesweit und darüber hinaus vom Rundfunk übertragen. Als rechtsextreme Gruppen die kirchliche Rundfunkstation zerbombten, trug dies zu einer weiteren Verbreitung durch andere lateinamerikanische Radiostationen bei.“
Im Februar 1980 erwähnte Romero zum ersten Mal in seinen Predigten Todesdrohungen gegen seine Person und es wurde ihm angeboten, in Nicaragua um Asyl zu bitten. Romero lehnte mit der Begründung ab, er könne sein Volk nicht allein lassen, und füge sich dem Risiko des Augenblicks. In einer seiner letzten Worte sagte er: „Wenn sie mich töten, werde ich in meinem Volk auferstehen“.
Romero wurde am 24. März 1980 während einer Predigt in der Krankenhauskapelle der „Divina Providencia“ (deutsch: Göttliche Vorsehung) vor dem Altar von einem Scharfschützen erschossen.