Mit einer Vernissage wurde am vergangenen Freitag die Sonderausstellung von Marja-Lissa Trillitzsch im Partnerschaftscentrum in Neuendettelsau eröffnet.

Neben Grußworten der Direktorin von Mission EineWelt, Dr. Gabriele Hoerschelmmann, gab auch die Künstlerin selbst einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der gezeigten Stabpuppen und die Intention, die sie damit verfolgt. In dem zunächst Fremden zu erkennen, dass wir uns doch ähnlicher sind, als wir auf den ersten Blick vermuten, das will die Rother Künstlerin mit ihrer Stabpuppen-Ausstellung „Es ist normal, anders zu sein“ deutlich machen. Musikalisch untermalt wurde die Eröffnung in den Ausstellungsräumen des Partnerschaftscentrums mit Gitarren- und Flötenmusik von Max Neumüller, Musiklehrer in Neuendettelsau, und Katharina Heich, FSJ-lerin bei Mission EineWelt. Ein Sektempfang rundete die Veranstaltung, bei der rund 40 Personen anwesend waren, ab.

Noch bis kommenden Samstag ist die Ausstellung, die Familienverbünde aus verschiedenen Kulturen in Form von Stabpuppen zeigt, in den Räumen der Ausstellung „einBlick“ bei Mission EineWelt zu sehen. Sie ist von Montag bis Freitag zwischen 14.00 und 18.00 Uhr und am Samstag von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Flüchtlinge und Finanzen im Mittelpunkt der Gespräche

Einen Vormittag lang war der Münchner Oberkirchenrat Michael Martin zu Gesprächen beim landeskirchlichen Partnerschaftszentrum Mission EineWelt. In der Andacht am Morgen erzählte Martin die Geschichte des Paters Jacques Mourad, der in dem syrischen Ort Karjatain das 1.600 Jahre alte Kloster Mar Elian leitete, für alle Menschen da war, egal welchen Glaubens und den Islam liebte. Mourad wurde vom Islamischen Staat (IS) entführt, das Kloster wurde vom IS völlig zerstört.

Alle wichtigen muslimischen Gruppen und Organisationen haben sich vom IS distanziert, so Martin, und in vorderster Front im Kampf gegen den IS stünden Muslime. Die Adventszeit mache deutlich, dass es immer Hoffnung gibt. Das zeige auch die Geschichte von Pater Jacques, der nach Monaten von muslimischen Dorfbewohnern befreit wurde.

In den Gesprächen mit dem Leitungskreis von Mission EineWelt, dem Kollegium, ging es zunächst auch um Fragen rund um das Thema Flucht und Migration. Mit mehr als 20 Millionen Euro unterstütze die bayerische Landeskirche in diesem und im kommenden Jahr die Arbeit mit Flüchtlingen. Im Landeskirchenamt arbeiteten die Abteilungen mit ihrer unterschiedlichen Aufgaben eng zusammen. Für Mission EineWelt, so Direktorin Gabriele Hoerschelmann, sei Flucht und Migration schon seit langem Kampagnenthema. Derzeit werde gerade an einer Broschüre gearbeitet, die all das zeigen wird, was das Partnerschaftszentrum an Erfahrungen und Materialien einzubringen hat.

Die Landesstellenplanung, die Situation in der Ukraine, die Entwicklung der kirchlichen Finanzen und die Dienstordnung des Direktoren-Ehepaars Dr. Gabriele und Hanns Hoerschelmann standen im Mittelpunkt der weiteren Gespräche. Das Treffen endete mit einem gemeinsamen Mittagessen.

Barbara Lochbihler, außen- und menschenrechtspolitische Sprecherin der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament (EP) und Vizepräsidentin des EP-Menschenrechtsausschusses, war am Internationalen Tag der Menschenrechte in Nürnberg zu Gast und stellte sich mitunter auch kritischen Fragen zur Migrations- und Flüchtlingspolitik der EU. Über 80 Interessierte nahmen an der Kooperationsveranstaltung von Mission EineWelt, dem Menschenrechtsbüro und der Evangelischen Stadtakademie teil.

Die Kanzlerin gibt sich in der Flüchtlingskrise unbeirrt. Deutschland soll Migranten weiter freundlich aufnehmen. Doch wegen ihrer „Wir schaffen das“-Politik wird Angela Merkel nicht nur aus den eigenen Reihen unter Druck gesetzt. Für viele bleibt der Appell eine Floskel und Fragen zum „Wer“ und „Wie“ bleiben offen. In der EU werden derweil die Pläne des Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker diskutiert. Diese sollen das Chaos beispielsweise auf der Balkanroute eindämmen. Doch auch hier stehen verschiedene Staaten den Vorschlägen Brüssels kritisch gegenüber. Auch die EU-Politikerin Barbara Lochbihler betrachtet die Reformvorschläge Junckers mit Skepsis. „Das Mittelmeer ist die tödlichste Grenze der Welt. Mehrere tausend Menschen sind hier in den vergangenen Jahren bei ihrer Flucht ertrunken. Der Vorschlag Junckers enthält zwar progressive Elemente, doch die Abschottung Europas wird damit ebenfalls nochmals verstärkt“, so die menschenrechtspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion.

Mit Hilfe so genannter „Hotspots“ in Griechenland und Italien, in denen Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Europa schneller registriert und verteilt werden sollen, will die EU nun erstmal die bestehenden Flüchtlingszentren entlasten. Darüber hinaus wird, so Lochbihler, auch über weitere Hotspots außerhalb Europas sowie über ein Flüchtlingslager direkt in Syrien nachgedacht. Genauere Informationen dazu konnte die Vizepräsidentin des Menschenrechtsausschusses im Europäischen Parlament jedoch nicht geben. Dass allerdings der Minimalkompromiss der EU-Innenminister über die Verteilung von 160.000 Asylsuchender aus Ungarn, Griechenland und Italien als gescheitert bezeichnet werden kann, wurde aus ihren Ausführungen deutlich. Bereits der Beschluss, der mehr politisch als rechtlich bindenden Einigung, die Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) nach einem Treffen der Innenminister im September in Brüssel verkündete, fiel nicht einstimmig aus. Nicht verwunderlich ist daher auch, dass noch nicht einmal fünf Prozent der geplanten Umverteilung stattgefunden hat.

Laut Lochbihler steht Deutschland wie auch die gesamte Europäische Union vor einer historischen Herausforderung, die uns auch noch sehr lange beschäftigen wird. Krisen, Kriege und Konflikte wie in Syrien, dem Irak, der Ukraine und im Südsudan trieben immer mehr Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Auf der Suche nach Frieden und Stabilität kämen dabei auch immer mehr Vertriebene zu uns. Einige Bürger machten sich deshalb große Sorgen, wie Deutschland das alles schaffen kann. „Wie sollen wir denn den Ängsten begegnen? Gibt es eine sozialpsychologische Aufarbeitung?“ lautete eine Frage aus dem Plenum, die vielen auf der Seele brennt. Mit Offenheit, mit umfassenden Informationen und mit Gesprächen, so die Meinung der menschenrechtspolitischen Sprecherin. „Viele Menschen wissen beispielsweise gar nicht, dass die meisten Menschen nicht in die EU, sondern in direkte Nachbarländer oder auch nur innerhalb ihres Heimatlandes flüchten.“ Die Zahl dieser so genannten Binnenflüchtlinge, die in ihrem eigenen Land auf der Flucht sind, beziffert die Weltflüchtlingsorganisation UNHCR für 2014 auf über 38 Millionen Menschen. Nur ein Bruchteil derjenigen, die weltweit fliehen, kämen somit zu uns. „Und diejenigen, die es tun, sollten nicht als Risiko, sondern vielmehr als Chance gesehen werden“ so Lochbihler. Deutschland werde künftig mit demografischen Problemen rechnen müssen. „Hier können die Flüchtlinge durchaus unser System stabilisieren.“ Wichtig sei vor allem, dass Flüchtlings- und Asylpolitik nicht gegen die Sozialpolitik ausgespielt werde. Diskussionen darüber, ob Flüchtling beispielsweise Sozialhilfeempfängern Wohnraum oder Ähnliches wegnehmen, seien nicht hilfreich. „Vielmehr unterfüttert es noch die Propaganda von Pegida und anderen rechtspopulistischen Vereinigungen.“

In der Begegnung mit fremden Menschen die Chance und die Bereicherung zu sehen, war auch das zentrale Thema in der Kurzandacht von Pfarrerin Gisela Voltz, Referentin für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei Mission EineWelt, die bereits um 17.00 Uhr mit rund 50 Besuchern in der Lorenzkirche stattfand. Und sowohl dort als auch in der Diskussionsveranstaltung im Haus eckstein wurde der Blick auch auf die Fluchtursachen geworfen. Die Situation in den Ländern, aus denen die Menschen auf Grund von Verfolgung, Gewalt oder Perspektivlosigkeit weg wollen oder müssen, müsse verbessert werden. Dazu reicht finanzielle Hilfe in Form von Entwicklungsgeldern nicht aus. „Vielmehr muss auch die Handels- und Agrarpolitik der EU reformiert werden“ so Lochbihler und Voltz einstimmig. „Wir müssen uns für gerechtere Handelsbedingungen und Menschenrechte in unserer Welt einsetzen, damit immer mehr Menschen ein Leben in Würde und ohne Armut führen können.“

Einen Beitrag zur Aufklärung und Bewusstseinsschaffung zu diesem Thema möchte auch die Ausstellung „auf und davon“ von Mission EineWelt leisten. Auf fünf Rollups wird ein Blick auf die menschenrechtliche Perspektive zur aktuellen gesellschaftlichen Debatte zu Flucht und Migration geworfen. Die Ausstellung ist im Dezember und Januar noch im Haus eckstein in Nürnberg zu besichtigen. Ausgeliehen werden kann sie direkt über das Partnerschaftscentrum.

Weitere Informationen:
Kurzandacht vom 10.12.2015 in St. Lorenz von Gisela Voltz (PDF)
Informationen zur Ausstellung von Mission EineWelt

Mission EineWelt mit Kurzandacht und Diskussionsabend zum Internationalen Tag der Menschenrechte in Nürnberg

Zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember fordert das bayerische evangelische Partnerschaftscentrum Mission EineWelt dazu auf, nicht Flüchtlinge zu bekämpfen, sondern die Fluchtursachen.

„Asylrecht ist ein Menschenrecht. Wer in Deutschland Schutz sucht, muss auch die Möglichkeit dazu erhalten“, meint Pfarrerin Gisela Voltz, Referentin für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei Mission EineWelt. Das politische Geschachere um Flüchtlingsobergrenzen und Kontingente in der Europäischen Union finde sie angesichts der Not von Menschen, die größtenteils vor Krieg, Terror und Verfolgung fliehen, unerträglich. Anstatt Zäune zu bauen und sich weiter abzuschotten, wären legale und sichere Einreisewege für Geflüchtete die richtige Antwort, um beispielsweise dem Massensterben im Mittelmeer endlich ein Ende zu setzen. Weltweit trage Deutschland keineswegs die Hauptlast in der Aufnahme von Flüchtlingen, sondern neun von zehn Flüchtlingen lebten in Entwicklungsländern. Auch innerhalb Europas nähmen andere Länder wie Schweden, Österreich, Malta deutlich mehr Flüchtlinge im Verhältnis zur Bevölkerungszahl auf.

Die Menschen in Deutschland seien zum Teil viel weiter als die Politik, meint sie und lobt das tolle Engagement von vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, und die wichtige Arbeit von Kirchengemeinden zur Integration. Um der Unterkunfts- und Wohnungsnot für Flüchtlinge zu begegnen, wären vielerorts kirchliche Gebäude zur Verfügung gestellt worden, auch zwei Wohnungen von Mission EineWelt in Neuendettelsau.

„Es ist wichtig, nicht die Flüchtlinge zu bekämpfen, sondern die Fluchtursachen“, fügt Voltz hinzu. Im Hinblick auf die Fluchtursachen und deren Verschränkung mit europäischer Handels- und Wirtschaftspolitik verweist sie auf Punkt 5 der „Erklärung der Leitenden Geistlichen der evangelischen Landeskirchen Deutschlands“ vom 10. September 2015: „Mit Sorge sehen wir die Hintergründe und Ursachen der Flüchtlingsbewegungen: Klimaveränderungen, Kriege, Verfolgung, Zusammenbruch staatlicher Gewalt, extreme Armut. In diese Fluchtursachen ist auch unsere Gesellschaft vielfältig durch globale Handelsbeziehungen, Waffenlieferungen und nicht zuletzt durch einen Lebensstil, der die Ressourcen der Erde verbraucht, zutiefst verwickelt. Eine Umkehr von diesen ungerechten Verhältnissen ist an der Zeit.“

Deshalb sei es dringend notwendig, die gesamte europäische Außen-, Handels- und Agrarpolitik auf entwicklungsschädliche Folgen für die Herkunftsländer von Flüchtlingen und Entwicklungsländer zu überprüfen sowie Waffenexporte in Krisenregionen zu unterbinden, so Voltz. Auch das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen EU und USA gefährde Armutsbekämpfung, Nachhaltigkeit, Fairen Handel und Demokratie. TTIP drohe die Armut im Süden zu verschärfen und die Schere zwischen Arm und Reich zu vergrößern. Sie bete dafür, dass die Staatschefs bei der aktuell stattfindenden UN-Klimakonferenz in Paris ehrgeizige und verbindliche Schritte und Ziele vereinbaren, um den bereits spürbaren Klimawandel einzudämmen und damit die Zahl der zukünftigen Klima-Flüchtlinge zu reduzieren.

Veranstaltungen zum Menschenrechtstag in Nürnberg

Am kommenden Donnerstag (10. Dezember) veranstaltet Mission EineWelt in Kooperation mit dem Menschenrechtsbüro und der Evangelischen Stadtakademie einen Diskussionsabend zum Thema „Rette sich, wer kann? Konsequenzen aus dem Scheitern europäischer Flüchtlingspolitik“ mit der MdEP Barbara Lochbihler um 19.30 Uhr im „Haus eckstein“, Burgstr. 1-3 in Nürnberg.

Dort ist im Foyer auch bis zum 18. Januar 2016 die neue Ausstellung von Mission EineWelt zum Thema „auf und davon. Flucht und Migration“ zu sehen. Begleitend zur Ausstellung gibt es eine neue Website mit weiteren Hintergrundinformationen und einem Online-Spiel unter www.flucht-und-migration.org

Bereits um 17.00 Uhr gestaltet Mission EineWelt eine Kurzandacht zum Thema in der Nürnberger St. Lorenzkirche

Nachfragen bitte an
Pfarrerin Gisela Voltz, Entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0911 36672-0 oder E-Mail an

Zusatzinformationen

Position von Mission EineWelt zu Flucht und Migration:

  • europäisches Asylrecht auf der Grundlage von Solidarität und Menschenrechten
  • Abschaffung des Dublin-Systems – für eine freie Wahl des Asyllandes (Free choice)
  • sichere und legale Einreisewege für Schutzsuchende nach Europa
  • faires Asylverfahren und individuelle Prüfung gewährleisten
  • keine Verschärfung/Einschränkung des Asylrechts
  • schneller Zugang zu Deutschkursen, Ausbildung und Arbeitsmarkt
  • Zugang zu angemessenem Wohnraum und vollständiger Gesundheitsversorgung
  • wirksame Bleiberechtsregelungen für Geduldete
  • Überprüfung der europäischen Außen-, Handels- und Agrarpolitik auf entwicklungsschädliche Folgen für die Herkunftsländer, Waffenexporte unterbinden
  • modernes Zuwanderungsrecht

Vollständige Erklärung der Leitenden Geistlichen der evangelischen Landeskirchen Deutschlands unter:
Gemeinsame Erklärung (PDF)

In der Nähe der Bergbaustadt Mariana, Minas Gerais, brachen vor zwei Wochen zwei Staudämme von Rückhaltebecken voller Abraum und Abwässer aus der Eisenmine. Ungefähr 62 Millionen Kubikmeter eines toxischen Gemisches aus Arsen, Aluminium, Blei, Kupfer und Quecksilber ergossen sich in die Landschaft. Die Fluten lösten eine Schlammlawine aus, die inzwischen bis an den Atlantik reicht.

Die Evangelische Kirche hat sich nun mit einem offenen Brief an die Regierung gewandt und klagt die Verantwortlichen für dieses Umweltvergehen an. Durch den Dammbruch wurden Schlammmassen, die 25.000 olympische Bäder füllen würden in das Flußbett geschwemmt. Der Eisenerzabbau wird von der Firma SAMARCO (Transnationale Firma ) betrieben. Durch den Abraum wurde das Dorf Bento Rodriguez, Minas Gerais, total zerstört und es starben Menschen und ein ganzes Ökosystem wird dadurch massiv beeinträchtigt. In ihrem Brief weist die Evang. Kirche luth. Bekenntnisses in Brasilien darauf hin, dass das Ökosystem über 100 Jahre benötigen wird um sich wieder von dieser Katastrophe zu erholen. Die Verantwortung liegt bei der Transnationalen Firma SAMARCO, da sie keinen Rettungsplan für eine solche Katastrophe vorweisen kann.

Die Kirche weist darauf hin, dass sie den Schutz der Natur und der Umwelt als eine wichtige Aufgabe sieht und deshalb auch alle Menschen dazu aufgerufen sind, die Schöpfung Gottes zu bewahren. Folgende Punkte stellte die Kirche auf und gab sie in einer ökumenischen Aktion an die Regierung weiter:

  1. Eine sofortige und gründliche Untersuchung und Festlegung der Verantwortung für dieses Verbrechen gegen das Leben;
  2. Eine strenge Anwendung des Umweltrechts an alle für dieses Unglück Verantwortlichen;
  3. Einführung formeller Mechanismen, die die Zivilgesellschaft in die Kontrolle, Begleitung und Anwendung des Umweltrechts mit einbeziehen;
  4. Kompromiss der Regierungsbehörden, die nötigen Maβnahmen zu ergreifen, gegründet auf die Bedürfnisse derjenigen, die direkt oder indirekt betroffen wurden, deren Rechte und Menschenwürde gelten zu lassen;
  5. Dringlich einen Plan unter Aufsicht der Zivilgesellschaft zur Revitalisierung des Einzugsgebites des Rio Doce ausarbeiten, der das Recht von Kleinbauern und Bewohnern der Nebenflüsse des Rio Doce, sowie der Stadtbewohner, auf Nutzung des Wassers sichert. Der Unterhalt dieser Bauern muss gesichert werden, indem ihnen die nötigen Mittel garantiert werden damit sie auf ihrem Land weiter anbauen können;
  6. Ausarbeitung eines Plans für einen alternativen Lebensunterhalt aller Einwohner, die ihren Lebensunterhalt aus dem Fluss Rio Doce und seinen Nebenflüssen verdienen;
  7. Ausarbeitung eines Plans zur Erhaltung und Wiederherstellung der Quellen und strenge Üperprüfung der Nutzung des Grundwassers;
  8. Bildung eines unabhängigen Rates zur Verwaltung der Gelder, die zur Wiederherstellung des Einzugsgebietes des Flusses Rio Doce bestimmt sind, und der hauptsächlich von Vertretern der Zivilgesellschaft zusammengesetzt sein muss. Die Wiederherstellung des Einzugsgebietes des Flusses Rio Doce muss von den groβen Unternehmen finanziert werden, die das Wasser des Rio Doce benutzen, wie z. B. SAMARCO, Zellulose-Hersteller und andere;
  9. Öffentliche und private Investitionen in Projekten zur Speicherung von Trinkwasser für die Bevölkerung der Städte im Bundesstaat Espírito Santo und Umgebung vornehmen.

In ihrem Schreiben weist die Kirche mit den ökumenischen Partnern auch darauf hin, dass durch Trockenheit in den letzten Jahren das Leben der Menschen am Flußrand schon stark beeinflusst wurde. Die IECLB ruft zu einer Haltung der Solidarität in der Welt auf und der Kirchenpräsident beendet seine Forderungen an die Regierung mit dem Bittruf: Herr, erbarme dich.

Es unterzeichnen die aufgeführten Institutionen:

Pastor Dr. Nestor Paulo Friedrich                Dom Joaquim Vladimir Lopes Dias

Kirchenpräsident der IECLB                              Bischof der Diözese Colatina – ES

Synodalpastor Joaninho Borchardt                 Synodalpastor Geraldo Graf

Synode Espírito Santo a Belém – IECLB             Synode Sudeste – IECLB

Pastor Ariel Irrazábal Montero                         Raul Krause

Präsident des CONIC/ES                                  Bewegung der Kleinbauern/ES

José Izidoro Rodrigues

Direktor des FETAES

 

Hans Zeller, Lateinamerikareferent

Im Vorfeld zum SPD-Bundesparteitag, der vom 10. bis 12. Dezember in Berlin stattfinden wird, hat Mission EineWelt alle bayerischen SPD-Delegierten angeschrieben und Sie auf die zu befürchtenden negativen Folgen des geplanten Freihandelsabkommens TTIP zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Europäischen Union für Entwicklungsländer  hingewiesen. Mission EineWelt bittet in dem Brief die SPD-Delegierten für den Bundesparteitag um den Einsatz für soziale und ökologische Standards weltweit.

Im folgenden der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrte Delegierte für den SPD-Bundesparteitag in Berlin 2015,

ich schreibe Ihnen im Namen von Mission EineWelt, dem Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, das sich u. a. für eine faire und nachhaltige Handelspolitik weltweit einsetzt. Mit großer Sorge verfolgen wir die Verhandlungen zum geplanten Freihandelsabkommen TTIP zwischen EU und USA, die auch ein zentrales Thema beim kommenden SPD-Bundesparteitag in Berlin sein werden.

Unsere Partnerkirchen insbesondere in Afrika und wir befürchten, dass die Handlungs- und Entwicklungsspielräume von Entwicklungsländern durch TTIP eingeschränkt und deren handelspolitischen Potenziale geschwächt werden. Bilaterale oder regionale Abkommen zwischen mächtigen Industriestaaten schwächen die Rolle der Entwicklungsländer und unterlaufen Bemühungen um eine Stärkung eines multilateralen Handelsregimes, das allen Staaten zugute kommt. Durch TTIP drohen die bestehenden Marktpräferenzen für Importe aus Entwicklungsländern in die USA und die EU zu erodieren. Außerdem ist zu befürchten, dass durch TTIP landwirtschaftliche Exporte aus den USA und der EU weiter gesteigert und kleinbäuerliche Produzenten im globalen Süden von ihren einheimischen Märkten weiter verdrängt werden.

Die Vereinten Nationen haben soeben neue Ziele für eine nachhaltige Entwicklung für die Zeit bis 2030 beschlossen. Insbesondere die Ziele, Armut in jeder Form und überall zu beenden, sowie die Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten zu verringern, werden von TTIP berührt. Das TTIP-Abkommen ist nach dem Stand der Verhandlungen nicht kompatibel mit dem Zielekatalog der weltweiten Staatengemeinschaft. Es droht vielmehr die Bemühungen um eine global nachhaltige Entwicklung zu behindern.

Deshalb halten wir ein grundsätzliches Umdenken in der Handels- und Investitionspolitik Deutschlands und der EU für dringend notwendig. In einem möglichst multilateralen Handelsvertrag muss gewährleistet sein, dass hohe Umwelt-, Arbeits- und Sozialstandards ermöglicht und nicht gesenkt werden. Ernährungssicherheit und der Schutz von Menschen und Umwelt müssen über dem Schutz von Investitionen ausländischer Unternehmen stehen. Auch muss ausgeschlossen werden, dass das Niveau des Sozialschutzes und die öffentliche Finanzierung sozialer Dienste durch das Abkommen beeinträchtigt werden.

Wir bitten Sie, sich beim Bundesparteitag in diesem Sinne bei den Diskussionen um TTIP etc. einzusetzen und diese Aspekte in die Diskussion einzubringen.

Eine ausführlichere Position und formulierte Mindestanforderungen finden Sie unter:
http://info.brot-fuer-die-welt.de/sites/default/files/blog-downloads/position_ttip.pdf

Lesen Sie auch unseren Artikel „Überwältigender Protest für gerechten Welthandel. Gegen TTIP & CETA in Berlin“ in unserem letzten Rundbrief:
http://mission-einewelt.de/wp-content/uploads/2014/09/rubrief-november15.pdf

Herzliche Grüße
Gisela Voltz

 

Rund 30.000 Unterschriften vom Aktionsbündnis gegen AIDS an Bundesregierung übergeben

Der 1. Dezember ist Weltaidstag. Mit knapp 30.000 Unterschriften, die am heutigen Montag dem Bundeskanzleramt übergeben wurden, setzt sich das Aktionsbündnis gegen AIDS dafür ein, dass Kinder weltweit Zugang zu geeigneten und lebensnotwendigen Medikamenten und Tests bekommen. Das Bündnis, dem auch das Partnerschaftszentrum Mission EineWelt angehört, fordert mit der Kampagne „Kinder ohne AIDS: Medikamente und Tests für Alle!“ die Bundesregierung auf, mehr für den Kampf gegen HIV und AIDS zu investieren und Druck auf die Diagnostikahersteller auszuüben, damit Preise sinken.

„Pharmafirmen haben ihre Patente auf zentrale Kinderpräparate an den so genannten Patentpool gegeben. In Zukunft können geeignete und bezahlbare HIV-Medikamente für Kinder durch Generikahersteller produziert werden und fast allen HIV-positiven Kindern weltweit zugutekommen“, sagt die Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen AIDS, Astrid Berner-Rodereda von Brot für die Welt. „Wenn nun für Kinder geeignete Medikamente mit weniger Alkoholgehalt und in Form von löslichen Tabletten und Granulaten hergestellt werden, ist das ein wichtiger Fortschritt“, ergänzt Tanja Funkenberg, Gesundheitsexpertin von terre des hommes Deutschland. „Es reicht aber nicht, solange noch nicht alle Kinder Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten und Tests haben.“ Ende 2014 war das weltweit erst 32 Prozent der Kinder möglich.

„Wichtig ist auch der flächendeckende Ausbau von so genannten Viruslasttestmöglichkeiten, ohne die Kleinkinder nicht erfolgreich und nicht früh genug getestet werden können“, betont Frank Mischo, AIDS-Experte der Kindernothilfe und Koordinator der Kampagne. „Ansonsten drohen 80 Prozent der betroffenen Kinder vor dem fünften Lebensjahr unbehandelt zu sterben.“

Marja-Lissa Trillitzsch stellt bei Mission EineWelt in Neuendettelsau aus

Familienverbünde aus verschiedenen Kulturen zeigen die Stabpuppen von Marja-Liisa Trillitsch, die in einer Sonderausstellung vom 11. bis 19. Dezember bei Mission EineWelt zu sehen sein werden. In dem zunächst Fremden zu erkennen, dass wir uns doch ähnlicher sind, als wir auf den ersten Blick vermuten, das will die Rother Künstlerin mit ihrer Stabpuppen-Ausstellung „Es ist normal, anders zu sein“ deutlich machen.

In den Räumen der Ausstellung „einBlick“ bei Mission EineWelt wird am Freitag, 11. Dezember, die Sonderausstellung um 17.00 Uhr eröffnet. Sie ist dann von Montag bis Freitag zwischen 14.00 und 18.00 Uhr, am Samstag von 10.00 bis 18.00 Uhr und am Sonntag von 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Seit Anfang November ist Pfarrer Hannes Kühn nun an seinem neuen Einsatzort in São Luís im Nordosten von Brasilien angekommen. Dort wird er für die nächsten drei Jahre im Rahmen eines Austausches zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien arbeiten. Nun wurde Pfarrer Kühn in seine neue Aufgabe eingeführt.

Schon lange hatte die kleine Gemeinde dort auf einen neuen Pfarrer gewartet, nachdem Pfarrerin Fanciele Sanders vor einem halben Jahr in den Mutterschutz ging. Da der „religiöse Markt“ in Brasilien durch eine Vielzahl von neo-pfingstlerischen Freikirchen hart umkämpft ist, setzt eine Vakanz einer Gemeinde besonders zu. Entsprechend freudig wurde der Festakt begonnen: die Kirche, die sich noch teilweise im Rohbau befindet, wurde festlich geschmückt, weitere Stühle besorgt und viele Einladungen verteilt. Da die Gemeinde in São Luís gute ökumenische Kontakte pflegt, waren auch Vertreter der katholischen, orthodoxen und anglikanischen Kirche eingeladen. Für den festlichen Gottesdienst reiste Synodalpfarrer Joaninho Borchardt (vergleichbar mit einem Regionalbischof) knapp dreitausend Kilometer aus Vitória an.

Zu Beginn des Gottesdienstes betonte der Kirchenvorstand Nascimento Vierira, dass die lutherische Gemeinde in São Luis zwar klein, dafür aber wie eine Familie sei, in der jeder herzlich willkommen ist, und in der man sich gegenseitig unterstützt. Diese Herzlichkeit und Hingabe konnte Pfarrer Kühn nur bestätigen. In seiner Predigt betonte er, dass Christen weltweit trotz unterschiedlicher Kulturen und Sprachen durch den Glauben an den einen Gott verbunden sind, dem „alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen“ (Daniel 7,14). Synodalpfarrer Borchert drückte seine Anerkennung für den Zusammenhalt und das Engagement aus, mit der sich die Gemeinde trotz der langen Vakanz durch verschiedene soziale Projekte für die Menschen in ihrer Umgebung einsetzt. Für die Zeit der Eingewöhnung wünschte er Hannes Kühn Gottes Segen. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es bei gemeinsamen Essen und Trinken die Möglichkeit, den neuen Pfarrer aus Deutschland besser kennenzulernen.

Über 80 Teilnehmende kamen am vergangenen Samstag, 21.11.2015, im Haus Eckstein in Nürnberg zu einem ökumenischen Studientag zusammen.

Mission EineWelt und missio München hatten gemeinsam eingeladen, sich über die Situation in Tansania im Rahmen eines sogenannten „Perspektivwechsels“ auszutauschen. Die Veranstaltung thematisierte unter anderem die Wahlen in dem afrikanischen Land, die verschobene Verfassungsreform sowie die Frauenförderung und Frauenrechte.

Bereits im Einstiegsvortrag konkretisierte Manfred Scheckenbach, Tansania-Referent von Mission EineWelt, die politische Lage in Tansania. Das Land hat seit der Wahl Ende Oktober einen neuen Präsidenten. Dr. John Magufuli von der Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi (CCM) wurde von der Wahlkommission zum Staatsoberhaupt des ostafrikanischen Landes erklärt. Der Wahlausgang in Tansania ist allerdings umstritten, denn die Opposition erkennt das Ergebnis nicht an und spricht von Wahlbetrug. Auf der zu Tansania gehörenden Insel Sansibar wurden die Wahlen für einen eigenen Präsidenten sowie für die Abgeordneten des lokalen Parlaments für ungültig erklärt. Auch Wahlbeobachter der EU kritisierten fehlende Transparenz bei der Stimmenauszählung. „Bei der Regierungsbildung geht es nun darum, die Einheit der Nation und den Frieden zu betonen“, so Scheckenbach.

Tiefe Risse hat darüber hinaus der Verfassungsreformprozess, der durch den ehemaligen Präsidenten Jakaya Kikwete Anfang 2012 angestoßen wurde, in den vergangenen Monaten durch die tansanische Gesellschaft gezogen. Das ursprünglich für Ende April 2015 geplante Verfassungsreferendum wurde von der Regierung in letzter Minute verschoben und steht nun – nach weiteren Terminverschiebungen – weiterhin aus. Die Gründe dafür legte Pfarrer Weston Mhema bei der Veranstaltung in Nürnberg dar. „Zu Unstimmigkeiten innerhalb der Regierung, der Kirchen und der Gesellschaft führte vor allem die Diskussion darüber, welche Regierungsform die neue Verfassung festlegen soll“, so der Theologe.

Von der Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi (CCM) und weiteren Sprechern wird das bisherige Modell der Doppelregierung von Tansania-Festland und Sansibar favorisiert. Dabei gibt es 2 Parlamente, 2 Präsidenten, 2 Verfassungen, 2 Nationalflaggen und 2 Nationalhymnen. Der vorliegende Verfassungsentwurf hatte jedoch eine grundsätzliche Neustrukturierung der staatlichen Union zwischen dem Festland und dem teilautonomen Sansibar in Gestalt eines übergeordneten Einheitsstaates mit zwei gleichwertigen föderalen Einheiten vorgesehen. Die Kompetenzen der Unionsregierung wären dabei auf einige Bereiche beschränkt: Außenbeziehungen, Sicherheit und Verteidigung, Staatsbürgerschaft und Migration, Parteienwesen, Finanzen und Banken, Steuerverwaltung. Protestiert hatten die Kirchen gegen die Abstimmung im April darüber hinaus vor allem wegen der intransparenten und illegitimen Enstehungsweise des Entwurfs, der zwar positive Elemente enthält, jedoch nationale Werte und Menschenrechte vernachlässigt. Wesentliche Forderungen wie ein Ethik-Katalog für Staatsangestellte, die Abwahl unfähiger Abgeordneter, eine Einschränkung der Macht des Präsidenten, sowie eine klare Trennung von Legislative, Exekutive und Konsikutive wurden darin nicht berücksichtigt. Dafür sah der Entwurf vor, muslimische Kadi-Gerichte auf dem Festland Tansanias einzuführen. In Sansibar sind diese Gerichte seit 1985 Teil des Rechtssystems und zuständig für Meinungsverschiedenheiten unter muslimischen Gläubigen. „Es bleibt nun abzuwarten, wie die Regierungsbildung zwischen Tansania und Sansibar weiter voranschreitet. Sansibar ist ein muslimischer Teilstaat. Religiöse und ethnische Konflikte werden immer wieder produziert.“, stellte auch Albert Moshi, Umweltwissenschaftler aus Berlin, in seinem Vortrag fest.

Neben Diskussionen zur politischen Lage wurde der Blick während der Veranstaltung auch auf die Situation der Frauen in Tansania gerichtet. Luciana Borgna, Tansania-Referentin von missio München stellte Projekte zur Förderung von Frauen und zur Eindämmung von Gewalt an Frauen vor. In den Diözesen Musoma und Bunda setzt sich das katholische Missionswerk für die Gendergerechtigkeit ein: in einem Programm gegen weibliche Genitalverstümmelung in Musoma, in einem Programm gegen geschlechtsspezifische Gewalt und bei Programmen gegen Menschen- und Frauenhandel. Während junge tansanische Männer Gefahr laufen, eine leichte Beute von fanatischen Gruppen zu werden, ist für die jungen Frauen die Gefahr groß, Opfer von Menschenhandel zu werden. Oft sind es Verwandte in der nächsten größeren Stadt, die ihre Nichten aus den Dörfern holen, mit dem Versprechen ihnen eine gute schulische Ausbildung anzubieten. Wenn die Mädchen erkannt haben, welches Schicksal sie erwartet, ist es oft zu spät. In einigen Fällen kann aber die Kirche einen Zufluchtsort und rechtlichen Beistand anbieten. Durch Aufklärungsseminare werden in Tansania Familien auf diese Gefahr aufmerksam gemacht.