Beim Studientag „Was wir von Lateinamerika lernen können – Pfingstkirchen als ökumenische Herausforderung“ am 9. Dezember 2017 in Neuendettelsau der Studientag „Was wir von Lateinamerika lernen können – Pfingstkirchen als ökumenische Herausforderung“ ging es nicht nur um die Pfingstkirchen in Lateinamerika. Die über 80 TeilnehmerInnen beschäftigten sich auch kritisch mit der Praxis der eigenen lutherischen Kirche in Bayern. „Am meisten habe ich heute über die wunden Punkte der Bayrischen Gemeinden gelernt“, so eine Teilnehmerin am Ende der Tagung. „In einigen Dingen haben uns Frei- und Pfingstkirchen etwas voraus.“

Von den Pfingstkirchen „anregen lassen“ könne sich die bayerische Landeskirche unter anderem in Sachen leidenschaftliches Christentum, gabenorientierte Aufgabenverteilung und beim Vertrauen auf das Eingreifen Gottes, so das Ergebnis eine Workshops mit Pfarrer Michael Wolf vom Amt für Gemeindedienst. „Ich würde mir wünschen, dass auch in unseren Gottesdiensten wieder mehr für Kranke gebetet wird“, sagte ein Teilnehmer des Workshops. Auch dass die landeskirchlichen Angebote nur ganz bestimmte Milieus – die bürgerliche Mitte, sozialökologisch Orientierte und konservative Eliten – ansprächen, wurde vor dem Hintergrund der Ausstrahlkraft vieler Pfingstkirchen kritisiert. Auch in dieser Hinsicht seien mehr Vielfalt und Innovation gefragt.

Und doch wurde in allen Punkten auch klar, dass man von zwei Seiten vom Pferd fallen kann und viele Aspekte der pfingstkirchlichen Praxis kritisch gesehen werden müssen – gerade was die neuen Pfingstkirchen angeht. Die Mitglieder einer solchen Neopfingstkirche erhalten durch ihren Glauben zwar ein starkes Selbstwertgefühlt, doch auf der anderen Seite werden sie auch persönlich dafür verantwortlich gemacht, wenn ihre Gebete nicht erfüllt werden. Dirk Spornhauer vom Bensheimer Institut formulierte es so: „ Das Grundprinzip ‚du hast Macht‘ steht dem Prinzip ‚du hast zu wenig geglaubt‘ entgegen. Ein mögliches Scheitern im Leben und das Leid dieser Welt werden in solch einer Theologie der Herrlichkeit beiseitegeschoben und haben keinen Platz.“

Julio Adam, Professor für praktische Theologie an der Escola Superior de Teologia – EST in Sao Leopoldo, Brasilien, referierte über die Entwicklung der Pfingstkirchen in Lateinamerika. Er kritisierte vor allem die krasse Kommerzialisierung der Megachurches und die starke Fixierung auf eine Führungsfigur. Im Unterschied zu anderen Pfingstkirchen sei in der Theologie der Neopfingstkirchen alles erlaubt, um eigenen Wohlstand zu erlangen – nicht selten beginne der Weg zum eigenen Wohlstand jedoch mit großzügigen Spendenforderungen an die Gemeinde. Und auch in der Politik nähmen die Neopfingstkirchen mit ihren sehr konservativen Positionen immer mehr Einfluss. Die Pfingstbewegung spiele „eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des Kapitalismus“, erklärte Adam in Anlehnung an Rolin, indem sie ArbeiterInnen „mit striktem Moralvorstellungen“ ausstatte: durch „die Vermittlung eines patriarchalischen Familienmodells“ sowie durch Propagierung von „Obrigkeitshörigkeit“,“ Pünktlichkeit“ und „der Ablehnung politischer Organisationen wie Gewerkschaften“. Diese Entwicklung veranlasst Adam zu einem skeptischen Blick auf die Zukunft Brasiliens: „Was werden die Konsequenzen für die Demokratie, die Menschenrechte, die Vielfalt und die kulturelle wie religiöse Toleranz sein?“

Auch nach dem Studientag mit seinen intensiven Diskussionen bleiben noch viele Fragen über Pfingstkirchen, aber auch zur Zukunft der bayerischen Kirche offen. Der These von Pastor Andi Neumann von der Arche Gemeinde in Augsburg, wonach die Landeskirche sich langsam selbst abschaffe, wollte die überwiegende Mehrheit der TeilnehmerInnen jedoch nicht zustimmen.

Die Vorträge des Studientags sollen in einem Sammelband des Erlanger Verlags veröffentlicht werden.

Veit Röger

Brasilianische Kleinbäuerinnen und Kleinbauern werden aus ihren Dörfern und von ihren Feldern vertrieben. Davon profitieren GroßgrundbesitzerInnen und die industrielle Landwirtschaft, die im großen Stil Soja und Rindfleisch für den Export produzieren. Die brasilianische Regierung unter Präsident Michel Temer sah bisher tatenlos zu. Jetzt mischt sie aktiv mit und lässt staatliche Grundstücke mit Polizeigewalt räumen, um sie anschließend für die Ausbeutung durch Großunternehmen freizugeben. Zusammen mit anderen Organisationen fordert Mission EineWelt die Bundesregierung auf, Soja-Importe aus Brasilien zu stoppen. Wer dieser Forderung Nachdruck verleihen möchte, kann das im Internet unter https://mission-einewelt.de/kampagnen/soja-protest/ tun.

Nach Jahren des ökonomischen und sozialen Umsteuerns der Regierungen Lula und Rousseff zu Gunsten von familiärer Landwirtschaft, Anerkennung indigener Rechte und Anerkennung der Quilombola passiert unter dem aktuellen Präsidenten Michel Temer eine 180-Grad-Wende in Richtung einer stramm neoliberalen Agenda. Mit den zu erwartenden katastrophalen Folgen: Zum einen wurde die Agrarreform der Vorgängerregierungen zur Unterstützung kleinbäuerlicher Landwirtschaft marginalisiert: unter anderem durch die Minimierung der dafür verfügbaren Haushaltsmittel und die Beschneidung des Programms zum garantierten Aufkauf kleinbäuerlicher Produktion um 90 Prozent. Zum anderen werden Landlose, Indigene, Kleinbäuerinnen und -bauern gnadenlos von ihren Feldern und aus ihren Dörfern vertrieben, wo immer GroßgrundbesitzerInnen oder industrielle Landwirtschaftsbetriebe Anspruch auf das Land erheben. Finanziert werden diese Landakquisitionen unter anderem auch von Fonds, an denen deutsche Pensionskassen und Versorgungsfonds beteiligt sind.

Professor Antonio Andrioli, Vizepräsident der Universidade Federal da Fronteira Sul, und die Menschenrechtsorganisation FIAN (FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk) berichten von systematischer Vertreibung und Zerstörung. Ganze Dörfer werden geräumt und abgerissen, Gärten und Felder werden zerstört, Ernten werden vernichtet – zuletzt geschehen am 1. Dezember 2017 mit zwei Dörfern im Bundesstaat Paraná. Zudem verseuchen die Sojaplantagen der Großbetriebe vielerorts das Trinkwasser mit Pestiziden und ruinieren die Böden.

Bis jetzt bedienten sich landwirtschaftliche Großunternehmen der Methode des Langrabbings, wenn sie sich Land aneignen wollten: Zum Beispiel bestechen Privatpersonen korrupte Mitarbeiter in Katasterämtern und kommen so zu Landbesitzurkunden, die sie dann an Spekulanten oder direkt an Firmen verkaufen. Die Regierung Temer duldete diese Praxis ebenso wie die oft gewalttätige Räumung der Gebiete und die Vertreibung der BewohnerInnen. Neuerdings belässt man es nicht mehr beim Wegschauen. Inzwischen geht die Regierung dazu über, Kleinbäuerinnen und -bauern staatliche Grundstücke, die sie diesen schon zugesprochen hat, wieder wegzunehmen, sobald ein Großunternehmen aus der industriellen Landwirtschaft entsprechenden Bedarf anmeldet. Die Polizei geht bei den Zwangsräumungen nicht zimperlicher vor, als die Handlanger der Großbetriebe.

Den um ihre Lebensgrundlage gebrachten Menschen bleiben Hunger, Armut und Elend. Inzwischen ist von Tausenden die Rede, die dieses Schicksal erlitten haben. Ein Ende der Zwangsräumungen ist nicht abzusehen.

Mission EineWelt fordert deshalb die Bundesregierung auf, unverzüglich etwas dagegen zu unternehmen und den Import von brasilianischem Soja zu stoppen. „Das wäre eine sehr geeignete Maßnahme, um Druck auszuüben, weil Deutschland eines der Hauptimportländer für Soja aus Brasilien ist“, erklärt Gabriele Hoerschelmann, Direktorin von Mission EineWelt. „Das Gebot der Nächstenliebe gebietet ebenso wie der Internationale Pakt der UN für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte, den Deutschland und andere europäische Länder ratifiziert haben, ein entschiedenes Eingreifen. Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten und eiskalt ökonomischen Interessen geopfert werden.“

Wer diese Forderung unterstützen und ihr Nachdruck verleihen möchte, kann das unter https://mission-einewelt.de/kampagnen/soja-protest/ tun und eine entsprechende Mail an Bundeskanzlerin Angela Merkel verschicken.

Mit dem Vorwand, unten an der Pforte warte ein Einschreiben auf ihn, wurde Hans Zeller, Lateinamerikareferent bei Mission EineWelt ins Foyer des Mission EineWelt-Hauses gelockt. Doch statt schnöder Briefpost warteten dort Viva Voce auf ihn und legten exklusiv für den Beinahe-Ruheständler (und seine zahlreich erschienenen KollegInnen) einen Überraschungsauftritt hin.

Wer das Video zum Auftritt sehen möchte, klickt hier: https://www.facebook.com/pg/MissionEineWelt/posts/?ref=page_internal

„Du hast an uns allen gewirkt“, würdigte Gabriele Hoerschelmann den Einsatz von Hans Zeller, seit 2009 Leiter des Lateinamerikareferats bei Mission EineWelt, der am Samstag, 9. Dezember 2017, mit einem Gottesdienst in der Neuendettelsauer St. Nikolai-Kirche und einem Empfang im Tagungszentrum von Mission EineWelt feierlich verabschiedet wurde.

Die Worte der Mission EineWelt-Direktorin waren an diesem Samstagabend kein Einzelfall. Schnell wurde deutlich, welch tiefen Eindruck der scheidende Lateinamerikareferent bei allen hinterlassen hat, die mit ihm gearbeitet haben oder wenigstens einmal mit ihm in Lateinamerika unterwegs waren. „Du hast Dich mit aller Kraft und Liebe für die Menschen eingesetzt, die es schwer haben“, zeigte sich die Landessynodalin Helga Neike, Vorsitzende des Fachausschusses Lateinamerika, tief beeindruckt. Durch Zeller habe jede Sitzung des Fachausschusses Lateinamerika zu einer „Erweiterung unseres Horizonts“ beigetragen. Traugott Farnbacher, Leiter des Referats Papua-Neuguinea/Pazifik/Ostasien bei Mission EineWelt, sagte, Zeller sei „ein Beziehungsmeister“, der „eine tiefe Liebe zu den Menschen“ ausstrahle. „Da scheint etwas durch von einem Höheren“, attestierte er seinem Kollegen. Sein Fazit: „Du bist ein Geschenk für uns alle, ein Segen, ein Hoffnungsträger.“

Vorher hatte Hans Zeller in seiner Predigt zu Lukas 13, 10-13 noch einmal fast programmatisch formuliert, auf was es ihm ankam und ankommt: „Jesu Blick gilt den Gebeugten, den Randfiguren, den Randgruppen. Die Ehre Gottes ist der aufgerichtete Mensch. Er will uns ein großes Herz und einen weiten Blick schenken“.

Daniel Orn ist der erste Pfarrer der noch jungen Lutherischen Kirche in Kambodscha (LCC). Im Rahmen eines Festgottesdienstes in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh wurde der 36-jährige Theologe im November 2017 zum geistlichen Amt ordiniert. Die Anfänge der LCC liegen knapp 10 Jahre zurück. Damals hatte Orn mit Unterstützung der Lutherischen Kirche in Singapur und des Partnerschaftscentrums Mission Eine Welt in der Kampung-Chnan-Provinz die „Gemeinde zum guten Hirten“ gegründet.

Inzwischen gibt es vier Gemeindezentren in dem überwiegend buddhistisch geprägten Land. Daran angekoppelt sind verschiedene Angebote: unter anderem Englischunterricht, Computerschulungen, Landwirtschaftsschulungen und Sprechstunden von medizinischen Teams aus Singapur. In Phnom Penh ist die City Church der LCC gleichzeitig ein Studierendenheim, wo 50 Nachwuchs-AkademikerInnen Platz finden und Angebote wie Sprach- oder Computerkurse wahrnehmen können. Insgesamt hat die LCC momentan rund 300 Mitglieder. Schätzungen zufolge sind etwa ein Prozent der 16,1 Millionen EinwohnerInnen Kambodschas ChristInnen. Das Zusammenleben von BuddhistInnen und ChristInnen verlaufe „ohne Konflikte“, sagt Traugott Farnbacher, Leiter des Referats Papua-Neuguinea/Pazifik/Ostasien von Mission EineWelt, und lobt den frisch ordinierten Daniel Orn für seine Aufbauarbeit: „Daniel Orn hat in den sieben Jahren seit den ersten Taufen eine bewundernswerte Pionierarbeit geleistet. Er hat Jahre gründlicher Ausbildung und Studienbegegnungen, auch in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, durchlaufen. Vor ihm liegen große, schöne Aufgaben.“

Das Leben der Menschen in Kambodscha ist hart. Unter anderem sind die Folgen des Klimawandels dort deutlich zu spüren. Ernteausfälle und Hungersnöte sind die Folgen. Ökonomisch wird das Land laut Farnbacher „von neoliberaler Politik im Stil eines brutalen Turbokapitalismus“ gebeutelt. Landgrabbing und rigorose Ausbeutung von Arbeitskräften sind an der Tagesordnung. 70 Stunden Wochenarbeitszeit zu Stundenlöhnen von weniger als einem Dollar zwingen viele Menschen in Armut und Elend.

Demokratie braucht Menschenrechte“ – unter diesem Titel veranstaltet Mission EineWelt am 10. Dezember 2017, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, um 11 Uhr im Haus eckstein, Burgstraße 1 – 3 in Nürnberg, eine Matinée mit dem ehemaligen UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Religionsfreiheit, Professor Heiner Bielefeldt. KooperationspartnerInnen sind die evangelische Stadtakademie und das Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg.

Heiner Bielefeldt, Inhaber des Lehrstuhls für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, analysiert die aktuellen Entwicklungen in Europa, in den USA, in der Türkei und weltweit in Bezug auf Menschenrechte und Demokratie. Anschließend wird die Ausstellung „Rechtsradikalismus in Bayern“ der Nürnberger Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mayr mit einer Vernissage eröffnet.

Am Nachmittag macht das evangelische Partnerschaftscentrum Mission EineWelt gemeinsam mit der Allianz gegen Rechtsextremismus und der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken mit einer Aktion auf die zentrale Bedeutung der Menschenrechte für Demokratie und weltweite Gerechtigkeit aufmerksam. Unter dem Motto „Menschenrechte bewegen″ ziehen 30 Freiwillige als Menschenrechtssäulen verkleidet um 16 Uhr von der Straße der Menschenrechte durch die Nürnberger Innenstadt. Begleitpersonen werden Geschenkkarten zum Thema „Menschenrechte“ verteilen und mit PassantInnen ins Gespräch kommen.

Zum Abschluss hält Pfarrer Reinhold Seidl (Herz Jesu Nürnberg) um 17.30 Uhr eine Kurzandacht auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt.

Gisela Voltz

Hans Zeller, seit 2009 Leiter des Lateinamerikareferats bei Mission EineWelt, geht zum Ende des Jahres in den Ruhestand. Offiziell verabschiedet wird der 65-jährige Theologe, Agraringenieur und Sozialarbeiter am Samstag, 9. Dezember 2017, um 17 Uhr mit einem Gottesdienst in der Neuendettelsauer St. Nikolaikirche. Anschließend gibt es einen Empfang in der Tagungsstätte von Mission EineWelt.

„Fortwährende Suchbewegungen“ – so beschreibt Hans Zeller seinen Werdegang und sein Leben. Schon die schlichten Fakten in Form von drei Studienabschlüssen legen nahe, dass er mit dieser Charakterisierung nicht danebenliegt. Der Weg zu seinem ersten Studiengang war quasi traditionell vorgezeichnet. Als Sohn einer Landwirtin und eines Landwirts studierte Zeller Anfang der 1970er Jahre Agrarwissenschaften. Doch er war auch ein Kind seiner Zeit und von der Studierendenbewegung beeinflusst. Sein Interesse an sozialen, ökologischen und entwicklungspolitischen Fragen führte ihn 1976 zur Evangelischen Landjugend in Bayern. Parallel zu seiner Tätigkeit als Landessekretär studierte er in München Sozialarbeit, weil ihm das betriebswirtschaftliche Denken zu eindimensional auf ökonomische Optimierung hin ausgerichtet war. Bei der Landjugend merkte Zeller, der „mit 20 eher Atheist“ war, dass „auch das Soziale eine geistlich-geistige Basis braucht“. Gleichzeitig war er in dieser Zeit auf Anregung des damaligen Lateinamerikareferenten Ulrich Fischer die ersten beiden Male in Brasilien. Dort hatte er die erste Berührung mit Befreiungstheologen wie Hans Trein, die sein Denken bis heute prägen.

Nach einem Jahr als Referent für entwicklungsbezogene Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit beim Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED) in Bayern begann Hans Zeller 1982 ein Theologie-Studium. Am 6. Dezember 1987, also vor fast genau 30 Jahren, wurde er als Pfarrer ordiniert. Nach ein paar Jahren Pfarrdienst in bayerischen Kirchengemeinden arbeitete er von 1991 bis 1998 als Pfarrer in Brasilien. Wieder zurück in Deutschland begleitete er als Mentor brasilianische VikarInnen, StipendiatInnen und ReligionspädagogInnen, bis er schließlich 2009 Lateinamerikareferent bei Mission EineWelt wurde.

Wichtig waren ihm „Aufbrüche“ und die Arbeit daran, auf der geistlich-geistigen Basis des christlichen Glaubens die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Besseren zu verändern. 2013 begann er in Zusammenarbeit mit der Stiftung Wings of Hope, ein Programm zum Aufbau von Traumaausbildung und Traumaarbeit in den lateinamerikanischen Partnerkirchen zu etablieren. Aktuell beschäftigt Hans Zeller auch der zunehmende gesellschaftliche und politische Einfluss der Pfingstkirchen in den Ländern Lateinamerikas, die dort eine religiös unterfütterte Renaissance neoliberalen Denkens und neoliberaler Politik initialisieren. Zu letzterem Thema findet am 9. Dezember von 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr ein Studientag in der Tagungsstätte von Mission EineWelt in Neuendettelsau statt.

„Hans Zeller hat mit seiner Offenheit und seiner Bereitschaft, immer wieder aufzubrechen und über den sprichwörtlichen Tellerrand hinauszublicken, die Partnerschaftsarbeit mit Lateinamerika unglaublich bereichert und vorangebracht. Er steht mit seiner Arbeit für einen Glauben, der sich nicht in eine Nische zurückzieht, sondern in jedem Aspekt des Lebens engagiert und tätig ist. Er hat sehr viel bewegt und erreicht, und dafür sind wir ihm von Herzen dankbar“, würdigt Gabriele Hoerschelmann, Direktorin von Mission EineWelt, den Beinahe-Ruheständler.

Es war eine bunte Gruppe von Menschen, die sich am 30. November 2017 bei Mission EineWelt auf die Rückkehr in ihre Heimatländer vorbereitete. Eine Familie aus Tansania, eine Familie aus Korea und zwei Familien aus Brasilien. Für zwei, fünf oder sechs Jahre haben sie in Deutschland gelebt und gearbeitet und ihre Gaben in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern eingebracht: Sie haben in der Gemeinde gearbeitet, an ihrer Dissertation geschrieben oder sich als Mitarbeitende bei Mission EineWelt eingebracht. Manche ihrer Kinder sind hier geboren und kennen das eigene Land allenfalls von Besuchen.

Jetzt war die Zeit für einen ersten Rückblick. „Es war eine echte Herausforderung, sich an die so anderen Umgangsformen, das andere Schulsystem, die ausgefeilte Bürokratie zu gewöhnen“, sagen die einen. „Wir haben viel gelernt und zusätzlich zu einer neuen Sprache interkulturelle Kompetenzen erworben oder erweitert“, stellen andere fest.

Auch die Rückkehr in das eigene Herkunftsland wird eine Herausforderung werden – das betonten Pfarrer Hildebrand Rambe und Pfarrerin Reinhild Schneider, die das Seminar begleiteten. Denn auch dort hat sich etwas verändert, und auch man/frau selbst hat sich verändert während der vergangenen Jahre. Die wesentlichen Ressourcen für die gute Bewältigung eines solchen Übergangs sind die Familie, die Freunde und der Glaube.

Reflexion und Ermutigung zogen sich durch den Tag, von dem die Kinder ein selbst gebasteltes Schatzkästlein guter Erinnerungen mit nach Hause nahmen.

 

Reinhild Schneider

„Walking side by side – Miteinander und nebeneinander Gehen“: Das ist der Geist, den die Partnerschaftsvereinbarung zwischen den lutherischen Kirchen Bayerns (ELKB) und Papua-Neuguineas (ELC-PNG) atmet, die am 30. November 2017 auf der in Amberg stattfindenden Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern unterzeichnet wurde. Darin wird von beiden Seiten die lange Geschichte der Partnerschaft gewürdigt und die Eckpunkte zukünftiger Zusammenarbeit werden festgehalten. „Besonders wichtig ist dabei, dass wir einander als unterschiedliche, aber gleichwertige Partner ansehen“, erklärte Hanns Hoerschelmann, Direktor von Mission EineWelt, des Centrums für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Der Text sei kein minutiöser Zeit- und Aufgabenplan, sondern „eine Wanderkarte, die beide lesen können“ und „ein Beispiel für interkulturelle Arbeit“.

Die Unterschrift der Bischöfe Jack Urame (ELC-PNG) und Heinrich Bedford-Strohm (ELKB) unter die Partnerschaftsvereinbarung dokumentiert nun ganz offiziell die lange Geschichte der Partnerschaft mit Papua-Neuguinea, die 1886 mit der Aussendung von Johann Flierl ihren Anfang nahm. „Das bedeutet nicht, dass wir etwas neu anfangen, sondern es ist ein wichtiges Zeichen unseres gemeinsamen Weges“, betonte Jack Urame. Partnerschaft sei ein fortwährender Prozess und müsse „immer wieder erneuert und gestärkt“ werden.

Getragen vom Anspruch, „weiterhin im wechselseitigen Lernen und in gemeinsamer Arbeit aufmerksam und vertrauensvoll miteinander“ umzugehen und „füreinander da“ zu sein, werden Eckpunkte und Ziele der Partnerschaft definiert: Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern soll gestärkt, „die zunehmende soziale Ungerechtigkeit und die Gefahren für die Zukunft unserer globalisierten Welt“ sollen bekämpft und der Dialog ebenso wie das friedliche Miteinander von „Menschen unterschiedlichen Glaubens“ sollen gefördert werden. Weitere Prioritäten sind das Eintreten für die Einhaltung der Menschenrechte, die Anwaltschaft für die, die ihrer (Menschen-)rechte beraubt sind, sowie der Kampf „gegen Korruption in der Gesellschaft insgesamt“.

Mit der Partnerschaftsvereinbarung geht es laut Hanns Hoerschelmann vor allem darum, den Umbruch und Neuanfang in der ELC-PNG unter dem 2016 gewählten Bischof Jack Urame durch ein „Zeichen der Verlässlichkeit“ zu unterstützen und gleichzeitig „in einer Zeit der Abgrenzung und des wie auch immer gearteten ‚… first‘“, zu betonen, „dass die großen Ziele wie Frieden, Verständigung und Entwicklung nur in einem weltweiten Miteinander zu erreichen sind“.

Seit 15 Jahren setzt sich das bundesweite Aktionsbündnis gegen AIDS, dem auch das evangelische Partnerschaftscentrum Mission EineWelt angehört, für den gemeinsamen Kampf gegen die Infektionskrankheit ein. In den globalen nachhaltigen Entwicklungszielen, den SDGs (Sustainable Development Goals), streben die Vereinten Nationen an, die Ausbreitung der Krankheit bis 2030 zu stoppen. Doch trotz aller erzielten Erfolge gibt es noch viel zu tun.

Zwar wurde in den letzten Jahren einiges erreicht: Immer mehr Menschen, derzeit etwa 21 Millionen, erhalten Zugang zu HIV-Therapien. Allein in Südafrika stieg die Zahl derer, die im Land mit Medikamenten behandelt werden können, von 80 im Jahr 2000 auf aktuell 4 Millionen Menschen. Dem globalen Gesundheits-Fonds kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu.

Doch trotz aller Erfolge sind weiterhin große Anstrengungen nötig, um das Ende von Aids zu erreichen. Nach Erkenntnissen von UNAIDS haben weltweit noch immer 47 Prozent der Menschen mit HIV-Infektion keinen Zugang zu einer angemessenen Behandlung. Gleichzeitig sind Deutschland und die meisten anderen Industriestaaten noch immer weit davon entfernt, die von der Weltgesundheitsorganisation geforderten 0,1 Prozent des Bruttonationaleinkommens in den globalen Gesundheits-Fonds einzuzahlen. Im Moment ist sogar zu befürchten, dass sich einige Regierungen aus ihrer Verantwortung zurückziehen.

Zudem werden in vielen Ländern Menschen mit HIV weiterhin diskriminiert und sogar verfolgt, vor allem in Osteuropa und Afrika. Laut Ärzte ohne Grenzen schrecken gerade in Afrika noch immer viele Menschen aus Angst vor Diskriminierung davor zurück, ihre Medikamente abzuholen. In Osteuropa stieg zwischen 2010 und 2016 die Zahl der Neuinfektionen mit HIV um 60 Prozent an – unter anderem deshalb, weil auch dort eine HIV-Infektion nicht selten gesellschaftliche Ächtung nach sich zieht.

„Das Ende von Aids kommt nicht von alleine. Wir müssen mehr tun und brauchen dafür auch mehr finanzielle Mittel“, betont Reinhard Hansen, Afrika-Referent bei Mission EineWelt. Das Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern unterstützt die Partnerkirchen dabei, die Aufklärung über HIV und Aids in der kirchlichen Bildung und Ausbildung fest zu verankern, die Aufklärungs- und Präventionsarbeit zu verstärken, die medizinische Fortbildung bezüglich HIV/Aids in kirchlichen Krankenhäusern und Gesundheitsstationen auszubauen und Aids-Waisenhäuser zu betreiben.

Gisela Voltz