Dr. Paul Mmbando aus Arusha im Gespräch mit Tansania-Fachreferent Claus Heim.

Dr. Paul Mmbando aus Arusha im Gespräch mit Tansania-Fachreferent Claus Heim.

Claus Heim, Fachreferent für Tansania bei Mission EineWelt (MEW), hatte jetzt Besuch aus der Medizinabteilung unserer Partnerkirche in Tansania, der Evangelical Lutheran Church in Tanzania (ELCT). Dr. Paul Mmbando ist Arzt und Direktor für Gesundheitsprogramme bei der ELCT in Arusha, einer Stadt mit rund einer halben Millionen Einwohner*innen im Nordosten von Tansania.

Bei seinem Besuch hier in Neuendettelsau berichtete Paul Mmbando, dass die ELCT 24 Hospitäler im Land betreibt. Zusammen mit den kleineren, über das ganze Land verteilten, Krankenstationen unterhält die größte lutherische Kirche Tansanias damit rund 300 Gesundheitseinrichtungen. Hier erhalten Kranke Hilfe, von der Diagnostik bis hin zur Nachsorge kümmern sich engagierte Gesundheits- und Krankenpfleger*innen in Zusammenarbeit mit Ärzt*innen um die Bedürfnisse kleiner und großer Patient*innen.

Paul Mmbando leitet auch das ELCT-Programm für Palliativpflege – das größte Palliativpflegeprogramm in Tansania mit etwa 25 aktiven Palliativpflegeteams in den Krankenhäusern. Er war federführend an der Entwicklung dieser Programme in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, wie etwa der staatlichen amerikanischen Hilfsorganisation USAID, beteiligt. Als Hospiz- und Palliativmediziner mit über 20 Jahren Erfahrung im Bereich der Medizin und des öffentlichen Gesundheitswesens bildet Dr. Mmbando auch den medizinischen Nachwuchs aus.  Außerdem ist er Gastdozent für tertiäre Einrichtungen, betreibt klinische Forschung und setzt sich nachdrücklich für den Zugang zu Gesundheitsdiensten insbesondere in ländlichen und weniger privilegierten Gemeinden ein.

Das bayerische Partnerschaftscentrum Mission EineWelt unterstützt die medizinische Arbeit der ELCT in vielfältiger Weise. So ist etwa seit März 2019 Dr. Werner Kronenberg im Auftrag von MEW als Chirurg im Ilembula Hospital in Njombe (Süddiözese) tätig. Außerdem fördert MEW die Facharztausbildung von tansanischen Ärztinnen und Ärzten. Das jüngste Projekt war die Mit-Finanzierung eines neuen Rettungswagen für das Marangu Lutheran Hospital in der Norddiözese, in unmittelbarer Nähe zum Kilimanjaro, dem höchsten Berg des afrikanischen Kontinents. Der Wagen konnte aus einer größeren Erbschaft finanziert werden. Der Erblasser hatte sich gewünscht, das Geld in die Krankenversorgung in Tansania zu investieren.

Der von Mission EineWelt mitfinanzierte Krankenwagen für das Marangu Lutheran Hospital am Kilimanjaro.

Der von Mission EineWelt mitfinanzierte Krankenwagen für das Marangu Lutheran Hospital am Kilimanjaro.

 

Sie denken ebenfalls über eine Spende an Mission EineWelt nach? Infos dazu gibt es bei unserer Fundraiserin Frau Katrin Bauer, Telefon 09874-91040.

Unser Mitarbeiter Pfarrer Michael Schlötterer (hier im Garten von Mission EineWelt) ist derzeit auf Heimaturlaub in Deutschland. Bereits seit acht Jahren ist der gebürtige Franke in der Morogoro Diözese in Tansania tätig. Hier leistet er klassische Gemeindearbeit unter den Maasai und anderen Nomadenstämmen. Sein Aufgabengebiet ist vielseitig und teilt sich in unterschiedliche Tätigkeitsfelder. Neben der gottesdienstlichen Arbeit, den Taufen, Kranken- und Hausbesuchen bei den nomadischen Völkern in dem riesengroßen Kirchengebiet der Diözese unterstützt Schlötterer auch Schüler und StudentenInnen, die sowohl an Sekundar- als auch an Universitäten und Bibelschulen studieren. Er vermittelt Nachhilfeunterricht, sucht mit den Ältesten der Gemeinde neue Evangelistenschüler aus, betreut und begleitet sie. Mit einem Team aus tansanischen Pfarrern und Evangelisten geht Schlötterer wöchentlich in die Sekundarschule der Morogoro Diözese,  um einen Glaubensgrundkurs für die 10. Klassen zu unterrichten.

Der 41-Jährige hilft ebenfalls im Gesundheitsbereich mit. Mit seinem Toyota Landcruiser kann er bei jeder Witterung Krankenfahrten in das nächstgelegene Krankenhaus unternehmen oder auch Medikamente und Material zu den umherstreifenden Familienverbänden bringen. „Diese Hilfe wird gerne in Anspruch genommen“, berichtet Schlötterer, der begeistert von erfolgreichen medizinischen Behandlungen seiner Amtskollegen sowie einiger Gemeindemitglieder erzählt. Auch bei Bauvorhaben unterstützt Schlötterer aktiv. Er sammelt und verwaltet Spendengelder, um Kirchneubauten zu finanzieren und wird natürlich zu jeder feierlichen Einweihung eines Neubaus eingeladen.

Besonders wichtig ist Schlötterer die vertrauensvolle Beziehung zu den Menschen in seinem Gemeindegebiet. Er sieht sich selbst als „Kümmerer“ bei verschiedenen Anliegen seiner Gemeindemitglieder. Manche Maasai brauchen Seelsorge und Ermutigung, ein offenes Ohr, eine Übernachtungsgelegenheit, eine Mitfahrgelegenheit, Geld, Schulgebühren, Schulkleidung, eine Praktikumsstelle, eine warme Mahlzeit, Medizin, Transportkostenunterstützung oder ganz banal nur Schulbücher und Hefte. Manche haben keinen Vater mehr, manche keine Mutter, manche Mutter hat ein schwer krankes Kind, manche muss eine Beerdigung organisieren. Bei allen diesen Anliegen ist Schlötterer ein wichtiger Ansprechpartner für die Nomaden in der Region rund um Morogoro. Ganz besonders die Kinder und Jugendlichen freuen sich auf seine regelmäßigen Besuche in den „Bomas“ (mit Palisaden befestigte Gehöfte), denn Schlötterer hat bei seinen evangelistischen Einsätzen immer ein Video mit christlichen Filmen mit dabei und so ein Open-Air-Kino mitten in der Steppe ist ein absolutes Highlight.

Noch bis 2026 läuft Schlötterers Vertrag. Für die letzten Jahre hat sich Schlötterer vorgenommen, noch mehr in die Ausbildung von Evangelisten zu investieren, ihnen die Kinder- und Jugendarbeit ans Herz zu legen und das entsprechende Handwerkszeug mitzugeben. „Ich möchte in Morogoro weiter Kindercamps mit meinem Team durchführen, in die Schulen gehen, aber vor allem ein offenes Haus haben für junge Leute“, so Schlötterers Ideen für die kommenden drei Jahre.

Michael Schlötterer im Einsatz bei den Maasai. Im Hintergrund sein steppentauglicher Landcruiser. (Foto: Martin Miseré)

Michael Schlötterer im Einsatz bei den Maasai. Im Hintergrund sein steppentauglicher Landcruiser. (Foto: Martin Miseré)

Es wird wieder "lila" im Garten von Mission EineWelt. Am Samstag, 15. Juli, ab 18 Uhr feiert Mission EineWelt die schon zur Tradition gewordene „Lila Nacht“ in seinem lauschigen Garten im Herzen von Neuendettelsau. An diesem Abend erwartet die Gäste lateinamerikanische Musik von Sergio Rios Carrillo aus Nicaragua und Tamara Draeger aus Venezuela. Das Duo singt und spielt Musik (nicht nur) aus den lutherischen Partnerkirchen von Mission EineWelt aus Zentralamerika und Brasilien.

Wenn es Abend wird im Garten von Mission EineWelt, leuchten die Lampions und Lichter wieder „lila“- die auch bei den Neuendettelsauer Bürger*innen lieb gewonnene „Lila Nacht“ lädt Besucherinnen und Besucher aus Nah und Fern zum gemeinsamen Picknick bei stimmungsvoller Musik ein.

An den festlich eingedeckten Tischen können die Gäste bei freiem Eintritt die mitgebrachten Speisen und Getränke genießen. Außerdem sorgt das hauseigene Bar-Team wieder für kostenpflichtige alkoholische und nicht-alkoholische Getränke. Passend zu den erwarteten Temperaturen wird es auch sommerlich-frische Cocktails geben. Im Mittelpunkt des Gartenfestes steht die Begegnung mit den Menschen an den Nachbartischen- „naschen“ bei anderen Gästen ist deshalb ausdrücklich erlaubt.

Noch ist auch für Sie und Ihre Gäste ein Platz frei.
Reservieren Sie telefonisch Ihren Tisch bei Katrin Bauer, Telefon 09874-91040.

Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann hat Hanne und Michael Jacobsen für den Ruhestand gesegnet und aus dem aktiven Pfarr-Dienst verabschiedet.

Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann hat Hanne und Michael Jacobsen für den Ruhestand gesegnet und aus dem aktiven Pfarr-Dienst verabschiedet.

Zum 1. Juli ist Pfarrer Michael Jacobsen in den Ruhestand getreten. Aus seinem aktiven Pfarrdienst wurde er jetzt von Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann in der hauseigenen Kapelle verabschiedet und für den neuen Lebensabschnitt gesegnet. Michael und seine Frau Hanne wollen zukünftig in einem Dorf in Mittelfranken sesshaft werden. Das Dorfleben ist den Beiden wohlbekannt, denn immerhin haben sie die letzten sechs Berufsjahre in einer Art „Dorf“ im Herzen des australischen Kontinents verbracht. Für die Lutherische Kirche von Australien, mit der Mission EineWelt seit Jahrzehnten gut zusammenarbeit, war das Ehepaar in der lutherischen Finke River Mission in Alice Springs im Einsatz. Michael Jacobsen unterstützte einheimische Pfarrerskollegen als sogenannter „Support Pastor“ bei der Betreuung weit verstreut lebender Aborigine-Gruppen. Viele seiner Gemeindemitglieder gehören zur Gruppe der Alyawarr. So war es Michael ein besonderes Anliegen, sich zumindest rudimentär mit den Menschen verständigen zu können. Mit Hilfe von Ältesten aus der Gemeinde lernte er so gut Alyawarr, dass Gespräche über Alltägliches möglich waren.

Da die Aborigines in Familiengruppen über große Distanzen leben und nur ungern für Schulungen, seelsorgerliche Gespräche und Gottesdienste in die Stadt kommen, war Michael of tagelang mit seinem Vierradantrieb im Outback unterwegs, oft in Sorge, im Wüstenstand steckenzubleiben, über das Ufer getretene Flüsse nicht durchqueren zu können oder frei laufende Tiere vor die Kühlerhaube zu bekommen. Einmal angekommen, fanden die Gespräche und Gottesdienste nicht etwa in Gebäuden statt, sondern stets im Schatten hoher Bäume. „Es war jedes Mal eine Überraschung zu sehen, ob und wer zu den Gottesdiensten kommt“, so Michael über seine ungewöhnlichen Dienstorte. Während Michael oft im Land unterwegs war, arbeitete Hanne in Teilzeit als Verwaltungskraft im 6 Kilometer von Alice Springs gelegenem Yirara College. In dieser Internatsschule unter Trägerschaft der Finke River Mission werden nur Aborigine-Kinder ab dem 12. Lebensjahr von Grade 7 bis zum Abschluss unterrichtet. Hanne wurde von einer Aborigine-Familie zur „Adoptivoma“ ernannt und bekam so als „Quasi-Familienmitglied“ tiefe Einblicke in die besonderen Traditionen und Bräuche der indigenen Bewohner*innen des roten Kontinents.

Nach vielen unterschiedlichen beruflichen Stationen, die den in Madang (Papua-Neuguinea) geborenen Michael Jacobsen durch einige Dekanate und sogar bis in den Jiwaka-District im westlichen Hochland von Papua-Neuguinea führten, freuen sich Hanne und Michael jetzt erstmal auf ruhigere Zeiten, um die vielfältigen interkulturellen Lebenserfahrungen verarbeiten zu können. Besonders beeindruckt zeigte sich das Ehepaar bei seinem Abschlussbericht vor den Mitarbeitenden von Mission EineWelt vor allem von dem Glauben der Aborigines an die Beseeltheit aller Dinge. Die Seele der Menschen sei untrennbar mit der Seele von Tieren, Pflanzen, Bergen, Flüssen etc. verbunden und tief verwurzelt mit dem Land. Viele Aborigines kehrten deshalb in späteren Jahren auf das Land ihrer Familien („country“) zurück. Seine Auslandserfahrungen und die Erfahrungen in bayerischen Gemeinden wolle er nun zum Abschluss seiner 36 Dienstjahre bewusst reflektieren und sein theologisches Verständnis neu überdenken, so Michael Jacobsen.

Stein des Anstoßes von "Viva Voce"

Live auf dem Hauptmarkt in Nürnberg: Unser Musikvideo zu „Stein des Anstoßes“ von Viva Voce

Beim Open-Air-Konzert mit der A-Cappella-Gruppe „Viva Voce“ und den Nürnberger Symphonikern auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg hat unser neues Musikvideo (YouTube) zum Viva-Voce-Song „Stein des Anstoßes“ vor tausenden von Gästen auf dem Hauptmarkt seine Premiere gefeiert. In bunten Bildern zeigt das Video die Arbeit, das Engagement und die Visionen des Partnerschaftscentrums Mission EineWelt und seiner Partnerkirchen. Der „Stein des Anstoßes“ ist dabei nicht etwa negativ gemeint, sondern der kleine Stein bringt etwas Großes ins Rollen.

Gemeinsam mit seinen Partnerkirchen in Lateinamerika, Afrika und dem Pazifik arbeitet Mission EineWelt daran, die Welt ein Stück weit gerechter zu gestalten. Vielfältige Begegnungen, wie zuletzt der Besuch von rund 70 Menschen aus den Partnerkirchen, tragen dazu bei, auf Augenhöhe miteinander darüber ins Gespräch zu kommen, wie Lebensbedingungen hier wie dort verbessert werden können und was wir alle in unserem Arbeits- und Lebensumfeld zum Frieden und zur Bewahrung der Schöpfung beitragen können. Das Musikvideo, das übrigens von der hauseigenen Mediengestalterin Daniela Denk designt wurde, gibt einen vielseitigen Einblick in unsere Partnerkirchen und macht Lust, sich intensiver für die Arbeit von Mission EineWelt zu interessieren.

Wie viel Freude allen Mitarbeitenden das „Sommermärchen Kirchentag“ bereitet hat, zeigt dazu unsere kleine Kirchentagsrevue.

Bayerische Eine-Welt Tage in Augsburg

Bayerische Eine-Welt Tage in Augsburg

Auch dieses Jahr ist das Centrum Mission EineWelt wieder dabei mit Infostand und Bildungsmaterialien zum Globalen Lernen bei den „Bayerischen Eine Welt-Tagen“ mit „Fair Handels Messe Bayern“ in Augsburg. Beim jährlichen Treffpunkt für „Eine Welt-Akteure“ in Bayern im „Kongress am Park“ präsentieren sich neben den Bildungsakteuren für globale nachhaltige Entwicklung auch Importorganisationen des Fairen Handels mit ihren neuesten Trends und Initiativen aus allen „Eine Welt-Bereichen“. Mission EineWelt stellt seine interaktiven ausleihbaren Ausstellungen zu den Themen „Mein Smartphone – eine Rohstoffkatastrophe?“, „Was hat Hunger mit Soja zu tun?“, „Ressourcen im Pazifik“ sowie Bildungskisten für die Arbeit in Schule und Gemeinde zu verschiedenen Themen vor. Des Weiteren werden am Stand von Mission EineWelt Unterschriften für die Reparaturbonus-Petition gesammelt sowie die Handyaktion Bayern beworben: Alte kaputte Mobiltelefone können dort eingeworfen werden (weitere Infos: www.handyaktion-bayern.de )

Auch die Politik wird bei der Veranstaltung mit über 60 Organisationen und rund 1.500 Besucher*innen erwartet. Die bayerische EineWelt Ministerin, Staatsministerin Melanie Huml (CSU) und Schirmfrau der Handyaktion Bayern, wird die Messe eröffnen, auch Staatssekretärin im BMZ, Dr. Barbara Kofler (MdB, SPD) und Hep Monatzeder MdL, entwicklungspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion sind anwesend.

Besucher*innen können sich in 14 sogenannten „Infoshops“ zu aktuellen Themen aus den Bereichen Fairer Handel, Globales Lernen und Eine Welt-Partnerschaften informieren und mitdiskutieren. Für bio-faire Verpflegung ist gesorgt. Der Eintritt ist frei!

Beim Fairtradeschool-Treffen am Freitagvormittag bietet Mission EineWelt einen Workshop mit seinem digital-analogen Konsumkrimi zum Thema Handyproduktion an, der bereits ausgebucht ist.

Informationen zu allen Anbietern, Akteuren und Inhalten finden Sie online unter https://www.eineweltnetzwerkbayern.de/fairer-handel/

Die „Bayerischen Eine Welt-Tage 2023“ werden u.a. veranstaltet vom Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. (www.eineweltnetzwerkbayern.de), bei dem Mission EineWelt seit langem Mitglied ist.

Infos bei:

Gisela Voltz, gisela.voltz@mission-einewelt.de, Tel.:09874 91720

 

1. Reihe v.l.n.r.: Julio Caballero (Honduras), Karen Castillo (Guatemala), Katia Cortez (Nicaragua), Concepcion Angel (El Salvador), Victoria Cortez (Nicaragua) und Jeanette Perez Chavarria (Costa Rica); 2. Reihe v.l.n.r.: Wolfgang Schürger, Kerstin Schönleben, Ilo Utech (Nicaragua) und Rolando Ortez (Honduras)

1. Reihe v.l.n.r.: Julio Caballero (Honduras), Karen Castillo (Guatemala), Katia Cortez (Nicaragua), Concepcion Angel (El Salvador), Victoria Cortez (Nicaragua) und Jeanette Perez Chavarria (Costa Rica); 2. Reihe v.l.n.r.: Wolfgang Schürger, Kerstin Schönleben, Ilo Utech (Nicaragua) und Rolando Ortez (Honduras)

 

Kirchenrat Dr. Wolfgang Schürger, der Beauftragte für Umwelt- und Klimaverantwortung in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB), hat sich kürzlich mit Vertreter*innen aus den Kirchen Mittelamerikas getroffen, um über die globalen Herausforderungen des Klimawandels auch für die Kirche in Bayern zu sprechen. Die Gäste aus der Gemeinschaft Lutherischer Kirchen in Zentralamerika (Comunión de Iglesias Luteranas de Centro América, CILCA) waren im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentages nach Nürnberg und Neuendettelsau gekommen, u.a. um sich hier mit den deutschen Partnerschaftsbeauftragten für die Beziehungen zwischen bayerischen Dekanaten und den zentralamerikanischen Ländern zu treffen. Neben der Teilnahme an Veranstaltungen des Kirchentages und den Besuchen in bayerischen Gemeinden stand ein vielfältiges innerkirchliches Informations- und Vernetzungsprogramm auf der Tagesordnung der kleinen Gruppe.

Bei dem Treffen mit Wolfgang Schürger ging es vor allem um die Strategie der ELKB im Umgang mit den jetzt schon spürbaren Folgen des Klimawandels in Deutschland, wie etwa der zunehmenden Trockenzeit, dem Anstieg des Meeresspiegels an deutschen Küsten und dem zu frühen Einsetzen der Vegetationsperiode. Schürger fragte auch nach der Verantwortung von uns Christ*innen bei der Bewahrung von Gottes guter Schöpfung. Die CILCA-Teilnehmenden teilten Erfahrungen aus ihren Ländern und berichteten von Ernteausfällen, der Zunahme von Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen und Starkregen sowie der zunehmenden Verstädterung und Industrialisierung mit allen ihren sozialen Folgen.

Sowohl in Bayern als auch in den CILCA-Ländern laufen bereits Programme zur Abmilderung der Klimawandelfolgen für Mensch und Umwelt. Schürger erklärte, dass die ELKB bis 2025 Klimaneutralität anstrebe und derzeit mit einer Umstrukturierung von kirchlichen Einrichtungen beschäftigt sei. Das Beschaffungswesen, die Mobilität kirchlicher Mitarbeitender sowie die energetische Sanierung kirchlicher Liegenschaften stünden auf dem Prüfstand, um das Ziel bis 2025 erreichen zu können, erklärte Schürger. Die zentralamerikanischen Kirchen arbeiten ihrerseits an Sensibilisierung und Katastrophenprävention, aber auch an sehr konkreten Formen der CO²-Reduktion wie der Installation von speziellen Kochherden für Familien im ländlichen Raum, dies in Zusammenarbeit mit dem kirchlichen Kompensationsfond Klima-Kollekte.

Die Gäste aus Zentralamerika zeigten sich interessiert an den kirchlichen Programmen zum Umwelt- und Klimaschutz wie etwa dem „Grünen Gockel“ und diskutierten angeregt über Möglichkeiten, diese und ähnliche Projekte auch in ihren Ländern durchzuführen. „Klimagerechtigkeit ist ein Thema, das uns hier in Bayern mit unseren Partnern in den CILCA-Ländern vereint“, sagte Kerstin Schönleben, Leiterin des Referates Lateinamerika bei Mission EineWelt. „Wir alle müssen etwas tun, um unsere Umwelt besser zu schützen und den Klimawandel zu bekämpfen“, so Schönleben.

Mission EineWelt wird sich ab 2024 verstärkt mit dem Thema Klimagerechtigkeit auseinandersetzen und dabei vor allem auf die Erfahrungen und Ressourcen von Menschen in seinen Partnerkirchen in Lateinamerika, Afrika und dem Pazifik zurückgreifen.

Diakonin Barbara Twisselmann, Partnerschaftsbeauftragte im Dekanat Münchberg; Marianne Lorenz; Kimberley Akoko, Süd-Nord-Freiwillige im Dekanat Münchberg; Diakonin Sabine Wendler, Partnerschaftsbeauftragte der Rummelsberger Diakoninnen. (v.l.n.r.)

Diakonin Barbara Twisselmann, Partnerschaftsbeauftragte im Dekanat Münchberg; Marianne Lorenz-Jallah; Kimberley Amulei, Süd-Nord-Freiwillige von Mission EineWelt im Dekanat Münchberg; Diakonin Sabine Wendler, Partnerschaftsbeauftragte der Rummelsberger Diakoninnen. (v.l.n.r.)

Zu einem feierlichen Anlass kam jetzt unsere Mitarbeiterin in Liberia, Marianne Lorenz-Jallah, nach Deutschland. In Rummelsberg wurde die Diakonin für ihr 10-jähriges Dienstjubiläum in einem feierlichen Gottesdienst unter der Leitung der Ältesten der Rummelsberger Diakoninnengemeinschaft, Diakonin Elisabeth Peterhoff, und Oberkirchenrat Stefan Reimers, dem Personalreferenten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, geehrt. Die 43-jährige Diakonin arbeitet bereits seit dem 1. September 2017 im Auftrag des Partnerschaftscentrums Mission EineWelt für die Lutherische Kirche in Liberia (Lutheran Church in Liberia, LCC). Die ausgebildete Jugendreferentin ist hier in der Hauptstadt Monrovia für die Kindergottesdienste („Sunday School“) verantwortlich. Sie erstellt dazu Material, koordiniert die Kindergottesdienste in Gemeinden und führt Schulungen durch. Ehrenamtlich unterstützt wird die gebürtige Annabergerin dabei von ihrem liberianischen Ehemann, Jerome Jallah.

Diakon Claus Heim, Fachreferent für Tansania bei Mission EineWelt, und Pfarrer Dr. Samuel Dawai in der Kapelle von Mission EineWelt [Foto: Mission EineWelt]

Diakon Claus Heim, Fachreferent für Tansania bei Mission EineWelt, und Pfarrer Dr. Samuel Dawai in der Kapelle von Mission EineWelt [Foto: Mission EineWelt]

Samuel Dawai ist kein „Neuling“ bei Mission EineWelt. Bereits 2011 war er im Rahmen der Summer School zu Gast in unserem Partnerschaftscentrum, später dann noch einmal zu einer Konferenz hier am Ort. Jetzt, bei seinem dritten Besuch, ist Dawai in seiner noch recht neuen Funktion als Afrikareferent des Lutherischen Weltbundes (LWB) zu Gast bei den Kollegen im Afrika-Referat. Seit Juni 2022 hat der gebürtige Kameruner die Position des Afrikareferenten inne. Hier ist er für die 31 LWB-Mitgliedskirchen in 23 Ländern der Region zuständig. Der Neutestamentler Dawai war in seiner Heimatkirche, der Lutherischen Brüderkirche Kameruns (EFLC), 26 Jahre lang als Gemeindepfarrer, Bibelwissenschaftler und Leiter des vom EFLC geführten Kaélé-Seminars in Nordkamerun tätig. Von Yaoundé aus leitet Dawai jetzt das LWB-Länderprogramm für lutherische Kirchen in Afrika. Auf dem Rückweg von einem zehntägigen Retreat in Genf und Wittenberg wollte Dawai unbedingt auch einen Stopp bei Mission EineWelt einlegen. Hier stehen neben Gesprächen mit dem Team des Afrika-Referates auch das Kennenlernen der anderen Länderreferate und ihrer Programme auf der Tagesordnung. „Ich freue mich, hier zu sein, und zu erfahren, mit welchen Ländern das bayerische Partnerschaftscentrum Mission EineWelt partnerschaftliche Beziehungen pflegt. Natürlich nicht nur in Afrika, sondern weltweit“, so der 53-jährige Pfarrer.

Julia Ratzmann

Am 25. Juni, dem Tag der Seefahrer, wird seit einer internationalen Kirchenkonferenz der ICMA (International Christian Maritime Association) 2018 in Taiwan  auch der Fischer und ihrer harten Arbeit auf hoher See gedacht. Für Fischer und Matrosen ist dies wie ein zweites Weihnachten. Sie werden durch Geschenke wertgeschätzt.

Im lutherischen Begegnungszentrum im Fischereihafen von Singapur fluten seit vier Wochen die Crews der Fischer durch die Türen und erhalten im geldlosen Haus Tee, stärkende Nudelsuppen, Wasser und Biskuits. Darüber hinaus wird ihr riesiges Bedürfnis nach Kleidung gedeckt, zeitweise verändert sich das Center in einen Second-Hand-Shop für Bekleidung.

Auf Kleidungssuche (Foto: Andreas Latz)

Auf Kleidungssuche (Foto: Andreas Latz)

Junge Männer aus den Philippinen und Indonesien stöbern fröhlich durch die Kleiderberge und gehen mit gut erhaltenen T-Shirts, Hosen und Hemden zurück auf ihr Schiff. Die Gemeinden der Lutherischen Kirche von Singapur stehen treu an der Seite der ILSM, der International Lutheran Seafarers Mission of Singapore, und versorgen die Fischer unaufhörlich mit Altkleiderspenden.

Erst seit vier Wochen dürfen die Fischer von Bord und ins 15 Meter gegenüberliegende Begegnungszentrum kommen. Der Schock der Eigner, Kapitäne und Hafenautoritäten war seinerzeit groß, als schon verkaufter und gehandelter Fisch wegen der Covid19-Pandemie aus den Gefriertruhen der Supermärkte polizeilich ermittelt und der komplette Hafen einschließlich Fischverkauf für vier Wochen stillgelegt wurde. Viel länger als die Seeleute in der Handelsschifffahrt waren die Fischer gezwungen, im Hafen auf ihren kleinen Booten ohne Ausgangserlaubnis auszuharren. Bis dahin wurden sie von den Mitarbeitenden der Seemannsmissionüber die Relings der Schiffe hinweg mit dem Nötigsten versorgt.

Am 12. Juni hielt Seemannspastor Andreas Latz in der lutherischen Gemeinde zu Jurong eine Predigt, in der er auch über die Arbeit mit den Fischern sprach. Im Anschluss an diesen Gottesdienst bildete sich spontan eine Gruppe von 17 Freiwilligen, die unbedingt mithelfen wollten. Die Hafenautoritäten gewährten auf schriftlichen Antrag hin in kürzester Zeit Einlass, zwei Tage vorher trafen sich Vorstandsmitglieder, um den Raum festlich zu gestalten und zu schmücken. Eine Sponsorenfamilie fand sich, die die gastronomische Versorgung mit allen Formen gegrillten und gebratenen Huhns übernahm.

Per Plakat und persönlicher Einladung wurde schon vorher zum Tag der Seefahrenden und Fischer eingeladen.

Drei der sieben festgemachten Schiffe im Fischereihafen von Singapur mit der Crew der Noddyburry (Foto: Andreas Latz)

Drei der sieben festgemachten Schiffe im Fischereihafen von Singapur mit der Crew der Noddyburry (Foto: Andreas Latz)

Am Nachmittag des 25. Juni dann ein ungewöhnliches Bild: Sieben Boote lagen fest miteinander  verzurrt im Hafen, vor dem Zentrum wartete bereits eine große Anzahl Fischer.

Die Helfergruppe traf nach intensivem Security-Check ein. Schnell wurde beraten, wie die etwa 90 Fischer –  45 waren erwartet worden – versorgt werden konnten. So war es gut, dass die Andacht der Speisung der 5000 gewidmet war. Das Freiwilligenteam agierte in traumwandlerischer Sicherheit: Die Aufgaben wurden verteilt und in Gruppen zu je 30 wurden die Fischer hereingebeten

Ein Tischgebet in Tagalog eröffnete das gemeinsame Mahl (Foto: Andreas Latz)

Ein Tischgebet in Tagalog eröffnete das gemeinsame Mahl (Foto: Andreas Latz)

Mit einem Tischgebet der zumeist philippinischen Fischer in Tagalog begann das trubelige Miteinander, die Freiwilligen setzten sich hinzu. Die Fischer erzählten. Ein Smartphone-Kurzfilm zeigte, wie die Fischer an Bord mit einem Seil gesichert, der über die Reling hereinbrechenden tosenden See widerstanden. Viel Stolz spiegelte sich in den Augen der Fischer wider, dass sie „auserwählt“ sind, diese harte und gefährliche Arbeit zu verrichten.

Nach 45 Minuten wurde jede Gruppe mit einem neuen T-Shirt und einem frisch gedruckten Andachtsbuch in Tagalog verabschiedet.

Zum Abschied ein T-Shirt (Foto: Andreas Latz)

Zum Abschied ein T-Shirt (Foto: Andreas Latz)

Drei Mal wiederholte sich diese Prozession. Und am Ende sind wohl mehr als 90 Fischer satt geworden. Nur einer saß mitten in der Runde traurig am Tisch. Der Koch eines der Fischerboote, der sagte, das Abendessen sei vorbereitet und es gäbe gleich Hühnchen.

Ein Hartschalenkoffer macht Freude (Foto: Andreas Latz)

Ein Hartschalenkoffer macht Freude (Foto: Andreas Latz)

Der Tag der Seefahrenden und Fischer soll den fordernden Arbeitsalltag unterbrechen und statt genommen soll gegeben werden. Für einige Fischer im Begegnungszentrum war es sichtlich das erste Mal, dass sie am Tisch bedient und als wichtig und bedeutend erachtet wurden. Berührt und dankbar verabschiedeten sie sich schließlich.

Ein Fischer brachte sich zum Abschied erneut „mahnend“ in Erinnerung für einen gut erhaltenen Koffer, weil er bald nach zweijähriger Arbeit an Bord zu seiner Familie heimkehren könne. Nach getaner Aufgabe, ausgesprochen erfüllt, fuhr Seemannspastor Andreas Latz am Abend nach Hause und fand neben den Mülltonnen in seinem Wohnkomplex einen intakten großen Hartschalenkoffer.

Andreas Latz, Seemannspastor in Singapur