Am Samstagmorgen mitteleuropäischer Zeit ist Zyklon „Winston“ auf Fidschi getroffen und hat Berichten zur Folge mindestens zwanzig Todesopfer gefordert. Bei dem Zyklon handelt es sich um den stärksten jemals gemessenen Zyklon in der Geschichte Fidschis und den ersten Zyklon der so genannten Kategorie 5, der das zentral in der pazifischen Inselregion gelegene Land trifft.

Berichte sprechen von mindestens zwanzig bestätigten Todesopfern. Tausende Menschen mussten aus ihren Häusern flüchten. Noch ist der Schaden für den Pazifik-Staat nicht absehbar. Die Telekommunikation ist weitgehend zusammengebrochen. Erste Bilder aus den betroffenen Gebieten lassen ein großes Ausmaß an Zerstörung erahnen. Besonders stark betroffen ist die größte fidschianische Insel Vanua Levu.

Nach ersten Einschätzungen sind die Schäden am Theologischen Seminar (PTC) übersehbar. Hanna Schubert, die als Stipendiaten auf Fidschi ist, hat mitgeteilt, dass die Aufräumarbeiten bereits begonnen haben und der Betrieb am heutigen Dienstag bereits wieder aufgenommen werden soll. Das wahre Ausmaß der Schäden soll heute festgestellt werden. Fest steht offensichtlich, dass es ein paar Mitarbeitende des Theologischen Seminars schwerer getroffen hat. Ob sie oder das Seminar selbst finanzielle Unterstützung brauchen, wird erst nach der Bestandsaufnahme feststehen.

Zyklon „Winston“ hat den Pazifik fast genau ein Jahr nach dem verheerenden Zyklon „Pam“ getroffen, der vor allem auf Vanuatu, aber auch auf den Atollinseln Tuvalus und Kiribatis sowie kleineren Inseln Fidschis starke Zerstörungen verursacht hat. Damals gab es mindestens 15 Todesopfer und es wurde ein Großteil der Häuser in Vanuatu zerstört. Der Wiederaufbau läuft bis heute.

Pazifik Netzwerk/Mission EineWelt

Generalsekretärin des brasilianischen Kirchenrats stellt internationale Kampagne vor

Gemeinsames Haus – gemeinsame Verantwortung ist eine Kampagne des brasilianischen Kirchenrats überschrieben, die in diesem Jahr international organisiert und durchgeführt wird. Die Generalsekretärin des Kirchenrats, Romi Bencke, ist auf Einladung des katholischen Hilfswerks Misereor nach Deutschland gekommen, um die Kampagne vorzustellen, die als Fastenaktion 2016 auf katholischer Seite in Deutschland bekannt gemacht wird. Bencke war zu einem Begegnungsabend und einer Gesprächsrunde auch bei Mission EineWelt.

Zwei große Themenbereiche würden in der diesjährigen Kampagne der Geschwisterlichkeit problematisiert und diskutiert. Einerseits die teilweise desolate sanitäre Grundversorgung in Brasilien und die damit verbundenen Fragen nach sauberem Trinkwasser, einer guten Abwasser- und Müllentsorgung. Gerade bei der Energiegewinnung, so Bencke, würden wirtschaftliche Interessen vor Menschenrechte gestellt. Allein von einem der geplanten 40 neuen Wasserkraftwerke am Amazonas und seinen Nebenflüssen seien 8.000 meist indigene Menschen unmittelbar betroffen. „Wasserkraft wird zwar als saubere Energie verkauft. Sie ist aber nicht sauber, wenn davon Menschen massiv betroffen sind“, erklärte die Generalsekretärin in einer Gesprächsrunde bei Mission EineWelt.

Wegen dieser massiven Verletzungen der Menschenrechte und dem Verstoß auch gegen brasilianische Verordnungen, die eine Einbindung der betroffenen Bevölkerungsgruppen verlangen, findet im Rahmen der Kampagne eine Unterschriftenaktion nicht nur in Brasilien, sondern auch in Deutschland statt.

Religiöse Intoleranz sei das zweite große Thema der Kampagne. „Wir nehmen seit Anfang der 1990er Jahre eine Zunahme religiöser Intoleranz in Brasilien wahr“, beschreibt die lutherische Pastorin Bencke, die den Kirchenrat leitet, in dem sich neben der lutherischen Kirche Brasiliens, auch die römisch-katholische, syrisch-orthodoxe, anglikanischem und die vereinigte presbyterianische Kirche zusammengeschlossen haben. Religiöse Intoleranz gehe oft von christlichen Gruppen aus und ziele auf afro-brasilianische und indigene Religionsgemeinschaften sowie muslimische Gruppen. Alleine in Rio de Janeiro habe es 2015 mehr als 1.000 Vorfälle gegeben. Das sei teilweise auch politisch unterstützt und gefördert. Nach Agrobusiness und Waffenlobby seien die religiösen Interessengruppen in der politischen Landschaft der drittgrößte Faktor. Die Gruppen, so Bencke, hätten auch deutlichen Einfluss auf die Medien und wären deshalb ein Machtfaktor.

Auseinandersetzungen gebe es immer wieder um Fragen der Familie, Homosexualität und wegen der Benachteiligung vor allem afro-brasilianischer Gemeinschaften. Nur wenn solche Themen zu Wort kämen, hätte ökumenische Zusammenarbeit eine Chance.

Die internationale ökumenische “Gebetswoche für die Einheit der Christen” vom 18. – 25. Januar 2016 steht unter dem Motto: „Berufen, die großen Taten des Herrn zu verkünden“ (aus 1. Petrus 2,9). Christen aus verschiedenen Kirchen in Lettland haben die Texte erarbeitet.

Die Geschichte Lettlands mit ihren vielfältigen Kriegs- und Leidenszeiten hat bis heute spürbare Auswirkungen auf das kirchliche und gesellschaftliche Leben. Über Jahrhunderte war Lettland Schauplatz gewaltsamer Auseinandersetzungen unterschiedlicher nationaler und konfessioneller Mächte. Die Verbindung in den Leiden des 20. Jahrhunderts ließ eine tiefe Gemeinschaft unter den lettischen Christen entstehen. Die Gebetstexte formulieren Anliegen zu Schöpfung und Gesellschaft und laden zum Engagement ein.

Nach dem Zensus von 2011 sind 34,3 Prozent der Bevölkerung Lettlands lutherisch, 25,1 Prozent römisch-katholisch, 19,4 Prozent orthodox oder altgläubig und 1,2 Prozent sind Mitglieder anderer Kirchen. 20 Prozent der Bevölkerung rechnen sich anderen Religionen zu oder sind religionslos.

Die Gebetswoche bietet die gute Gelegenheit, nicht nur an die Ökumene der großen evangelischen und katholischen Kirchen zu denken, sondern vor Ort auch die kleineren christlichen Gemeinden unterschiedlicher Sprache und Herkunft einzubeziehen – angefangen vom Gebet füreinander, über gegenseitige Besuche, bis hin zu gemeinsamen Gottesdiensten und Veranstaltungen.

Info-Tipp:

http://www.oekumene-ack.de/themen/geistliche-oekumene/gebetswoche/2016/

Hier können viele Materialien bestellt oder auch schnell heruntergeladen werden: Gottesdienstheft, Plakat, Biblische Meditationen und Gebete zu den 8 Tagen der Gebetswoche, Konfessionelle Andachten zu den Tagesmeditationen und mehr.

Pfarrer Jack Urame wurde am heutigen Freitag von der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea zum neuen Head-Bishop gewählt. Nach mehreren Wahlgängen war neben Jack Urame nur noch der amtierende Bischof Giegere Wenge im Rennen geblieben, zwischen denen es dann zur Stichwahl kam. Urame ist der erste Bischof, der aus dem Hochland des Inselstaates kommt. Er war zuvor Direktor des Melanesichen Instituts und war zwischen 2001 und 2005 als Ökumenischer Mitarbeiter in der bayerischen Landeskirche tätig und ist deshalb eng mit den deutschen Partnerkirchen verbunden. Als Assistenzbischof wurde der frühere Leiter des Predigerseminars in Logaweng, Pfarrer Lukas Kedabing gewählt. Auch er war als Austauschpfarrer in Bayern. Das neue Bischofsteam wird mit Bernhard Kaisom als neuem Generalsekretär ergänzt.

Die Lateinamerikawoche bietet vom 23. bis 31. Januar 2016 Kultur-veranstaltungen, Informationen und Diskussionen zu aktuellen politischen und sozialen Entwicklungen in Lateinamerika.

Die diesjährige Lateinamerikawoche startet am Samstag, 23. Januar, um 20 Uhr mit einem Konzert von „African Beat feat. Gustavo Mendoza“. Inhaltlich im Mittelpunkt stehen dieses Jahr unter anderem der Kampf der Kleinbauern gegen die mächtigen Konzerne, der Weg in eine neue Weltordnung unabhängig von den bisherigen Weltmächten USA und Russland. Ganz aktuell richtet die Lateinamerikawoche einen Blick auf Uruguay, dort hat die Bevölkerung einen Ausstieg aus den Verhandlungen zum Internationalen Dienstleistungsabkommen (Tisa) beschlossen und spielt somit eine weltweite Vorreiterrolle.

Die Ausstellung „auf und davon“von Mission Eine Welt thematisiert Flucht und Migration, vor allem die Fluchtursachen und deren Verschränkung mit europäischer Handels- und Wirtschaftspolitik sowie Fluchtwege und die Folgen der EU-Abschottungspolitik. Zudem werden die surrealistischen und gesellschaftskritischen Gemälde des gebürtigen Nicaraguaners Douglas Téllez gezeigt.

Die Sonntagsmatinée am 24. Januar lädt ein zu einer Reise in Versen, eine Lyriklesung gegen das Vergessen. Eingeladen ist die argentinische Autorin Maria Ester Alonso Morales, die ihrem in der Diktatur ermordeten Vater schreibt, sowie der Kolumbianer Erik Arellana Bautista, der seiner verschwundenen Mutter gedenkt.

Zu einem besonderen musikalischen Erlebnis in diesem Jahr lädt der Gottesdienst im lateinamerikanischen Stil am So, 24.1. um 18 Uhr ein. Die nicaraguanische Bauernmesse „Misa campesina“ wird von den Chören „Maguwori“ und „Sonko latino“ musikalisch gestaltet, Die Folklore-Rhythmen und volksnahen Texte vermitteln Lebensfreude und einen Gott der „Armen“.

Die Lateinamerikawoche bietet mit ihren Veranstaltungen wie jedes Jahr ein vielschichtiges Informations- und Diskussionsforum zu aktuellen Entwicklungen in Lateinamerika.

Veranstalter und weitere Informationen

Ermöglicht wird dieses mittlerweile bundesweit einmalige Projekt vom „Trägerkreis Lateinamerikawoche“ in dem Nürnberger Vereine und Initiativen sowie verschiedene städtische Institutionen zusammenarbeiten und durch die Kooperation mit der Petra Kelly Stiftung..

Die Lateinamerikawoche wird gefördert aus Mitteln der Evang.-Luth. Kirche in Bayern über das Centrum Mission EineWelt sowie des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Im Anschluss an die Lateinamerikawoche findet vom 4. bis 10. Februar 2016 die „Lateinamerika Filmwoche“ im Filmhauskino des Künstlerhauses in Nürnberg statt.

 

Wir laden Sie herzlich ein zur Pressekonferenz

am Mittwoch, 20. Januar 2016 um 11 Uhr
in der Villa Leon, Phillip Körber Weg 1, Nürnberg (U-Bahn Rothenburger Str.)

Bitte teilen Sie uns mit, wenn Sie kommen!

 

Weitere Informationen

Anmeldung: bei Gisela Voltz, Tel.: 0911-36672-0,
Programm: www.lateinamerikawoche.de

 

Das Mittwochskino von Mission EineWelt startet 2016 mit einer französischen Komödie

Das politische Frankreich orientiert sich immer stärker nach rechts außen, und gleichzeitig entwickelt sich eine multikulturelle Komödie mit mehr als zehn Millionen Kinobesuchern zum Kassenschlager in unserem Nachbarland.

Und darum geht es: Claude und Marie Verneuil, ein gutsituiertes Ehepaar im Pensionsalter, führt in einer Kleinstadt an der Loire ein beschauliches Leben. Ihr ganzer Stolz sind ihre vier schönen Töchter. Doch etwas trübt die Freude: Ihre drei Schwiegersöhne sind ein Chinese, ein Araber und ein Jude. Ein hartes Schicksal für Madame und Monsieur, die unter dem Ausbleiben christlicher Trauungen ebenso leiden wie dem Anblick ihrer Enkelkinder. Claude und Maries Hoffnungen auf eine kirchliche Hochzeit ruhen nun auf der jüngsten Tochter Laure, die gerade einen echten Katholiken kennen gelernt hat – den dunkelhäutigen Charles, dessen Familie über diese Liaison ebenfalls nicht begeistert ist.

Die traditionell angelegte Familienkomödie von Regisseur Philippe de Chauveron lässt sich als ebenso geistreicher wie bissiger Kommentar zur aktuellen politischen Lage in unserem Nachbarland sehen.

„Monsieur Claude und seine Töchter“ ist am Mittwoch, 27. Januar 2016, um 19.30 Uhr im Otto-Kuhr-Saal (Hauptstraße 2 in Neuendettelsau) zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Mit einer Vernissage wurde am vergangenen Freitag die Sonderausstellung von Marja-Lissa Trillitzsch im Partnerschaftscentrum in Neuendettelsau eröffnet.

Neben Grußworten der Direktorin von Mission EineWelt, Dr. Gabriele Hoerschelmmann, gab auch die Künstlerin selbst einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der gezeigten Stabpuppen und die Intention, die sie damit verfolgt. In dem zunächst Fremden zu erkennen, dass wir uns doch ähnlicher sind, als wir auf den ersten Blick vermuten, das will die Rother Künstlerin mit ihrer Stabpuppen-Ausstellung „Es ist normal, anders zu sein“ deutlich machen. Musikalisch untermalt wurde die Eröffnung in den Ausstellungsräumen des Partnerschaftscentrums mit Gitarren- und Flötenmusik von Max Neumüller, Musiklehrer in Neuendettelsau, und Katharina Heich, FSJ-lerin bei Mission EineWelt. Ein Sektempfang rundete die Veranstaltung, bei der rund 40 Personen anwesend waren, ab.

Noch bis kommenden Samstag ist die Ausstellung, die Familienverbünde aus verschiedenen Kulturen in Form von Stabpuppen zeigt, in den Räumen der Ausstellung „einBlick“ bei Mission EineWelt zu sehen. Sie ist von Montag bis Freitag zwischen 14.00 und 18.00 Uhr und am Samstag von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Flüchtlinge und Finanzen im Mittelpunkt der Gespräche

Einen Vormittag lang war der Münchner Oberkirchenrat Michael Martin zu Gesprächen beim landeskirchlichen Partnerschaftszentrum Mission EineWelt. In der Andacht am Morgen erzählte Martin die Geschichte des Paters Jacques Mourad, der in dem syrischen Ort Karjatain das 1.600 Jahre alte Kloster Mar Elian leitete, für alle Menschen da war, egal welchen Glaubens und den Islam liebte. Mourad wurde vom Islamischen Staat (IS) entführt, das Kloster wurde vom IS völlig zerstört.

Alle wichtigen muslimischen Gruppen und Organisationen haben sich vom IS distanziert, so Martin, und in vorderster Front im Kampf gegen den IS stünden Muslime. Die Adventszeit mache deutlich, dass es immer Hoffnung gibt. Das zeige auch die Geschichte von Pater Jacques, der nach Monaten von muslimischen Dorfbewohnern befreit wurde.

In den Gesprächen mit dem Leitungskreis von Mission EineWelt, dem Kollegium, ging es zunächst auch um Fragen rund um das Thema Flucht und Migration. Mit mehr als 20 Millionen Euro unterstütze die bayerische Landeskirche in diesem und im kommenden Jahr die Arbeit mit Flüchtlingen. Im Landeskirchenamt arbeiteten die Abteilungen mit ihrer unterschiedlichen Aufgaben eng zusammen. Für Mission EineWelt, so Direktorin Gabriele Hoerschelmann, sei Flucht und Migration schon seit langem Kampagnenthema. Derzeit werde gerade an einer Broschüre gearbeitet, die all das zeigen wird, was das Partnerschaftszentrum an Erfahrungen und Materialien einzubringen hat.

Die Landesstellenplanung, die Situation in der Ukraine, die Entwicklung der kirchlichen Finanzen und die Dienstordnung des Direktoren-Ehepaars Dr. Gabriele und Hanns Hoerschelmann standen im Mittelpunkt der weiteren Gespräche. Das Treffen endete mit einem gemeinsamen Mittagessen.

Barbara Lochbihler, außen- und menschenrechtspolitische Sprecherin der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament (EP) und Vizepräsidentin des EP-Menschenrechtsausschusses, war am Internationalen Tag der Menschenrechte in Nürnberg zu Gast und stellte sich mitunter auch kritischen Fragen zur Migrations- und Flüchtlingspolitik der EU. Über 80 Interessierte nahmen an der Kooperationsveranstaltung von Mission EineWelt, dem Menschenrechtsbüro und der Evangelischen Stadtakademie teil.

Die Kanzlerin gibt sich in der Flüchtlingskrise unbeirrt. Deutschland soll Migranten weiter freundlich aufnehmen. Doch wegen ihrer „Wir schaffen das“-Politik wird Angela Merkel nicht nur aus den eigenen Reihen unter Druck gesetzt. Für viele bleibt der Appell eine Floskel und Fragen zum „Wer“ und „Wie“ bleiben offen. In der EU werden derweil die Pläne des Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker diskutiert. Diese sollen das Chaos beispielsweise auf der Balkanroute eindämmen. Doch auch hier stehen verschiedene Staaten den Vorschlägen Brüssels kritisch gegenüber. Auch die EU-Politikerin Barbara Lochbihler betrachtet die Reformvorschläge Junckers mit Skepsis. „Das Mittelmeer ist die tödlichste Grenze der Welt. Mehrere tausend Menschen sind hier in den vergangenen Jahren bei ihrer Flucht ertrunken. Der Vorschlag Junckers enthält zwar progressive Elemente, doch die Abschottung Europas wird damit ebenfalls nochmals verstärkt“, so die menschenrechtspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion.

Mit Hilfe so genannter „Hotspots“ in Griechenland und Italien, in denen Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Europa schneller registriert und verteilt werden sollen, will die EU nun erstmal die bestehenden Flüchtlingszentren entlasten. Darüber hinaus wird, so Lochbihler, auch über weitere Hotspots außerhalb Europas sowie über ein Flüchtlingslager direkt in Syrien nachgedacht. Genauere Informationen dazu konnte die Vizepräsidentin des Menschenrechtsausschusses im Europäischen Parlament jedoch nicht geben. Dass allerdings der Minimalkompromiss der EU-Innenminister über die Verteilung von 160.000 Asylsuchender aus Ungarn, Griechenland und Italien als gescheitert bezeichnet werden kann, wurde aus ihren Ausführungen deutlich. Bereits der Beschluss, der mehr politisch als rechtlich bindenden Einigung, die Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) nach einem Treffen der Innenminister im September in Brüssel verkündete, fiel nicht einstimmig aus. Nicht verwunderlich ist daher auch, dass noch nicht einmal fünf Prozent der geplanten Umverteilung stattgefunden hat.

Laut Lochbihler steht Deutschland wie auch die gesamte Europäische Union vor einer historischen Herausforderung, die uns auch noch sehr lange beschäftigen wird. Krisen, Kriege und Konflikte wie in Syrien, dem Irak, der Ukraine und im Südsudan trieben immer mehr Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Auf der Suche nach Frieden und Stabilität kämen dabei auch immer mehr Vertriebene zu uns. Einige Bürger machten sich deshalb große Sorgen, wie Deutschland das alles schaffen kann. „Wie sollen wir denn den Ängsten begegnen? Gibt es eine sozialpsychologische Aufarbeitung?“ lautete eine Frage aus dem Plenum, die vielen auf der Seele brennt. Mit Offenheit, mit umfassenden Informationen und mit Gesprächen, so die Meinung der menschenrechtspolitischen Sprecherin. „Viele Menschen wissen beispielsweise gar nicht, dass die meisten Menschen nicht in die EU, sondern in direkte Nachbarländer oder auch nur innerhalb ihres Heimatlandes flüchten.“ Die Zahl dieser so genannten Binnenflüchtlinge, die in ihrem eigenen Land auf der Flucht sind, beziffert die Weltflüchtlingsorganisation UNHCR für 2014 auf über 38 Millionen Menschen. Nur ein Bruchteil derjenigen, die weltweit fliehen, kämen somit zu uns. „Und diejenigen, die es tun, sollten nicht als Risiko, sondern vielmehr als Chance gesehen werden“ so Lochbihler. Deutschland werde künftig mit demografischen Problemen rechnen müssen. „Hier können die Flüchtlinge durchaus unser System stabilisieren.“ Wichtig sei vor allem, dass Flüchtlings- und Asylpolitik nicht gegen die Sozialpolitik ausgespielt werde. Diskussionen darüber, ob Flüchtling beispielsweise Sozialhilfeempfängern Wohnraum oder Ähnliches wegnehmen, seien nicht hilfreich. „Vielmehr unterfüttert es noch die Propaganda von Pegida und anderen rechtspopulistischen Vereinigungen.“

In der Begegnung mit fremden Menschen die Chance und die Bereicherung zu sehen, war auch das zentrale Thema in der Kurzandacht von Pfarrerin Gisela Voltz, Referentin für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei Mission EineWelt, die bereits um 17.00 Uhr mit rund 50 Besuchern in der Lorenzkirche stattfand. Und sowohl dort als auch in der Diskussionsveranstaltung im Haus eckstein wurde der Blick auch auf die Fluchtursachen geworfen. Die Situation in den Ländern, aus denen die Menschen auf Grund von Verfolgung, Gewalt oder Perspektivlosigkeit weg wollen oder müssen, müsse verbessert werden. Dazu reicht finanzielle Hilfe in Form von Entwicklungsgeldern nicht aus. „Vielmehr muss auch die Handels- und Agrarpolitik der EU reformiert werden“ so Lochbihler und Voltz einstimmig. „Wir müssen uns für gerechtere Handelsbedingungen und Menschenrechte in unserer Welt einsetzen, damit immer mehr Menschen ein Leben in Würde und ohne Armut führen können.“

Einen Beitrag zur Aufklärung und Bewusstseinsschaffung zu diesem Thema möchte auch die Ausstellung „auf und davon“ von Mission EineWelt leisten. Auf fünf Rollups wird ein Blick auf die menschenrechtliche Perspektive zur aktuellen gesellschaftlichen Debatte zu Flucht und Migration geworfen. Die Ausstellung ist im Dezember und Januar noch im Haus eckstein in Nürnberg zu besichtigen. Ausgeliehen werden kann sie direkt über das Partnerschaftscentrum.

Weitere Informationen:
Kurzandacht vom 10.12.2015 in St. Lorenz von Gisela Voltz (PDF)
Informationen zur Ausstellung von Mission EineWelt

Mission EineWelt mit Kurzandacht und Diskussionsabend zum Internationalen Tag der Menschenrechte in Nürnberg

Zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember fordert das bayerische evangelische Partnerschaftscentrum Mission EineWelt dazu auf, nicht Flüchtlinge zu bekämpfen, sondern die Fluchtursachen.

„Asylrecht ist ein Menschenrecht. Wer in Deutschland Schutz sucht, muss auch die Möglichkeit dazu erhalten“, meint Pfarrerin Gisela Voltz, Referentin für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei Mission EineWelt. Das politische Geschachere um Flüchtlingsobergrenzen und Kontingente in der Europäischen Union finde sie angesichts der Not von Menschen, die größtenteils vor Krieg, Terror und Verfolgung fliehen, unerträglich. Anstatt Zäune zu bauen und sich weiter abzuschotten, wären legale und sichere Einreisewege für Geflüchtete die richtige Antwort, um beispielsweise dem Massensterben im Mittelmeer endlich ein Ende zu setzen. Weltweit trage Deutschland keineswegs die Hauptlast in der Aufnahme von Flüchtlingen, sondern neun von zehn Flüchtlingen lebten in Entwicklungsländern. Auch innerhalb Europas nähmen andere Länder wie Schweden, Österreich, Malta deutlich mehr Flüchtlinge im Verhältnis zur Bevölkerungszahl auf.

Die Menschen in Deutschland seien zum Teil viel weiter als die Politik, meint sie und lobt das tolle Engagement von vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, und die wichtige Arbeit von Kirchengemeinden zur Integration. Um der Unterkunfts- und Wohnungsnot für Flüchtlinge zu begegnen, wären vielerorts kirchliche Gebäude zur Verfügung gestellt worden, auch zwei Wohnungen von Mission EineWelt in Neuendettelsau.

„Es ist wichtig, nicht die Flüchtlinge zu bekämpfen, sondern die Fluchtursachen“, fügt Voltz hinzu. Im Hinblick auf die Fluchtursachen und deren Verschränkung mit europäischer Handels- und Wirtschaftspolitik verweist sie auf Punkt 5 der „Erklärung der Leitenden Geistlichen der evangelischen Landeskirchen Deutschlands“ vom 10. September 2015: „Mit Sorge sehen wir die Hintergründe und Ursachen der Flüchtlingsbewegungen: Klimaveränderungen, Kriege, Verfolgung, Zusammenbruch staatlicher Gewalt, extreme Armut. In diese Fluchtursachen ist auch unsere Gesellschaft vielfältig durch globale Handelsbeziehungen, Waffenlieferungen und nicht zuletzt durch einen Lebensstil, der die Ressourcen der Erde verbraucht, zutiefst verwickelt. Eine Umkehr von diesen ungerechten Verhältnissen ist an der Zeit.“

Deshalb sei es dringend notwendig, die gesamte europäische Außen-, Handels- und Agrarpolitik auf entwicklungsschädliche Folgen für die Herkunftsländer von Flüchtlingen und Entwicklungsländer zu überprüfen sowie Waffenexporte in Krisenregionen zu unterbinden, so Voltz. Auch das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen EU und USA gefährde Armutsbekämpfung, Nachhaltigkeit, Fairen Handel und Demokratie. TTIP drohe die Armut im Süden zu verschärfen und die Schere zwischen Arm und Reich zu vergrößern. Sie bete dafür, dass die Staatschefs bei der aktuell stattfindenden UN-Klimakonferenz in Paris ehrgeizige und verbindliche Schritte und Ziele vereinbaren, um den bereits spürbaren Klimawandel einzudämmen und damit die Zahl der zukünftigen Klima-Flüchtlinge zu reduzieren.

Veranstaltungen zum Menschenrechtstag in Nürnberg

Am kommenden Donnerstag (10. Dezember) veranstaltet Mission EineWelt in Kooperation mit dem Menschenrechtsbüro und der Evangelischen Stadtakademie einen Diskussionsabend zum Thema „Rette sich, wer kann? Konsequenzen aus dem Scheitern europäischer Flüchtlingspolitik“ mit der MdEP Barbara Lochbihler um 19.30 Uhr im „Haus eckstein“, Burgstr. 1-3 in Nürnberg.

Dort ist im Foyer auch bis zum 18. Januar 2016 die neue Ausstellung von Mission EineWelt zum Thema „auf und davon. Flucht und Migration“ zu sehen. Begleitend zur Ausstellung gibt es eine neue Website mit weiteren Hintergrundinformationen und einem Online-Spiel unter www.flucht-und-migration.org

Bereits um 17.00 Uhr gestaltet Mission EineWelt eine Kurzandacht zum Thema in der Nürnberger St. Lorenzkirche

Nachfragen bitte an
Pfarrerin Gisela Voltz, Entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0911 36672-0 oder E-Mail an

Zusatzinformationen

Position von Mission EineWelt zu Flucht und Migration:

  • europäisches Asylrecht auf der Grundlage von Solidarität und Menschenrechten
  • Abschaffung des Dublin-Systems – für eine freie Wahl des Asyllandes (Free choice)
  • sichere und legale Einreisewege für Schutzsuchende nach Europa
  • faires Asylverfahren und individuelle Prüfung gewährleisten
  • keine Verschärfung/Einschränkung des Asylrechts
  • schneller Zugang zu Deutschkursen, Ausbildung und Arbeitsmarkt
  • Zugang zu angemessenem Wohnraum und vollständiger Gesundheitsversorgung
  • wirksame Bleiberechtsregelungen für Geduldete
  • Überprüfung der europäischen Außen-, Handels- und Agrarpolitik auf entwicklungsschädliche Folgen für die Herkunftsländer, Waffenexporte unterbinden
  • modernes Zuwanderungsrecht

Vollständige Erklärung der Leitenden Geistlichen der evangelischen Landeskirchen Deutschlands unter:
Gemeinsame Erklärung (PDF)