Im Mittelpunkt des Frauenstudientags von missio und Mission EineWelt am 7. Oktober 2017 in Neuendettelsau standen Gewalt gegen Frauen, Frauenhandel und Zwangsheirat. Berichtet wurde vor allem über die Situation in Burkina Faso und Kenia sowie die dortigen Bestrebungen, Frauen per Gesetz vor derartigen Übergriffen zu schützen und die Täter strafrechtlich zu verfolgen. Dazu, diese Prozesse in Gang zu bringen und zu halten, trugen und tragen wesentlich Kirche und Zivilgesellschaft bei, die sich für Prävention sowie für den Schutz der Betroffenen und ihrer Familien stark machen.

Pfarrerin Dr. Claudia Jahnel folgt Ruf an die Ruhr-Universität Bochum

Mit einem Gottesdienst und einem festlichen Empfang haben Mitarbeitende von Mission EineWelt, Vertreter/innen kirchlicher Gremien, Wegbegleiter/innen und Freunde/innen Pfarrerin Dr. Claudia Jahnel verabschiedet. Für knapp zehn Jahre leitete sie das Referat „Mission Interkulturell“ bei Mission EineWelt.
Als Bildungsreferentin des bayerischen Zentrums für Mission, Partnerschaft und Entwicklung setzte die habilitierte Theologin Akzente bei der Weiterentwicklung des Veranstaltungsangebots. Ob akademische Tagungen, überkonfessionelle Studienwochen, Podiumsdiskussionen, Seminare oder Sprachkurse – wichtig war Jahnel stets ein warmherziger Umgang und der Respekt vor den Menschen und ihren jeweiligen Herkunftskulturen. Zu ihrem Herzensanliegen machte sie die jährliche „Summer School“, ein unter einem religiösen Thema stehendes Fort- und Weiterbildungsangebot für kirchliche Mitarbeitende aus den Partnerkirchen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Dr. Claudia Jahnel verabschiedet sich von Mitarbeitenden und Gästen

In der Ansprache zu ihrer Verabschiedung ging Jahnel auf das Thema der „Nachfolge“ ein. Ausgehend von den Überlegungen des protestantischen Theologen Dietrich Bonhoeffer erklärte Jahnel, sie verstehe den Ruf zur Nachfolge als Einladung, sich zum christlichen Glauben offen zu bekennen. Im Begriff der Nachfolge sei die Aufforderung enthalten zum mutigen Handeln in einer multireligiösen und multikulturellen Welt voller politischer und gesellschaftlicher Herausforderungen. In der Nachfolge von Jesus Christus zu stehen bedeute auch, im fremden Gegenüber das Antlitz Gottes zu sehen. In ihrer Zeit bei Mission EineWelt habe sie viel Persönliches und Akademisches gelernt und dabei vor allem von der freundlichen „Kultur des Willkommens“ auf allen kirchlichen Ebenen profitiert. Die Begeisterung über das interkulturelle Umfeld von Mission EineWelt und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zu einem weltweiten Austausch mit „Herz und Kopf“ wolle sie mit zu ihren Studierenden am künftigen Arbeitsplatz Bochum nehmen, erklärte die engagierte Theologin mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Direktorin Dr. Gabriele Hoerschelmann überreicht Blumen zum Abschied

Das Interesse an anderen Kulturen und Menschen war Jahnel quasi in die Wiege gelegt worden. Als Kind einer bayerischen Pfarrersfamilie wurde die 49-Jährige in Dar es Salaam in Tansania geboren und verbrachte dort und später dann in Nairobi (Kenia) ihre Kindheit. Nach einem Praxisjahr in Lima (Peru) studierte Jahnel Theologie an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau sowie an Universitäten in Bonn, Iowa (USA) und Tübingen. Vor ihrer Tätigkeit bei Mission EineWelt war sie Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Religions- und Missionswissenschaften der Universität Erlangen. 2015 wurde die zweifache Mutter mit einer Arbeit über kulturwissenschaftliche Analysen in der afrikanischen Theologie zur Privatdozentin habilitiert. Nun folgt sie als Leiterin des Lehrstuhles für interkulturelle Theologie einem Ruf an die Evangelisch-Theologische Fakultät der Ruhr-Universität in Bochum.

Am 8. März ist der Internationale Weltfrauentag

Jede dritte Frau wird irgendwann in ihrem Leben Opfer von physischer und sexueller Gewalt. Am 8. März wird weltweit der Internationale Frauentag begangen. Für Mission EineWelt ein Grund, sich mit der Situation von Frauen weltweit zu beschäftigen. Formen der Gewalt, denen Frauen in besonderem Maß ausgesetzt sind, umfassen häusliche und außerhäusliche Misshandlungen und Vergewaltigungen, Genitalverstümmelung und Ehrenmorde, Zwangsprostitution, Zwangsheirat und Frauenhandel.

Mit all diesen Aspekten beschäftigte sich bereits im Oktober vergangenen Jahres eine Frauen-Tagung zum Thema „Gewalt gegen Frauen und ihre Überwindung – Was können Kirchen tun?“ Dabei berichtete Hildegard Goldbrich, Leiterin des Frauenhauses in Ansbach, dass seit seiner Gründung 1991 mehr als 2.000 Frauen mit 2.325 Kindern im Frauenhaus untergebracht wurden.

An die weltweite Dimension dieses Themas erinnerte Margaret Obaga. Die kenianische Theologin arbeitet als Studienleiterin bei Mission EineWelt und berichtete von einzelnen Fällen teilweise unvorstellbarer Gewalt gegen Frauen auch in ihrer Heimat Kenia. Die dortige evangelisch-lutherische Kirche setze sich deshalb mit einem eigenen Arbeitsbereich für die Belange der Frauen ein. Zusammen mit der Regierung des ostafrikanischen Landes seien Alphabetisierungsprogramme gestartet worden. Gerade Frauen könnten oft weder lesen noch schreiben. Frauen spielten in der kirchlichen Basisarbeit eine zentrale Rolle. Nur in Führungsrollen kämen sie trotz Frauenordination eher selten. Auch daran arbeite nach Aussage von Margaret Obaga die Partnerkirche in Kenia.

Der internationale Frauentag am 8. März 2017 will daran erinnern, Gewalt und Ungleichheit von Frauen weltweit zu bekämpfen und auf die Lage von Frauen aufmerksam zu machen. Deshalb unterstützt Mission EineWelt auch Hilfsprogramme, die die Rechte von Frauen stärken.

Helge Neuschwander-Lutz

Anfang März findet die Woche der Brüderlichkeit statt

Unter dem Motto „Nun gehe hin und lerne“ findet vom 5. bis 12. März die diesjährige Woche der Brüderlichkeit statt. Seit 1952 wird alljährlich diese Gedenkwoche im März mit dem Ziel veranstaltet, den Dialog zwischen Christen und Juden zu fördern sowie die Folgen des Holocaust gemeinsam aufzuarbeiten. Für die christlich-jüdische Zusammenarbeit geht es darum, die bestehende Beziehung zu vertiefen. Veranstaltet wird sie vom Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Mission EineWelt fördert in vielen Bereichen das ökumenische und globale Lernen. So werden junge Menschen für ein Jahr zu Partnerkirchen in Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Pazifik ausgesandt, um dort zu erfahren, wie Christinnen und Christen ihren Glauben leben. Studenten und Studentinnen der Theologie können über Stipendien im Ausland studieren. Aus Übersee kommen Pfarrerinnen und Pfarrer sowie kirchliche Mitarbeitende zum Austausch in bayerische Kirchengemeinden.

Mission EineWelt unterstützt ebenso die Arbeit von Gemeinden unterschiedlicher Sprache und Herkunft und bietet mit „Mission Süd-Nord“ (MiSüNo) ein theologisches Lernprogramm für Pastorinnen und Pastoren sowie für Mitarbeitende an. Die Kursteilnehmer kommen aus verschiedenen Ländern und christlichen Traditionen und bringen ihr Wissen, ihre Theologie, Erfahrungen und Sichtweisen mit. So finden ein Austausch und ein Lernprozess für beide Seiten statt.

Emmanuel Ndoma / Helge Neuschwander-Lutz

Im Rahmen des heute stattfindenden internationalen Gedenk- und Aktionstages gegen Gewalt an Frauen setzen Menschen auf der ganzen Welt ein deutliches Zeichen.

Zwangsprostitution, sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Genitalverstümmelung, häusliche Gewalt und die Abtreibung weiblicher Föten sind nur einige Formen der Diskriminierung und Gewalt, denen Frauen und Mädchen weltweit begegnen. Anlässlich des jährlich am 25. November stattfindenden Aktionstages fordern Menschenrechtsorganisationen und Einrichtungen wie Mission EineWelt die Einhaltung der Menschenrechte und die allgemeine Stärkung von Frauenrechten.

Bereits Ende Oktober fand dazu im Partnerschaftszentrum eine zweitägige Veranstaltung statt. Zwölf Teilnehmende diskutierten die Frage „Was ist Gewalt und wo fängt sie an?“ und erörterten Möglichkeiten zur Überwindung der Gewalt für Einzelpersonen, für die Gesellschaft und die Kirchen.

Gemeinsam wird überlegt, wie die Gewalt an Frauen überwunden werden kann © MEW/Obaga

Gemeinsam wird überlegt, wie die Gewalt an Frauen überwunden werden kann © MEW/Obaga

Beispielhaft berichtete Hildegard Goldbrich, Leiterin des Frauenhauses in Ansbach, während der Tagung über ihre Arbeit. Insgesamt zehn Plätze biete das Frauenhaus für schutzsuchende Frauen. Seit der Eröffnung 1991 wurden, laut Goldbrich, 2.006 Frauen mit 2.325 Kindern aufgenommen. Eine Aufnahme ist zu jeder Tages- und Nachtzeit 365 Tage im Jahr möglich. „Die fast hundertprozentige Belegung über die Jahre hinweg zeigt, dass die Gewalt gegen Frauen noch immer bittere Realität in der Gesellschaft ist“, konstatierte die Leiterin während der Tagung.

Durch das Frauenhaus wird deutlich, wie die Kirche konkret auf der Seite der Schwachen in der Gesellschaft steht. „Es ist ein wichtiger Auftrag der Kirchen, Frauenhäuser zu betreiben. Mit einer Zufluchtsstätte wie dem Frauenhaus wird den Opfern von Gewalt ein Teil ihrer Würde zurückgegeben. In den geschützten Räumen können die Verletzungen beginnen zu heilen“, so auch Ulrike Hansen, Studienleiterin bei Mission EineWelt.

Zum Abschluss der Veranstaltung zeigte Dekanatsjugendreferentin Sabine Strelov durch ein sogenanntes Friedensstiftertraining auf, wie sich vor allem junge Frauen vor Gewalt schützen können bzw. wie sie sich wehren, wenn sie Gewalt erfahren. Mit Rollenspielen zeigte sie den Teilnehmenden der Tagung, dass es Mut braucht, um etwas zu tun. Dabei gab sie auch eine klare Definition von Gewalt. „Gewaltsituationen treffen einen oftmals wie aus heiterem Himmel. Beobachtende sind häufig erst einmal verwirrt und versuchen die Situation einzuschätzen. Je schneller jemand Klarheit gewinnt, desto eher ist er oder sie in der Lage, etwas zu unternehmen. Je länger in einer Gewaltsituation geschwiegen wird, desto schwerer fällt es Zuschauenden sich zu äußern und einzuschreiten.“ so Strelov. Das Friedenstiftertraining fördere die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen.

Die gesamte Tagung machte deutlich, dass sich Gewalt ohne Intervention verselbständigt und weitergeht. Einrichtungen wie Mission EineWelt engagieren sich – nicht nur am internationalen Aktionstag – für die Bewusstseinsschaffung und die Überwindung der Gewalt an Frauen weltweit.

Ulrike Hansen

Info: Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen

Hintergrund für die offizielle Initiierung des Aktionstages 1999 durch die Vereinten Nationen war die Entführung, Vergewaltigung und Ermordung dreier Schwestern in der Dominikanischen Republik im Jahr 1960. Die Schwestern Mirabal waren durch Militärangehörige des damaligen Diktators Rafael Trujillo verschleppt worden. Seit 1981 organisieren Menschenrechtsorganisationen alljährlich zum 25. November Veranstaltungen, bei denen die Einhaltung der Menschenrechte von Frauen und Mädchen auf die Agenda gesetzt werden.

Mission EineWelt konzipiert gemeinsam mit vier Hochschulen ein theologisches Bildungsprogramm zur konstruktiven Konfliktbearbeitung

Unter dem Titel „Religion and Conflict Transformation“ arbeitet Mission EineWelt, das Partnerschaftscentrum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, aktuell an einem Studiengang, der den Austausch zwischen Kirchen weltweit und die Fortbildung von Mitarbeitenden fördert. „Ab September 2018 sollen die ersten Kurse beginnen. Die Bewerbungsfrist dafür endet am 1. Juli 2017“, so Pfarrer Alexander Mielke, verantwortlicher Referent bei Mission EineWelt. Bis dahin gebe es noch viel zu tun. Zur Vorbereitung kamen jetzt im November insgesamt vier Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Hochschulen mit den Mitarbeitenden aus dem Centrum in Neuendettelsau zusammen, um weitere organisatorische und inhaltliche Fragen zu klären.

Das Vorbereitungsteam für den internationalen Master beim Treffen in Neuendettelsau mit Dr. Gabriele Hoerschelmann, Direktorin des Centrums © MEW/Denk

Das Vorbereitungsteam für den internationalen Master beim Treffen in Neuendettelsau mit Dr. Gabriele Hoerschelmann, Direktorin des Centrums © MEW/Denk

Der Masterstudiengang richtet sich speziell an Personen, die in der Konfliktbearbeitung tätig sind. Interreligiöser Dialog und interkulturelle Theologie bilden den Schwerpunkt. Hierzu sind mehrere verschiedene Themenblöcke und die Betrachtung unterschiedlicher Länderkontexte geplant, und der Zusammenhang zwischen Religion und Medien wird diskutiert. Das Besondere am Studiengang ist der Aufbau: Das Programm umfasst fünf einmonatige Präsenz-Einheiten und dazwischen Fernstudium-, Lern- und Forschungs-Phasen und ist eine Kooperation über vier Kontinente. Beteiligt daran sind neben Mission EineWelt die Evangelische Hochschule Nürnberg, die Universidad Bíblica Latinoamericana in Costa Rica , die Tumaini University Makumira in Tansania und das Malaysia Theological Seminary in Kuala Lumpur.

„Die Erfahrung, dass Kirchen zunehmend mit Konflikten konfrontiert sind, die auch religiös aufgeladen sind, macht ein solches Programm dringend notwendig“, erklärt Dr. Claudia Jahnel, Leiterin des Referats Mission Interkulturell bei Mission EineWelt. Sie sieht in dem Studiengang die Chance, dass Kirchen sich weltweit noch mehr ihrer politischen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden und eine Allianz gegen fundamentalistische Tendenzen und für den Frieden bilden.

Mehr Informationen zum Masterstudiengang / Kontakt:

Mission EineWelt
Pfarrer Alexander Mielke
Telefon: 09874 9-1501
Mail:

Eröffnung des Studienjahres 2016/17 mit einem Festvortrag von Dr. Claudia Jahnel, Leiterin des Referats Mission Interkulturell von Mission EineWelt

Seit zehn Jahren gibt es das „Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen“ der Universität Salzburg. Zur Eröffnung des neuen Studienjahres fand am 4. Oktober ein enstprechender Jubiläumsakt statt. Eingeladen dazu war Dr. Claudia Jahnel von Mission EineWelt. Die Leiterin des Referats Mission Interkulturell sowie Privatdozentin für Religions- und Missionswissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg referierte zum Thema „Interkulturelle Theologie: Die Wahrheit Gottes im Zwischenraum suchen“.

Einen ausführlichen Nachbericht zur Veranstaltung finden Sie unter:
http://www.kirchen.net/was-gibt-es-neues/newsbeitrag/news-details/news/theologie-interkulturell-herausforderung-und-orientierung/

 

 

Mission EineWelt informiert über die Praxis der „Gebundenen Füßen“ in Chinas Vergangenheit

Jahrhundertelang wurden jungen Mädchen in China die Füße eingebunden. Die kleinen Füße sollten der Knospe der Lotusblüte gleichen und galten als Schönheitsideal. Eine Frau, die die schmerzhafte Prozedur des Füße-Einbindens über sich ergehen ließ, zeigte damit, dass sie opfer- und leidensbereit ist. Durch die deformierten Füße waren die Frauen auch an Haus und Hof gebunden. Dort war ihr Wirkungsbereich gemäß der konfuzianischen Philosophie.

Liesel Strauss hat in vielen Jahren die Zusammenhänge der gebundenen Füße studiert und eine Vielzahl von Lotusschuhen gesammelt. In einem Vortrag wird sie am Montag, 26. September, um 19.30 Uhr auch zum Nachdenken darüber anregen, was wir heute tun, um anerkannt zu werden. Der Vortrag findet im Otto-Kuhr-Saal von Mission EineWelt (Hauptstraße 2 in Neuendettelsau) statt.

In einer Sonderausstellung zeigt Mission EineWelt zudem wertvolle Lotusschuhe und weitere Exponate aus der Sammlung von Liesel Strauss. Die Ausstellung „Gebundene Füße“ kann noch bis 1. Oktober besichtigt werden.

Sie ist geöffnet: Montag – Donnerstag von 10 – 12 Uhr und 14 – 17 Uhr, Freitag von 10 – 17 Uhr und Samstag von 10 – 13 Uhr.

 

Auftaktveranstaltung zum Themenjahr „Reformation und die Eine Welt“ fand in Nürnberg statt

Mit einem Gottesdienst und einem zweitägigen Symposium hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern das Themenjahr „Reformation und die Eine Welt“ eingeläutet. Die ökumenisch und international besetze Auftaktveranstaltung, die am vergangenen Freitag und Samstag in Nürnberg stattfand, stand unter dem Thema „Glaube, der die Welt verwandelt“. Gerechtigkeit, Freiheit, die Einheit der Kirchen und die Globalisierung waren zentrale Themen der zweitägigen Veranstaltung, die unter anderem von Mission EineWelt und der Reformationsdekade/Luther 2017 der Landeskirche vorbereitet worden war.

Der Auftrag der Kirchen bestehe darin, eine gerechte, friedliche und menschenwürdige Welt zu schaffen, betonte Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg) am ersten Tag während einer Podiumsdiskussion im Nürnberger Heilig-Geist-Saal. „ Wir brauchen Reformation, immer wieder“, so der katholische Kirchenvertreter. Gegen die Verengung, die er derzeit bei Pegida oder der Partei AfD beobachte, brauche es eine Reformation der Weitung. Für die Verkündigung des Reiches Gottes sei die Ökumene wichtig. „Dass wir getrennt sind, behindert unseren Auftrag.“ Schick hielt fest, dass es den Kirchen und ihrem Auftrag schade, wenn sie nicht versuchen, eine gerechtere Welt aufzubauen.

Der Migrations- und Integrationsbeauftragte der SPD-Landtagsfraktion, Arif Tasdelen, forderte die Kirchen auf, sich deutlicher zu Wort zu melden und sich stärker in das politische Geschehen einzuschalten. „Wir müssen begreifen, dass die Welt eins ist.“ Was am anderen Ende der Welt passiere, beeinflusse auch uns und unser Leben. Tasdelen sprach sich für eine Politik aus, die Rücksicht nehme auf die Belange aller Menschen.

Lutherische Kirche sei längst eine weltumspannende Bewegung geworden, hob Hanns Hoerschelmann, Direktor von Mission EineWelt, in der Podiumsdiskussion hervor. Weltweit hätten 400 Millionen Menschen „ihre geistige Heimat in einer der Kirchen der Reformation gefunden“. Die Bewegung habe sich aber längst in den Süden der Welt verschoben. Deshalb sei es wichtig, so der Direktor der größten Einrichtung der evangelischen Landeskirche, dass wir uns von unserer Selbstbezogenheit verabschieden und uns die Idee der Reformation anschauen, wie sie aus den Partnerkirchen zu uns zurückkomme.

Dem ersten Themenabend war ein Gottesdienst in der Sebalduskirche vorangegangen. Die kenianische Theologin Dr. Margaret Obaga und Pfarrer Michael Bammessel, Präsident des Diakonischen Werkes in Bayern, hatten dialogisch über das Bibelwort „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ gepredigt. Echte christliche Freiheit sei immer mit Verantwortung verbunden. Kulturelle Unterschiede zeigten sich auch darin, wie der Begriff Freiheit verstanden werde. Der westliche Mensch, so der Diakoniepräsident, sei in der Gefahr, „einen Imperialismus der Freizügigkeit zu verbreiten“. Besonders folgenreich sei die Ideologie des freien Handels, „der häufig auf Kosten der Schwächeren“ gehe. Die Freiheit eines Christenmenschen“, so die promovierte Theologin aus Kenia, „beinhalte die Freiheit, die Wahrheit zu sagen“. In dieser Freiheit könnten Christen ihre Meinung mutig und offen in die Welt tragen.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm nahm am zweiten Tag die Globalisierung und ihre Folgen kritisch unter die Lupe. Die Kirchen müssten die Perspektive der Menschen in den armen Ländern einnehmen, wenn sie von Globalisierung sprechen, so der EKD-Ratsvorsitzende bei einem Vortrag zum Thema „Reformatorische Theologie angesichts der Herausforderungen der Globalisierung“. Es gelte auch die Menschlichkeit zu globalisieren. In klaren Worten setzte er sich dafür ein, alles Handeln immer auch daraufhin zu überprüfen, welche Folgen es für die Schwächsten auf diesem Globus habe. Bedford-Strohm nannte den oft nur noch von Computern gesteuerten Börsenhandel „verwerflich“.

Schon Luther habe wirtschaftliche Ungerechtigkeiten angeprangert. Nach seiner Überzeugung müsse das wirtschaftliche Handeln den Schwachen dienen. Dazu sei es nötig, „Menschen zu inspirieren, gerechtere Systeme in der Wirtschaft zu schaffen“ und gleichzeitig Anreize zu bieten, dass daraus keine Nachteile für sie entstehen. Bedford-Strohm beendete sein Statement mit dem Satz „Wer fromm ist, muss auch politisch sein.“

In zwei eindrucksvollen Fokusveranstaltungen beschäftigten sich zum Ende der Veranstaltung die etwa 50 Teilnehmenden des zweiten Tages einerseits mit der Frage, was nötig ist, um eine „Umkehr zum Leben“ zu schaffen. Andererseits ging es unter anderem mit dem ungarischen Bischof Tamás Fabiny um „Weltoffene Gemeinde“.

Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm im Gespräch mit den Teilnehmenden des Poetry-Slam-Workshops. © MEW/Neuschwander-Lutz

Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm im Gespräch mit den Teilnehmenden des Poetry-Slam-Workshops. © MEW/Neuschwander-Lutz

Zwischen den Programmpunkten trugen junge Männer und Frauen ihre nachdenklichen und manchmal kritischen Poetry-Slams vor. Sie hatten letzten November an einem Workshop teilgenommen, den Mission EineWelt zum Thema „Poetry Slam für die Eine Welt – Jugend meldet sich zu Wort“ veranstaltet hatte.

Auftaktveranstaltung „Reformation und die Eine Welt“ am 11. und 12. März in Nürnberg

Am 11. und 12. März 2016 findet in der Sebalduskirche und im Heilig-Geist-Saal in Nürnberg ein Symposium zum Themenjahr 2016 „Reformation und die Eine Welt“ mit prominenten Teilnehmern statt. Die Auftaktveranstaltung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern steht unter dem Thema „Glaube, der die Welt verwandelt“.

Mit einem Gottesdienst in der Sebalduskirche (Albrecht-Dürer-Platz 1) beginnt die zweitägige Veranstaltung am Freitag, 11. März. Die Predigt wird Pfarrerin Dr. Margaret Obaga aus Kenia halten, die zurzeit als Studienleiterin im Partnerschaftszentrum Mission EineWelt mitarbeitet. Der Gottesdienst beginnt um 17.00 Uhr.

Im Heilig-Geist-Saal (Hans-Sachs-Platz 2) geht es ab 18.30 Uhr mit einem Stehempfang weiter. Der Chor „Les Ambassadeurs pour Christ“ leitet zur Eröffnung des Symposiums über. Statements zum Thema der Veranstaltung und eine Podiumsdiskussion mit Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), Direktor Hanns Hoerschelmann (Mission EineWelt), Dr. Annekathrin Preidel (Präsidentin der evangelischen Landessynode) und dem SPD-Landtagsabgeordneten Arif Tasdelen (Nürnberg) folgen. An beiden Tagen wird es in den Pausen Poetry-Beiträge junger Erwachsener geben, die am Workshop „Poetry Slam für die Eine Welt – Jugend meldet sich zu Wort“ teilgenommen haben.

Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm eröffnet den zweiten Tag des Symposiums unter dem Thema „Reformatorische Theologie angesichts der Herausforderungen der Globalisierung“. Der eineinhalbstündige Beitrag wird von Dr. Gabriele Hoerschelmann (Direktorin Mission EineWelt) moderiert. Mit „Umkehr zum Leben“ und „Weltoffene Gemeinde“ rücken anschließend zwei Themen in den Fokus. Mit dem Heidelberger Klaus Heidel (Werkstatt Ökonomie) und Dr. Elaine Neuenfeldt vom Lutherischen Weltbund (Brasilien/Genf), die das 1. Fokusthema angehen, sowie Bischof Dr. Tamás Fabiny (Ungarn) und Dr. Benjamin Simon (Mittelbaden), die die Weltoffenheit der Gemeinden in den Blick nehmen. Zwischen den beiden Fokusbeiträgen wird Landesbischof Bedford- Strohm mit den jungen Poeten sprechen und das Vorhaben eines Virtuellen Weltkirchentages, der Ende des Jahres Wirklichkeit werden soll, wird vorgestellt.

Die Kooperationsveranstaltung von bayerischer Landeskirche, dem Partnerschaftszentrum Mission EineWelt, Martin-Luther-Verein und Gustav-Adolf-Werk endet am Samstagnachmittag gegen 15.00 Uhr mit einer letzten Aufführung von Poetry-Beiträgen.

Anmeldungen bitte unter .
Für die zweitägige Veranstaltung wird ein Unkostenbeitrag von 10 Euro (inkl. Imbiss) erhoben.