Die „Erfahrung, wie gut es tut, voneinander zu lernen“ – so formulierte es später Aguswati Hildebrand-Rambe von der Fachstelle Interkulturell Evangelisch in Bayern -, stand am 29. März im Mittelpunkt der 150. Tagung der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Aber geht das angesichts des nach wie vor manifesten Wohlstandsgefälles von Globalem Norden zu Globalem Süden, angesichts kolonialer Vorbelastungen und angesichts teils divergierender Entwicklungen in verschiedenen Bereichen des Lebens?

Silvia Genz, Präsidentin der IECLB, spricht vor der Landessynode über Partnerschaft

Silvia Genz, Präsidentin der IECLB, spricht vor der Landessynode über Partnerschaft

„Was bedeutet Partnerschaft zwischen Kirchen aus heutiger postkolonialer Perspektive?“, lautete dann auch die Frage, die Silvia Genz, Präsidentin der der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB), ihrem Impulsvortrag voranstellte. Als Antwort formulierte die Kirchenpräsidentin ein Ideal: „Partnerschaft bedeutet, dass wir uns zusammentun, um uns und die Welt zu verändern.“ Das könne gelingen, weil „wir ein Wissen haben, das den Anderen – ob Mensch, Tier oder Element der Natur – als aktives Subjekt und Teil der Schöpfung Gottes erkennt“. Aus diesem Wissen heraus sieht die brasilianische Theologin die Partnerkirchen gefordert, sich gegenseitig zu stärken, „um nein zu sagen, wo das Leben bedroht ist“. Zentrale Aspekte konkreten partnerschaftlichen Handelns von IECLB und ELKB sind aus ihrer Sicht der Kampf gegen Armut und der Einsatz für Klimagerechtigkeit.

Dazu, eine Partnerschaft im gleichberechtigten Miteinander zu entwickeln, die sich positiv auf Menschen und Mitwelt auswirkt, gehöre auch die Auseinandersetzung mit den Resten kolonialen Denkens, betonte Genz, denn: „Der gesamte Kolonisationsprozess, der davon ausgeht, dass alles, was aus dem Norden stammt, überlegen ist, ist im Denken und in der Lebensweise der meisten Menschen noch stark präsent. Der Gedanke ist: Da ist alles besser“. Neben der kritischen Reflexion der Kolonialgeschichte und ihrer Auswirkungen gehe es vor allem um die Entwicklung eines Dialogs, „ohne dabei die unterschiedlichen Realitäten und die Komplexität der Prozesse dieses Dialogs zu vergessen“. Genz forderte Dialogbereitschaft auch bei „Konflikten und Spannungen“.

Für die Zukunft plädierte die Präsidentin der IECLB dafür, „die nordzentrische Logik zu verlernen“, von der die vorherrschenden theologischen Sichtweisen und die Interpretation der Bibel ebenso geprägt seien wie das Verständnis vom christlichen Gemeindeleben. Theologie müsse von den „am Rande Stehenden und Vernachlässigten“ her verstanden werden, forderte Genz und warb eindringlich für Dialog, Lernbereitschaft und Offenheit: „Das Lernen, den andern zu verstehen, bringt uns einander näher. Wir bilden den Leib Christi.“

Dr. Gabriele Hoerschelmann

Gabriele Hoerschelmann

Die Entscheidung, auf die so viele innerhalb und außerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) hingefiebert haben, ist leider nicht gefallen. Auch nach dem Rückzug von Gabriele Hoerschelmann und Klaus Schlicker aus dem Kreis der Bewerber*innen konnten sich die Mitglieder der Landessynode am 27. März nicht für die verbliebenen Kandidat*innen Nina Lubomierski oder Christian Kopp entscheiden.

Mission EineWelt-Direktorin Gabriele Hoerschelmann, die sich vor dem vierten Wahlgang zurückgezogen hatte, nimmt die Situation gelassen: „Die Synode steht jetzt vor einer ganz neuen Aufgabe. Ich bin mir sicher, wir werden den entstandenen Knoten mit Gottes Hilfe konstruktiv und demokratisch lösen und gestärkt aus dieser Herausforderung hervorgehen.“

Dass sie selbst keine Mehrheit bekommen hat, nimmt Hoerschelmann gelassen. „Es war ein Riesenerfolg und ein großer Vertrauensbeweis, zu den vier Menschen zu gehören, die für die Wahl nominiert wurden. Ich danke allen, die mich in den letzten Monaten so tatkräftig und begeistert unterstützt haben, ganz besonders meiner Familie.“ Die Enttäuschung sei „gar nicht so groß“, sagt Gabriele Hoerschelmann. „Denn ich habe als Direktorin von Mission EineWelt einen Traumjob, der mir Herzensaufgabe ist und den ich auch nicht leichthin drangegeben hätte.“

Diese Aufgabe, so Hoerschelmann weiter, werde sie nun wieder „mit großer Freude und vollem Einsatz“ angehen.

Eine Woche ohne Plastik kommt zurück! Nach der gelungenen Premiere im letzten Jahr bietet Mission EineWelt auch zur Fastenzeit 2023 die Mitmach-Aktion zum Plastiksparen an. Zusätzlich zur eigentlichen Aktion, die von 19. bis 26. März 2023 läuft, gibt es in diesem Jahr einen Projektwettbewerb mit Einsendeschluss am 6. Oktober 2023. Die drei besten Projekte werden mit jeweils 1000 Euro prämiert.

Ziel der Woche ohne Plastik ist es, Menschen dazu zu animieren, ihren Plastikkonsum zu überdenken und für sich persönlich Wege zu finden, mit weniger Plastik auszukommen. Tipps dafür, wie das gehen könnte, finden sich in Wort, Bild und Video unter:

https://mission-einewelt.de/kampagnen/eine-woche-ohne-plastik/

An gleicher Stelle werden eine Andacht- und eine Gottesdienstvorlage, eine Checkliste zum Plastiksparen, ein Plastikfasten-Tagebuch sowie weitere Bildungsmaterialien angeboten. Alle, die mitmachen, werden gebeten, ihre ganz persönlichen Erfahrungsberichte in Wort und Bild an Mission EineWelt zu schicken (Kontakt: woopla@mission-einewelt.de).

 

Projektwettbewerb

Im Zentrum der diesjährigen Woche ohne Plastik steht ein Projektwettbewerb für internationale Partnerschaftsgruppen. Das können solche aus kirchlichen Bezügen sein. Aber auch Schulen, Schulklassen oder Vereine, die eine internationale Partnerschaft mit Menschen in Ländern des Globalen Südens pflegen, sind herzlich eingeladen, mitzumachen. Die Aufgabe ist es, zusammen mit den Partnern herauszufinden, wie der Gebrauch und die Entsorgung von Plastik in den jeweiligen Lebenswelten aussehen, und Ideen zu entwickeln, wie der Plastikverbrauch (weiter) reduziert werden könnte. Keine Pflicht, aber perfekt wäre es, wenn die Gruppen konkrete Projekte dazu entwickeln und umsetzen würden. Gruppen, die am Wettbewerb teilnehmen wollen, müssen ihre Recherchen, Ideen und Projekte in Wort und Bild und/oder Video dokumentieren und bis einschließlich 6. Oktober 2023 auf der Internetseite zur Woche ohne Plastik hochladen. Die erfolgreichen Gruppen werden bei der Tagung der Dekanatsmissionspfarrer*innen und -beauftragten vom 10. bis 12. November 2023 öffentlich bekanntgegeben und beglückwünscht. Sie können dort ihre Erkenntnisse, Ideen und Projekte präsentieren. Zudem wird Mission EineWelt alle Wettbewerbsbeiträge auf der Website zur Woche ohne Plastik veröffentlichen und auch sonst intensiv über den Wettbewerb und die eingesendeten Beiträge berichten.

 

Alle Infos zur Aktion und zum Projektwettbewerb:

https://mission-einewelt.de/kampagnen/eine-woche-ohne-plastik/

Am 6. März 2023 informierte sich Melanie Huml, Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales, und Schirmfrau der HandyAktion Bayern vor Ort in Neuendettelsau über die Arbeit von Mission EineWelt. Bei einem Gang durch die Ausstellung EinBlick gaben die Mission EineWelt-Direktor*innen Gabriele und Hanns Hoerschelmann unterstützt von Ausstellungsleiterin Janika Wehmann Auskunft über den Aufbau der interaktiven Ausstellung, deren Konzept und die Geschichte der Missionsarbeit. Inzwischen verfolge man einen ganzheitlichen Ansatz, erklärten Gabriele und Hanns Hoerschelmann. Deshalb seien in Mission EineWelt die früher teilweise getrennten Arbeitsbereiche wie Entwicklungszusammenarbeit, Partnerschaft und Mission zusammengewachsen.

Die Länderreferenten Geraldo Grützmann, für Brasilien, und Klaus Dotzer, für Afrika, gaben der Ministerin Einblick in die Partnerschaftsarbeit von Mission EineWelt in beiden Ländern. Manfred Kurth, Leiter des Referats Begegnung Weltweit, informierte über die Arbeit mit Partnerschaftsgruppen in den bayerischen Kirchengemeinden und Dekanaten. Gisela Voltz vom Referat Bildung Global präsentierte verschiedene Bildungsangebote von Mission EineWelt für Globales Lernen.

Afrika-Referent Klaus Dotzer (r.) stellt die berufliche Bildungsarbeit in Tansania vor

Afrika-Referent Klaus Dotzer (r.) stellt die berufliche Bildungsarbeit in Tansania vor

Schwerpunkte des anschließenden Gesprächs waren die berufliche Bildung in Afrika und die HandyAktion. Klaus Dotzer stellte die Arbeit des Hai Vocational Training Center, einer staatlich anerkannten Berufsschule für Handwerksberufe in Tansania, vor. Dass Ausbildung und berufliche Perspektiven vor Ort auch in Afrika zentrale Faktoren für Gegenwart und Zukunft sind, darin waren Melanie Huml und er sich einig. Es sei wichtig, dass Wertschöpfung in den Ländern Afrikas bleibe, betonte Huml, und berichtete in diesem Zusammenhang vom Engagement des Freistaats in diesem Bereich: unter anderem ein „Maschinenring“ im Senegal und ein digitales Berufsbildungsprojekt in Kenia.

Gisela Voltz (r.) informiert über die Angebote zum Globalen Lernen und über die HandyAktion Bayern

Gisela Voltz (r.) informiert über die Angebote zum Globalen Lernen und über die HandyAktion Bayern

Auch ein wichtiges Problem der HandyAktion, in deren Rahmen alte Handys meist von Weltläden, Schulen oder Gruppen gesammelt und dem Recycling zugeführt werden, kam zur Sprache: Die geänderten Gefahrgutbestimmungen der DHL erschweren den Versand von Handys mit Akkus erheblich, schilderte Gisela Voltz die Problematik. „Die Akkus lassen sich aus den meisten Handys kaum mehr entfernen.“ Die häufig ehrenamtlich organisierten Sammelstellen könnten eine Überprüfung der Handys zudem nicht leisten. „Die EU-Recyclingquote von 65 Prozent bei Elektrokleingeräten wird in Deutschland sowieso weit verfehlt, sie liegt nur bei 44 Prozent. Durch die Akku-Transportproblematik entgehen wichtige Ressourcen (es liegen laut BITCOM noch etwa 200 Millionen Althandys in deutschen Schubladen) dem Recycling und verhindern den Weg zur dringend nötigen Kreislaufwirtschaft,“ sagte Voltz

Melanie Huml („Ich könnte ein Handy 10 Jahre lang nutzen“) versprach, die Sache sowohl im Kabinett der bayerischen Staatsregierung anzusprechen als auch in den Bundesministerien für Umwelt und für Verkehr auf eine praktikable Lösung des Problems zu drängen.

Gabriele Hoerschelmann (m.) und Christoph Schmoll (2.v.r.) übergeben der Ministerin (3.v.l.) die Broschüre zum GCEW

Gabriele Hoerschelmann (m.) und Christoph Schmoll (2.v.r.) übergeben der Ministerin (3.v.l.) die Broschüre zum GCEW

Insgesamt zeigte sich die Ministerin aufgeschlossen für eine verstärkte projektbezogene Unterstützung der Arbeit von Mission EineWelt: „Sie erleben mich hier nicht verschlossen, sondern offen für neue Ideen.“ Angetan war sie auch vom geplanten Bauprojekt GemeindeCentrum EineWelt (GCEW), das Mission EineWelt zusammen mit der politischen Gemeinde und der Kirchengemeinde St. Nikolai plant. Dabei soll ein so genanntes Forum entstehen, das von den Projektpartnern gemeinsam genutzt und verwaltet wird. Der Neuendettelsauer Bürgermeister Christoph Schmoll warb dabei insbesondere für die Sicherung des Standortfaktors Mission EineWelt: „Es lohnt sich, in Mission EineWelt zu investieren“, betonte er. Melanie Huml schien das Konzept einzuleuchten: „Manche Dinge“, sagte sie, „muss man einfach tun.“

An alter Wirkungsstätte: Antonia Einzinger (mitte) besucht Sabine Schmidt (l.) und Marlene Gilcher (r.) von Mission EineWelt (Foto: Julia Ratzmann)

Besuch bei Mission EineWelt: Antonia Einzinger (mitte) mit Sabine Schmidt (l.) und Marlene Gilcher (r.) (Foto: Julia Ratzmann)

Dass eine ehemalige Freiwillige von Mission EineWelt im späteren Leben ein Lehramtsstudium für Sonderpädagogik angeht, ist nicht so ungewöhnlich. Dass sie außerdem noch „Miss Deutschland“ wird, schon. Antonia Einzinger aus Abenberg bei Roth hat das so gemacht. Die 23-Jährige, die von 2019 bis 2020 einen Internationalen Evangelischen Freiwilligendienst am Pacific Theological College in Suva, der Hauptstadt von Fidschi, absolviert hat, macht demnächst an der Uni Regensburg ihr Staatsexamen als Förderschullehrerin und ist seit Mitte Februar „Miss Deutschland“.

Am 6. März drehte der Bayerische Rundfunk bei Mission EineWelt ein kurzes Portrait der engagierten jungen Frau. Dabei nahm sie auch die Gelegenheit wahr, Mitarbeitende aus den Referaten Papua-Neuguinea/Pazifik/Ostasien und Begegnung Weltweit zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen.

Im Beitrag des BR geht’s folgerichtig nicht nur um die Miss-Wahl. Antonia Einzinger erklärt auch, was ihr der Glaube an Gott bedeutet, und was sie aus ihrem Freiwilligendienst in ihre Zukunft mitnehmen will. Das Video findet sich HIER.

Der März 2023 steht bei der Pazifik-Informationsstelle von Mission EineWelt ganz im Zeichen der Sprachenvielfalt in Ozeanien. Von den rund 6.500 Sprachen weltweit werden etwa 1.500 in den pazifischen Inselstaaten gesprochen. Mit mehr als 850 Sprachen ist die Insel Neuguinea dabei das sprachenreichste Gebiet weltweit. Um die Nachbarn verstehen zu können und auch um mit Menschen in anderen Landesteilen zu sprechen, sind Verkehrssprachen überlebenswichtig, wie etwa das in Papua-Neuguinea gesprochene Tok Pisin, das von allen rund 8 Millionen Einwohner*innen des seit 1975 unabhängigen Staates verstanden wird. Neben den Papua-Sprachen gibt es in der pazifischen Inselwelt noch die austronesischen Sprachen sowie die kleine andamanische Sprachfamilie. Von einigen hundert bis zu Millionen Sprecher*innen reicht die Bandbreite pazifischer Sprachen.

Mit dem Themenmonat sollen exemplarisch fünf außergewöhnliche Sprachen vorgestellt werden: die Kreolsprache „Unserdeutsch“, die noch in Teilen Papua-Neuguineas und Australiens gesprochen wird, die neuguineische Verkehrssprache „Tok Pisin“, das im westlichen Pazifik auf der Insel Guam gesprochene „Chamorro“, das „Samoanische“ sowie die Sprache „Kilivila“, die auf den Trobriand-Inseln in der Salomonensee gängig ist.

Los geht es am Montag, 6. März 2023, mit einem Vortrag von Siegwalt Lindenfelser. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Leipzig und forscht schwerpunktmäßig zu deutschbasierten Kontaktsprachen im Ausland. Lindenfelser promovierte zur Entstehung der Kreolsprache „Unserdeutsch“ in Ozeanien und untersucht derzeit deutsche Sprachinseln in Südamerika.

Am 13. März stellt die Bibliothekarin und Informationswissenschaftlerin Helga Schwarz aus Berlin das Samoanische vor. Die samoanische Sprache gehört dem polynesischen Zweig der austronesischen Sprachfamilie an. Von 1900 bis 1914 war Samoa eine deutsche Kolonie.

Am 20. März geht es um die vom Aussterben bedrohte Sprache Chamorro. Thomas Stolz hat nicht nur theoretisch zu dieser Sprache geforscht, sondern spricht sie auch. Er ist Professor für Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft (Linguistik) an der Universität Bremen. Zu seinen Forschungsgebieten gehören Sprachkontakte und die strukturelle Diversität menschlicher Sprachen.

Den letzten Vortrag in der Reihe hält am 27. März der emeritierte Professor Gunter Senft vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik aus dem niederländischen Nijmegen. Er hat zu der Sprache der Trobriand-Inseln geforscht. Das Kilivila wird dort noch von rund 20.000 Menschen gesprochen.

Die Vorträge werden live über ZOOM gestreamt. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

ZOOM Meeting-ID: 950 6080 3107

Passwort: 776869

 

Ansprechpartnerin für Rückfragen:

Julia Ratzmann: julia.ratzmann@pazifik-infostelle.org

Armin Raunigk (l.) und Hanns Hoerschelmann (r.) (Foto: Claus Heim)

Armin Raunigk (l.) und Hanns Hoerschelmann (r.) (Foto: Claus Heim)

Am 12. Februar 2023 wurde Armin Raunigk mit einem Gottesdienst in der Himmelfahrtskirche München-Pasing offiziell und feierlich in seinen Dienst als Leiter der Regionalstelle Süd von Mission EineWelt eingeführt, den er bereits seit 1. September 2022 ausübt. Damit ist der Rummelsberger Diakon nun ganz offiziell erster Ansprechpartner für alle Dekanate und Gemeinden im Süden Bayerns, die Partnerschaften mit Partnerkirchen von Mission EineWelt pflegen. Diese Aufgabe sei für Mission EineWelt „ein wichtiges Arbeitsfeld“, betonte Hanns Hoerschelmann, Direktor des Partnerschaftszentrums der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, in seiner Ansprache. „Die Partnerschaftsgruppen sind unsere Basis und unsere Verankerung in die gemeindliche Ebene der Landeskirche.“ Mission EineWelt verstehe sich nicht „als abgehobenes Ufo“, sondern als Teil einer weltweiten Gemeinschaft.

Armin Raunigk arbeitete nach Abschluss seiner Ausbildung zum Diakon zunächst im Jugendhilfezentrum in Rummelsberg und war dann Dekanatsjugendreferent in Bamberg und Augsburg. Dort begleitete er die Partnerschaftsarbeit mit Tansania und organisierte Jugendbegegnungen. Von 2013 bis 2019 leitete er gemeinsam mit seiner Frau Gabriele die Diakoniezentren Faraja und Miona in der Norddiözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT). Ab 2019 arbeitete Raunigk als Gemeindediakon in der Paul-Gerhardt Gemeinde in Augsburg. Zu seinen persönlichen Zielen für seine Arbeit als Leiter der Regionalstelle Süd sagte er: „Zuallererst bin ich begeistert von den Menschen, die sich in der Partnerschaftsarbeit engagieren. Ich möchte sie in diesem Engagement stärken, meine Expertise einbringen und an ihrer Seite sein. Ich finde es super, dass es unserer Kirche etwas wert ist, dass Menschen und Gruppen in dieser Arbeit begleitet werden.“

Leandro Luís da Silva

Leandro Luís da Silva (Foto: IECLB)

Aus unserer brasilianischen Partnerkirche IECLB (Evangelische Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien) hat uns die traurige Nachricht erreicht, dass Pfarrer Leandro Luís da Silva, Liturgiekoordinator der IECLB, verstorben ist. Wir sind zutiefst betroffen und trauern mit seinen Angehörigen und unseren Brüdern und Schwestern in der IECLB. Möge Gott ihn gnädig bei sich aufnehmen.

Die Trauer-Meldung der IECLB leicht gekürzt in deutscher Übersetzung:

Das Präsidium und das Generalsekretariat der IECLB geben in tiefer Trauer den Tod ihres Liturgiekoordinators, Pfarrer Leandro Luís da Silva, bekannt. Am 1. Februar dieses Jahres übernahm Pfarrer Leandro die Liturgiekoordination im Sekretariat für Gemeindedienst der IECLB und war außerdem stellvertretender Synodalpfarrer der Synode Paranapanema. Er lag seit Mittwoch letzter Woche mit Herzproblemen im Krankenhaus.

P. Leandro wurde am 5. Januar 1970 in São Leopoldo/RS als Sohn von Nelson Luís da Silva (in memoriam) und Ilma Paulina da Silva (in memoriam) geboren. Er studierte an der Faculdades EST und wurde am 11. September 2005 ordiniert. Von 2005 bis 2013 arbeitete er in der Evangelischen Kirchengemeinde Lutherischen Bekenntnisses in Cosmópolis/SP und von 2013 bis zum 31. Januar 2023 in der Lutherischen Kreuzgemeinde in Curitiba/PR.

Pfarrer Leandro hinterlässt trauernde Familienangehörige, Dienst- und Arbeitskolleg*innen, Brüder und Schwestern im Glauben.

Für das Treffen des Präsidiums mit den Synodalpfarrern und dem Generalsekretär, das nächste Woche stattfinden wird, hatte Pfarrer Leandro eine Liturgie für den Eröffnungsgottesdienst vorbereitet. In den Begrüßungsworten dieser Liturgie heißt es: „Lasst uns daran denken: Es gibt jedoch eine gütige und liebevolle Stimme, die nicht müde wird, zu rufen …“ und das Lied, das für den Beginn des Gottesdienstes gewählt wurde, war „Hier hast du Platz“ (IECLB Liederbuch, 6): Hier hast du einen Platz, hier hast du Vergebung. In Gottes Haus ist es so: Hier bringt Gott das Heil.

(Übersetzung: Geraldo Grützmann)

 

 

Die Umstände ändern sich. In den christlichen Kirchen Europas, auch in den lutherischen, ist gerade ein Prozess des Neu-Sortierens diesseits alter Gewissheiten im Gange. Das zeigte sich auch beim Meeting des Programme for Christian-Muslim Relations in Africa, kurz Procmura, mit seinen europäischen ökumenischen Partnern von 3. bis 5. Februar 2023 im theologischen Seminar Pullach, zu dem diesmal Mission EineWelt eingeladen hatte.

Der erste Programmpunkt, Austausch und Kennenlernen, verhieß, nun ja, Harmlosigkeit. Doch dann schälte sich aus den Statements der Kirchenvertreter*innen ein Narrativ heraus, das deutlich machte, was viele Kirchen in Europa umtreibt. Lange eingebübte Gewissheiten stehen in Frage. Erste Erkenntnis: Der laufende Mitgliederschwund der christlichen Kirchen in Europa führt dazu, dass sie in vielen Ländern ihre Quasi-Monopolstellung verlieren. Zweite Erkenntnis: Der Anteil der Muslim*innen in vormals christlich geprägten Ländern steigt. Wir leben längst in multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften. Dritte Erkenntnis: Nur gegenseitige Anerkennung und Dialog bringen die Religionen aus der Gefahr, für Konflikte missbraucht zu werden, und bieten gleichzeitig die Chance, nicht in einer Nische zu versauern, sondern gesellschaftlich relevant zu bleiben. Der interreligiöse und insbesondere der christlich-islamische Dialog wird zu einer Kernaufgabe der religiösen Organisationen, von der Leitungsebene bis in die Gemeinden.

Nicht zu vergessen die vierte Erkenntnis: Die Verhältnisse des Globalen Lernens verschieben sich. Wie das geht, interreligiöser Dialog, lernen die Partner im Globalen Norden von ihren Partnern im Globalen Süden. Letztere praktizieren solche Modelle nämlich schon längst und vor allem erfolgreich. Für den christlich-islamischen Dialog ist Procmura ein Beispiel. Die pan-afrikanische christliche Organisation mit Hauptsitz in Nairobi, Kenia, bringt seit 64 Jahren gegen alle Widerstände, Rückschläge und Niederlagen den Dialog zwischen Christ*innen und Muslim*innen voran. Paradebeispiele sind Projekte wie Chai Na Amani, das maßgeblich zum friedlichen Ablauf der kenianischen Parlamentswahlen 2022 beitrug, oder interreligiöse Jugendcamps, in denen afrikanische Jugendliche mit unterschiedlichen Religionen zusammenkommen und sich austauschen. Entsprechend groß war das Interesse der europäischen Partner an den Berichten über die Aktivitäten und Projekte von Procmura. Und noch größer war der Respekt für das, was unter wesentlich schwierigeren Umständen als in Europa in Afrika geleistet wird.

In Europa und auch Bayern wird noch geübt. Am 4. Februar stand für die Teilnehmer*innen ein abendlicher Besuch in der Islamischen Gemeinde Penzberg auf dem Programm. Als Gast dabei war ELKB-Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und plädierte im Gespräch mit Imam Benjamin Idriz für einen offenen Dialog jenseits jeglicher Alleingeltungsansprüche: „Christus steht für radikale Liebe. Wer das ernst nimmt, muss offen für andere Menschen, ihren Glauben und das, was sie bewegt, sein.“ Die Offenheit für andere Religionen sei „Zeichen eines tiefen Glaubens an Christus“. Damit fand er bei Benjamin Idriz volle Zustimmung. „Es ist die gemeinsame Aufgabe aller Religionsgemeinschaften, Menschen von Hass, Intoleranz, Respektlosigkeit und Gewalt zu befreien“, betonte der Imam.

Gemessen an der Realität vielerorts in Deutschland und Europa ist dieser Dialog vielleicht ein allzu schönes Beispiel. Aber vor allem ist es ein Anfang. Wie es weitergehen könnte, zeigt unter anderem Procmura.

Weitere Informationen:

https://procmura.org

https://islam-penzberg.de

Als spirituellen Wegbegleiter für eine nachhaltige Entwicklung hat das Internationale Katholische Missionswerk missio München gemeinsam mit Mission EineWelt die Exerzitien „leben entfalten“ erstellt. Der ökumenisch-geistliche Übungsweg basiert auf den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung – den Sustainable Development Goals (SDGs) -, die der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung im Jahr 2015 in der sogenannten Agenda 2030 beschlossen hat.

Die Exerzitien im Alltag bestehen aus einem Übungsheft für alle Teilnehmenden und einem Begleitheft für die jeweiligen Gruppenverantwortlichen. Sie bieten sowohl einen Vorschlag für den Verlauf von fünf Gruppenabenden als auch Hilfen zur Gestaltung einer Gebetszeit, Übungen zum Stillwerden, Vorschläge für Tagesimpulse, eine Vielzahl von Gebeten sowie eine kurze Information zu den SDGs.

„Es geht um die herausfordernde Aufgabe, unsere Zukunft sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig zu gestalten. Die SDGs haben vielfach einen engen Bezug zu dem, was Christinnen und Christen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Gottes Schöpfung und einem gerechten sowie friedvollen Zusammenleben der Menschheitsfamilie wichtig ist“, betonen Mission-Eine-Welt-Direktorin Gabriele Hoerschelmann und missio-Präsident Wolfgang Huber.

Der ökumenisch-geistliche Übungsweg soll Gläubigen im Alltag die Möglichkeit bieten, feinfühlig zu werden für die Gegenwart Gottes. „Es geht darum, Gottes Spuren im persönlichen Leben und in Gottes Schöpfung zu entdecken. Die Exerzitien im Alltag wollen ein Erfahrungsweg sein, Gott aus dem Leben heraus und das Leben von Gott her zu verstehen. Sie können zugleich auch ein Verwandlungsweg sein, sich seiner Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft bewusst zu werden“, betont missio-Bildungsreferentin und Exerzitien-Projektleiterin Schwester Susanne Schneider (MC).

Das Wort „Exerzitien“ heißt „Übung“. Im religiösen Bereich sind damit geistliche Übungen gemeint, in denen es darum geht, Gott im eigenen Leben zu entdecken und wahrzunehmen. Die „großen Exerzitien“ dauern 30 Tage, während derer man aus dem Alltag aussteigt, schweigt und durch tägliche Gespräche begleitet wird. Abgeleitet von dieser Grundform gibt es mittlerweile unterschiedliche Varianten: Exerzitien im Alltag, Filmexerzitien, Wanderexerzitien, Schweigeexerzitien, Exerzitien auf der Straße.

Die Besonderheit bei „Exerzitien im Alltag“ besteht darin, dass die Teilnehmenden in ihrem normalen Alltag bleiben. Sie setzen einen täglichen spirituellen Impuls, um zur Ruhe zu kommen und sich eine tägliche Auszeit für sich selbst zu gönnen. Wöchentliche Gruppentreffen helfen bei der Reflexion, bieten Möglichkeiten zum Austausch und geben neue Impulse für die kommende Woche. Das gemeinsame Unterwegssein unterstützt die Einzelnen in ihrem inneren Prozess. Das umfangreiche Material kann darüber hinaus auch vielfältig zum Beispiel für Gottesdienste, Morgenandachten oder persönliche Besinnungen genutzt werden.

Alle Informationen über die Exerzitien im Alltag sowie alle Materialen zum Download gibt es unter  www.mission-einewelt.de/exerzitien.