Die bayerischen Dekanatsmissionsbeauftragten und Dekanatsmissionspfarrer/innen haben bei ihrer diesjährigen Missions- und Partnerschaftskonferenz in Neuendettelsau beschlossen, „die Themen Klimawandel und Bewahrung der Schöpfung als Teil der Partnerschaftsarbeit“ noch mehr als bisher im Wahrnehmungsfokus ihrer Dekanate und Gemeinden zu verankern. „Dass unser Jahresthema ‚Die Schöpfung – Not for Sale‘ in unseren Partnerkirchen und in der hiesigen Partnerschaftsarbeit immer wieder aufgegriffen wird, unterstreicht die unbedingte Dringlichkeit der Thematik. Sie ist in unserer Arbeit von je her präsent“, erklärt Hanns Hoerschelmann, Direktor von Mission EineWelt.

Bei der Missions- und Partnerschaftskonferenz 2019 stand das Thema „Wasser“ im Mittelpunkt von Vorträgen, Diskussionen und Workshops. Einmal mehr zeigte sich dabei: Leidtragende des – hauptsächlich von den nördlichen Industrieländern verursachten – Klimawandels sind die Länder des globalen Südens. Die ebenfalls über Handelsverträge und auf Druck internationaler Konzerne forcierte Privatisierung der Wasserversorgung tut ebenso wie die Privatisierung gesamtgesellschaftlich relevanter Infrastrukturprojekte ein Übriges.

Die Konsequenz der über 90 anwesenden Dekanatsmissionsbeauftragten und –pfarrer/innen: „Als Dekanatsbeauftragte haben wir innerhalb unserer Landeskirche einen besonderen Einblick, wie sich unser Lebensstil im globalen Süden auswirkt. Daher sehen wir eine besondere Aufgabe für uns darin, diejenigen Bemühungen in unserem Land zu unterstützen und voranzutreiben, die sich dem Klimawandel und der Umweltzerstörung entgegenstellen. Ganz im Sinne der ökumenischen Bemühungen und des Kampagnenjahres ‚Die Schöpfung – Not for Sale‘ von Mission EineWelt und der ELKB möchten wir den Schutz der Umwelt gerade mit Blick auf unsere Partnerkirchen noch stärker auch in den kirchlichen Räumen ins Bewusstsein rücken.“

Nach fünf Jahren als ökumenische Mitarbeiterin bei Mission EineWelt wurde am 23. November 2019 Margaret Obaga offiziell verabschiedet. Zusammen mit ihrem Mann William, der als Kirchenmusiker an der Fachhochschule für Interkulturelle Theologie in Hermannsburg gelehrt hat, kehrt die Theologin im Dezember zurück in ihre Heimat Kenia. „Wir sind Euch beiden unheimlich dankbar“, sagte Mission EineWelt-Direktorin Gabriele Hoerschelmann dem Ehepaar zum Abschied. Ökumenische Mitarbeitende seien „ein unschätzbarer Schatz für Mission EineWelt“.

Vor ihrer Zeit bei Mission EineWelt leitete die 59-Jährige unter anderem die Frauenarbeit der Kenianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (KELC). Sie beschäftigte sich mit Problemen wie häusliche Gewalt und Alkoholismus in Familien und trat für die Gleichberechtigung von Frauen ein. Für den Lutherischen Weltbund war sie Mitglied in dessen Stab anlässlich der „Dekade gegen Gewalt an Frauen“. Thema ihrer Promotion war „Seelsorge in Familien, die von häuslicher Gewalt betroffen sind“.

Im Mittelpunkt ihrer Arbeit als Studienleiterin in den Referaten Mission Interkulturell und Partnerschaft und Gemeinde bei Mission EineWelt stand für Margaret Obaga das Thema „Religion und Konfliktmanagement“. Bei diversen Studientagen, Workshops und weiteren Veranstaltungen brachte die Theologin ihre Expertise ein. Wichtig war ihr dabei besonders der interkulturelle Dialog. Unter anderem entwickelte sie zusammen mit ihren Kollegen Manfred Kurth und Christoph von Seggern das Workshopangebot für HelferInnenkreise in der Flüchtlingsarbeit „Interkulturelles Verstehen“.

„Freie und offene Kommunikation ist entscheidend für eine gelingende Partnerschaft. Wenn wir versuchen, einander zu verstehen, zu respektieren und zu vertrauen, können wir damit eine neue Kultur der Partnerschaft schaffen“, bekräftigte Margaret Obaga während ihrer Abschiedspredigt am Samstag in der Neuendettelsauer St. Nikolaikirche.

In Kenia wird Margaret Obaga voraussichtlich für die KELC im Bereich Diakonie arbeiten.

Hermann Vorländer, von 1992 bis 2007 Direktor des Missionswerks der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, der Vorgängerorganisation von Mission EineWelt, wurde am 8. November 2019 vom Concordia Historical Institute der US-amerikanischen Lutherischen Kirche  in St. Louis (Missouri) mit dem Award of Commendation ausgezeichnet. Die Auszeichnung erhielt Vorländer für sein Buch „Kirche in Bewegung. Die Geschichte der evangelischen Mission in Bayern“, das vor Jahresfrist in Englischer Übersetzung unter dem Titel „Church in Motion. The History of the Evangelical Lutheran Mission in Bavaria“ in den USA erschienen ist. Dieses sei ein bedeutender Beitrag zur Missionsforschung und stelle „einen wichtigen Dienst für Historiker und andere dar, die die Bedeutung der von Neuendettelsau ausgehenden Missionsarbeit mit Wilhelm Löhe und seinen Einfluss auf die Ausbreitung des Luthertums in Nordamerika und weltweit verstehen wollen“, hieß es in der Laudatio.

Vom 1. Juni bis zum 27. Juli 2019 riefen die Fairtradestädte (Nord-)Schwabens zur #HandychallengeSchwaben auf: „Schaffen wir es, 1600 Handys zu sammeln und dem Recyclingkreislauf zuzuführen?“ – Nun ist der Inhalt der Sammelkisten ausgezählt: Genau 2210 Althandys konnten für den Recycling-Kreislauf gesammelt werden. In Rohstoffen bedeutet das: mehrere Kilo recyceltes Kupfer sowie kleinere Mengen Silber und Gold. Der Erlös wird für Bildungsangebote in Liberia, El Salvador und Bayern verwendet. Gesammelt haben die Fairtradestädte Aichach, Augsburg, Bad Wörishofen, Bobingen, Oettingen, Pöttmes, Senden und Stadtbergen. Die #HandychallengeSchwaben wurde initiiert durch die Eine-Welt-Promotorin der Region (Nord-) Schwaben, Henriette Seydel, in Zusammenarbeit mit den Fairtradetowns. Die Handyaktion Bayern wird von Mission EineWelt und dem Eine Welt Netzwerk Bayern koordiniert.

Rodrigo Mundaca kämpft in seiner Heimat Chile für den freien Zugang zu Wasser. 90 Prozent der Wasserrechte sind dort privatisiert, exportorientierte große Agrarunternehmen nutzen das Wasser aus Flüssen und Brunnen. Leidtragende dieser ausschließlich profitorientierten Praxis ist die Landbevölkerung: Die Menschen dort haben keinen freien Zugang zu Wasser und leiden somit unter extremer Wasserknappheit.

Nach der festlichen Verleihung des internationalen Menschenrechtspreises am 22. September 2019 im Nürnberger Opernhaus an Rodrigo Mundaca, gab es bei der anschließenden Nürnberger Friedenstafel die Gelegenheit, dem Preisträger zu begegnen. Die Mission EineWelt-Direktor/innen Gabriele und Hanns Hoerschelmann nutzten diese Möglichkeit und überreichten Mundaca ein kleines Geschenk.

Bereits vor der Preisverleihung hatte Mission EineWelt zusammen mit dem Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg am 20. September eine „Wasserkonferenz“ veranstaltet. Federführend dabei waren für Mission EineWelt unter anderen Menschenrechtsreferent Sergio Rios Carrillo mit einem Vortrag und Jürgen Bergmann, Leiter des Referats Entwicklung und Politik, als Moderator der Podiumsdiskussion zu Wasser und Privatisierung. Zudem gab es einen Wasser-Workshop für Schulklassen und eine Wasserausstellung von Brot für die Welt.

 

Jürgen Bergmann

Die Linie bis zum Träger des diesjährigen Menschenrechtspreises, Rodrigo Mundaca, der sich in Chile unter Lebensgefahr für den freien Zugang zu Wasser einsetzt, ist lang: Bruce Lees Kung Fu-Credo, die Massenproteste in Hongkong, eine Wutrede des Propheten Amos, ein Versprechen Jesu. Überall geht es um Wasser: als Methode, als (zentraler) Stoff und Quelle des Lebens, als Symbol für Gerechtigkeit und als inspirativer Kraftstoff zum Wirken für Mitmenschen und Mitwelt.

Anhand dieser Knotenpunkte zeigte am 22. September 2019 in der Nürnberger St. Martha-Kirche Mission EineWelt-Direktorin Gabriele Hoerschelmann in ihrer Predigt zur Verleihung des diesjährigen Nürnberger Menschenrechtspreises die vielfältige konkrete, kulturelle und spirituelle Bedeutung von Wasser als Stoff und Begriff auf.

„Auf Wasser basiert unser ganzes Leben, das menschliche wie auch das der Pflanzen und Tiere“, machte die Theologin klar. Die Dimension dieser Erkenntnis begännen die Menschen „nur langsam zu begreifen“. Der Einsatz für den freien Zugang aller Menschen, zu sauberem Wasser, der seit 2010 von den Vereinten Nationen zum Menschenrecht erklärt wurde, sei „ein Gebot der der Menschlichkeit und gleichzeitig ein Gebot Gottes“.

Die Kraft für diesen Einsatz könnten Christ/innen aus einem Versprechen Jesu schöpfen: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.“ (Johannes 4,14)

Folgerichtig mündete die Predigt in eine Aufforderung, im Vertrauen auf Gott aktiv zu handeln. „Dass Jesus uns das Wasser des Lebens gibt, bedeutet, dass wir selber die Kraft bekommen, zu handeln“, betonte Gabriele Hoerschelmann. „Wir werden befähigt, selber Wasser zu sein, uns fließend einzusetzen für die Rechte der anderen. Mit der Kraft des lebendigen Wassers sind wir in der Lage, alles zu durchdringen und zu verändern.“

„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ – Während in Berlin die Regierungskoalition über ein „Klimaschutzpaket“ verhandelt, demonstrieren heute überall Menschen für mehr Klimaschutz. Auch im sonst beschaulich ruhigen Neuendettelsau machte sich eine Gruppe von internationalen Freiwilligen und Mitarbeitenden von Mission EineWelt auf die Socken und demonstrierte lautstark für mehr und konsequenten Klimaschutz – JETZT!!!

Vom 20. bis 23. August 2019 hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania (Evangelical Lutheran Church in Tanzania, ELCT) ihre 20. Generalversammlung in Arusha/Tansania abgehalten. Das Thema der diesjährigen Vollversammlung lautete „Shepherd the flock of god …“ (1. Pet. 5:2).

Im Rahmen der Versammlung wurde Bischof Dr. Fredrick Shoo als leitender Bischof der ELCT für vier weitere Jahre (2019 – 2023) bestätigt. Ebenso wurde Alice Mtui als Church Recording Secretary für vier weitere Jahre (2019 – 2023) wiedergewählt.

Herzlichen Glückwunsch zur Wiederwahl!

Wir wünschen Dr. Fredrick Shoo und Alice Mtui für die kommenden Aufgaben alles Gute, viel Kraft und Gottes Segen.

Engagement für ein friedliches Zusammenleben, in einer multireligiösen Welt, das war das Anliegen einer dreiwöchigen Internationalen Summer School von Mission EineWelt im Juli 2019. 25 Teilnehmende aus 20 verschiedenen Ländern haben ihre Erfahrungen dazu miteinander geteilt, diskutiert und sich gegenseitig für ihr weiteres Engagement in ihrem Umfeld ermutigt.

Das Zusammenkommen der vielfältigen Lebensgeschichten war der eigentliche Schatz des Seminars, und so wurde viel erzählt, zugehört, gelacht, und nicht selten auch starke Betroffenheit miteinander geteilt. Unterstützt wurde die konstruktive und offene Atmosphäre auch durch William Obaga, der in kurzer Zeit viele für gemeinsames Singen begeistern konnte. Friedensarbeit braucht sehr viel fachliche Kompetenz und Konzepte, aber auch eine respektvolle Haltung, und die Fähigkeit und die Bereitschaft, vertrauensvoll und verantwortungsvoll miteinander umzugehen. Es ist ein informelles Netzwerk entstanden, das in sehr verschiedenen Ländern weitere Impulse setzen will.

Die Gruppe hat in Deutschland islamisches, jüdisches, buddhistisches und säkulares Leben kennengelernt, in Bayern, Wittenberg und Berlin. Auch die Gemeindebesuche für ein Wochenende waren für viele sehr bereichernd. Gleichzeitig gab es hochkarätige Impulse durch weitere Referentinnen und Referenten. So lernten sie die Organisation wings of hope kennen, die sich in vielen Ländern für die Heilung von Traumata engagiert, oder auch kokon, eine evangelische bayerische Einrichtung zur Unterstützung von Konfliktbearbeitung. Außerdem gab es Gäste, mit denen über Interkulturelle Kompetenz für die Kirchen, Interreligiöse Beziehungen, Menschenrechte, Postkolonialismus oder Öffentliche Theologie diskutiert werden konnte. Auch ein langes Treffen im Auswärtigen Amt war möglich, mit aufmerksamem gegenseitigem Zuhören. Besuche auf der Wartburg oder auch im Konzentrationslager Buchenwald, in Leipzig, in Naumburg oder in Nürnberg gehörten zum Programm. So blieben neben Martin Luther auch Elisabeth von Thüringen und Katharina von Bora im Gedächtnis.

In den letzten Tagen entstand eine „Joint Vision“ (pdf zum Download: A Joint Vision_Summerschool_2019), eine gemeinsame Vision: Die Teilnehmenden haben zusammengefasst, was sie mitnehmen, und was sie weitertragen wollen, für ihre weiteren Wege und für ihre Kirchen. Damit nahmen sie die Zusage Jesu auf, die am Anfang des Seminars stand, und die allen gilt, die es hören: Selig sind, die Frieden stiften. Sie werden die Kinder Gottes genannt werden.

Gottfried Rösch

Hiroshima war gestern. Kleiner leichter schneller, fünf bis 50 Mal mehr Sprengkraft, ein Sprengkörper, der mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit bis zu zehn Meter tief in massives Gestein eindringen kann und dort erst explodiert, ein ausgeklügeltes Navigationssystem on bord. Das sind laut Physiker Wolfgang Nick vom Friedensmuseum Nürnberg die Attribute der atomaren US-Mittelstreckenraketen neuester Bauart. Und wenn die Bundesregierung nicht endlich den Bundestagsbeschluss von 2010 umsetzt, wonach es in Deutschland keine Nuklearwaffen mehr geben soll, werden diese Raketen die etwa 20 US-Atombomben ersetzen, die im Bundeswehrfliegerhorst Büchel in der Eifel stationiert sind.

Hiroshima mahnt! – das jährliche Gedenken an die verheerenden Folgen der Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki stand dieses Jahr mehr denn je im Zeichen der aktuellen atomaren Bedrohung. Die Kündigung des INF-Vertrags durch die USA, der vor über 30 Jahren das atomare Wettrüsten von Russland und den USA beendete, lässt einen neuen Wettlauf um das infernalste Arsenal von Massenvernichtungswaffen befürchten. Und an diesem neuerlichen Wettrüsten werden nicht mehr zwei Atommächte teilnehmen, sondern möglicherweise sechs oder sieben. „Die Gefahr eines Atomkriegs, auch eines Atomkriegs hier in Mitteleuropa, steigt rasant“, meint Wolfgang Nick. Die OrganisatorInnen des Hiroshima-Gedenkens in Nürnberg, das Nürnberger Evangelische Forum für den Frieden (NEFF), die Friedensinitiative Nürnberg-Nordost (FINO), das Friedensmuseum Nürnberg, Mission EineWelt, die Pazifik-Informationsstelle Neuendettelsau und die Internationale Ärzteinitiative zur Verhinderung des Atomkriegs (IPPNW) Nürnberg, fordern die Bundesregierung auf, sich international für ein neues Abrüstungsabkommen einzusetzen. Zudem, so das Aktionsbündnis, solle die Bundesregierung den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnen und seine Ratifizierung im Bundestag forcieren. Der Atomwaffenverbotsvertrag wurde im Juli 2017 von 122 Staaten der UN-Vollversammlung beschlossen und ist mittlerweile von über 60 Staaten unterzeichnet worden. Unter anderem verbietet er jegliche Aktivitäten mit Kernwaffen: von der Entwicklung und Herstellung über Tests, Transport und Lagerung bis hin zum Einsatz sowie zu dessen Androhung. Unter das Verbot fiele auch bereits die Unterstützung solcher Aktivitäten.

Luisa Buckel/Thomas Nagel