Generalsekretärin des brasilianischen Kirchenrats stellt internationale Kampagne vor

Gemeinsames Haus – gemeinsame Verantwortung ist eine Kampagne des brasilianischen Kirchenrats überschrieben, die in diesem Jahr international organisiert und durchgeführt wird. Die Generalsekretärin des Kirchenrats, Romi Bencke, ist auf Einladung des katholischen Hilfswerks Misereor nach Deutschland gekommen, um die Kampagne vorzustellen, die als Fastenaktion 2016 auf katholischer Seite in Deutschland bekannt gemacht wird. Bencke war zu einem Begegnungsabend und einer Gesprächsrunde auch bei Mission EineWelt.

Zwei große Themenbereiche würden in der diesjährigen Kampagne der Geschwisterlichkeit problematisiert und diskutiert. Einerseits die teilweise desolate sanitäre Grundversorgung in Brasilien und die damit verbundenen Fragen nach sauberem Trinkwasser, einer guten Abwasser- und Müllentsorgung. Gerade bei der Energiegewinnung, so Bencke, würden wirtschaftliche Interessen vor Menschenrechte gestellt. Allein von einem der geplanten 40 neuen Wasserkraftwerke am Amazonas und seinen Nebenflüssen seien 8.000 meist indigene Menschen unmittelbar betroffen. „Wasserkraft wird zwar als saubere Energie verkauft. Sie ist aber nicht sauber, wenn davon Menschen massiv betroffen sind“, erklärte die Generalsekretärin in einer Gesprächsrunde bei Mission EineWelt.

Wegen dieser massiven Verletzungen der Menschenrechte und dem Verstoß auch gegen brasilianische Verordnungen, die eine Einbindung der betroffenen Bevölkerungsgruppen verlangen, findet im Rahmen der Kampagne eine Unterschriftenaktion nicht nur in Brasilien, sondern auch in Deutschland statt.

Religiöse Intoleranz sei das zweite große Thema der Kampagne. „Wir nehmen seit Anfang der 1990er Jahre eine Zunahme religiöser Intoleranz in Brasilien wahr“, beschreibt die lutherische Pastorin Bencke, die den Kirchenrat leitet, in dem sich neben der lutherischen Kirche Brasiliens, auch die römisch-katholische, syrisch-orthodoxe, anglikanischem und die vereinigte presbyterianische Kirche zusammengeschlossen haben. Religiöse Intoleranz gehe oft von christlichen Gruppen aus und ziele auf afro-brasilianische und indigene Religionsgemeinschaften sowie muslimische Gruppen. Alleine in Rio de Janeiro habe es 2015 mehr als 1.000 Vorfälle gegeben. Das sei teilweise auch politisch unterstützt und gefördert. Nach Agrobusiness und Waffenlobby seien die religiösen Interessengruppen in der politischen Landschaft der drittgrößte Faktor. Die Gruppen, so Bencke, hätten auch deutlichen Einfluss auf die Medien und wären deshalb ein Machtfaktor.

Auseinandersetzungen gebe es immer wieder um Fragen der Familie, Homosexualität und wegen der Benachteiligung vor allem afro-brasilianischer Gemeinschaften. Nur wenn solche Themen zu Wort kämen, hätte ökumenische Zusammenarbeit eine Chance.

Im September 2015  fand in Belo Horizonte eine bayerisch-brasilianische Konsultation statt, die bereits 2014 durch das Ökumenereferat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zusammen mit der brasilianischen Partnerkirche geplant wurde. Mehrere Vertreterinnen und Vertreter aus Bayern sind dazu nach Brasilien gereist, um sich mit den dortigen Kollegen zum Thema Migration und Flucht auszutauschen. Das Centrum Mission EineWelt wurde durch Hans Zeller, dem Leiter des Referats Lateinamerika, vertreten.

Nach wie vor sitzt es tief in den Knochen und es ist in der Stadt, in der es stattgefunden hat, auch nicht auszublenden: Deutschland besiegt Brasilien 7: 1 bei der Weltmeisterschaft 2014. „Wir sind eben gute Gastgeber“, meint Nilton Giese, Pfarrer der lutherischen Gemeinde in Belo Horizonte. „Irgendwann wird es eine Revanche geben, aber momentan läuft es bei uns nicht so gut, auch wirtschaftlich ist der Wurm drin“, ergänzt er. Bei dem Besuch der verschiedenen sozialen Projekte der Kirchengemeinde wiederholt sich der Eindruck. Brasilien ist wirtschaftlich in eine Krise gerutscht. Als Kirchengemeinde wollen sie aber Licht in der dieser Welt sein, deshalb betreut die Kirche ein Altenheim mit 12 Plätzen, einen Kindergarten für Kinder aus Familien mit geringen Einkommen mit 40 Plätzen und eine schulergänzende Einrichtung für 120 Kinder. Von diesen Einrichtungen konnten sich die Konsultationsmitglieder der bayerisch-brasilianischen Konsultation im September einen Eindruck verschaffen.

Bereits vor einem Jahr wurde die Konsultation von Dorothea Droste im Ökumenereferat zusammen mit der brasilianischen Partnerkirche geplant. Damals wusste niemand, wie aktuell das Thema Flucht bei der Realisierung im September 2015 in Belo Horizonte, Brasilien sein würde. Kirchenpräsident Dr. Nestor Friedrich eröffnete die Konsultation mit einer Andacht zum Jahresthema der Kirche: „Die Kirche ist dazu berufen, das Wort weiterzusagen“. Für den Kirchenpräsidenten ist es wichtig, dass das Wort so weitergegeben wird, dass es in einer Welt, in der die Bilder dominieren auch verstanden wird.

„Was sind das für Reden, die ihr unterwegs miteinander verhandelt“ Luk. 24,17 liegt diesem Jahresthema zugrunde. „Die große Herausforderung für die Kirche in Brasilien liegt darin, eine Sprache zu finden, die in der pluralen Welt Brasiliens gehört wird“, betont Friedrich. Die aktuelle Lage der Einwanderung in Brasilien wurde von Fábio Balestro Fabiano beleuchtet. Er berichtete von den Zuwanderungsströmen nach Brasilien. Vor allem aus Haiti, Angola und Kongo kämen die Menschen und suchten eine neue Existenz in dem Land. Immerhin rechnet man mit ca. 1.200.000 Migrantinnen und Migranten im Jahr 2015. Der Anteil von Flüchtlingen liegt bei 1 %. Fabio meint: „Viele der Einwanderer kennen ihre Rechte nicht und arbeiten in einem Sklavenstatus.“ „Bei unserer Arbeit in der Kirche konzentrieren wir uns auf die Begleitung der Flüchtlinge, damit sie ihren rechtlichen Status klären können,“ ergänzt Ingrit Vogt.

Flucht und Flüchtlinge weltweit – Auswirkungen auf Europa und die Reaktionen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern – unter dieser Überschrift erläuterte Oberkirchenrat Michael Martin die augenblickliche Situation in Europa. Die bayerische Landeskirche engagiert sich besonders bei den „unbegleiteten Minderjährigen“, in der Integration von Flüchtlingskindern in bayerischen evangelischen Schulen, bei der Seelsorge an Polizistinnen und Polizisten, bei der Unterstützung von Gemeinden, die Kirchenasyl gewähren und in der Fortbildung für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit. Das Ökumenereferat arbeitet zudem in der Härtefallkommission des bayerischen Innenministeriums mit, wobei momentan ist die Suche nach Flüchtlingsunterkünften im Vordergrund steht.

Die Professoren Nehring und Westhelle hoben in ihren Vorträgen hervor, dass die Bibel durch Migration entstanden ist. Sie zeigten auf, dass der Mensch in der Spannung von Sesshaftigkeit und Migration lebt, wobei die Kirche als Pilgerschaft ein Hoffnungszeichen sein kann und gemeinschaftsbildende Räume anbieten solle. Bereits in der Bibel zeigt sich in der Migration Fluch und Segen zugleich. Adam und Eva werden beispielsweise aus dem Paradies vertrieben, aber es wird auch der Erweis der Treue Gottes gegenüber den Menschen deutlich. Bei Mose und Abraham ist Gott mit auf dem Weg und identifiziert sich mit den Menschen, der unterwegs ist.

Von brasilianischer Seite nahmen der Präsident der Synode, Ricardo Dalla Barba, der Kirchenpräsident Dr. Nestor Friedrich, der theologische Berater Dr. Romeu Martini, die Generalsekretärin Ingrit Vogt, Prof. Dr. Vitor Westhelle, Vize-Synodalpfarrer Elisando Reinheimer, Generalsekretärin des Ökumenerates Pfrin Romi Bencke und Margret Reus, Assistenten des Kirchenpräsidenten teil. Von der bayerischen Landeskirche waren der Abteilungsleiter des Ökumenereferats OKR Michael Martin, Dekan Hans Stiegler in seiner Funktion als Vizepräsident der Synode, Prof. Dr. Andreas Nehring, Dorothea Droste als Leiterin der Ökumenischen Projektarbeit und Hans Zeller dabei.

Dr. Emilio Voigt, Referent für Bildung und Gemeindeaufbau im Kirchenkreis Vale de Itajaí der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB), besuchte vom 17. September bis 2. Oktober Mission EineWelt und weitere Einrichtungen der bayerischen Landeskirche.

Der Anlass für die Reise des Brasilianers war die Konferenz „Churches for Planet“ (Kirchen für den Planeten Erde) in Mailand, bei der Kirchen aus elf verschiedenen Ländern und Konfessionen zusammenkamen. Bei der Konferenz wurden die Herausforderungen des Klimawandels und die möglichen Reaktionen der Kirchen dazu diskutiert. Die Veranstaltung fand im Zusammenhang mit der EXPO 2015 statt, die unter dem Thema „Welternährung“ ebenfalls aktuell in Mailand zugegen ist.

Neben der Konferenz besuchte Dr. Emilio Voigt Einrichtungen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, unter anderem das Centrum Mission EineWelt, um sich zu kirchlichem Umweltmanagement auszutauschen. Bereits 2012 fand hier diesbezüglich eine Begegnung mit Hans Zeller, dem Lateinamerikareferenten von Mission EineWelt, statt. In dessen Folge wurde ein ökumenischer Arbeitskreis zur Erstellung eines Programms „Grüner Gockel“ im brasilianischen Kontext gebildet.

Der „Grüne Gockel“ ist eine Umweltzertifizierung nach der europäischen EMAS-Verordnung (eco management and audit scheme). Diese wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland für Kirchengemeinden angepasst und deutschlandweit bereits in über 500 Kirchengemeinden und Einrichtungen, auch bei Mission EineWelt, eingeführt. Der „Grüne Gockel“ berücksichtigt kirchliche Rahmenbedingungen mit Hilfe von ehrenamtlichen kirchlichen Umweltauditoren sowie landeskirchlichen Geschäftsstellen zur Unterstützung der Gemeinden und Einrichtungen. Die Umweltzertifizierung ist ein Beitrag zu einer schöpfungsgerechteren Zukunft und ein Schritt zu einer Kirche mit Zukunft. Denn: Die Bewahrung der Schöpfung ist eine zentrale Aufgabe der Kirche. Umweltmanagement stellt einen systematischen Weg dar, dieser Verantwortung gerecht zu werden und Umwelthandeln in kirchlichen Strukturen und Arbeitsabläufen zu verankern.

Der Besuch des Brasilianers in Neuendettelsau diente der Abstimmung und Weiterarbeit im Rahmen des Arbeitskreises zur Erstellung eines solchen Umweltprogramms für die IECLB. Während seines Aufenthalts konnte Hans Zeller Emilio Voigt zu seiner Arbeit interviewen.

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H. Zeller: Dr. Emilio Voigt, Sie sind Bildungsreferent in dem Kirchenkreis Vale de Itajaí. Wie schaut Ihr Arbeitsalltag aus?

E. Voigt: Wir bieten Kurse zu Themen aus dem Alten und Neuen Testament, Trauer- und Sterbebegleitung, zur lutherischen Identität, für die Kirchenvorstandsarbeit und für die missionarische Planung in den Kirchengemeinden an. Für diese Kurse werde ich als Referent angefragt und gestalte die Inhalte.

H. Zeller: Und was hat Sie nun zu dem ökologischen Thema gebracht?

E. Voigt: 2011 war das Jahresthema der brasilianischen Kirche „Die Bewahrung der Schöpfung!“ Im Jahr 2012 gab es eine Begegnung mit Hans Zeller und in der Folge haben wir einen ökumenischen Arbeitskreis zur Erstellung eines Programms „Grüner Gockel“ im brasilianischen Kontext mit der Unterstützung des Umweltreferenten Dr. Wolfgang Schürger gebildet.

H. Zeller: Was sind die Aktivitäten des Arbeitskreises?

E. Voigt: In den Kirchengemeinden arbeiten wir theologisch zu dem Thema, um ein biblische Grundlage zu haben. Im Anschluss schauen wir uns die Umweltprobleme in Brasilien in den Bereichen der Energie, Wasser und Abfalltrennung an. Daraus ergibt sich ein Konzept für Aktivitäten in der Kirchengemeinde. Das Programm eröffnet Möglichkeiten, damit die speziellen Eigenheiten, in der jede Kirchengemeinde lebt, auch berücksichtigt werden können.

H. Zeller: Durch Ihre Bildungsarbeit kommen Sie mit vielen Kirchengemeinden zusammen. Was sind momentan die Themen in Ihrer Synode?

E. Voigt: In Brasilien stehen wir vor großen Herausforderungen im Bereich der Ökologie. Zum Glück gibt es eine lebendige Jugendarbeit in der Kirche, die für die ökologischen Themen sehr offen ist. Darüber hinaus beschäftigt uns sehr, dass die Evangelische Kirche in Brasilien (IECLB) nicht wächst. Die Mitgliederzahl nimmt nicht ab, aber wächst auch nicht. Die Ursachen sehen wir darin, dass unsere Städte immer größer werden und wir suchen deshalb nach Konzepten für die kirchliche Arbeit in den Städten.

H. Zeller: Haben Sie schon Ideen, mit denen Sie dieser Herausforderung begegnen wollen?

E. Voigt: In der Vergangenheit haben wir die Situation analysiert. Wir wissen, dass wir etwas tun müssen, aber wir haben keine fertigen Antworten. Es betrifft sowohl den Kirchenaufbau als auch die Durchführung der verschiedenen Arbeitsfelder.

Ein Teilbereich, der uns im Moment sehr stark beschäftigt, ist die Kommunikation. Es stellt sich auf der einen Seite die Frage, welche Medien benutzen wir für die Verkündigung des Evangeliums und für die Information über unsere Arbeit als Kirche. Andererseits sehen wir, dass sich die Gesellschaft gewandelt hat. Die brasilianische Gesellschaft ist keine Gesellschaft des Wortes, sondern der Bilder. Das heißt: Die Botschaft der Bilder scheint stärker zu sein als das gesprochene oder geschriebene Wort. Genau an dieser Stelle müssen wir uns als Kirche des Wortes der großen Herausforderung stellen, einerseits die Identität zu behalten und andererseits diese neue Sprache zu benutzen. Viele soziologische Untersuchungen weisen auf das Phänomen hin, dass wir einen Wandel in der Kommunikation haben und von dem geschriebenen Wort weg zur Bildersprache kommen.

Dafür gibt es auch ein Beispiel in Europa, das aber die ganze Welt bewegt hat. Es handelt sich um den kleinen syrischen Jungen, der tot am Strand des Mittelmeeres aufgefunden wurde. Alle Kommentare zu dem Flüchtlingsproblem haben nicht die Wirkung gehabt, wie dieses Bild, das in Zeitungen und in den sozialen Netzwerken auf der ganzen Welt gezeigt wurde. Als Kirche nehmen wir dieses Phänomen wahr und wollen darauf reagieren, indem wir die Verkündigung des Evangeliums nicht nur im Gottesdienst, sondern in den verschiedensten Gruppen und sozialen Netzwerken beheimatet sehen.

H. Zeller: Sie waren während Ihres Aufenthalts in Bayern in Kirchengemeinden, Schulen und Gruppen unterwegs. Welcher Eindruck ist bei Ihnen davon geblieben?

E. Voigt: Ich habe in Bayern sehr interessierte Menschen angetroffen und fühlte mich als Vertreter der Partnerkirche der Evang.-Luth. Kirche in Bayern hervorragend aufgenommen.

H. Zeller: Was sind Ihre Wünsche für die Partnerschaft zwischen den beiden Kirchen?

E. Voigt: Durch den Glauben sind wir verbunden. Interessant finde ich, dass wir in verschiedenen Themen kooperieren können. In diesem Zusammenhang ist für uns sehr wichtig, dass wir zu dem Thema „Grüner Gockel“ auch weiterhin zusammenarbeiten.

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Dr. Emilio Voigt promovierte von 1999 bis 2004 an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau und absolvierte anschließend die Ausbildung als Experte für neue Lerntechnologien.

 

So richtig hell war es noch nicht, als frühmorgens Jugendliche, Frauen und Männer zur großen Turnhalle in Maria de Jetiba, im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo, kamen. Dass mitten in der Woche viele Menschen mit ihren Blasinstrumenten zusammenkommen, ist für Brasilien nicht normal. Doch es war ein besonderer Tag: Das XII. Nationale Treffen der Posaunenchöre der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien, das vom 19. bis 23. August stattfand.

Alle zwei Jahre findet dieses Treffen statt. „Es soll die Motivation der Bläserinnen und Bläser stärken und es ist die Gelegenheit, neue Techniken zu erlernen“, davon ist Pfarrer Ari Käfer, Vorsitzender des brasilianischen Posaunenchorverbandes, überzeugt und ergänzt: „Die Posaunenchorarbeit ist für uns eine wichtige missionarische Aufgabe.“

In diesem Jahr waren vier Franken als Lehrer bei dem nationalen Treffen. Unter der Leitung von Hans Knöllinger waren Norbert und Martin Weber sowie Gerhard Ulsenheimer nach Brasilien gereist und unterrichteten in Gruppen mit rund 40 Personen. Ihre Anleitungen mussten gedolmetscht werden, eine besondere Herausforderung. Trotzdem sind die vier Bläser mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Denn wenn die missionarischen Aktivitäten gelingen sollen, dann müssen auch reine und klare Töne zu hören sein“, betont Pfarrer Ernesto Friedrich, Kirchenpräsident der brasilianischen Kirche.

Sowohl vom bayerischen Posaunenchorverband als auch von Mission EineWelt wurde dieser Einsatz der vier Posaunenchorlehrer aus dem Raum Großhabersdorf in Mittelfranken unterstützt.

Erzbischof Romero von El Salvador wird seliggesprochen – Eine Würdigung des lutherischen Bischofs Medardo Gomez

Am kommenden Samstag, 23. Mai 2015, wird der ermordete katholische Erzbischof von El Salvador, Óscar Romero, selig gesprochen. Der Bischof der Lutherischen Kirche in El Salvador, Medardo Gomez, hat dazu schriftlich Stellung genommen.

„Wir Protestanten haben keine Heiligen, die durch die Kirche seliggesprochen werden. Nach unserem Verständnis sind alle Gläubigen heilig, die durch die Taufe und den Glauben zu Gott gehören und von ihm die Vergebung empfangen. Nach unserem lutherischen Verständnis von „heilig“ ist Romero schon heilig, weil er von Gott erwählt ist. Das salvadorianische Volk hat ihn in seiner Volksfrömmigkeit für heilig erklärt und die Römisch-Katholische Kirche wird ihn nun nach ihrem Verständnis seligsprechen. Für uns ist er aber vor allem ein von Gott eingesetzter Prophet.“

Bischof Gomez hatte zu ihm, wie er schreibt, eine besondere Beziehung, weil er Romeros Schüler gewesen ist. „Im Jahr 1953 war ich bei ihm im Unterricht, habe bei ihm den Katechismus gelernt und wurde von ihm konfirmiert.“

Bischof Gomez erinnert daran, dass Romero aufgrund seiner prophetischen Stimme 1974 zum Bischof der Diözese Santiago de Maria und 1977 zum Erzbischof von San Salvador ernannt wurde. „Zunächst einmal verfolgte Romero eine konservative Richtung in El Salvador und war deshalb unter den Bischöfen des Landes umstritten“, so Gomez, und fährt begründend fort: „Ein Teil der Bischöfe haben sich mit einer Kirche als ein Volk Gottes gesehen, das sich identifiziert mit den Leiden und Hoffnungen des Volkes, insbesondere der Unterdrückten. Besonders die ländliche Bevölkerung in El Salvador lebte in großer Armut und wurde durch die Großgrundbesitzer ausgebeutet.“

Gomez schreibt weiter: „Ein Schlüsselerlebnis für Romero war die Erschießung seines Freundes Jesuitenpater Rutilio Grande. In der Folge verweigerte er seine Teilnahme an offiziellen Veranstaltungen. Insbesondere sein Fernbleiben von der Amtseinführung des salvadorianischen Präsidenten und Präsidenten der Militärpartei Carlos Humberto Romero wurde ihm von den Herrschenden übel genommen. Anstelle der Teilnahme an der Amtseinführungsfeier verlas er zur selben Zeit seinen zweiten Hirtenbrief, wo er unter anderem ein ‚erwachendes Selbstverständnis des Volkes als Glaubens- und Lebensgemeinschaft, die dazu aufgerufen ist, ihre eigene Geschichte in einem Prozess der Erlösung zu akzeptieren, der mit ihrer eigenen Befreiung beginnen soll‘ feststellte.“

„In dem Romero seine Stimme für die Armen erhob, wurden die Repressalien gegen ihn von der offiziellen Regierung, die auf der Seite der reichen Mittelschicht stand, verstärkt“, erinnert sich Gomez und fährt fort: „Romeros Predigten wurden schon länger landesweit und darüber hinaus vom Rundfunk übertragen. Als rechtsextreme Gruppen die kirchliche Rundfunkstation zerbombten, trug dies zu einer weiteren Verbreitung durch andere lateinamerikanische Radiostationen bei.“

Im Februar 1980 erwähnte Romero zum ersten Mal in seinen Predigten Todesdrohungen gegen seine Person und es wurde ihm angeboten, in Nicaragua um Asyl zu bitten. Romero lehnte mit der Begründung ab, er könne sein Volk nicht allein lassen, und füge sich dem Risiko des Augenblicks. In einer seiner letzten Worte sagte er: „Wenn sie mich töten, werde ich in meinem Volk auferstehen“.

Romero wurde am 24. März 1980 während einer Predigt in der Krankenhauskapelle der „Divina Providencia“ (deutsch: Göttliche Vorsehung) vor dem Altar von einem Scharfschützen erschossen.

Neuendettelsauer Theologieprofessorin an Hochschule in Sao Leopoldo

Die Evangelische Theologische Hochschule in Sao Leopoldo (Escola Superior de Teologia -EST) in Brasilien bekam im April Besuch von Prof. Dr. Gury Schneider-Ludorff von der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau. Der Besuch war eine gute Möglichkeit, die Partnerschaft beiden Hochschulen sowie dem Centrum Mission EinWelt zu stärken. Für Prof. Schneider-Ludorff ist es nach eigenen Worten wichtig, diese Partnerschaft zu unterstützen, durch die sie auch die lutherische Kultur in Brasilien kennenlernte: „Es ist wichtig, zu verstehen, wie die Studierenden Luthers Texte lesen“, sagte sie.

Am 22. April hielt Prof. Schneider-Ludorff an der EST einen Vortrag zum Thema „Die Göttliche Gabe und die menschliche Gabe. Die Verschiebung im Verständnis von Geben, Beschenken und Spenden in den Schriften der Reformation“. Eine knappe Woche davor hielt die Professorin ein Seminar über das Thema „Glaube und Macht – Religion und Politik in der Reformation“. „Ich möchte sehr gerne die Studierenden der EST-Hochschule kennenlernen, denn es wurde mir bewusst, dass die Studenten aus vielen verschiedenen Teilen Brasiliens kommen, die neu für mich sind. Es gibt eine sehr große Vielfalt an Erfahrungen, Religionen und Kulturen, von deren Austausch sehr profitiert werden kann“, sagte Professor Schneider-Ludorff.

Für den Studenten Ezequiel Hanke, Master der Theologie, war das Seminar eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Texte Luthers gemeinsam zu lesen. „Wir haben versucht, die theologischen, politischen und sozialen Aspekte, die von Prof. Schneider-Ludorff aufgeworfen wurden, zu analysieren. Ihr gelingt der Brückenschlag zur aktuellen Realität. Die Kontexte sind wichtig für die Zeit der Reformation im sechzehnten Jahrhundert, aber diese Überlegungen können auch für die heutige Gesellschaft fruchtbar sein“, meinte Ezequiel.

Im vergangenen Jahr war der brasilianische Prof. Dr. Rémi Klein für einige Zeit für Forschungen sowie als Gastprofessor an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau tätig. Die gute Partnerschaft zwischen der EST und der Augustana- Hochschule ist in vielen Jahren gewachsen. Dazu gehört ein regelmäßiges Austauschprogramm von Theologiestudierenden und Postgraduierten. Professor Kleins Aufenthalt in Neuendettelsau setzte den Beginn eines Austausches von Dozenten zwischen den beiden Hochschulen. „Durch die Kooperation zwischen Mission EineWelt und der Augustana-Hochschule wurde der Vicedom-Lehrstuhl für interkulturelle Theologie eingerichtet, den ich als erster besetzte“, betonte Prof. Remi Klein.

Bolivien: Kirchenkonferenz der lutherischen Kirchen in Lateinamerika – Ein Bericht von Lateinamerikareferent Hans Zeller

Auf 4000 Meter über dem Meeresspiegel komme ich in El Alto in Bolivien an. Es ist 6 Uhr morgens. Im Sonnenaufgang sehe ich die unverputzten Häuser aus roten Backsteinen. Ein kalter Wind lässt die Leute, die aus wärmeren Regionen kommen, leicht frösteln. An schnelles Laufen ist nicht zu denken, denn sofort bleibt die Luft weg. So geht es mit einem Kleinbus durch die Millionenstadt El Alto, die in den letzten 30 Jahren entstand, in Richtung La Paz, der Hauptstadt Boliviens.

Dicht drängen sich hunderte Kleinbusse auf den schmalen Straßen. Tausende Menschen sind auf dem Weg zur Arbeit. Deshalb kommt der Kleinbus nur langsam voran. Von links und rechts drängen sich die Autos auf die Straße in Richtung Hauptstadt. Ein atemberaubender Blick auf La Paz in den Morgenstunden entlohnt für das geduldige Vorankommen in dem Kleinbus.

Insgesamt 17 kirchenleitende Verantwortliche aus 17 lateinamerikanischen lutherischen Kirchen haben die Strapazen nach Ostern auf sich genommen, zur lutherischen Konferenz der Kirchenleitungen nach La Paz zu kommen. Der argentinische Koordinator der Konferenz, Gustavo Gomez, ging in seiner Predigt zu Beginn der Konferenz auf das Thema ein, das die lateinamerikanischen Kirchen bewegt: „Der Konsum bestimmt das Leben der Menschen Lateinamerikas. Wir werden geboren, um zu kaufen“, betont er. „Häufig werden Frauen, Kinder und nicht zuletzt die Schöpfung Gottes ausgebeutet, um den Markt am Laufen zu halten und den Gewinn für einige Wenige zu steigern.“ Mit Verweis auf das 2. Kapitel des Philipperbriefs betonte er: „Die Würde des Menschen darf nicht verkauft werden. Als lutherische Kirchen in Lateinamerika haben wir die Aufgabe, darauf hinzuweisen, wo Frauen- oder Kinderrechte missachtet werden und die Schöpfung Gottes ausgebeutet wird.“

Einmal im Jahr kommen die leitenden Kirchenpräsiden, Bischöfinnen und Bischöfe Lateinamerikas zusammen, um ihre gemeinsame Kirchenpolitik zu besprechen. Organisiert wird das Treffen von Pfarrerin Dr. Patricia Cuyatti, die als Lateinamerikareferentin des Lutherischen Weltbundes die Verbindungen zwischen den Kirchen herstellt. Trotz der dünnen Luft in La Paz arbeiteten die Konferenzteilnehmer intensiv an den Themen Minderheitssituation der lutherischen Kirchen, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, Unterdrückung der Frauen, mangelnde Bildungschancen und unzulängliche Gesundheitsversorgung für die ärmeren Menschen, Auswirkungen des Klimawandels auf die ländlichen Regionen, Migration durch die schlechten wirtschaftlichen Bedingungen.

In den meisten Ländern sind die lutherischen Kirchen in der Minderheit. So bekennt der Kirchenpräsident der lutherischen Kirche in Brasilien, Dr. Nestor Friedrich, in seinem Begrüßungsstatement: „Wir sind zwar die größte lutherische Kirche Lateinamerikas, aber in Brasilien sind wir eine Minderheit. Trotz dieser Tatsache haben wir aber einen großen Einfluss in der Gesellschaft.“ Auf die Frage, warum dies so sei, stellt er das Selbstverständnis seiner Kirche dar. „Wir mischen uns in die Gesellschaft ein. Dadurch sind wir in der Öffentlichkeit präsent und unsere Stimme wird gehört. Häufig geben wir denjenigen eine Stimme, die keine Stimme haben, und stehen denen bei, die in der Gesellschaft nicht gehört werden.“ Dazu sei es aber notwendig, „dass die Kirche sich um diejenigen kümmert, die tagtäglich die Stimme im Namen Gottes für die Stimmlosen erheben“, fährt der Kirchenpräsident fort.

In verschiedenen Gruppen diskutieren dann die Konferenzteilnehmer die verschiedenen Themen, die in den Kirchen anstehen. Eine Gruppe tauscht sich über die Aufgaben der Diakonie aus. Trotz der geringen finanziellen Mittel will man nicht nur für die eigenen Mitglieder da sein, sondern Veränderungen in der Gesellschaft bewirken. Ein Beispiel ist das Kinderprojekt El Getsemani in der Großstadt El Alto. 500 Kinder kommen tagtäglich zusammen und lernen nicht nur für die Schule, sondern werden auf einen christlichen Lebensstil in der Gesellschaft vorbereitet. „Unseren christlichen Glauben und das Geradestehen für die Würde des Menschen steht nicht zum Verkauf an“, betont Victoria Cortez, Bischöfin der lutherischen Kirche in Nicaragua. Sie stellt den integralen Pfarrdienst vor. In ihrer Kirche „Glaube und Hoffnung“ sind Diakonie und Gottesdienst eng miteinander verknüpft. „Die Pfarrerinnen und Pfarrer halten die Gottesdienste, sind aber auch in den diakonischen Projekten vertreten. Zum Beispiel, indem sie sich darum kümmern, dass sich die Menschen in den Trockenzonen zusammenschließen und gemeinsam Brunnen bohren, um mit so genannter Tröpfchenberegnung in der fünfmonatigen Trockenzeit wenigsten das Nötigste zum Essen ernten zu können,“ hebt sie in ihrem Vortrag über das Konzept des integralen Pfarrdienstes hervor.

Laut Cuyatti besteht in den lateinamerikanischen Kirchen vor allem das Ziel, dass die Kirchen ihre lutherische Identität in ihrem Umfeld herausfinden und selbständig in ihrem Kirchenaufbau und in ihren finanziellen Verpflichtungen werden. Dabei schaut die lutherische Kirche Boliviens, die sehr stark in der indigenen Bevölkerung verwurzelt ist, anders aus als die brasilianische, die stärker von europäischen Einflüssen geprägt ist. Wichtig ist aber allen, dass das Ehrenamt gestärkt und die Fürsorge für die hauptamtlichen Mitarbeitenden nicht vernachlässigt wird. „Nur wenn Haupt- und Ehrenamtliche in einem guten Team zusammenarbeiten, werden wir auch in der Gesellschaft wahrgenommen“, meint Nestor Friedrich.

Mit großem Respekt schauen alle Kirchen auf die evangelische Kirche in Deutschland und freuen sich auf das Reformationsjubiläum 2017. Für sie ist sie die Mutter der Reformation, Wegbereiterin für eine Freiheit in Verantwortung, einem Geist, der die sozialen Gegensätze und die ausbeuterische Haltung der Regierenden in den Ländern überwinden hilft, nach dem Motto: „Frei durch die Gnade Gottes, um dem Nächsten zur Seite stehen zu können.“

Dr. Medardo Gomez sieht sich in der Linie von Romero

Vor fast genau 35 Jahren wurde Erzbischof Oscar Romero am 24. März 1980 in San Salvador erschossen. Während er eine Messe feierte, schossen Scharfschützen auf ihn. Sein Eintreten für den Schutz der Unterdrückten und für Gerechtigkeit in Opposition zur damaligen herrschenden Militärdiktatur in El Salvador kostete ihn das Leben. Er stellte sich wie der heutige Bischof der lutherischen Kirche El Salvadors, Dr. Medardo Gomez, auf die Seite der einfachen Bevölkerung. Durch seine Predigten und Hirtenbriefe, die im ganzen Land verbreitet wurden, geriet er in das Visier der Machthaber. Todesdrohungen erschreckten ihn nicht. Er verblieb an der Seite seines Volkes, bis zur letzten Konsequenz.

„In der Erkenntnis, wie wichtig es ist, das Gedenken an die Opfer schwerer und systematischer Menschenrechtsverletzungen zu fördern, und welche Bedeutung dem Recht auf Wahrheit und Gerechtigkeit zukommt, sich gleichzeitig dessen bewusst, wie wichtig es ist, diejenigen zu würdigen, die ihr Leben der Förderung und dem Schutz der Menschenrechte für alle gewidmet haben und die dabei ihr Leben verloren haben“, erklärte die UNO im Jahr 2010 den 24. März zum Internationalen Tag für das Recht auf Wahrheit über schwere Menschenrechtsverletzungen und für die Würde der Opfer.

„Insbesondere in Würdigung der wichtigen und wertvollen Arbeit von Erzbischof Oscar Arnulfo Romero aus El Salvador, der aktiv für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte in seinem Land eintrat und dessen Arbeit internationale Beachtung fand, weil er in seinen Botschaften Verletzungen der Menschenrechte der schwächsten Bevölkerungsgruppen anprangerte, in Anerkennung der von Erzbischof Romero vertretenen Werte und seiner Bereitschaft, sich in einem Umfeld bewaffneter Konflikte in den Dienst der Menschheit zu stellen und als Humanist die Menschenrechte zu verteidigen, Leben zu schützen und die Menschenwürde zu fördern, sowie in Anerkennung seiner ständigen Aufrufe zum Dialog und seiner Ablehnung jeder Form von Gewalt zur Vermeidung bewaffneter Auseinandersetzungen, was schließlich zu seinem Tod am 24. März 1980 führte“ (Resolutionen, Seite 456), bat die UNO alle seine Mitgliedstaaten, sowie internationale Organisationen, zivilen Institutionen, nichtstaatliche Organisationen und Privatpersonen den Tag in angemessener Weise zu begehen.

Nach drei Jahren in Chile zogen Pfarrer Raphael Quandt und seine Frau Dámaris Bilanz

Pfarrer Raphael Quandt arbeitet seit kurzem als Studentenpfarrer in Bamberg. Die letzten drei Jahre hat der 33-jährige Theologe allerdings gemeinsam mit seiner Frau Dámaris in Chiles Hauptstadt Santiago verbracht und in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (IELCH) zunächst als Gemeindepfarrer in den Gemeinden La Bandera und San Bernardo gearbeitet. Bei einem Abschlussgespräch, das am 16. September bei Mission EineWelt stattfand, berichtete Quandt von schwierigen Zeiten in der Gemeindearbeit, zog aber rückblickend ein positives Resümee des dreijährigen Arbeitseinsatzes in dem südamerikanischen Land.

Er habe bei Dienstantritt eine in sich zerstrittene Gemeinde vorgefunden, die in den 1970/80er Jahren als Basisgemeinde entstanden sei und mit finanzieller Unterstützung von ausländischen Partnern eine Vielzahl von sozialen Projekten aufgebaut habe. Kirchenvorstände in chilenischen Gemeinden hätten viel mehr Macht als hierzulande. Einerseits seien Mitglieder des Kirchenvorstands der Gemeinde mit der Kirchenleitung in Konflikt geraten, andererseits wären Finanzmittel von Partnern weggefallen und damit Stück für Stück einzelne Projekte eingestellt worden. In mühsamer Kleinarbeit habe Quandt deshalb versucht, neues Vertrauen aufzubauen und die Konflikte zu lösen.

Zu seiner Gemeindearbeit seien in den drei Jahren dann noch weitere Aufgaben hinzugewachsen: ein missionarisches Projekt in Padre Hurtado, einem Vorort von Santiago, die Mitarbeit in einer Kommission der Gesamtkirche, ein Lehrauftrag am evangelischen Seminar und schließlich auch die Betreuung der Auslandsgemeinde der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Santiago, wozu auch die pastorale Begleitung der Villa Baviera gehörte, die besser als ehemalige Colonia Dignidad in Erinnerung ist. Nach der schrecklichen Vergangenheit mit Missbrauch und Folter sollen der Ort und seine Menschen wieder in die chilenische Gesellschaft integriert werden.

Ehefrau Dámaris Quandt war in den letzten beiden Jahren für die Begleitung der jungen Menschen zuständig, die über das Internationale Evangelische Freiwilligenprogramm für ein Jahr in kirchlichen Projekten mitgearbeitet haben. Im heutigen Rückblick, so die Quandts, sei es für sie eine gute und wichtige Zeit gewesen und die Begleitung durch Mission EineWelt und speziell den Lateinamerikareferenten Hans Zeller sei gut gewesen. Drei Jahre in Chile und der dortigen Kirche, so Raphael Quandt, hätten ihn geprägt. „Heute habe ich das Gefühl, die Bedürfnisse, Befindlichkeiten, Sorgen und Hoffnungen einer lutherischen Kirche in Lateinamerika besser zu verstehen als zuvor.“ Die Gesellschaft in dem südamerikanischen Land sei im Umbruch. Das läge an deutlichen neoliberalen Strukturen und zeige sich nicht zuletzt an den Studentenunruhen. Sein Eindruck sei, dass Lateinamerika eine neue Welle der befreienden Theologie gut gebrauchen könne.

Am Donnerstag, 4. September 2014, fand in der Augustana Hochschule der Eröffnungsvortrag der Vicedom-Dozentur mit Prof. Dr. Remí Klein von der Escola Superior de Teologia, kurz EST, in Sao Leopoldo/Brasilien statt.

Peter Weigand, Direktor von Mission EineWelt, und Dr. Claudia Jahnel, Leiterin des Referats Mission Interkulturell, haben gemeinsam mit Prof. Dr. Gruy Schneider-Ludorff, Rektorin der Augustana Hochschule, und Prof. Dr. Dieter Becker das Konzept für die Dozentur erstellt und mit ihr ein „altes Modell“ der Gastdozenten aus einer Partnerkirche reaktiviert. Ziel ist es, „eine Zeit lang im Team zusammen zu arbeiten, einander zu bereichern, vielleicht auch zu korrigieren und die Beziehungen zwischen den Kirchen zu vertiefen“, so Jahnel in ihrem Begrüßungsvortrag. Es sollen Gastreferenten gewonnen werden, die durch ihre Forschungen einen bemerkenswerten Beitrag zur Förderung von Interkultureller Theologie leisten können.

Prof. Dr. Remí Klein, der von nun an bis Anfang November an der Augustana als Gastdozent unterrichten wird, stammt aus der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB), einer Partnerkirche von Mission EineWelt. Mit der Escola Superior de Teologia (EST) steht das Partnerschaftszentrum zusätzlich in engem Kontakt. Der Lehrer, Theologe und kirchlich ordinierter Katechet ist Vizerektor der Fakultät. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich der christlichen Erziehung, der Katechetik und des Religionsunterrichts. Forschungsprojekte der letzten Jahre von Prof. Klein beziehen sich auf die Professionalisierung der Religionspädagogik in Brasilien (u.a. Etablierung von Rahmenlehrplänen und Unterrichtsmaterialien / Genderfragen etc.).

Mehr Informationen zur Eröffnungsveranstaltung finden Sie unter: http://www.augustana.de/aktuelles/index.html