Dekanatsbeauftragte und- pfarrer/innen tagten zum Thema „Vertrauen in der Partnerschaft“

Die Bezeichnung für die Tagungsteilnehmer klingt kompliziert, ihre Aufgabe ist manchmal auch so. Für die Dekanatsbeauftragten und –pfarrer/innen für Partnerschaft, Entwicklung und Mission in der bayerischen Landeskirche ging es bei der diesjährigen Wochenendtagung um das Thema „Vertrauen in der Partnerschaft“ und damit um die Zusammenarbeit mit den überseeischen Partnerdekanaten, Partnergemeinden oder Partnerinstitutionen.

Trainer Christoph Pinkert stellte die Teilnehmenden auch vor kritische Leitfragen. © MEW/Neuschwander-Lutz

Trainer Christoph Pinkert stellte die Teilnehmenden auch vor kritische Leitfragen. © MEW/Neuschwander-Lutz

Christoph Pinkert machte die rund 80 Beauftragten, die im Partnerschaftszentrum Mission EineWelt am vergangenen Wochenende zusammengekommen waren, mit Leitfragen, Gruppenarbeit und Austausch im Plenum auf Chancen und Risiken der Partnerschaftsarbeit aufmerksam. Pinkert, der als selbstständiger Dozent und Trainer für religions- und friedenswissenschaftliche Bildungsarbeit sowie für Konflikt- und Länderanalysen arbeitet, stellte die Teilnehmenden auch vor kritische Fragen wie die, was aus einer Partnerschaft werde, wenn kein Geld oder materielle Güter mehr fließen.

Dass von einer Partnerschaft beide Seiten profitieren sollten, war den meisten Tagungsgästen schon vorher bewusst. Das bedeute aber auch, Verantwortung zu teilen, die eigene Rolle in der Beziehung kritisch zu reflektieren oder klare Vereinbarungen auch schriftlich festzuhalten, was einigen erst während der Diskussionen deutlich wurde. Als Ziele wurden in den Gruppen deshalb unter anderem formuliert, dass Projekte gemeinsam entwickelt und kontrolliert werden sollen und auch eigene Wünsche an die Partnerschaft künftig klarer formuliert werden.

Direktorin Gabriele Hoerschelmann berichtete über die Arbeit der Partnerschaftszentrums Mission EineWelt. © MEW/Neuschwander-Lutz

Direktorin Gabriele Hoerschelmann berichtete über die Arbeit der Partnerschaftszentrums Mission EineWelt. © MEW/Neuschwander-Lutz

Neben der thematischen Arbeit ließen sich die Delegierten aus ganz Bayern ausführlich über die Arbeit der Landeskirche und der Stiftung „Wings of Hope“, von Mission EineWelt, der verschiedenen Fachausschüsse, der Stiftung Weltmission und auch über Angebote von Brot für die Welt informieren. Ein gemeinsamer Gottesdienst mit Verabschiedungen und Begrüßungen am Samstagabend, eine Bibelarbeit am Sonntagmorgen und viel Zeit zum Austausch rundeten die Wochenendveranstaltung ab, die alljährlich vom Referat Partnerschaft und Gemeinde des Partnerschaftszentrums organisiert wird.

Helge Neuschwander-Lutz
Medien- und Pressereferent

Freiwillige besuchen einen Baumarkt, der als Flüchtlingsquartier genutzt wird

„In diesem Supermarkt wohnen die Menschen?“ Agustina schüttelt entsetzt den Kopf. Sie steht vor dem ehemaligen Praktiker in Zirndorf. Mit anderen Freiwilligen aus dem Internationalen Evangelischen Freiwilligenprogramm, kurz IEF, lässt sie sich das Gelände zeigen, auf dem Geflüchtete untergebracht sind. Es war zwar kein Supermarkt, wie die junge Argentinierin dachte, sondern ein Baumarkt. Aber das macht das Gebäude nicht einladender. In der riesigen Halle leben 300 Personen. Die dünnen Stellwände, die jeweils vier Stockbetten von den anderen trennen, bieten keinerlei Privatsphäre. Nachts wird es nie dunkel und nie leise. Auch Familien mit kleinen Kindern „wohnen“ hier.

Agustina und ihre Gruppe erfahren hautnah, unter welchen Umständen Flüchtlinge in Deutschland leben. Seit sechs Monaten ist sie in Deutschland zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Wohnheim für behinderte Menschen. Sie und die anderen Freiwilligen (aus Brasilien, Tansania und Malaysia) werden von Mission EineWelt während dieses Jahres begleitet. Thema des Zwischenseminars im September ist Migration. An ihren Einsatzorten haben die Freiwilligen jeweils eigene Erfahrungen mit Geflüchteten gemacht. Auch die wechselnde Stimmung in unserem Land bekommen sie mit und werden selbst für Asylsuchende gehalten. „Wenn ich sage, dass ich kein Flüchtling bin, werde ich gleich freundlicher behandelt“ erzählt Irene aus Tansania. Gemeinsam diskutiert die Gruppe über Ursachen und Folgen von Flucht und Migration. Das Online-Spiel „auf und davon“  vermittelt den jungen Leuten anschaulich, wie es Flüchtenden ergehen kann.

Nach fünf Tagen intensiven Austauschs fahren sie wieder zurück zu ihren Einsatzstellen – zu Kindergärten, Altenheimen und Wohnheimen für Menschen mit Behinderung. „Unser Blick wurde geweitet – wir haben viel gelernt“ meldet Agustina zurück.

27 Pfarrerinnen und Pfarrer diskutierten beim zweiten brasilianisch-bayerischen Pastoralkolleg vom 8. bis 22. Juni bei Mission EineWelt.

Die Vorbereitungen auf die Olympischen Sommerspiele 2016 laufen in Brasilien auf vollen Touren. Nachrichten, dass Straßen und das öffentliche Verkehrsnetz nicht fertig werden würden, beschäftigen die internationalen Medien. Die Welt blickt gespannt auf den flächen- und bevölkerungsmäßig fünftgrößten Land dieser Erde.

Doch wie es hinter den Kulissen – fernab des Medientrubels – in der brasilianischen Gesellschaft wirklich aussieht, davon konnten sich in den vergangenen Wochen 14 bayerische Pfarrerinnen und Pfarrer ein Bild machen. Bei dem zweiten brasilianisch-bayerischen Pastoralkolleg trafen sie auf 13 Kolleginnen und Kollegen aus Übersee, um gemeinsam unter der Überschrift „Licht welcher Welt“ die Situation in beiden Ländern sowie Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden lutherischen Kirchen zu erörtern. Eingeladen dazu hatte das Pastoralkolleg Neuendettelsau unter der Leitung von Dr. Christian Eyselein und das Partnerschaftszentrum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Mission EineWelt.

„Besonders die Verschiedenheit der Kirchen macht den Austausch so wichtig“, so Hans Zeller, Lateinamerika-Referent von Mission EineWelt, zur Relevanz dieser Begegnung. Brasilien war bis Ende des 20. Jahrhunderts ein Einwanderungsland. Aus diesem Grund leben dort heute viele verschiedene Ethnien und es gibt eine große religiöse Vielfalt.

Diskussionsrunde und Gruppenarbeiten waren wichtige Programmpunkte des Pastoralkollegs

Diskussionsrunde und Gruppenarbeiten waren wichtige Programmpunkte des Pastoralkollegs

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Brasilien bildet mit ihren 700.000 Mitgliedern eine Minderheit. Lediglich in den drei südlichen Staaten Brasiliens Rio Grande do Sul, Santa Catarina und Paraná gibt es große Gemeinden, die auch in der brasilianischen Gesellschaft wahrgenommen werden. In den anderen Gebieten Brasiliens ist sie eine Diasporakirche. „Meine fünf Gemeinden mit 250 Gemeindegliedern an der Transamazônica, im Bundesstaat Pará, sind über 500 km verteilt“, erläuterte beispielsweise Adriel Raach, Pfarrer in Rurópolis den interessierten Kursteilnehmern seine Lebens- und Arbeitssituation. Schließen könne man die Gemeinden nicht, da die Kirche für die Menschen, die sich im Amazonaswald eine Existenz aufbauen wollen, ein wichtiger Raum der Geborgenheit und Stärkung wäre, so der Brasilianer. Als „Ort der Stille“ bezeichneten wiederum Raachs Kollegen Marcos Ebeling und Geraldo Graf, beide Pfarrer in São Paulo, ihre Kirche. Die 12 Millionen Einwohner der Stadt kämen nicht mehr zur Ruhe und suchten hier nach einem entsprechenden Raum.

Einen starken Kontrast dazu findet man in Bayern: Das Bundesland hat nicht einmal so viele Einwohner wie die Großstadt São Paulo, doch Diaspora kennt man auch hier – allerdings eben anders. Die Fragen an die bayerischen Teilnehmenden richteten sich jedoch weniger danach, sondern vielmehr nach der aktuellen Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa. Dr. Heiko Grünwedel, Pfarrer in Donauwörth, berichtete den brasilianischen Kolleginnen und Kollegen über seine Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit. „Christen verschiedenster Konfessionen kommen zusammen, um Flagge zu zeigen und um den Geflüchteten die Integration in die deutsche Gesellschaft zu erleichtern“, so Grünwedel.

Ein Highlight des Kurses war neben dem Austausch in Diskussionsrunden und Gruppenarbeiten die sogenannte „Luthertour“, eine Besichtigung der Wirkungsstätten Martin Luthers. „Wir sind ständig dazu aufgerufen unsere lutherische Identität zu erklären, da die Bevölkerung von Predigern des Wohlstandsevangeliums verführt wird“, so der Brasilianer Joao Paulo, für den dieser Programmpunkt eine besondere Bedeutung hatte.

Gottesdienstbesuch der Pastoralkolleg-Teilnehmenden

Gottesdienstbesuch der Pastoralkolleg-Teilnehmenden

Den Abschluss des Pastoralkollegs bildete der Besuch bayerischer Gemeinden. Durch die Gespräche mit den Gemeindegliedern wurde auch hier die weltweite Kirche erlebbar gemacht. „Für uns war der Besuch der brasilianischen Gäste ein besonderes Ereignis, da wir damit die Eine Welt und die weltweiten Herausforderungen der Kirche vor Ort wahrnehmen konnten“, erzählt Peter Stier, Pfarrer in Marktsteft.

In Sachsen bei Ansbach und Günzburg fanden am gestrigen Sonntag zwei Aussendungsgottesdienste statt. Pfarrer Michael Schlötterer und Bärbel Löffler werden die nächsten Jahre in Tansania und Kenia arbeiten und wurden für ihren Dienst in die ostafrikanischen Partnerkirchen ausgesandt.

Pfarrer Peter Weigand, Direktor von Mission EineWelt, und Tansaniareferent Pfarrer Manfred Scheckenbach, nahmen die Aussendung von Pfarrer Schlötterer in dessen mittelfränkischer Heimatgemeinde St. Alban in Sachsen bei Ansbach vor. Bei dem sehr gut besuchten Gottesdienst und anschließendem Empfang wurde der 32-jährige Theologe zu seinem Dienst in der Morogoro-Diözese in Nordtansania verabschiedet. Er wird dort zweieinhalb Jahre in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania mitarbeiten.

Pfarrer Reinhard Hansen, Afrikareferent bei Mission EineWelt, nahm fast zeitgleich in der Kirchengemeinde Günzburg (Auferstehungskirche) die Aussendung von Bärbel Löffler vor. Sie wird als Lehrerin im lutherischen Kinderzentrum Pangani in der Kenianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche mitarbeiten.

Mission EineWelt ist mit Pastor Emmanuel Ndoma vertreten

„Gemeinsamkeiten finden, Unterschiede feiern“. So lautet das Motto der diesjährigen Interkulturellen Wochen, die am heutigen Freitag, 19. September 2014, mit einem ökumenischen Gottesdienst in Stuttgart eröffnet werden. Im Rahmen der Themenwoche wird Pastor Emmanuel Ndoma von Mission EineWelt in Ansbach an mehreren Stellen mitwirken.

Die knappen Worte des Mottos der Interkulturellen Woche weist auf die gegenwärtige Debatte um das Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft und Kulturen hin. Bei aller Unterschiedlichkeit im Blick auf Sprache, Herkunft oder Religion gibt es fundamentale Gemeinsamkeiten: das Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit. Das Bedürfnis, sich zu entfalten. Das Bedürfnis, an gesellschaftlichen Prozessen teilzunehmen und sie mitzugestalten. Das Bedürfnis nach Heimat. Zugleich leugnet das Motto nicht die Unterschiede. Sie werden manchmal zu Herausforderungen für den gegenseitigen Umgang und lassen nach Lösungen suchen, die das Trennende aufheben und so verhindern, dass Unterschiede destruktive Handlungen erzeugen.

Migration und Flucht sind Kernthemen der Arbeit von Mission EineWelt. Wie in vielen anderen Ländern leiden in unserer Partnerkirchen Menschen unter gewaltsamen Konflikten, Hungersnöten und den Folgen von Naturkatastrophen. Menschen sind gezwungen, sich auf der Suche nach Schutz und Zuflucht auf eine lebensgefährliche Reise zu begeben. Die schrecklichen Bilder aus Syrien oder Zentralafrika, aus der Sahara oder dem Mittelmeer stehen uns beispielhaft vor Augen.

Pastor Emmanuel Ndoma wird zum Thema Migration im Zuge der Interkulturellen Woche in Ansbach auf verschiedenen Veranstaltungen mitwirken. „Mein Leben in der neuen Gesellschaft“ ist ein Workshop überschrieben, der am bundesweiten Tag des Flüchtlings, am Freitag, 26. September 2014, stattfinden wird. Es geht um die Kernfrage interkulturellen Zusammenlebens: Wie kann das gemeinsame Miteinander gelingen? Am 1. Oktober geht es unter dem Thema „Migration und Religion“ um so genannten „Interkulturellen Gemeinden“. Hinweise zum Ansbacher Veranstaltungen im Rahmen der Interkulturellen Wochen finden Sie hier (Veranstaltungsflyer als PDF).

„Unser Land braucht Zuwanderung“, so betonen Politik und Wirtschaft. Doch dieses rationale Argument geht oft in Ressentiments und wachsendem Rechtspopulismus unter. Darüber hinaus gilt es, neben solchen ökonomischen Erwägungen die Würde des Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren, gemeinsam für das Recht auf Chancengleichheit, Gerechtigkeit und Offenheit einzutreten – und Netze der Solidarität zu knüpfen.

Der tansanische Generalsekretär Dr. Leonard Mtaita bei Mission EineWelt

„Um Frieden zu schaffen, müssen Christen und Muslime zusammenarbeiten. Wir brauchen einander, um das Land voranzubringen.“ Für Dr. Leonard Mtaita gehört der Dialog zwischen den Religionen zu den wichtigsten Aufgaben eines Generalsekretärs des Nationalen Christenrates in Tansania. Bei einer Gesprächsrunde im Partnerschaftszentrum Mission EineWelt gab der Theologe einen Einblick in seine Aufgaben in dem Verbund von Kirchen.

Es sei vor allem eine Koordinationsaufgabe einerseits zwischen den assoziierten Mitgliedern, andererseits gehöre aber auch dazu, die Beziehungen zwischen der Regierung des ostafrikanischen Landes und den Kirchen in sozialen und wirtschaftlichen Fragen zu organisieren. In dieser Zusammenarbeit zu den politischen Verantwortungsträgern gelte es auch, die Kommunikation zu den Katholiken und den Muslimen im Auge zu haben. Wenn Kirchen Probleme mit staatlichen Stellen hätten, so Generalsekretär Mtaita, würden sie sich mit der Bitte um Unterstützung oft an ihn wenden.

Diese politische Arbeit des Christenrates sei auch deshalb eine der zentralen Aufgaben, weil zurzeit an der Änderung der Verfassung des Landes gearbeitet wird. Anfang der 1960er Jahre war aus dem damaligen Tanganjika und der Insel Sansibar das heutige Tansania entstanden. Die Revision der nach britischem Vorbild geschaffenen Verfassung aus dieser Zeit soll nach der Wahl im kommenden Jahr abgeschlossen werden. Die Kirchen unterstützen dabei die Verankerung des bestehenden Mehrparteiensystems in der Verfassung. Zudem gebe es eine kontroverse Diskussion um die Anzahl der Parlamente nach der Verfassungsreform.

Es gehe aber auch um Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, die den Christenrat beschäftigen. „Das Land ist reich an Bodenschätzen wie Erdgas.“ Es gebe aber große Unzufriedenheit, so Mtaita, weil die Regierung nicht transparent mache, was mit den Erlösen geschehe. Es habe aus diesem Grund auch Demonstrationen gegeben. „Wir treten dafür ein, dass die Erlöse aus der Erdgasgewinnung dem Land zugute kommen.“ Das könne auf Dauer dafür sorgen, dass die Rodung der Wälder zur Feuerholzgewinnung beendet wird. Im Nahrungsmittelbereich sei die Situation im Land stabil. „Tansania hat genug selbstproduzierte Nahrungsmittel und kann in diesem Bereich sogar exportieren.“

Eine weitere zentrale Aufgabe für ihn als Generalsekretär bestehe darin, den Dialog zwischen den Religionen voranzubringen. Das betreffe in erster Linie das Verhältnis von Christen und Muslimen. Aber es gäbe auch Konflikte innerhalb christlicher oder muslimischer Gruppen. Sein Hauptaugenmerk läge aber im christlich-muslimischen Dialog. Das Verhältnis zwischen beiden Religionen sei lange friedlich gewesen. Mit einer Deklaration der Islam-Konferenz von Abuja im Jahr 1989 habe sich das geändert.

Seither gebe es den Versuch, mit einer groß angelegten Missionierung aus Tansania einen islamischen Staat zu machen. Im April 2012 sei die Situation eskaliert und es kam zu Übergriffen auf Christen und christliche Einrichtungen. Die christlichen Kirchen versuchten deshalb, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen und im Dialog zu einem friedlichen Miteinander zu kommen..

Nach drei Jahren in Chile zogen Pfarrer Raphael Quandt und seine Frau Dámaris Bilanz

Pfarrer Raphael Quandt arbeitet seit kurzem als Studentenpfarrer in Bamberg. Die letzten drei Jahre hat der 33-jährige Theologe allerdings gemeinsam mit seiner Frau Dámaris in Chiles Hauptstadt Santiago verbracht und in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (IELCH) zunächst als Gemeindepfarrer in den Gemeinden La Bandera und San Bernardo gearbeitet. Bei einem Abschlussgespräch, das am 16. September bei Mission EineWelt stattfand, berichtete Quandt von schwierigen Zeiten in der Gemeindearbeit, zog aber rückblickend ein positives Resümee des dreijährigen Arbeitseinsatzes in dem südamerikanischen Land.

Er habe bei Dienstantritt eine in sich zerstrittene Gemeinde vorgefunden, die in den 1970/80er Jahren als Basisgemeinde entstanden sei und mit finanzieller Unterstützung von ausländischen Partnern eine Vielzahl von sozialen Projekten aufgebaut habe. Kirchenvorstände in chilenischen Gemeinden hätten viel mehr Macht als hierzulande. Einerseits seien Mitglieder des Kirchenvorstands der Gemeinde mit der Kirchenleitung in Konflikt geraten, andererseits wären Finanzmittel von Partnern weggefallen und damit Stück für Stück einzelne Projekte eingestellt worden. In mühsamer Kleinarbeit habe Quandt deshalb versucht, neues Vertrauen aufzubauen und die Konflikte zu lösen.

Zu seiner Gemeindearbeit seien in den drei Jahren dann noch weitere Aufgaben hinzugewachsen: ein missionarisches Projekt in Padre Hurtado, einem Vorort von Santiago, die Mitarbeit in einer Kommission der Gesamtkirche, ein Lehrauftrag am evangelischen Seminar und schließlich auch die Betreuung der Auslandsgemeinde der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Santiago, wozu auch die pastorale Begleitung der Villa Baviera gehörte, die besser als ehemalige Colonia Dignidad in Erinnerung ist. Nach der schrecklichen Vergangenheit mit Missbrauch und Folter sollen der Ort und seine Menschen wieder in die chilenische Gesellschaft integriert werden.

Ehefrau Dámaris Quandt war in den letzten beiden Jahren für die Begleitung der jungen Menschen zuständig, die über das Internationale Evangelische Freiwilligenprogramm für ein Jahr in kirchlichen Projekten mitgearbeitet haben. Im heutigen Rückblick, so die Quandts, sei es für sie eine gute und wichtige Zeit gewesen und die Begleitung durch Mission EineWelt und speziell den Lateinamerikareferenten Hans Zeller sei gut gewesen. Drei Jahre in Chile und der dortigen Kirche, so Raphael Quandt, hätten ihn geprägt. „Heute habe ich das Gefühl, die Bedürfnisse, Befindlichkeiten, Sorgen und Hoffnungen einer lutherischen Kirche in Lateinamerika besser zu verstehen als zuvor.“ Die Gesellschaft in dem südamerikanischen Land sei im Umbruch. Das läge an deutlichen neoliberalen Strukturen und zeige sich nicht zuletzt an den Studentenunruhen. Sein Eindruck sei, dass Lateinamerika eine neue Welle der befreienden Theologie gut gebrauchen könne.

Am Donnerstag, 4. September 2014, fand in der Augustana Hochschule der Eröffnungsvortrag der Vicedom-Dozentur mit Prof. Dr. Remí Klein von der Escola Superior de Teologia, kurz EST, in Sao Leopoldo/Brasilien statt.

Peter Weigand, Direktor von Mission EineWelt, und Dr. Claudia Jahnel, Leiterin des Referats Mission Interkulturell, haben gemeinsam mit Prof. Dr. Gruy Schneider-Ludorff, Rektorin der Augustana Hochschule, und Prof. Dr. Dieter Becker das Konzept für die Dozentur erstellt und mit ihr ein „altes Modell“ der Gastdozenten aus einer Partnerkirche reaktiviert. Ziel ist es, „eine Zeit lang im Team zusammen zu arbeiten, einander zu bereichern, vielleicht auch zu korrigieren und die Beziehungen zwischen den Kirchen zu vertiefen“, so Jahnel in ihrem Begrüßungsvortrag. Es sollen Gastreferenten gewonnen werden, die durch ihre Forschungen einen bemerkenswerten Beitrag zur Förderung von Interkultureller Theologie leisten können.

Prof. Dr. Remí Klein, der von nun an bis Anfang November an der Augustana als Gastdozent unterrichten wird, stammt aus der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB), einer Partnerkirche von Mission EineWelt. Mit der Escola Superior de Teologia (EST) steht das Partnerschaftszentrum zusätzlich in engem Kontakt. Der Lehrer, Theologe und kirchlich ordinierter Katechet ist Vizerektor der Fakultät. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich der christlichen Erziehung, der Katechetik und des Religionsunterrichts. Forschungsprojekte der letzten Jahre von Prof. Klein beziehen sich auf die Professionalisierung der Religionspädagogik in Brasilien (u.a. Etablierung von Rahmenlehrplänen und Unterrichtsmaterialien / Genderfragen etc.).

Mehr Informationen zur Eröffnungsveranstaltung finden Sie unter: http://www.augustana.de/aktuelles/index.html

Tansanische Bischöfe zum Meinungsaustausch bei Mission EineWelt

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania wächst enorm. Das hat nach Aussage von Bischof Job Mbwilo aus der Südwest-Diözese zur Gründung von drei neuen Diözesen in der ostafrikanischen Kirche geführt. Mbwilo war zusammen mit dem stellvertretenden Bischof Dr. George Fihavango (Süddiözese) und Bischof Lewis Saga (Südzentraldiözese) zu einem Meinungsaustausch über die Entwicklungen in ihren Diözesen und der Gesamtkirche bei Mission EineWelt in Neuendettelsau.

Bei einer Gesprächsrunde, die am 9. September in Neuendettelsau stattfand, betonte Mbwilo weiter, dass die tansanische Kirche eine Stärkung der unternehmerischen Fähigkeiten ihrer Mitarbeitenden anstrebe, um eigene Einnahmen zu erhöhen und damit von der Unterstützung der Übersee-Partner unabhängiger zu werden. Sein Kollege Lewis Sanga berichtete, dass die Südzentraldiözese eine pädagogische Ausbildung für Lehrerinnen und Lehrer begonnen hat und einen strategischen Plan mit Schwerpunktsetzungen bis 2018 entwickelt hat. Vizebischof Fihavango schließlich äußerte sich verwundert darüber, dass hierzulande die Bereiche Glaube und Entwicklung im Denken und in der organisatorischen Ausrichtung getrennt werden. In Afrika gehörten beide Dinge eng zusammen.

Alle drei Bischöfe betonten in ihren Ausführungen, dass die verschiedenen Glaubensgruppen in Tansania bei der Bekämpfung von Armut und in der Bewältigung der Konflikte zwischen den Religionen zusammenarbeiten müssen. Die lutherische Kirche des Landes sei beispielsweise Vorreiter im christlich-muslimischen Dialog und setze sich mit der Regierung des ostafrikanischen Landes dafür ein, dass die politisch motivierten Konflikte zwischen den Religionen in Gesprächen vermittelnd gelöst werden. Gleiches gelte für die Landproblematik und die damit verbundenen Ungerechtigkeiten. So habe die Kirche dafür gesorgt, dass eine große Landfläche an Kleinbauern zurückgegeben wurde und damit eine politische Entscheidung rückgängig gemacht worden ist.

Mbwilo, Sanga und Fihavango waren nach einem Besuch beim Berliner Missionswerk, wo auf 190 Jahre der Missionsarbeit im östlichen und südlichen Afrika mit dem thematischen Schwerpunkt der politischen Rolle der Kirchen in den jeweiligen Ländern zurückgeschaut worden war, nach Neuendettelsau gekommen. Bischof Mbwilo wird noch einige Tage im Partnerdekanat Coburg verbringen und Bischof Sanga besucht das Partnerdekanat in Augsburg.

Abendveranstaltung mit Generalsekretär Dr. Leonard Mtaita in Nürnberg-Lichtenhof

Das Thema „Christlich-muslimischer Dialog in Tansania“ steht im Mittelpunkt einer Abendveranstaltung, zu der das evangelische Partnerschaftszentrum Mission EineWelt und das Begegnungszentrum Brücke-Köprü am Dienstag, den 16. September, in den Gemeindesaal der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche nach Nürnberg-Lichtenhof (Allersberger Straße 116) einlädt.

Der Generalsekretär des Nationalen Christenrates Tansanias, Pfarrer Dr. Leonard Mtaita, wird über das Zusammenleben von Christen und Muslimen in der ostafrikanischen Region und die Zusammenarbeit von Religionen und Regierung für ein friedliches Miteinander in Tansania berichten. Der Vortrag von Generalsekretär Mtaita wird in englischer Sprache mit deutscher Übersetzung sein. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Diskussion.

Beginn der Veranstaltung aus der Reihe „begegnen und bewegen – Impulse aus Mission EineWelt“ ist 19.30 Uhr.