Mission EineWelt beteiligt sich als Mitglied der Initiative Lieferkettengesetz.de an der Forderung nach einer gesetzlichen Verpflichtung deutscher Unternehmen zur Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten sowie Umweltstandards auch entlang ihrer jeweiligen Lieferketten. Bis dato haben über 87.000 Menschen die Onlinepetition für ein Lieferkettengesetz unterschrieben. Dass Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und sein für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zuständiger Kollege Gerd Müller (CSU) nun ankündigen, einen entsprechenden Gesetzentwurf zu erarbeiten, darf auch als Erfolg dieses Engagements gesehen werden.

In der Adventszeit brummt das Geschäft. Die meisten BundesbürgerInnen wollen zu Weihnachten schenken und zerbrechen sich nicht selten mit viel Engagement den Kopf darüber, welche Geschenke wohl am besten für die Menschen passen, die sie beschenken wollen. Aber der Advent ist ja auch eine Zeit des Innehaltens. „Der Tag der Menschenrechte am 10. Dezember könnte ein Tag sein, an dem wir darüber nachdenken, ob unsere Geschenke unter Wahrung der Menschenrechte hergestellt wurden“, schlägt Pfarrerin Gisela Voltz, Referentin für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei Mission EineWelt, vor. „Die Politik muss ihre Hausaufgaben machen und endlich einen verbindlichen Rechtsrahmen für die Einhaltung von Menschenrechten durch Unternehmen schaffen. Aber auch wir KonsumentInnen können mit Geschenken aus fairer und nachhaltiger Produktion dazu beitragen, oder indem wir die Petition für ein Lieferkettengesetz unterschreiben und von den Unternehmen immer wieder ihre menschenrechtliche Verantwortung einfordern.“

„Tote bei Fabrikbränden, ausbeuterische Kinderarbeit, zerstörte Regenwälder, Hungerlöhne: Deutsche Unternehmen sind weltweit immer wieder an Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung beteiligt – ohne dass sie dafür rechtliche Konsequenzen fürchten müssen. Damit muss Schluss sein!“, fordert die Initiative Lieferkettengesetz.de, ein Bündnis aus 64 zivilgesellschaftlichen Organisationen, zu dem auch Mission EineWelt gehört. Ziel ist, dass deutsche Unternehmen gesetzlich zur Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltstandards entlang ihrer globalen Lieferketten verpflichtet werden. Außerdem fordert die Initiative, dass Unternehmen für Schäden haften müssen, die mit angemessener Sorgfalt vermeidbar gewesen wären. Eine entsprechende Petition an die Bundesregierung kann unter www.lieferkettengesetz.de unterschrieben werden.

In Bayern bemüht sich Mission EineWelt zusammen mit anderen Kooperationspartnern darum, dass auch MandatsträgerInnen die Petition unterschreiben und sich für die Einführung eines Lieferkettengesetzes einsetzen. Bereits 10 Bundestags- und 48 Landtagsabgeordnete aus Bayern haben das bisher getan. Auch der evangelische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm unterstützt die Forderung nach einem Lieferkettengesetz (www.lieferkettengesetz-bayern.de).

Auf der Kinderweihnacht des Nürnberger Christkindlesmarkts machte das Nürnberger Bündnis Fair Toys, bei dem auch Mission EineWelt Mitglied ist, zusammen mit SchülerInnen der Geschwister Scholl Realschule auf Missstände in der Spielzeugproduktion aufmerksam.

 

Als Kuscheltiere verkleidet verschenkten die SiebtklässlerInnen selbstgebastelte Sterne an BesucherInnen des Markts. Parallel dazu machten sie die PassantInnen auf Missstände und Menschenrechtsverletzungen in der Spielzeugherstellung aufmerksam. „Ganz stark, wie sich die Schülerinnen und Schüler für die Rechte der Arbeitenden in der Spielzeugproduktion einsetzen und mit welcher Freundlichkeit und Kompetenz sie das, was sie über die Arbeitsbedingungen in Spielzeugfabriken gelernt haben, den Besucherinnen und Besuchern der Kinderweihnacht nahebringen“, begeisterte sich Jürgen Bergmann, Leiter des Referats Entwicklung und Politik bei Mission EineWelt.

 

Interessierte konnten sich am Stand des Nürnberger Bündnisses Fair Toys dann weitergehend informieren. Über die haarsträubenden Arbeitsbedingungen in der Spielzeugindustrie im Allgemeinen, aber auch über den gerade erschienenen „Toys Report 2019 – Eiskönigin im Sweatshop“. Zum Kinostart des Disney-Films „Die Eiskönigin II“ enthüllt er die unwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen in chinesischen Spielzeugfabriken, in denen unter anderem auch Merchandise-Artikel zum Film produziert werden. Verdeckte ErmittlerInnen der Arbeitsrechtsorganisation China Labor Watch haben im Auftrag der Christlichen Initiative Romero (CIR) als Fließband-ArbeiterInnen gravierende Arbeitsrechtsverletzungen festgestellt. Zu den AuftraggeberInnen der fünf in gefährlichen Einsätzen untersuchten Fabriken gehören die internationalen Konzerne Disney, Hasbro, Mattel und Lego.

 

Der Toys Report 2019 zum Download:

https://www.ci-romero.de/toys-report-2019/

 

Wer diese organisierte und rücksichtslose Ausbeutung von Menschen nicht unterstützen möchte, sollte „beim Einkaufen nachfragen, wo das Spielzeug herkommt“, schlägt Bergmann vor. Ganz konkret gibt es seit kurzem auch die Möglichkeit, die Forderung nach einem Lieferkettengesetz zu unterstützen. Dieses, so Bergmann, erzwinge „wenigstens ein Mindestmaß an Verantwortung bei den Unternehmen“.

 

Wer die Petition für ein Lieferkettengesetz unterzeichnen möchte, kann das hier tun:

https://lieferkettengesetz.de/

(auf der Seite nach unten scrollen)

Undramatisch, ambivalent, witzig und immer mittendrin im Leben. Diese Eigenschaften sind den Bildern des diesjährigen Fotowettbewerbs für Freiwillige von Mission EineWelt zu eigen. Die TeilnehmerInnen aus dem IEF (Internationale Evangelische Freiwilligendienste)-Programm hatten 18 Bilder eingereicht. Die fünfköpfige Jury kürte drei Siegerfotos.

Der mit 300 Euro dotierte 1. Preis des Wettbewerbs geht an Vincent Gewert. Sein Foto zeigt eine Gruppe Menschen auf den Fidschi-Inseln, die angesichts eines aufziehenden tropischen Sturmes möglichst schnell mit dem Bus nach Hause fahren wollen. Wegen der fehlenden Fenster verspricht das Fahrzeug nur bedingt Schutz vor Regen.

Die Jury ist begeistert von der Reichhaltigkeit der Interpretationen, zu denen das Bild einlädt. Der Fotograph nimmt die BetrachterInnen mit in die Lebensrealität der wartenden Menschen und zeigt, quasi symptomatisch, eine Situation zwischen Fragilität und Bedrohung. Das Bild erzählt weder dramatisierend noch romantisierend vom Leben im und mit dem Klimawandel, während es sich farblich interessanter Kontraste zwischen grellen Leitpfählen und Tropensturmgrau bedient.

 

Auf Platz 2, honoriert mit 200 Euro, wurde ein Foto von Daniel Fischer gewählt. Er fotografierte Frauen aus Lataro, Papua-Neuguinea, auf dem beschwerlichen Rückweg in ihr Dorf, der momentan zusätzlich durch eine Straßenbaustelle erschwert wird. Die Baustelle ist jedoch zugleich auch Hoffnung auf eine bequemere Zukunft – wenn die Straße einst fertig sein wird.

Die Jury lobt die Ambivalenz, die der Fotograf mit dem Bild einfängt. Es bleibt die Frage, ob und für wen das Leben durch die Straße leichter wird.

 

Über Platz 3 und 100 Euro darf sich Katharina Enser freuen: Sie fotografierte den Evangelisten Godbless Shao, der eine Schaukel aus alten Fahrradketten und einem Stück Holz, befestigt an zwei toten Palmen, entdeckte. Shao arbeitet bei HuYaMwi, einem Waisenkinderprojekt in Mwika, Tansania.

Die Jury hebt die gelungene Bildkomposition mit der Tiefe der Landschaft hinter dem Bildfokus hervor. Der Mensch auf der Schaukel wirkt frei und behütet zugleich. Das Bild strahlt auf unterschiedlichste Weisen: Himmel und Mensch lachen freudestrahlend, während die BetrachterInnen, überrascht ob der Kreativität, eine Schaukel ‚in the middle of nowhere‘ zu bauen, auf ein Bild voller Lebensfreude und Humor schauen.

 

Zur Jury des Fotowettbewerbs gehörten in diesem Jahr Johanna Haberer (Professorin für Christliche Publizistik an der FAU Erlangen-Nürnberg), Hanns Hoerschelmann (Direktor von Mission EineWelt), Jürgen Bergmann (Leiter des Fachreferats Entwicklung und Politik bei Mission EineWelt), Daniela Denk (Grafik-Designerin bei Mission EineWelt) und Thomas Nagel (Leiter Presse/Medien bei Mission EineWelt). Weiterlesen

Die Zahlen, die das Joint United Nations Programme on HIV/AIDS, UNAIDS, für das Jahr 2018 ermittelt hat, sprechen eine deutliche Sprache: Frauen und Mädchen sind weltweit in besonderer Weise von HIV/AIDS bedroht, da sie häufig Opfer von sexueller Gewalt werden. Noch immer erleben etwa 35 Prozent aller Frauen körperliche oder sexuelle Gewalt in ihrem Leben. Und jede Woche infizieren sich rund 6000 junge Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren mit HIV. Im südlichen Afrika treffen vier von fünf Neuinfektionen bei Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren Mädchen. Junge Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren leben im Vergleich zu gleichaltrigen Männern doppelt so häufig mit HIV.

Pfarrerin Margaret Obaga aus Kenia, ökumenische Mitarbeiterin bei Mission EineWelt, beschreibt die Situation in ihrer Heimat so: „Mädchen und Frauen sind besonders von HIV/AIDS betroffen, weil ihnen in der kenianischen Gesellschaft vielerorts noch immer nicht die sexuelle Selbstbestimmung über den eigenen Körper zugestanden wird. Sexuelle Belästigungen, Missbrauch und Vergewaltigungen sind leider im weiblichen Alltag in Kenia keine Seltenheit. Ein großes Problem ist auch die hohe Arbeitslosigkeit, die die Männer vom Land in die Städte treibt und Familien zerreißt. Männer stecken sich in der Stadt mit HIV an und infizieren dann ihre Frauen. Da HIV/AIDS sowie sexuelle Gewalt gegen Frauen immer noch gesellschaftliche Tabuthemen sind, trauen sich viele Betroffene nicht, dies öffentlich zu machen, aus Angst vor Stigmatisierung und Diskriminierung. Hier setzt auch die Arbeit der Kenianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (KELC) an. Sie bietet seelsorgerliche Hilfe an und versucht durch Aufklärungsarbeit, die Menschen in ihren Gemeinden für Frauenrechte und das Thema HIV/AIDS zu sensibilisieren. Wichtig ist auch, den Betroffenen und ihren Familien Schutz und Sicherheit zu geben.“

Dafür will sich die Theologin auch einsetzen, wenn sie im Dezember wieder zurück nach Kenia geht.

Zwar ist seit Jahren die Zahl der HIV-Neuinfektionen weltweit rückläufig, derzeit leben rund 37,9 Millionen Menschen mit HIV/AIDS. Aber immer noch wissen ungefähr 20 Prozent der Betroffenen nichts von ihrer Infektion und knapp 40 Prozent der Infizierten haben keinen Zugang zu einer HIV-Behandlung. Damit sich das ändert, ist es wichtig, die Rechte von Frauen und Mädchen zu stärken sowie weitere Risiko-Gruppen wie Schwule und LGBTI aus ihrem diskriminierten Status herauszuholen.

 

Weitere Informationen:

Gisela Voltz, Mission EineWelt, Referat Entwicklung und Politik

gisela.voltz@mission-einewelt.de