Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre: Ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen. Jesaja 44,3

 

Ich freue mich wirklich, dass es dieses Jahr wieder mehr geregnet hat als in den vergangenen Jahren. Zumindest subjektiv war das so in meiner Stadt Forchheim. Wir sagen dann „schlechtes Wetter“, die Tansanier*innen sagen „Baraka“, also „Segen“. In den letzten Jahren war mein Rasen im September immer ganz vertrocknet und gelb. Das hatte so etwas Apokalyptisches, in dem Sinne, dass sichtbar wurde, wie der Klimawandel auch uns Menschen bald die Lebensgrundlagen zerstören wird.

Im Moment leben wir in einer Zeit der Austrocknung sozialer Beziehungen bedingt durch die Pandemie. Auch das verbreitet eine düstere Stimmung und wir fragen uns: Wo und wann wird das enden? Wir versuchen unser Bestes, diesen Zustand durch digitale Kommunikation zu verbessern, was ja durchaus auch ansatzweise gelingt. Aber es ist nicht dasselbe, wie wenn wir uns „in echt“ treffen und uns gegenseitig in den Arm nehmen können.

Wir als Christ*innen glauben an die Auferstehung, an eine Wendung zum Guten, die wir unter Umständen gar nicht mehr für möglich gehalten haben. Wo uns die Kraft und die Fantasie manchmal fehlt – Gott will uns das alles schenken und möglich machen. So verstehe ich jedenfalls obigen Bibelvers.

Mein Rasen war dieses Jahr das ganze Jahr über grün. Das war richtig schön! Aber auch in den trockeneren Jahren davor, war er im September nicht wirklich tot. Wenn es dann im Herbst wieder geregnet hat, wurde er ganz schnell wieder grün. Das wünsche ich mir, dass wir das auch in unseren zur Zeit etwas ausgetrockneten Beziehungen bald wieder erleben dürfen: Eine Auferstehung des ungezwungenen, unvorsichtigen und nicht mehr ängstlichen Umgangs miteinander „in echt“! Unser Gott kann das möglich machen und er hat es uns zugesagt!

 

Christoph von Seggern, Regionalstelle Nordbayern, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

For I will send water on the land needing it, and streams on the dry earth: I will let my spirit come down on your seed, and my blessing on your offspring. Isaiah 44:3

 

I am really happy that it rained more this year than in previous years. Seen subjectively it was like that in my city Forcheim. We say “bad weather”, the Tanzanians say “Baraka” which means „blessing“. In the last few years my lawn was completely dry and yellow in September. There was something apocalyptic about the fact that climate change will soon destroy our livelihoods too.

 

At the moment we live in a period of dehydration of social relationships due to the pandemic. That also spreads a gloomy mood and we ask us where and when it will end. We try our best to improve this state by digitally communication, which is beginning to succeed. But it is not the same like meeting in real and hug each other.

 

We as christians believe in the resurrection, in a turnaround for the better that we may no longer have thought possible. Where we sometimes miss the strength and fantasy, God wants to give us everything and make it possible. That’s the way I understand the bible vers of today.

 

My lawn was green the whole year. That was really nice! But even in the dry years before it wasn’t really dead in September. When it rained in autumn it became green quickly again. I wish that we can experience that in our currently dried up relationships: a resurrection of the casual, careless and no longer fearful interaction with one another “in real life”! Our God can make this happen and he has promised us!

 

Prayer: Christoph von Seggern

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Matthäus 5,9

 

Welch ein Gottesgeschenk, dass wir hier und heute in Frieden leben dürfen! Das ist nicht selbstverständlich! Jesus ruft uns in der Bergpredigt zu etwas Besonderem auf: Macht doch Frieden! Ihr könnt so viel, warum fertigt ihr keinen Frieden! Ihr bautet große Kirchen und Schlösser. Aber leider habt ihr das Kreuz, das Zeichen meines Leidens und Sterbens, das Zeichen des Friedens, umfunktioniert zum Zeichen der Belohnung im Krieg. Das darf nicht sein! Wir können aus Jesus, dem Friedensfürsten, keine Leitfigur für Kriegshelden machen, denn wir sollen Gottes Kinder heißen – ohne Blut an den Händen.

Bei vielen Erstlingstaufen in Papua-Neuguinea wurde vor der Taufe ein Bußgottesdienst abgehalten. Dazu gehörte, einen Holzstoß anzuzünden, in dem alle Kriegs- und Zaubersachen öffentlich verbrannt wurden. Wir neu getauften Christen und Christinnen brauchen das nicht mehr, wir brauchen keine Heidenangst mehr zu haben, denn der lebendige Christus ist unser Herr und Meister. Wir sind nicht ,,wehrlos“, denn wir haben einen Vater im Himmel, der uns nicht verlässt.

lm Lateinischen steht: BEATI PACIFICI, selig die Pazifisten, die Friedensmacher. Das sind keine Feiglinge, sondern ,,Mutlinge“, die mit ihrem Glauben ernst machen wollen.

Das Rote Kreuz ist zu einem Zeichen des Friedens geworden. Der Schwede Alfred Nobel stiftete den ,,Friedensnobelpreis“, den 1901 als erste der Schweizer Henry Dunant und der Franzose Frédéric Passy erhielten.

Friedenschließen und Streit beenden, das ist nicht nur eine Aufgabe für die große Politik, sondern für uns alle, auch wenn wir dafür keinen Preis ergattern. Frieden in der Familie und Ehe ist immer in Gefahr. Wie kommen wir da zu Frieden und Verständigung: Mann und Frau, Eltern und Kinder, bis hin zu den Großeltern und Enkeln? – Denken wir an die Brüder Kain und Abel oder die Zwillingsbrüder Jakob und Esau. Es ist schwieriger als einfach zu sagen: Der/Die Klügere gibt nach.

Vergessen wir nicht die Verheißung an uns: Denn sie werden Gottes Kinder heißen. Frieden entsteht nicht durch Gewalt oder Überredungskünste. Er bleibt ein Geschenk Gottes, um das wir bitten wie um das tägliche Brot.

Dona nobis pacem.

 

Andacht: Karl Lippmann

Illustration: Daniela Denk

 

 

Blessed are the Peacemakers: for they shall be called the Children of God. Matthew 5:9

 

What a divine present that we can live in peace in our country. That is not naturally. ln the Sermon of the Mountain Jesus offers us something special: Make peace and you will be blessed. We can make so many wonderful things, build huge Cathedrals with organs, but are they representing the Prince of Peace or our own ambitious feelings?

Many first baptisms in Papua New Guinea had a penitential service before they were baptized. To light a pile of wood in which all war and magic items were publicly burned was a part of it. We newly baptized christians do not need this anymore, we don’t need to be terrified anymore, because the living christ is our lord and master. We are not defenseless because we have a father in heaven who does not leave us. In Latin is written: BEATI PACIFICI, blessed are the pacifists, the peacemakers. They are not cowards, they are brave people who want to take their faith seriously. The red cross has become a symbol of peace. The swede alfred nobel donated the nobel peace prize which the swiss Henry Dunant and the french Frederic Passy were the first to receive. Create peace and end disputes is not only a challenge for the big politic, but for all of us, even when we do not receive a prize for it. The peace in the marriage and the family is always in danger. How do we come to peace and understanding? Man and woman, parents and children, up to the grandparents and grandchildren. Let’s think of the brothers Kain and Abel or the twins Jakob and Esau. It is more difficult than simply saying: the wiser gives in.Let’s not forget the promise to us: for they will be called children of God. Peace does not come about through violence or persuasion. It remains a gift from god that we ask for like our daily bread.Dona nobis pacem.

 

Prayer: Karl Lippmann

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele? Mk 8, 36

Im Rahmen der digitalen Jugendsummerschool von Mission EineWelt entstand der „Like a tree Song“. Teilnehmende aus allen Teilen der Erde singen in diesem Song. Ich möchte Sie einladen, dem Song zu lauschen und das Video zu betrachten. Vielleicht können Sie eine neue Idee mitnehmen, wie wichtig Bäume für uns alle sind. Und wie wunderbar die Schöpfung Gottes ist. Sie gilt es zu bewahren und sich ihrer bewusst zu sein.

 

https://www.youtube.com/watch?v=nm7Nj3AcQ-I

 

Andacht: Sara Neidhardt, Ausstellung einBlick, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

What profit has a man if he gets all the world with the loss of his life? Mark 8:36

 

As part of Mission One World’s digital youth summer school, the “like a tree song” was created. Participants from all over the world sing in this song. I want to invite you to listen to the song and watch the video. Maybe you can take away a new idea of how important trees are to all of us. And how wonderful God’s creation is. It is important to preserve it and to be aware of it.

 

Prayer: Sara Neidhardt

Illustration: Daniela Denk

Translation: Alexandra Nießlein

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Wende dich zu mir und sei mir gnädig; stärke deinen Knecht mit deiner Kraft. Ps. 86, 16

 

„Gebet in Bedrängnis; ein Gebet Davids“ – so ist der 86. Psalm überschrieben. Bedrängnis, das kann vieles sein. Wirtschaftliche oder seelische Folgen des Lockdown, generell Angst angesichts der Corona-Entwicklung. Oder Angst wegen der Vorgänge in den USA mit ihrem irrlichternden (Noch-)Präsidenten, der immer offensichtlicher die Züge eines autokratischen Herrschers trägt. Angst angesichts des islamistischen Terrors und der zunehmenden Kriegsrhetorik in diesem Zusammenhang.

David wendet sich in seiner Bedrängnis an Gott, und wir tun gut daran, das ebenso zu halten. Wir dürfen, wie David, darauf vertrauen, dass Gott uns hält und trägt, uns durchträgt durch alle bedrängenden Situationen unseres Lebens. So, wie schon unzählige Menschen vor uns.

 

Andacht: Günter Fischer, Tagungsstätte, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

Turn to me and be gracious to me; strengthen your servant with your strength. Ps. 86:16

 

„Prayer in distress; a prayer of David“ is the title of the 86th Psalm. “Distress” that can mean a lot. Economic or psychological consequences of the lockdown, general fear in view of the Corona development. Or fear in the face of the processes in the USA with its president, who more and more obviously bears the signs of an autocratic ruler. Fear in view of Islamist terror and the increasing war rhetoric in this context.

David turns to God in his distress and we do well to keep it that way. Like David, we can trust that God holds and sustains us, carries us through all the distressing situations of our lives. Just as countless people have done before us.

 

Prayer: Günter Fischer

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Müsste ich entscheiden, was der Spruch des Jahres 2020 werden soll, würde ich wohl diesen nehmen: „Auf Sicht fahren“. Er sagt so deutlich, in was für einer Situation wir uns derzeit befinden: Wir können nicht langfristig planen. Zumindest bei Besuchen, Urlaubsfahrten und Aus(lands)reisen setzen wir ja mittlerweile hinzu: „Wenn’s denn möglich sein wird“. Das war vor einem Jahr nicht der Fall. Damals – erinnern Sie sich noch? – wurden die Flüge ein halbes Jahr im Voraus gebucht, die Einladungen für Feste ohne Hygiene-Schutzkonzept verschickt, und wir wussten, welche Veranstaltungen wir im nächsten Jahr durchführen würden.

Ist das nicht ein eigenartiger Zustand, an den wir uns doch recht schnell gewöhnt haben? Trotz eines Kalenders, der so weit reicht, wie ich klicken kann, können wir nicht mehr sagen, was wir in ein paar Wochen vorhaben. Zumindest nicht, ob die Sache digital stattfinden wird oder analog.

Der Gedanke dahinter ist natürlich nicht ganz neu: Was kommen wird, wird man sehen – wenn es so weit ist. Alles, was wir planen, steht unter einem Vorbehalt: Wir sind nicht Herren über die Zeit. Wenn wir genau hinschauen: auch nicht über unsere eigene. Im Arabischen drückt man das so aus, dass man das Wort „inschallah“ hinzufügt, wenn von der Zukunft die Rede ist – so Gott will, werde ich dies und jenes tun. Ganz ähnlich übrigens wie im Jakobusbrief.

Und damit ist nicht gemeint: Wir stecken den Kopf in den Sand und gucken dann in fünf Wochen, ob es gut gegangen ist. Sondern: Wir tun das Beste, was wir können, auch wenn wir auf Sicht fahren, im Wissen darum, dass unser Horizont begrenzt ist.

In der theologischen Tradition spricht man in diesem Zusammenhang von Demut. Vielleicht ist das die wichtigste Tugend, auf die wir uns besinnen müssen – in Zeiten wie diesen.

 

Andacht: Sung Kim, Referat Mission Interkulturell, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

In my view, the slogan of the year 2020 should be „Run on sight“. It says so clearly what kind of situation we are currently in: We cannot plan for the long term. At least when it comes to visits, vacation trips and sending out missionaries, we are now adding „if it will be possible“. That was not the case a year ago. At that time – you remember? – flights were booked half a year in advance, invitations for parties were sent out without a hygiene protection concept, and we knew what events we would be hosting next year.

Isn’t it strange state of affairs how quickly we got used to this situation? Despite a calendar that goes as far as I can click, we can no longer say what we’ll be doing in a couple of weeks. At least not whether it will be a digital meeting or face-to-face.

The idea behind it is, of course, not entirely new: „Que sera, sera, our future’s not ours to see.“ Everything we plan is subject to one proviso: We are not Lords of the time. If we look closely: We are not even Lords of our own time. In Arabic, this is expressed by adding the word „inschallah“ when talking about the future – God willing, I will do this and that. Quite the same words you find in the epistle of James.

„God willing, I will do this and that“. And that doesn’t mean: we stick our heads in the sand and then in five weeks we’ll see whether it went well. But rather: We do the best we can, even if running on sight. We do our best knowing that our horizon is limited.

In theological tradition, this is called humility: the most important virtue we have to reflect on in times like these.

 

Prayer: Sung Kim

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr, der ich das Licht mache und Schaffe Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der Herr, der dies alles tut. Jesaja 45,6-7

 

Der Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und das Warten auf Christus. 2. Thessalonicher 3,5

 

Eigentlich wiederstrebt mir die Vorstellung eines Gottes, der, wie es die Losung des heutigen Tages nahelegt, alles – Frieden und Unheil – schafft. Gerade bei Letzterem habe ich manchmal das Gefühl, dass dies als Ausrede oder einfache Erklärung missbraucht wird. Wenn ich mir Dinge nicht erklären kann oder einen Schuldigen suche, dann mache ich Gott dafür verantwortlich. Einer möglichen Eigenverantwortung oder Mitschuld weiche ich aus. Mit einem mündigen Christentum, dessen Auftrag auch die Mitgestaltung der Welt beinhaltet, hat das wenig zu tun.

Auf der anderen Seite haben Naturkatastrophen, Pandemien, gewalttätige Auseinandersetzungen oder weltweite Herausforderungen, wie zum Beispiel die Klimaveränderung, oft die Eigenart, dass sie mich überfordern. Eine Veränderung oder Mitgestaltung zu einem Besseren, scheint auf den ersten Blick schier unmöglich. Ich fühle mich überfordert, ja machtlos.

Gerade in solchen Momenten kann die Vorstellung, dass ich all diesen Entwicklungen nicht machtlos ausgeliefert bin, Kräfte und Hoffnung freisetzen. Auf dem Hintergrund, dass diese Welt am Ende von einem Sinn zusammengehalten wird, der größer ist als der, den ich mir manchmal vorstellen kann, bekomme ich die Kraft, selbst zu handeln. Wenn mein Herz von Gottes Liebe getragen wird und auf sie ausgerichtet ist, kann sich empfundene Machtlosigkeit und Mutlosigkeit in Phantasie und Aktion verwandeln. Und dann machen eben auch die sprichwörtlichen vielen kleinen Schritte an vielen Orten der Welt einen Unterschied!

 

Andacht: Hanns Hoerschelmann, Direktor Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

I am the Lord, and there is no other. I form the light and create darkness, I bring prosperity and create disaster; I, the Lord, do all these things. Isaiah 45:6-7

 

May the Lord direct your hearts into God’s love and Christ’s perseverance. 2. Thessaloninas 3:5

 

Actually, the idea of a God who, as the watchword for today suggests, creates everything – peace and destruction – strikes me. With the latter in particular, I sometimes have the feeling that this is being misused as an excuse or a simplified explanation. When I can’t explain things to myself or find someone to blame, I blame God for it. I avoid to take a personal responsibility or complicity. This has little to do with a mature Christianity whose mission it is to shape the world.

On the other hand, natural disasters, pandemics, violent clashes or global challenges such as the climate change, often have an overwhelming impact. A change or participation, for a better, seems almost impossible at first sight. I feel overwhelmed, even powerless.

It is precisely at such moments that the idea that I am not at the mercy of all these developments can release strength and hope. Against the background that in the end this world is held together by a meaning that is greater than what I can sometimes imagine, I get strength to act myself. When my heart is carried by God’s love and is focused on it, perceived powerlessness and discouragement can turn into imagination and action. And then the proverbial many small steps in many places around the world can make a difference!

 

Prayer: Hanns Hoerschelmann

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Von all dem Guten, das der HERR dem Haus Israel zugesagt hatte, war nichts dahingefallen; alles war eingetroffen. Josua 21, 45

 

Das heißt natürlich nicht, dass damit die ganze Arbeit schon getan war. Die Geschichte des Volkes Gottes ging weiter – und sie geht auch heute weiter.

Aber es ist doch gut, immer wieder das bereits mit Gottes Hilfe Erreichte festzuhalten, sich zu vergewissern, und daraus Hoffnung und Mut für den weiteren Weg zu schöpfen.

Als Einrichtung unserer Landeskirche haben wir bei Mission EineWelt das zum Beispiel mit der „Konzeption der Außenbeziehungen“ gemacht. Privat tue ich das, wenn ich am Morgen beim ersten Schritt ins Freie tief durchatme, egal ob bei Sonne oder Regen, und ein kleines Stoßgebet nach oben schicke: „Wie schön, mein Gott, danke für frische Luft – danke, dass ich leben darf!“

 

Andacht: Klaus Dotzer, Referat Afrika, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

Not one word of all the good promises that the Lord had made to the house of Israel had failed; all came to pass. Joshua 21:45 (English Standard Version)

 

That does not mean, of course, that all the work was done. The story of God’s people continued – and it continues today.

But it is good, after all, to record from time to time what has already been achieved with God’s help, to make sure of it, and to draw from it hope and courage for the way ahead.

As an institution of the Evangelical Lutheran Church in Bavaria, we in Mission OneWorld have done this, for example, with the „Policy Statement on Foreign Relations“. In my private life I do this when I take a deep breath in the morning after leaving my house, no matter if it rains or the sun shines, and say a small prayer: „Thank you, Lord, for fresh air – thank you for the gift of life!

 

Prayer: Klaus Dotzer

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Jauchze, du Tochter Zion! Frohlocke, Israel! Freue dich und sei fröhlich von ganzem Herzen, du Tochter Jerusalem! Denn der HERR hat deine Strafe weggenommen. Zefanja 3,14-15

Jesus Christus ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. 1.Johannes 2,2

 

Jauchze, frohlocke, freue dich und sei fröhlich … angesichts des teilweisen Lock-downs, der gerade beginnt, klingen diese Worte unserer heutigen Losung geradezu wie Hohn.

Wie soll ich mich freuen, wenn vieles, was mir Spaß macht, schon wieder verboten und eingeschränkt wird? Sich abends in der Kneipe mit Freund*innen treffen, sportliche Aktivitäten mit anderen, leckeres Essen im Restaurant. Besuche. Urlaub, Veranstaltungen und Kultur, alles muss wieder ausfallen. Mit Sorge erfüllen mich auch die zunehmende Frustration und Existenznot von Kulturschaffenden und kleinen Selbständigen im Freundeskreis. Wie soll das weitergehen, wo führt das noch alles hin? Die Generation meiner Kinder, Nichten und Neffen, die immer mehr wegen Klimawandel und Pandemie um ihre Zukunft bangt. Die eigentlich jetzt loslegen und mitgestalten möchte, sich aber zunehmend ausgebremst fühlt. Welche Zukunft erwartet uns?

In diese Situation hinein, wollen uns die Losungsworte Hoffnung machen. Der Prophet Zefanja mit dem Aufruf zur Freude nach einer überstandenen Notlage. Der Schreiber des 1. Johannesbriefs mit dem Glaubensbekenntnis, dass die ganze Menschheit durch Jesus Christus befreit und erlöst ist. Befreit dazu, sich hilfsbereit und solidarisch zu zeigen, befreit dazu, Gottes Liebe weiter zu geben, befreit dazu, sich für die Menschenwürde aller Menschen einzusetzen. Befreit dazu, nicht nur um sich selbst zu kreisen, sondern das Wohl der Nächsten in nah und fern im Blick zu haben, befreit dazu, Verantwortung zu übernehmen.

Weil Gott mich liebt und in Jesus Christus erlöst hat.

Vielleicht fällt es mir mit diesem Wissen dann leichter, die Lockdown-Maßnahmen mitzutragen und im Sinne des Befreit-Seins zur Nächstenliebe meine Zeit während des Lockdowns entsprechend zu gestalten: Zu helfen, wo Hilfe nötig ist; solidarisch zu sein, wo Solidarität gefragt ist.

Und wenn die Situation noch so schwierig erscheint, jedes Lächeln, das ich auf die Lippen anderer Menschen zaubern kann, wird für mich ein Grund zur Freude.

Amen.

 

Andacht: Gisela Voltz, Referat Entwicklung und Politik, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

Sing, Daughter Zion; shout aloud, Israel! Be glad and rejoice with all your heart, Daughter Jerusalem! The Lord has taken away your punishment. Zefanja 3:14-15

Jesus Christ is the atoning sacrifice for our sins, and not only for ours but also for the sins of the whole world. 1.John 2:2

 

Sing, shout aloud, be glad and rejoice … in view of the partial lockdown in Germany that is just beginning, these words of today’s watchword sound almost like mockery. How can I be happy if many things that I enjoy are already forbidden and restricted again? Meeting with friends in the pub in the evening, sports activities with others, delicious food in the restaurant. Visits, holidays, events and culture, everything must be cancelled again. I am also concerned about the increasing frustration and existential need of cultural workers and small self-employed people in my circle of friends. How this will continue, where all this will lead? The generation of my children, nieces and nephews, who are increasingly worried about their future because of climate change and pandemic. Who actually wants to get started and to shape the future, but feels increasingly inhibited. Which future awaits us?

In this situation, the todays watchword want to give us hope. The prophet Zefanja with the call to joy after an overcome emergency. The writer of 1. John’s letter with the confession of faith that all mankind is liberated and redeemed by Jesus Christ. Liberated to show helpfulness and solidarity, liberated to pass on God’s love, liberated to work for the human dignity of all people. Liberated not only to circle oneself, but to have the well-being of neighbours in close and far in view, liberated to take responsibility for it. Because God loves me and has redeemed me in Jesus Christ.

Perhaps, in this knowledge, it is easier for me to carry the lockdown measures and, in the sense of being liberated to charity, to arrange my time during the lockdown accordingly: To help where help is necessary; solidarity, where solidarity is required. And no matter how difficult the situation seems, every smile I can conjure up on other people’s lips becomes a reason for joy for me. Amen.

 

Prayer: Gisela Voltz

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

„Mei, is des schee“ (hochdeutsch: „Meine Güte, ist das schön!“) – das waren die letzten Worte einer schwerkranken Frau, bevor sie starb.

Eine befreundete Ärztin erzählte mir die Geschichte dieser Frau. Ich darf sie in Kurzform wiedergeben.

Bei der Frau war eine Erkrankung diagnostiziert worden, die leider nicht heilbar war. Die kranke Frau ignorierte das. Aber eines Tages war klar, dass sie die nächsten Wochen nicht überleben würde, und sie wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Dort war meine Freundin die behandelnde Ärztin.

Immer noch war die Patientin überzeugt davon, nicht krank zu sein. Der Widerstand gegenüber der Krankheit war ungebrochen. Die Frau hielt verzweifelt am Leben fest. Sie wollte den nahenden Tod nicht wahrhaben. Verständlich.

Eines Tages hatte meine Freundin nächtlichen Bereitschaftsdienst und hatte plötzlich den Impuls, noch einmal nach der Schwerkranken zu sehen. Sie betrat das Krankenzimmer und in diesem Augenblick richtete sich die Frau in ihrem Bett auf. Und sagte laut vernehmbar: „Mei is des schee!“. Dann sank sie wieder in ihre Kissen zurück und war tot.

Die Interpretation meiner Freundin: Bei dieser Frau war der Moment des Sterbens nichts Erschreckendes. Dieser Moment erschien ihr sogar als etwas Schönes, vielleicht etwas Überwältigendes, etwas, was sie aufbaute. Ganz anders und neu gegenüber der Angst, die sie gehabt hatte.

Meine Freundin sagte übrigens, dass sie seitdem keine Angst mehr vorm Sterben habe.

Die Geschichte kann uns anregen, ernst zu nehmen, was uns viele biblische Verse über das Leben nach dem Tod andeuten. Die Geschichte kann uns Hoffnung geben. Eine ähnliche Hoffnung, wie sie uns zum Beispiel die überwältigenden Worte der Offenbarung des Johannes sagen:

„Siehe, ich mache alles neu!“ Offenbarung 21,5b

 

Andacht: Ulrike Bracks, Kirchliche Studienbegleitung

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

„My Goodness, that’s nice!“ – these were the last words of seriously ill woman before she died.

A doctor friend told me the story of this woman. I can pass on the story in brief.

 

The woman had been diagnosed with a disease that unfortunately could not be cured. The sick woman ignored that. But one day it was clear that she wouldn’t survive the next few weeks and she was admitted to the hospital. My friend was the doctor there.

The patient was still convinced that she was not sick. The resistance to the disease was unbroken! The woman desperately held on to life. She did not want to admit the approaching death. Understandable!

One day my friend was on duty at night and had the sudden impulse to look after the serious ill woman. She entered the sickroom and at thát moment the woman straightened up in her bed and said loudly: “my goodness, that’s nice!”. Then she sank back on her pillow and was dead.

My friend’s interpretation: for this woman the moment of death was nothing terrifying. This moment even appeared to her as something beautiful, perhaps something overwhelming, something that was building her up. Completely different and new to the fear she had had.

My friend said that since then she has no longer been afraid of dying.

 

This story can inspire us: to take seriously what many biblical verses suggest to us about life after death. This story can give us hope. A hope similar to that given to us in the overwhelming words of the revelation of john:

 

“See, I make all things new” Revelation 21:5

 

Prayer: Ulrike Bracks

Translation: Alexandra Nießlein

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Sechs Tage sollst du arbeiten; am siebenten Tage sollst du ruhen. 2.Mose 34,21

 

Arbeit und Ruhe. Aktion und Besinnung. Aktiv sein und Zeit haben. Bereits die Menschen der biblischen Überlieferung wussten um das notwendige Zusammenspiel dieser beiden Pole für ein gelingendes Leben und Miteinander.

Ursprünglich war die biblische Sabbat-Ruhe, der arbeitsfreie Tag dafür gedacht, dass die Menschen sich Zeit für Gott nehmen, um dem Schöpfer zu danken und ihn zu loben, und auch um Zeit zu haben für die Gemeinschaft. In der modernen Gesellschaft hat sich das Verständnis dahingehend gewandelt, dass ein arbeitsfreier Tag wichtig für die Regeneration der Menschen und das soziale Miteinander von Familie und Gruppen ist.

Vor allem ein gemeinsamer freier Tag, wie bei uns der Sonntag, erscheint wichtig, um die freie Zeit miteinander verbringen zu können. Die Evangelische Kirche verteidigt seit Jahren den arbeitsfreien Sonntag, der übrigens noch mit Art.140 in unserem (deutschen)Grundgesetz geschützt ist, gegen Initiativen aus der Wirtschaft, die gerne rund um die Uhr verkaufen würden. Im internationalen Vergleich erscheint der freie Sonntag bei uns in Deutschland fast ein Privileg. Rund um den Globus ist das Recht auf einen arbeitsfreien Tag geradezu Luxus.

Der freie (Sonn-)Tag will deutlich machen: Unser Leben ist mehr als Arbeit, Kaufen und Besitzen. Das biblische Sabbatgebot stellt Gott und Mensch in den Mittelpunkt und macht klar: Arbeit und Wirtschaft stehen im Dienst des Lebens und nicht anders herum. Jenseits von Profiten und Konsum brauchen die Menschen Zeit für sich und andere sowie zur Besinnung auf das, was wichtig ist im Leben. Oder, um es mit Albert Schweitzer zu sagen: „Wenn deine Seele keinen Sonntag hat, dann verdorrt sie.“ Amen.

 

Andacht: Gisela Voltz, Referat Entwicklung und Politik, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

Six days you shall work; on the seventh day you shall rest. 2 Mose 34:21

 

Work and rest. Action and meditation. Being active and having time. The people of biblical tradition already knew the necessary interplay between these two poles for a fulfilled life and togetherness. Originally, the biblical Sabbath rest, the day off from work was intended for people to take time for God, to thank and praise the Creator, as well as to have time for the community. In modern society, the understanding has changed that a day off from work is important for the regeneration of people and the social interaction of family and groups.

Above all, a common day off, such as Sunday, seems important in order to be able to spend the free time together. For years the Evangelical Lutheran Church has been defending the Sunday without work, which by the way is still protected by Art. 140 in our (German) constitution, against initiatives from the economy that would like to sell around the clock. In international comparison, free Sunday is almost a privilege for us in Germany. Around the globe, the right to a day off from work is almost a luxury. The free (Sun)day wants to make it clear: our life is more than work, buying and owning. The biblical Sabbath commandment places God and man at the centre and makes it clear that work and business are at the service of life and not the other way around.

Beyond profits and consumption, people need time for themselves and others and to reflect on what is important in life. Or to quote Albert Schweitzer: „If your soul doesn’t have a Sunday, it withers.“ Amen.

 

Prayer: Gisela Voltz

Illustration: Daniela Denk