Am 25. Februar 2015 bei Mission EineWelt in Neuendettelsau

„Der Imker“ steht im Februar auf dem Spielplan des Mittwochskinos von Mission EineWelt. Der berührende Film von Mano Khalil, kurdisch-syrischer Regisseur mit Schweizer Staatsbürgerschaft, erzählt die unglaubliche Geschichte von Ibrahim Gezer, der durch seinen unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen wieder zu einem erfüllten Leben findet – trotz schwerster Schicksalsschläge.

Gezer, so die Filmgeschichte, ist in seiner Heimat auf dem türkischen Land der erste, der professionell Bienen züchtet. Finanziell läuft es gut und er will für seine Familie ein solides Leben mit Zukunft aufbauen. Die Wirren des türkisch-kurdischen Krieges nehmen ihm alles: seine Frau und Kinder, seine Heimat und mit seinen über fünfhundert Bienenvölkern auch die Lebensgrundlage. Er flüchtet in die Schweiz, wo er in die Mühlen der Bürokratie gerät und am Fließband einer Fabrik landet. Doch Ibrahim gibt die Hoffnung nicht auf und findet schließlich nicht nur sehr gute Freunde, sondern auch den Weg zurück zu seinen geliebten Bienen.

Ein knapp zweistündiger Dokumentarfilm, der Hoffnung gibt und seine Zuschauer mit einem guten Gefühl entlässt.

Der Film ist am Mittwoch, den 25. Februar 2015, um 19.30 Uhr im Otto-Kuhr-Saal (Hauptstraße 2 in Neuendettelsau) zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Nachschau auf die Frühstücks-Matinee zur Verabschiedung von Direktor Peter Weigand

Nach einem langen Tag mit Gottesdienst und Empfang am vergangenen Freitag, der für einzelne Beteiligte bis weit über Mitternacht hinausging, stand am Samstagmorgen eine Frühstücks-Matinee auf dem Programm. Knapp zwei Stunden, in denen der scheidende Direktor Rede und Antwort stehen sollte, beispielsweise zu thematischen, strukturellen, aber auch ganz persönlichen Fragen. Zu seiner Unterstützung konnte Weigand aber aus dem rund 100 Gäste umfassenden Publikum so genannte Joker aufrufen, die ihm bei der Beantwortung der Fragen halfen. Hier ein paar Streiflichter.

Auf die Frage, ob der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein richtig läge, wenn er von der evangelischen Kirche mehr Zurückhaltung in politischen Stellungnahmen verlange, oder aber er selbst, der in einem Interview die Missionsarbeit als hochpolitisch bezeichnet habe, bestärkte Weigand seine Haltung. Zwar sei Zurückhaltung in parteipolitischer Hinsicht richtig, aber eine unpolitische Arbeit gäbe es nicht. Kirche habe ein prophetisches Amt und das schließe automatisch ein, dass sie sich auch immer in einem politischen Raum bewege und dort agiere.

„Als Kirche haben wir ein großes Kapital und eine Bringschuld. Vielleicht können wir Erfahrungen vermitteln, die andere überzeugen“, betonte Weigand auf die Frage nach der Positionierung von Mission EineWelt zu PEGIDA. Stigmatisierung sei seiner Ansicht nach kein Mittel der Auseinandersetzung. Stattdessen sollte man die Menschen fragen, wovor sie eigentlich Angst haben. Joker Dr. Claudia Jahnel, die das Referat Mission Interkulturell leitet, verstärkte diese Aussage. Es sei eine emotionale Aufgabe, sich für ein interkulturelles Zusammenleben einzusetzen.

Danach gefragt, was die 2007 vollzogene Fusion zu Mission EineWelt verändert habe, betonte Weigand zunächst, dass dieser Zusammenschluss von Kirchlichem Entwicklungsdienst, Lateinamerikaarbeit und dem damaligen Missionswerk inzwischen angenommen worden sei. „Es war ein langer Prozess“, in dessen Verlauf alle Beteiligten die neue innere Struktur hätten annehmen müssen. Wichtig sei auch im Hinblick auf die vor uns liegenden Jahre, dass „wir nur zusammen wirkungskräftiger werden“ könnten.

„Aufgabe der Mission ist es somit, die Ökonomie der Habgier anzuprangern und die göttliche Ökonomie der Liebe, des Miteinanderteilens und der Gerechtigkeit zu praktizieren“, heißt es im Papier des ÖRK „Gemeinsam für das Leben“. Wie Weigand denn zu dieser Aussage stehe, wurde er gefragt. „Wir sind Teil der Habgier“, betonte er. Wir müssten nach Strukturen suchen, die Ungerechtigkeiten, die ungleiche Verteilung der Ressourcen weltweit zu verändern. Solange dies nicht der Fall sei, hätten wir die Aufgabe, uns laut zu Wort zu melden. Als Joker rief er den ehemaligen Direktor des Lutherischen Weltdienstes (Genf), Eberhard Hitzler, auf. Der verstärkte Weigands Votum dadurch, dass er forderte, die globalen ökonomischen Strukturen gerechter zu machen, auch um so kriegerische Auseinandersetzungen und Massenfluchten einzudämmen.

Ob sich die Perspektiven der Arbeit von Mission EineWelt durch das interkulturelle Engagement langfristig verschieben, wollten die Moderatoren wissen. In manchen bundesdeutschen Missionsorganisationen hat sich die Perspektive schon verschoben, wie der Direktor der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS, Stuttgart), Jürgen Reichel, als Joker betonte. Die EMS sei mit ihren 28 Partnern weltweit auf dem Weg zur Internationalisierung der Strukturen. „Es ist eine Gemeinschaft ohne ideologischen Klimbim.“ Die EMS baue darauf, dass sich durch die neue Struktur auch neues Vertrauen untereinander aufbaue. Wenn dies passiere, „dann sind wir zufrieden“. Weigand selbst hob kritisch hervor, dass sich die westliche Welt auch durch eine Entwicklungspolitik, die eindeutig wirtschaftliche Interessen verfolge, „an den Rand gekegelt“ habe. „Das Christentum ist mittlerweile im Süden angekommen.“ Wir müssten mehr aus der Haltung der Geber heraustreten und die Partnerschaft auch in missionarischer Hinsicht ernst nehmen.
Im Kirchengesetz über Ökumene, Mission, Entwicklungsdienst und Partnerschaft sei Mission EineWelt zur Aufgabenerfüllung die notwendige Eigenverantwortung und Freiheit zugesichert worden. Auf die Frage, ob diese Freiheit und Eigenverantwortung ausreichend gegeben sei, meinte Weigand, dass die bayerische Landeskirche gerade durch den demographischen Wandel Prozessen unterworfen sei, auf die sie selbst keinen Einfluss habe. „Mission EineWelt ist nicht im luftleeren Raum, sondern Teil der Landeskirche.“ Deshalb sei das Haus auch Teil der Veränderungsprozesse. Trotzdem brauche das Partnerschaftszentrum durch die weltweite Vernetzung und die damit besonderen Anforderungen etwas mehr Freiheit und Beweglichkeit als andere kirchliche Einrichtungen. Gerade jüngste Veränderungen im kirchlichen Finanz- und Verwaltungsbereich führten hier zu einer spürbaren Einschränkung.
Diese Freiheit und Beweglichkeit dürfe aber nicht eingeschränkt werden, meinte Joker Michael Martin, zuständiger Oberkirchenrat in der bayerischen Landeskirche. Die Ökonomisierung auch im kirchlichen Raum dürfe nicht alles dominieren. „Es geht schließlich auch um Inhalte.“ Deshalb werde auch weiter verhandelt, damit bei allen Veränderungsprozessen solche inhaltlichen Kriterien beachtet werden.

Auf die Frage, woran sich Direktor Peter Weigand in der Rückschau auf die sieben Jahre bei Mission EineWelt denn besonders gerne erinnere, meinte er auch im Rückblick auf seine Studienjahre: „Es freut mich, dass ich hier geerdet worden bin.“ Das habe ihn durch viele Stationen seines Berufslebens getragen. Und er bedankte sich dafür, dass er sich immer als „Teil einer guten Mannschaft“ gefühlt habe.

Im Mittelpunkt standen Vertragsfragen und das Thema Klimawandel und seine Folgen

Länder wie El Salvador oder Honduras kommen in der großen Weltpolitik nicht vor. Costa Rica ist nur Urlaubern bekannt, die es zum Surfen ans Meer zieht. Vor 30 Jahren ging Nicaragua durch die Presse, weil dort eine Diktatur gestürzt wurde. In den letzten 25 Jahren haben sich junge lutherische Kirchen entwickelt, die inzwischen eine wichtige religiöse und gesellschaftliche Rolle in den katholisch geprägten Ländern spielen. Die lutherischen Kirchen in den vier Ländern Costa Rica, El Salvador, Honduras und Nicaragua haben eine Gemeinschaft der lutherischen Kirchen in Zentralamerika (CILCA) gebildet. Die bayerische Landeskirche ist seit 1995 mit der CILCA vertraglich verbunden. In 2015 steht die Vertragserneuerung wieder an.

Um darüber und über die theologische Ausbildung zu reden, kamen Pastor Martin Giron aus Honduras, Erick Umaña aus Costa Rica, Bischof Medardo Gomez aus El Salvador und Victoria Cortez aus Nicaragua als Vertreter dieser Kirchen in Managua zusammen. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB), Nestor Friedrich, nahm ebenfalls teil, weil über den Dreiervertrag zwischen bayerischer Landeskirche, brasilianischer Kirche und lutherischen Kirchen Zentralamerikas ein intensiver Austausch besteht.

Neben der Gewalt durch die Drogenkartelle bedrückt die zentralamerikanischen Kirchen zurzeit besonders die ökologische Situation. In El Salvador ist dies deutlich geworden. Die Folgen des Klimawandels wie starke Regenfälle und Stürme, weil Zentralamerika zwischen Atlantik und Pazifik liegt und deshalb sehr verletzlich ist, sind in Mittelamerika jetzt schon massiv spürbar. Dazu kommen Krankheiten und lange Trockenzeiten. Die zentralamerikanischen Länder fordern aus diesen Gründen von den Industrieländern eine Verminderung der CO2-Emissionen und Hilfen für die armen Ländern.

Bei einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur weltweit um 2 Grad wird sich in El Salvador die Temperatur um 4 Grad erhöhen. Deshalb muss noch in diesem Jahrzehnt etwas geschehen. Die Industrieländer müssen den unterentwickelten Ländern helfen. Beim 16. Weltklimakonferenz 2010 in Cancún wurde zwar eine Konvention aufgestellt, aber nicht umgesetzt. German Watch hat El Salvador auf der Liste der verletzlichsten Staaten ganz oben angesiedelt. Benötigt werden aus diesen Gründen ein Techniktransfer, Anpassungsmaßnahmen in den Ländern und Ausgleichszahlungen an die ärmeren Länder. Dadurch sollten jedoch die bisherige Projektarbeit nicht ersetzt werden.

Ein wichtiges Thema der Konferenz war die Vertragsverlängerung zwischen den Kirchen in Brasilien, Bayern und der CILCA, die mit einigen Veränderungen übereinstimmend gewünscht wird. Darüber hinaus wurde ein theologisches Fortbildungsprogramm beschlossen. Der bayerische Theologe Dr. Martin Hoffmann soll Kurse zu theologischen Themen anbieten.

Lutherische Kirche in El Salvador unterstützt Kleinbauern – Mitschuld der Industrieländer

Während in Deutschland der Winter eingekehrt ist, leiden die mittelamerikanischen Länder El Salvador und Nicaragua unter einer extremen Trockenheit. Mit einem umgebauten Lastwagen fährt die Delegation eine Stunde lang auf Feldwegen von Somoto aus zu dem Dorf San Luis. Das Ziel ist der Besuch bei dem Kleinbauern Felipe Lopez. Er lebt mit seinem 11 Personenhaushalt von den 8 Hektar Land, die ihm in den 1980er Jahren nach dem Sturz des Somozaregimes zugeteilt wurden.

Das Land ist staubtrocken. In einem rund 100 m² großen Garten ist aber alles grün. Don Felipe gießt am Morgen und Abend, damit das Gemüse und die Obstbäume auch in der Trockenzeit, die nun schon seit November anhält, wachsen können. Er meint dazu: „Das Gemüse hält uns am Leben. Wir sind dankbar, dass ein Brunnen gebohrt wurde, damit wir auch in der Trockenzeit Wasser haben.“
Im letzten Jahr ist der Regen ausgefallen und damit auch die Ernte vertrocknet. Neun Kleinbauern haben sich nun zusammengeschlossen. Über die lutherische Kirche wurde ein Brunnen gebohrt. Mit dem Wasser sollen Felder beregnet werden, damit die Trockenzeit ohne Hunger überstanden werden kann. Die Hoffnung ist groß, dass damit schwierigen Trockenzeiten überwunden werden können.

Die Delegation sprach auch mit Dr. Angel Ibarra über die aktuelle Situation in El Salvador und Nicaragua. Dabei betonte der stellvertretende Landwirtschaftsminister die enorme Wichtigkeit Deutschlands als Vorzeigeland in Bezug auf Energiewende. Laut Ibarra, der auch als Referent beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart mitwirken wird, müssen die mittelamerikanischen Länder ausbaden, was in den Industrieländern verursacht wird. Die CO2-Emissionen sind in Mittelamerika gering, aber die Auswirkungen des Klimawandels sind gerade in den Ländern El Salvador, Honduras und Nicaragua besonders spürbar. Wissenschaftler haben inzwischen festgestellt, dass die Klimaveränderungen, die in 60 Jahren in den nördlichen Regionen der Erde bemerkbar sind, in Mittelamerika bereits in 15 Jahren sichtbar werden. Eine globale Erderwärmung von 2 Grad wird in Mittelamerika eine Erwärmung um 4 Grad zur Folge haben.

Die Konsequenzen sind dramatisch und jetzt schon in diesen Länder vorhanden, weil Wetterextreme wie Hurrikans und Trockenheit die Ernten zerstören und daraus folgende Krankheiten die Menschen belasten.

Ibarra fordert von den reichen Industrieländern für die betroffenen Länder einen Techniktransfer und finanzielle Mittel, damit sich die Menschen an die veränderten Bedingungen des Klimawandels anpassen können. Außerdem fordert er Ausgleichszahlungen für die hohen Verluste, die durch den Klimawandel entstehen. So hat El Salvador allein im letzten Jahr ein Viertel seines Bruttoeinkommens durch Stürme und Trockenheit verloren.

Mission EineWelt unterstützt mit verschiedenen Projekten die ländlichen Räume in Zentralamerika. Don Felipe ist einer der Nutznießer dieser Hilfe.

Zur Verabschiedung von Pfarrer Peter Weigand, Direktor von Mission EineWelt

Mit einem festlichen Gottesdienst und Empfang, mit einer Frühstücksmatinee und mit rund 300 Gästen und Weggefährten wurde am vergangenen Wochenende Pfarrer Peter Weigand, Direktor von Mission EineWelt, in den Ruhestand verabschiedet. Oberkirchenrat Michael Martin nahm die Verabschiedung und Entpflichtung vor und der Generalssekretär des Lutherischen Weltbundes, Martin Junge, würdigte in einer Laudatio das Lebenswerk Weigands.

„Ich soll was machen, was ich nicht will: nämlich gehen.“ In der Rückschau auf sein mehr als 40-jähriges Berufsleben packte Peter Weigand dann doch die Wehmut, als er über seinen Abschied nachdachte. „Ich liebe meinen Beruf. Es schmerzt auch, ihn verlassen zu müssen“, sagte der Direktor von Mission EineWelt in seiner Abschiedspredigt am vergangenen Freitag in der St. Nikolai-Kirche in Neuendettelsau.

Auch in dieser Predigt blieb sich der scheidende Direktor Peter Weigand treu und erinnerte an die Motivation, die ihn sein Berufsleben über getrieben hat. „Wenn man in diese Welt schaut, könnte man verzweifeln.“ Er sei aber von einem Bibelwort getragen, das ihn sein Leben lang begleitet habe. Es stammt aus dem 2. Timotheusbrief 1, Vers 7: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ Deshalb dürfe man an den Gegebenheiten der Welt nicht verzagen, sondern sich fortwährend für Gerechtigkeit und Teilhabe einsetzen. „Wir haben alle eine Mission.“ Die Welt, so Weigand, sei uns anvertraut worden, in Freiheit und zum Wohle aller. „Die Welt wartet auf einen Beitrag der Religionen, um eine neue Zivilgesellschaft zu schaffen.“ Mission sei Gottes Umarmung der Welt durch uns. Das sei keine Umarmung, die andere erdrückt. „Die Menschen im globalen Süden, aber nicht nur da, lechzen nach Zuneigung und Hinwendung.“

In seiner Verabschiedung wies Oberkirchenrat Michael Martin darauf hin, dass Weigand sein Leben als geistliche Existenz verstanden habe. „Diesen Glauben hat er mit Leidenschaft vertreten.“ Immer sei es ihm darum gegangen, Zeugnis zu geben. „Für diese missionarische Existenz möchte ich dir Danke sagen.“ Weigand, so der Münchner Oberkirchenrat, habe in den sieben Jahren seiner Tätigkeit in Neuendettelsau das 2007 neu aufgestellte Partnerschaftszentrum auf eine gemeinsame Grundlage gestellt. Es sei das Anliegen Weigands gewesen, die theologische und politische Dimension der Arbeit darzustellen. Diese Herkulesaufgabe habe er trotz Widerständen geschafft. Während des Gottesdienstes entpflichtete er Weigand von seinen Aufgaben als Direktor von Mission EineWelt.

In seiner Laudatio beim anschließenden Empfang zeichnete Pfarrer Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (Genf), vor rund 300 Gästen aus dem In- und Ausland den Lebensweg Weigands nach und würdigte dessen berufliches Wirken. Er bezeichnete Weigand als einen Menschen, der sich auf den Weg gemacht habe und sich dem Brücken bauen verschrieben habe. Davor habe er tiefen Respekt. Es sei auch „der Respekt vor Menschen, die sich empören können – bis ins Rentenalter -, denen Ungerechtigkeit und Gewalt zutiefst zuwiderlaufen, und die das auch zum Ausdruck bringen.“

Gerade die Jahre in Lateinamerika, wo Weigand insgesamt 10 Jahre in Brasilien und Chile tätig war, hätten seine Fähigkeiten sichtbar gemacht, einerseits versöhnend tätig zu sein und trotzdem seine Überzeugungen öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Für Junge sei bis heute vor allem über moderne Medien wie Facebook ein Weigand erkennbar, „der sich aufregt, der sich ärgert, der sich reibt an so manch einer gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland und der Welt.“ Es spräche „eine heilige, prophetische Empörung“ aus seinen Einträgen, „auf die unser gegenwärtiges Zeitalter mehr denn je angewiesen ist.“m Generalsekretär Junge wünschte sich von Weigand, dass er sich weiter empören soll. Es brauche Menschen, die in solchen Fragen nicht „in Ruhestand gehen, nicht ruhen, wenn es um Fragen der Gerechtigkeit geht“ und eines Zusammenlebens, in dem die Würde eines Jeden zum Ausdruck und zur Entfaltung kommen könne.

Bei dem Empfang, der bis kurz vor Mitternacht ging, überbrachten insgesamt 12 Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Politik, von kirchlichen Organisationen, befreundeten Werken und aus Partnerkirchen Grußbotschaften und würdigten das Wirken Weigands in den vielfältigen Bezügen, für die sich der Direktor des Partnerschaftszentrums über die sieben Jahre seiner Dienstzeit engagierte. Musikalisch wurde der Abend von der brasilianischen Künstlerin Yara Linss untermalt. Mit einer Frühstücksmatinee am Samstag, bei der sich Weigand strukturellen, dienstlichen, aber auch privaten Fragen stellte, endete die offizielle Verabschiedung.

Interview mit Pfarrer Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (Genf)

Am Rande der Verabschiedung von Pfarrer Peter Weigand, Direktor von Mission EineWelt, fand ein Interview mit Pfarrer Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (Genf), statt.

Helge Neuschwander-Lutz, Medien- und Pressereferent von Mission EineWelt:
Sie sind seit fünf Jahren als Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes im Amt. Sie stehen damit an der Spitze einer Organisation, die 144 Mitgliedskirchen mit 72 Millionen lutherischen Christen in 79 Ländern vertritt. Wie schwer empfinden Sie dieses Amt?

Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (Genf):
Ich sehe es als ein Amt, das mich motiviert und mir Freude macht. Meine Aufgabe dabei ist, mit den Mitgliedskirchen zu arbeiten und die Zusammenarbeit zu fördern. Wir können derzeit so beispielsweise zwei Millionen Flüchtlingen weltweit helfen. Es ist aber auch ein schwieriges Amt, weil wir global viele Konflikte erleben. Viele Staaten sind nicht darauf angelegt, zusammenzuarbeiten. Dieser Zeitgeist erfasst auch viele Kirchen. Wir müssen immer wieder daran erinnern, dass Kirchen in Beziehungen zueinander gestellt sind. Diese Beziehungen zu schaffen, ist eine unserer Aufgaben.

Neuschwander-Lutz:
Wenn Sie die drei wichtigsten Aufgaben benennen müssten, die der LWB aktuell hat, welche wären das?

Junge:
Der Lutherische Weltbund trägt die diakonische Berufung in sich. Diese Präsenz ist von äußerst großer Bedeutung. Unsere Aufgabe ist es, ökumenisch und interreligiös als Brückenbauer präsent zu sein. Der Lutherische Weltbund ist eine Organisation, die auf dem Glauben beruht. Dieses Selbstverständnis müssen wir ständig weiterentwickeln. Ansonsten wären wir von Nichtregierungsorganisationen nicht zu unterscheiden.

Neuschwander-Lutz:
In der kirchlichen Landschaft in Deutschland gibt es immer wieder Diskussionen über Zuständigkeiten. Beispielsweise darüber, ob sich Missionsorganisationen auch um Fragen der Entwicklung kümmern sollten oder ob das allein die Aufgabe beispielsweise des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung ist. Wie sehen Sie das Verhältnis von Mission und Entwicklung?

Junge:
Das Selbstverständnis des Lutherischen Weltbundes basiert auf dem Missionsverständnis. Grundlagen hierfür sind Evangelium, Diakonie und Advocacy. Diese Dimensionen unseres Handelns sind untrennbar miteinander verbunden. Missionswerke haben von Anfang an alle drei Dimensionen zur Grundlage ihrer Arbeit gemacht. Eine Missionsarbeit war immer auch mit medizinischer Versorgung und Bildungsarbeit verbunden. Aus guten theologischen Gründen ist das so passiert. Für mich lassen sich Mission und Entwicklung nicht trennen.

Neuschwander-Lutz:
Unser scheidender Direktor Peter Weigand hat kürzlich in einem Interview die Missionsarbeit als hochpolitisch bezeichnet. Können Sie dem zustimmen und wenn ja, aus welchen Gründen?

Junge:
Es kommt darauf an, wie man politisch definiert. Parteipolitisch darf es nicht sein. Mission bewegt sich aber im öffentlichen Raum. Deshalb hat dieses Handeln auch immer eine politische Dimension. Es muss aber eine kritische Distanz zu politischen Parteien bleiben. Advocacy, also für die Rechte der Rechtlosen einzutreten, gehört eindeutig zu dieser politischen Dimension des Handelns.

Neuschwander-Lutz:
Gibt es Ihrerseits besondere Erwartungen und Wünsche an die bayerische Landeskirche und Mission EineWelt?

Junge:
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern arbeitet eng mit dem Lutherischen Weltbund zusammen. Es gibt zudem viele Beziehungen zum Partnerschaftszentrum Mission EineWelt. Dieses Engagement genießt in Genf hohe Anerkennung. Ohne die Unterstützung aus Bayern könnten wir als Lutherischer Weltbund die Flüchtlingsarbeit im Nordirak und in Jordanien in diesem Umfang nicht machen. Außerdem gibt es eine großartige Zusammenarbeit in der theologischen und ökumenischen Arbeit weltweit. Religion und Entwicklung sind zudem zwei Themenbereiche, an denen wir inhaltlich mit den bayerischen Partnern intensiv weiterarbeiten wollen.

Wie bereits am 19. Januar 2015 angekündigt, verabschiedet sich Pfarrer Peter Weigand, Direktor von Mission EineWelt, am kommenden Wochenende mit einer offiziellen Feierlichkeit in den Ruhestand. Neben einem Gottesdienst am Freitag um 16.30 Uhr in der St. Nikolaikirche Neuendettelsau und einem anschließenden Empfang im Luthersaal der Diakonie findet am Samstag um 9.00 Uhr eine Frühstücksmatinee in der Tagungsstätte des Partnerschaftszentrums statt.

In einem Interview mit Anne Lüters, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, berichtete Weigand zu seinem Abschied über die letzten sieben Jahre bei Mission EineWelt. Dabei wurde nicht nur auf die Vergangenheit geblickt, sondern auch über zukünftige Aufgaben und Herausforderungen in der Partnerschaftsarbeit gesprochen.

„Partnerschaft muss auf Augenhöhe geschehen!“ lautet der Titel des Interviews, in dem Weigand noch einmal deutlich herausstellt, dass der Dialog der Religionen eine große Herausforderung auch für seine Nachfolger, das Pfarrerehepaar Gabriele und Hanns Hoerschelmann, werden wird.

Das komplette Interview können Sie nachlesen unter: www.bayern-evangelisch.de

Abendveranstaltung am 19. Februar 2015 in Ulsenheim

In der Veranstaltungsreihe „Soja verbindet“ findet am Donnerstag, 19. Februar 2015, in Ulsenheim eine Abendveranstaltung statt. „Brasilien trifft Bayern: Soja und der ländliche Raum“ ist der Abend überschrieben, bei dem Stig Tanzmann von Brot für die Welt zum Thema „Sojaanbau im Umbruch: Zwischen Familienbetrieben und Agrarunternehmen“ spricht. Außerdem wird der Lateinamerika-referent von Mission EineWelt, Pfarrer Hans Zeller, den Pastoralbrief der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien vorstellen. Thema hier „Was hat die Kirche mit Soja zu tun?“

Nähere Informationen zu der Veranstaltung, die in Hillenbrands Lindhof (Ulsenheim 44, 91478 Markt Nordheim) um 20.00 Uhr beginnt, erhalten Sie über die Landwirtschaftsexpertin von Mission EineWelt, Angela Müller.

Dr. Claudia Jahnel, Leiterin des Referats Mission Interkulturell bei Mission EineWelt, hat sich erfolgreich habilitiert. Sie darf nun den Titel „Dr. theol. habil.“ führen.

Bei einem gemeinsamen Umtrunk haben ihr diese Woche die Mitarbeitenden von Mission EineWelt gratuliert. Direktor Peter Weigand meinte während der kleinen Festlichkeit, dass sich Dr. Jahnel nun mit einem Lehrauftrag an einer Universität „Privatdozentin“ nennen dürfe. Die Leiterin des Referats Mission Interkulturell könnte sich allerdings nun auch für eine Professur bewerben.

Ihr Fachbereich ist die Religions- und Missionswissenschaft mit Schwerpunkt Interkulturelle Theologie.

Mission EineWelt engagiert sich gegen weibliche Genitalverstümmelung

Am 6. Februar ist der Internationale Tag gegen Genitalverstümmelung. Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) ist eine weltweit verbreitete Menschenrechtsverletzung. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 140 Millionen Mädchen und Frauen betroffen, drei Millionen Mädchen jährlich. Mission EineWelt und einige der Partnerkirchen der bayerischen Landeskirche engagieren sich dafür, diese lebensbedrohende Praxis abzuschaffen und die Würde und Gesundheit der Frauen zu schützen.

Genitalverstümmelung wird vor allem in Ländern Afrikas praktiziert, obwohl sie in vielen dieser Länder mittlerweile gesetzlich verboten ist. FGM verursacht bei den Frauen sowohl akute als auch langfristige körperliche und seelische Schäden. Diese unmenschliche Praxis führt zu drastischen Beeinträchtigungen der Lebensqualität, häufig sogar zum Tod. Rund 25 Prozent der betroffenen Mädchen und Frauen sterben während des Eingriffs oder an dessen Folgen.

Durch die Globalisierung kommen immer mehr Mädchen und Frauen, die von Genital-verstümmelung betroffen sind, nach Deutschland. Terre des Femmes geht davon aus, dass in Deutschland über 20.000 betroffene Frauen leben und mehr als 5.000 Mädchen hierzulande gefährdet sind, weil sie heimlich hier oder bei einem Aufenthalt im Heimatland ihrer Eltern genital verstümmelt zu werden.

Auch in Ländern unserer Partnerkirchen sind junge Mädchen davon betroffen. In Tansania sind vor allem Mädchen in den Regionen Manyara, Mara, Dodoma, Sindinga, Kilimandscharo und Arusha betroffen. Studien zeigen, dass sowohl in Kenia als auch in Tansania die Zahl der lebensgefährlichen Eingriffe zurückgegangen ist. Kontinuierliche Kampagnenarbeit soll den kulturellen Wandel in der Bevölkerung weiter voranbringen. Diese Aufgabe ist ein wichtiger Teil des Advocacy-Büros der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania.

„Um Mädchen davor zu schützen, müssen in den Herkunftsländern der Betroffenen neben gesetzlichen Verboten auch mehr koordinierte nationale Maßnahmen zur Bekämpfung erfolgen“ so TERRE DES FEMMES. Terre des femmes ist eine Menschenrechtsorganisation, die sich für die Rechte der Frauen und Mädchen einsetzt.

Weitere Information über das Thema finden Sie unter http://www.frauenrechte.de/online/