Seit 12. Oktober hat die Süd-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT) eine neue Leitung. In einem über siebenstündigen Festgottesdienst in Njombe, im südlichen Hochland, wurde Dr. George Mark Fihavango als neuer Bischof der Süd-Diözese eingeführt.

Fihavango war Stipendiat von Mission EineWelt und hat 2005 an der Augustana Hochschule in Neuendettelsau promoviert. Im Anschluss daran war er einige Zeit an der Tumaini University Makumira tätig, unter anderem von 2006 bis 2009 als Dekan der Theologischen Fakultät. Zuletzt war er stellvertretender Bischof in der Süd-Diözese, in der er jetzt von der Synode zur neuen Leitung gewählt wurde. Fihavango ist damit der Nachfolger von Bischof Isaya Japhet Mengele, der in Ruhestand geht.

Ebenfalls neu besetzt wurde das Amt des Stellvertreters. In diese Funktion wurde am Sonntag Dr. Gabriel Ezekia Nduye eingeführt, der bisher als Dekan im Dekanat Makambako tätig war.

„Wenn Gott vorangeht, wirst Du durch die Versuchung getragen“, gab der leitende Bischof der ELCT, Fredrick Shoo in seiner Predigt zu Exodus 33, 12-13, dem neuen Regionalbischof mit auf den Weg.

Bei den Festlichkeiten waren sowohl die Bischöfe bzw. stellvertretende Bischöfe aller 26 ELCT-Diözesen als auch Vertreter der tansanischen Regierung anwesend. Auch internationale Gäste, unter anderem aus Finnland, nahmen an den Feierlichkeiten teil. Für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern waren die von Mission EineWelt nach Tansania entsandten Pfarrer/innen Ursula Kronenberg und Gerhard Muck sowie der Tansaniareferent des Centrums Claus Heim und Angelika Dörr, Dekanatsmissionsbeauftragte aus München, vor Ort.

Die Süd-Diözese ist eine der sieben Gründungsdiözesen der Lutherischen Kirche in Tansania. Um ihre 325.000 Mitglieder bemühen sich 216 Pfarrer/innen und etwa 550 Mitarbeitende in Schulen, Kindergärten und in der Gesundheitsversorgung.

Am 14. Oktober 2019 jährt sich der Todestag von Julius Kambarage Nyerere zum 20. Mal. 1999 verstarb er in London. Die erste Trauerfeier war in der katholischen Westminster Cathedral, eine größere dann noch in der St. Josephskathedrale in Daressalaam. Über 20 Jahre hatte er als der erste Präsident den Weg des unabhängigen Tansanias geprägt.

Grund genug für Mission EineWelt, die Frage nach Nyereres Relevanz für heute zu stellen. Als „Vater der Nation“ wird er weiterhin in Tansania verehrt. Gleichzeitig wird sein Konzept eines „afrikanischen Sozialismus“ (Ujamaa) unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten oft sehr kritisch beurteilt. Unbestritten sind seine persönliche Integrität und staatspolitische Weisheit, die Tansania über die Jahrzehnte hinweg einen gesellschaftlichen Frieden ermöglicht haben.

Mission EineWelt hat zu vier Themenbereichen Materialien erarbeitet, mit denen Sie sich in Ihrem Kreis intensiv mit Nyerere beschäftigen können.
Unter www.mission-einewelt.de/nyerere können Sie die Materialien einsehen und runterladen.
Visionen für Entwicklung
Frauen in der Gesellschaft
Sozialist und Katholik
Glückliche Gesellschaft?

Gerne kommen Mitarbeitende von Mission EineWelt auch zu Ihnen, um eine Veranstaltung bei Ihnen durchzuführen. Für weitere Informationen und Terminabsprachen nehmen Sie bitte Kontakt auf zu:
marlene.gilcher@mission-einewelt.de

(Foto: Wikimedia Commons)

Gemeinsame Pressemitteilung der Treaty Alliance Deutschland*

Berlin/Genf, 7. Oktober 2019. Am 14. Oktober beginnt in Genf die fünfte Verhandlungsrunde für ein UN-Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechten. Deutschland hat bereits angekündigt, sich an den aktuellen Verhandlungen nicht inhaltlich zu beteiligen. Aus diesem Grund fordert die Treaty Alliance Deutschland – ein breites Bündnis aus 27 zivilgesellschaftlichen Organisationen – die Bundesregierung und die EU auf, die Blockade zu beenden und tätig zu werden. Am heutigen „Tag der menschenwürdigen Arbeit“ rufen die Organisationen dazu auf, durch konstruktive Beteiligung an den Verhandlungen dafür zu sorgen, dass auf internationaler Ebene verbindliche Regeln zum Schutz von Menschenrechten und der Umwelt in globalen Produktionsverhältnissen geschaffen werden.

Die ecuadorianische Verhandlungsführung hatte im Juli einen überarbeiteten Vertragsentwurf vorgelegt, der viele Bedenken der EU und Deutschlands bezüglich der Regulierung von Unternehmen ausräumt. „Nichtstun ist keine Option mehr“, erklären die Organisationen einhellig. Mit Blick auf die unrühmliche Rolle der Bundesregierung erklärt Ernst-Christoph Stolper, stellvertretender BUND-Vorsitzender: „Es ist unverantwortlich, dass die Bundesregierung sich auch nach Überarbeitung des Vertragsentwurfs weiterhin nicht beteiligen will. Damit zeigt die Merkel-Regierung, dass sie Wirtschaftsinteressen über Menschenrechte und den Schutz der Umwelt stellt. Heiko Maas hat gerade im Rahmen der Vereinten Nationen das erste Treffen seiner Allianz für Multilateralismus abgehalten. Nun muss er zeigen, dass seinem Eintreten für den Multilateralismus auch praktische Konsequenzen folgen. Wir erwarten vom Außenminister ein klares Bekenntnis zum internationalen Menschenrechtsabkommen.“

Weltweit gefährden transnationale Unternehmen durch ihre Aktivitäten die Umwelt und Menschenrechte der Bevölkerung vor Ort. Darunter sind immer wieder auch deutsche Unternehmen. So exportieren beispielsweise deutsche Chemieunternehmen besonders gefährliche und in der EU verbotene Pestizide nach Brasilien. Große Infrastrukturprojekte mit Beteiligung deutscher Unternehmen führen weltweit zu Zwangsumsiedlungen. Dazu kommentiert Karolin Seitz, Programme Officer beim Global Policy Forum: „Deutsche Konzerne sind oftmals mitverantwortlich für Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung. Während Betroffene häufig nicht zu ihrem Recht kommen, können deutsche Unternehmen gleichzeitig ganze Staaten vor internationalen Schiedsgerichten auf Schadensersatz verklagen, wenn sie ihre Profite durch Umweltauflagen oder etwa höhere Mindestlöhne gefährdet sehen. Unternehmensinteressen vor Menschenrechten – das muss ein Ende haben.“

Immer mehr Länder erlassen Gesetze, mit denen sie Unternehmen zu menschenrechtlicher Sorgfalt für ihre Lieferketten verpflichten oder debattieren darüber. Seit September 2019 setzt sich die „Initiative Lieferkettengesetz“, ein Bündnis aus mehr als 60 zivilgesellschaftlichen Organisationen dafür ein, dass auch in Deutschland ein Lieferkettengesetz verabschiedet wird. „Vor diesem Hintergrund ist es im Interesse der deutschen Wirtschaft, dass sich die Bundesregierung an einem Prozess beteiligt, der weltweit einheitliche Standards schaffen würde“, sagt Maren Leifker, Referentin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Brot für die Welt. „Die Bundesregierung sollte die Zeichen der Zeit nicht länger ignorieren und sich jetzt ernsthaft für eine regelbasierte internationale Wirtschaftsordnung einsetzen.“

Mehr Informationen

Hintergrund:
Auf Initiative von Ecuador und Südafrika wurde im Jahr 2014 im UN-Menschenrechtsrat eine Resolution verabschiedet, die eine zwischenstaatliche Arbeitsgruppe geschaffen und diese mit der Ausarbeitung eines verbindlichen internationalen Abkommens über transnationale Unternehmen und Menschenrechte – häufig „Binding Treaty“ genannt – beauftragt hat. Die ecuadorianische Verhandlungsführung legte im Juni 2018 einen ersten Entwurf für ein UN-Abkommen vor, das im Oktober 2018 bei der vierten Tagung der zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe in Genf von zahlreichen Vertretern aus Staaten, Zivilgesellschaft und Wirtschaft kommentiert und ergänzt wurde. Im Juni 2019 wurde ein erster überarbeiteter Entwurf vorgelegt, der in vielen Punkten auf die Forderungen und Bedenken der Europäischen Union eingeht. Parallel zu den Verhandlungen im Menschenrechtsrat in Genf, an denen die EU und Deutschland nur beobachtend, sich jedoch nicht inhaltlich beteiligen, wird auf Bestrebungen der EU in einem anderen Forum der Vereinten Nationen in Wien ein internationaler Investitionsschiedsgerichtshof (Multilateral Investment Court – MIC) verhandelt, der es Unternehmen ermöglichen würde, Staaten zu verklagen, wenn sie ihre Gewinne durch staatliche Regulierungen wie etwa Umweltauflagen eingeschränkt sehen. Im Rahmen der im Januar 2019 gestarteten europaweiten Kampagne „Menschenrechte schützen – Konzernklagen stoppen!“ fordern bereits mehr als eine halbe Millionen Europäer die EU und ihre Mitgliedstaaten auf, Sonderklagerechte für Unternehmen abzuschaffen und sich für das aktuell verhandelte UN-Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechte einzusetzen.

Pressekontakt: 
Lia Polotzek, BUND-Expertin für Wirtschaft und Finanzen
Tel.: 01 75 / 5 72 99 61, lia.polotzek(at)bund.net

BUND-Pressestelle (Sigrid Wolff/Daniel Jahn/Judith Freund/Heye Jensen)
Tel.: (030) 2 75 86-425/-531/-497/-464, presse(at)bund.net

* In der Treaty Alliance Deutschland (haben sich folgenden 27 zivilgesellschaftlichen Organisationen für einen Erfolg der UN-Verhandlungen zusammengeschlossen: Aktion ./. Arbeitsunrecht, Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt, Attac Deutschland, Berliner Wassertisch, Brot für die Welt, BUND, Christliche Initiative Romero, Cora-Netzwerk für Unternehmensverantwortung, Femnet, FIAN Deutschland, Forschungs-und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika, Forum Fairer Handel, Forum Umwelt und Entwicklung, Germanwatch, Global Policy Forum, Goliathwatch, Inkota-Netzwerk, Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie (INFOE), Mission EineWelt, Medico international, Misereor, Powershift, Südwind, Terre des hommes, Weed, Weltladen-Dachverband, Werkstatt Ökonomie.

Zur Website der Treaty Alliance Deutschland

Abschied Gabi und Armin Raunigk (Foto: MEW)

Abschied Gabi und Armin Raunigk (Foto: MEW)

Die tansanischen Diakoniezentren in Faraja und Miono werden ab jetzt nicht mehr wie in den letzten 25 Jahren von Rummelsberger DiakonInnen, sondern von drei tansanischen Diakonen geleitet. Am 5. Oktober wurden Gabi und Armin Raunigk, die den Zentren in den letzten sechs Jahren vorstanden, mit Gottesdienst und Festakt feierlich verabschiedet. Unmittelbar danach wurden ihre Nachfolger eingeführt.

„Unsere Zusammenarbeit wird von heute an ein neues Level erreichen“, versprach Reiner Schübel, designierter Rektor und Vorstandsvorsitzender der Rummelsberger Diakonie, am 5. Oktober 2019 in der voll besetzten Kirche des Diakoniezentrums in Faraja, Tansania. Auch sein Vorgänger Günter Breitenbach bekräftigte in seiner Predigt, die Partnerschaft mit den tansanischen Diakoniezentren Faraja und Usa River werde auf jeden Fall fortgesetzt.

Mit der Verabschiedung von Gabriele und Armin Raunigk geht in den Diakoniezentren Faraja und Miono eine Ära zu Ende. Seit 1994 entsandte Mission EineWelt, das Partnerschaftszentrum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, DiakonInnen aus Rummelsberg nach Faraja. Ihr dortiger Auftrag war einerseits die Leitung des Landwirtschaftsbetriebs mit Viehzucht und Milchwirtschaft sowie der Anbau von Mais, Bohnen, Kaffee, Kochbananen und Gemüse auf rund 60 Hektar Land. Zudem entwickelten sie ein Ausbildungsprogramm für tansanische DiakonInnen und setzten es in die Praxis um. Ein weiterer Schwerpunkt, den insbesondere Gabriele Raunigk vorantrieb, war die Entwicklung der Tumaini Center. Tumaini heißt Hoffnung. Der Name ist Programm. Kinder mit geistigen und körperlichen Handicaps bekommen dort die Möglichkeit, zur Schule zu gehen und erlernen Fertigkeiten, die ihnen später ein möglichst selbständiges Leben ermöglichen sollen. „Ihr kamt in schwierigen Zeiten, aber Ihr habt Eure Aufgaben mit Bravour erfüllt und die jungen Diakone darauf vorbereitet, dass sie die Leitung der Diakoniezentren übernehmen können“, lobte Fredrick Shoo, Bischof der tansanischen lutherischen Kirche, das Diakonen-Ehepaar zum Abschied. Sein Versprechen: „Eure Verbindung hierher wird niemals abreißen.“

Nun geht die Leitung in Faraja und Mioni an drei tansanische Diakone über, die demokratisch von ihrer Diakonengemeinschaft gewählt wurden. Fredrick Shoo führte zusammen mit Günter Breitenbach die Diakone Goodluck Emmanuel Nnko (Senior), Elirehma Kaaya (Ausbildungsleiter) und Samson Mphuru (Verwaltung und Finanzen) in ihren neuen Dienst ein.

Dennoch will sich die Diakonie Rummelsberg weiterhin für die tansanischen Diakoniezentren engagieren. Die Wege dafür müssten, so Schübel, gemeinsam mit den tansanischen PartnerInnen gefunden und entwickelt werden. Konkret versprach er, dass die Rummelsberger die bisherige finanzielle Unterstützung fortsetzen werden.

Fotos: Thomas Nagel (MEW)
Bischof Fredrick Shoo (l.) segnet die drei künftigen Leiter der tansanischen Diakoniezentren Faraja und Miono
Bischof Fredrick Shoo (i.) verabschiedet Gabriele und Armin Raunigk

Thomas Nagel
Medien- und Pressereferent

Rike ist taff, kontrolliert, cool. Gleich am Anfang vermittelt der 2018 erschienene Film „Styx“ von Wolfgang Fischer dieses Bild: Rike beim Einsatz als Notärztin bei einem Autounfall. Sicher und routiniert rettet sie einem Schwerverletzten das Leben. Die 40-Jährige verkörpert perfekt das Ideal der selbstbewussten, emanzipierten europäischen Frau. Dieses Bild der Protagonistin wird noch verstärkt. Umsichtig macht sie ihre Elf-Meter-Jacht für einen Solo-Trip von Gibraltar nach Ascension Island klar. Diese Frau, so scheint es, hat alles im Griff. Die Fallhöhe ist entsprechend hoch. „Styx“ bedeutet „Wasser des Grauens“. So heißt bei Dante der Fluss der Unterwelt, der die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten bildet.

Der Segeltörn beginnt. Was als Auszeit von der Zivilisation geplant ist, entwickelt sich zum Trip mitten hinein in eine von eben dieser Zivilisation produzierte Katastrophe. Nach einem Sturm trifft Rike auf ein havariertes Flüchtlingsschiff und gerät in ein existentielles Dilemma. Sie rettet einen Jugendlichen, der im Meer treibt. Sie alarmiert die Küstenwache, aber die kommt nicht. Rike kann nicht alle Schiffbrüchigen aufnehmen. Für die Katastrophe, die sich vor ihren Augen abspielt, hat sie keinen Plan.

Foto, Quelle: Zorro Filmverleih

Das Mittwochskino von Mission EineWelt zeigt „Styx“ am 23. Oktober 2019 um 19.30 Uhr im Otto-Kuhr-Saal (Hauptstraße 2 in Neuendettelsau). Der Eintritt ist frei.

Thomas Nagel
Medien- und Pressereferent

Vom 1. Juni bis zum 27. Juli 2019 riefen die Fairtradestädte (Nord-)Schwabens zur #HandychallengeSchwaben auf: „Schaffen wir es, 1600 Handys zu sammeln und dem Recyclingkreislauf zuzuführen?“ – Nun ist der Inhalt der Sammelkisten ausgezählt: Genau 2210 Althandys konnten für den Recycling-Kreislauf gesammelt werden. In Rohstoffen bedeutet das: mehrere Kilo recyceltes Kupfer sowie kleinere Mengen Silber und Gold. Der Erlös wird für Bildungsangebote in Liberia, El Salvador und Bayern verwendet. Gesammelt haben die Fairtradestädte Aichach, Augsburg, Bad Wörishofen, Bobingen, Oettingen, Pöttmes, Senden und Stadtbergen. Die #HandychallengeSchwaben wurde initiiert durch die Eine-Welt-Promotorin der Region (Nord-) Schwaben, Henriette Seydel, in Zusammenarbeit mit den Fairtradetowns. Die Handyaktion Bayern wird von Mission EineWelt und dem Eine Welt Netzwerk Bayern koordiniert.

Rodrigo Mundaca kämpft in seiner Heimat Chile für den freien Zugang zu Wasser. 90 Prozent der Wasserrechte sind dort privatisiert, exportorientierte große Agrarunternehmen nutzen das Wasser aus Flüssen und Brunnen. Leidtragende dieser ausschließlich profitorientierten Praxis ist die Landbevölkerung: Die Menschen dort haben keinen freien Zugang zu Wasser und leiden somit unter extremer Wasserknappheit.

Nach der festlichen Verleihung des internationalen Menschenrechtspreises am 22. September 2019 im Nürnberger Opernhaus an Rodrigo Mundaca, gab es bei der anschließenden Nürnberger Friedenstafel die Gelegenheit, dem Preisträger zu begegnen. Die Mission EineWelt-Direktor/innen Gabriele und Hanns Hoerschelmann nutzten diese Möglichkeit und überreichten Mundaca ein kleines Geschenk.

Bereits vor der Preisverleihung hatte Mission EineWelt zusammen mit dem Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg am 20. September eine „Wasserkonferenz“ veranstaltet. Federführend dabei waren für Mission EineWelt unter anderen Menschenrechtsreferent Sergio Rios Carrillo mit einem Vortrag und Jürgen Bergmann, Leiter des Referats Entwicklung und Politik, als Moderator der Podiumsdiskussion zu Wasser und Privatisierung. Zudem gab es einen Wasser-Workshop für Schulklassen und eine Wasserausstellung von Brot für die Welt.

 

Jürgen Bergmann

Die Linie bis zum Träger des diesjährigen Menschenrechtspreises, Rodrigo Mundaca, der sich in Chile unter Lebensgefahr für den freien Zugang zu Wasser einsetzt, ist lang: Bruce Lees Kung Fu-Credo, die Massenproteste in Hongkong, eine Wutrede des Propheten Amos, ein Versprechen Jesu. Überall geht es um Wasser: als Methode, als (zentraler) Stoff und Quelle des Lebens, als Symbol für Gerechtigkeit und als inspirativer Kraftstoff zum Wirken für Mitmenschen und Mitwelt.

Anhand dieser Knotenpunkte zeigte am 22. September 2019 in der Nürnberger St. Martha-Kirche Mission EineWelt-Direktorin Gabriele Hoerschelmann in ihrer Predigt zur Verleihung des diesjährigen Nürnberger Menschenrechtspreises die vielfältige konkrete, kulturelle und spirituelle Bedeutung von Wasser als Stoff und Begriff auf.

„Auf Wasser basiert unser ganzes Leben, das menschliche wie auch das der Pflanzen und Tiere“, machte die Theologin klar. Die Dimension dieser Erkenntnis begännen die Menschen „nur langsam zu begreifen“. Der Einsatz für den freien Zugang aller Menschen, zu sauberem Wasser, der seit 2010 von den Vereinten Nationen zum Menschenrecht erklärt wurde, sei „ein Gebot der der Menschlichkeit und gleichzeitig ein Gebot Gottes“.

Die Kraft für diesen Einsatz könnten Christ/innen aus einem Versprechen Jesu schöpfen: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.“ (Johannes 4,14)

Folgerichtig mündete die Predigt in eine Aufforderung, im Vertrauen auf Gott aktiv zu handeln. „Dass Jesus uns das Wasser des Lebens gibt, bedeutet, dass wir selber die Kraft bekommen, zu handeln“, betonte Gabriele Hoerschelmann. „Wir werden befähigt, selber Wasser zu sein, uns fließend einzusetzen für die Rechte der anderen. Mit der Kraft des lebendigen Wassers sind wir in der Lage, alles zu durchdringen und zu verändern.“

„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ – Während in Berlin die Regierungskoalition über ein „Klimaschutzpaket“ verhandelt, demonstrieren heute überall Menschen für mehr Klimaschutz. Auch im sonst beschaulich ruhigen Neuendettelsau machte sich eine Gruppe von internationalen Freiwilligen und Mitarbeitenden von Mission EineWelt auf die Socken und demonstrierte lautstark für mehr und konsequenten Klimaschutz – JETZT!!!

Zur Ausstellung "Wasser für alle" im Caritas Pirckheimer Haus werden Workshops für Schulkassen angeboten, die WorkshopleiterInnen haben sich bei einer Schulung gut vorbereitet. (Foto: Helga Riedl, Menschenrechtsbüro Nürnberg)

Zur Ausstellung „Wasser für alle“ im Caritas Pirckheimer Haus werden Workshops für Schulkassen angeboten, die WorkshopleiterInnen haben sich bei einer Schulung gut vorbereitet. (Foto: Helga Riedl, Menschenrechtsbüro Nürnberg)

Zur bundesweiten Fairen Woche zeigt das evangelische Partnerschaftscentrum Mission EineWelt im Caritas Pirckheimer Haus in Nürnberg (Königstr. 64, 1. Stock) die sehenswerte Ausstellung „Wasser für alle“ noch bis zum Donnerstag, 26.9.2019. In Kooperation mit dem Nürnberger Menschenrechtsbüro, Brot für die Welt Bayern und der Kath. Stadtakademie im CPH werden an den Vormittagen Workshops für Schulklassen stattfinden, dazu gab es am vergangenen Donnerstag eine Schulung für die WorkshopleiterInnen (s. Bild). Die Workshops sind bereits ausgebucht. Die Ausstellung macht auf die Hintergründe und Ursachen der globalen Wasserkrise aufmerksam – noch immer hat ca. ein Viertel der Menschheit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser – und klärt über die globalen Zusammenhänge und Lösungsmöglichkeiten auf.

Wieviel Wasser ist in einem Rindersteak oder in einem Baumwoll-T-Shirt versteckt? Dass für die Produktion eines Rindersteaks ca. 3.000 Liter Wasser und für die Produktion eines T-Shirts ca. 2.500 Liter Wasser verbraucht werden, ist uns als VerbraucherInnen meist nicht bewusst. Häufig kommen Futter-Soja und Baumwolle aus wasserarmen Gebieten in Brasilien oder Indien, und so nehmen wir für unseren Konsum dieses „virtuelle“ (versteckte) Wasser der Natur und den Menschen in diesen Gebieten weg. Trinkwasserverschmutzung durch Pestizide, Absenkung des Grundwasserspiegels und Wassermangel sind oft die Folge.

Wenn wir bei unserem alltäglichen Konsum auf die Herkunft achten und möglichst aus regionaler, saisonaler, ökologischer und fairer Herstellung kaufen, können wir einen positiven Beitrag dazu leisten, dass alle Menschen auf der Erde genügend und sauberes Wasser zur Verfügung haben. Solche und ähnliche Fragen werden in der Ausstellung thematisiert.

Die Ausstellung ist noch bis zum Donnerstag, 26.9.2019 im CPH, Königstr .64 in Nürnberg zu sehen.
Montag – Freitag: 07.30 Uhr – 22.00 Uhr, Samstag und Sonntag: 08.00 Uhr – 16:00 Uhr.

Des Weiteren ist die Ausstellung eingebettet in das Programm zur Verleihung des Nürnberger Menschenrechtspreises an den chilenischen Menschenrechtsaktivist Rodrigo Mundaca, der sich gegen die übermäßige Wasserentnahme durch die großflächige Avocadoproduktion für den Export in der wasserarmen Region Petrarca einsetzt.

Nähere Infos:
https://www.nuernberg.de/internet/menschenrechte/begleitprogramm.html

Weitere Infos:
Gisela Voltz
E-Mail gisela.voltz@mission-einewelt.de
Telefon 09874 9-1720