Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sind weltweit etwa 200 Millionen Frauen und Mädchen von Genitalverstümmelung betroffen. Da weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, kurz FGM) meist im Verborgenen geschieht, dürfte die Dunkelziffer nach Einschätzung von Fachkreisen hoch sein. Zu befürchten ist auch, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie FGM mehr befördert als behindert haben. Viele Aufklärungs- und Präventionsprogramme sind durch Maßnahmen wie Lock-Downs oder Schulschließungen zum Erliegen gekommen. In vielen besonders stark von FGM betroffenen Regionen, unter anderem in Nord- und Westafrika, im Nahen Osten und in einigen Ländern Asiens konzentrieren sich die ohnehin schwachen öffentlichen Gesundheitssysteme auf die Bekämpfung der Corona-Krise. Des Weiteren wächst im Zuge der Krise vielerorts die wirtschaftliche Not in den Familien, sodass viele in Kinderehen und Zwangsheirat einen Ausweg suchen.
Es gibt eine enge Beziehung zwischen FGM und erzwungenen Kinderehen sowie anderen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt (GBV), die alle tief in kulturellen Normen verwurzelt sind. Einschließlich Tabus, Mythen und Überzeugungen, die sozialen Druck und soziales Stigma erzeugen. So ist die Verstümmelung weiblicher Genitalien wie in vielen Ländern auch in Tansania seit 1998 zwar gesetzlich verboten, trotzdem ist sie immer noch regional weit verbreitet.
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) unterstützt seit vielen Jahren durch Mission EineWelt Projekte ihrer Partnerkirche, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT), um über die negativen Folgen der FGM-Praxis aufzuklären, mitzuhelfen, traditionelle Vorstellungen zu hinterfragen, Rechte von Mädchen und Frauen zu stärken, und langfristig Mädchen- und Frauenbeschneidung abzuschaffen.
„Es ist wichtig, gerade jetzt in Corona-Zeiten diese Projekte weiterhin zu unterstützen. Über Radioprogramme zum Beispiel können die Familien trotz Corona weiterhin erreicht werden“, sagt Mission EineWelt-Direktorin Gabriele Hoerschelmann. „Aufklärung über die schmerzhaften körperlichen und traumatisierenden psychischen Folgen dieser grausamen Praxis ist besonders wichtig. Weibliche Genitalverstümmelung ist eine schwere Menschenrechtsverletzung. Die betroffenen Frauen müssen ihr Leben lang darunter leiden.“
Auch in Deutschland leben laut Bundesfamilienministerium rund 70.000 Frauen und Mädchen, die von Genitalverstümmelung betroffen sind. Bis zu 15.000 Mädchen in Deutschland sind von weiblicher Beschneidung bedroht.
Kontakt und weitere Informationen:
Gisela Voltz
Gisela.voltz@mission-einewelt.de
Tel.:09874-9-1820