Pandemiebedingt geht die diesjährige Lateinamerikawoche von 24. Januar bis 30. Januar 2021 online über die Bühne. Statt in der Nürnberger Villa Leon findet der Veranstaltungsreigen aus Lesung, Vorträgen, Diskussion, Ausstellung, Workshops und ökumenischem Gottesdienst im virtuellen Raum statt. Über den Einwahllink auf der Website www.lateinamerikawoche.de kommen Interessierte in die Onlinekonferenz via Zoom und können mitdiskutieren. Wer die Veranstaltungen später ansehen will, kann das ab dem jeweils nächsten Tag auf YouTube.

Inhaltlich geht es vor allem um die Auswirkungen der Corona-Krise auf Demokratie, Ökonomie und Gesundheitsversorgung in Lateinamerika. Die Covid-19- Pandemie hat die tiefgreifenden strukturellen Probleme in Lateinamerika offengelegt. Nun steht der Subkontinent vor der tiefsten Wirtschaftskrise seit den 1930er Jahren. Politisch könnte das zur Rückkehr von Diktaturen und zum Auftrieb neofaschistischer Bewegungen wie in Brasilien führen. Die ohnehin tiefe soziale Spaltung, die sich in der Corona-Krise in der Verweigerung von Gesundheitsfürsorge für einen beachtlichen Teil der Bevölkerungen zeigt, droht sich weiter zu verschlimmern. Mit Referentin Katja Maurer von medico international kann am Montag, 25. Januar, um 20 Uhr diskutiert werden, was die sozialen Bewegungen in dieser Situation vermögen und wie konkrete Solidarität aussehen kann. Dieser Frage widmet sich auch der ökumenische zweisprachige Gottesdienst am 24. Januar um 19 Uhr, bei dem die nicaraguanische lutherische Bischöfin Victoria Cortez, der katholische Pater Juan Goicochea aus Lima/Peru und der lutherische Pastor Sandro Luckman aus Brasilien die jeweilige Situation in ihren Ländern im Licht des Evangeliums kurz beleuchten werden. Am Gottesdienst kann man virtuell oder in Präsenz in der St. Jakobskirche in Nürnberg am Weißen Turm teilnehmen (Anmeldung bitte an entwicklung.politik@mission-einewelt.de).

Einen weiteren Schwerpunkt der diesjährigen Lateinamerikawoche bilden die Folgen des industriellen Rohstoffhungers und eines „fossilen Kapitalismus“ am Beispiel der indigenen Naporuna in Ecuador, deren Land für die Erdölförderung enteignet wird (Montag, 25. Januar, 18 Uhr). Weiterhin gibt es eine Diskussion mit dem Rohstoffexperten Oscar Choque aus Bolivien darüber, wie sich die dortige MAS-Regierung einen für das Land gewinnbringenden Lithiumabbau vorstellt, welche Konfliktlinien sich dadurch ergeben und welche Rolle Deutschland dabei spielt – ist doch Lithium das weiße Gold von IT und E-Mobilität (Freitag, 29. Januar, 19 Uhr). Diese Diskussion wird dann auch bei der Gesprächsrunde am Samstag, 30. Januar, um 19 Uhr mit Oscar Choque und Vertreter*innen von Fridays for Future und Ende Gelände weitergeführt, bei der nachhaltige Alternativen, Klimaschutz sowie der Widerstand gegen die Umweltzerstörung im Mittelpunkt stehen.

Des Weiteren stehen der Umgang Cubas mit der Corona-Pandemie (Dienstag 26. Januar, 19 Uhr), der Weg Chiles auf dem Weg zu einer neuen Verfassung nach dem erfolgreichen Referendum (Mittwoch, 27. Januar, 19 Uhr) sowie die Rolle der Pfingstkirchen in Brasilien (Donnerstag, 28. Januar, 19 Uhr) auf dem Programm. Den Auftakt der Lateinamerikawoche 2021 bildet die zweisprachige Lesung des Polit-Thrillers „Marielas Traum“ mit der Autorin Alexandra Huck am Sonntag, 24. Januar, um 11.30 Uhr.

Ein besonderes Angebot gibt es auch für Gruppen und Schulklassen, die sich mit dem Thema der diesjährigen Ausstellung „Mein Smartphone – eine Rohstoffkatastrophe“ auseinandersetzen wollen. In einer virtuellen Führung oder einem digitalen Workshop erfahren sie mehr über die sozialen und ökologischen Auswirkungen des Rohstoffabbaus für unsere IT-Geräte sowie darüber, wie wir zu einem nachhaltigeren Konsum beitragen können. Anmeldungen für Workshops (auch noch nach der Lateinamerikawoche möglich) bitte an eineweltstation.nuernberg@mission-einewelt.de.

 

Weitere Informationen: www.lateinamerikawoche.de

 

Kontakt: Gisela Voltz

gisela.voltz@mission-einewelt.de

Tel.: 0179-7875830

Illustration: Heike Halbmann

Illustration: Heike Halbmann

 

HERR, du machst alles lebendig und das himmlische Heer betet dich an. Nehemia 9,6

 

Wir sagen: „Das steht in den Sternen“ und meinen etwas achtlos damit, dass das, was kommt, völlig ungewiss ist. Wir haben keinen Einfluss auf die Zukunft. Die Losung des Tages ist präziser. Sie preist Gottes Macht als Schöpfer und Erhalter dieser Welt. Wenn wir Gott preisen, lassen wir unsere täglichen Sorgen hinter uns. Wir treten zurück vor dem Klein-Klein unseres Tagesgeschäfts und bekommen in den Blick, was unser Gott tut: Auf sein Werk sollst du schauen, wenn dein Werk soll bestehen.

Für die Umwelt der Bibel waren die Sterne, das himmlische Heer, nicht einfach ein paar nette Funkelpunkte am Himmel. Das waren Mächte und Gewalten, die unser Schicksal lenken. So glauben es auch heute noch nicht wenige Menschen. Israel kennt nur den einen Gott, leugnet nicht, dass es daneben auch noch andere Mächte geben mag, aber eben – „das himmlische Heer betet dich an“, wie es die ganze Schöpfung tut. Wir sind in seiner Hand, heute, morgen und jeden Tag unseres Lebens. Und – noch schöner – wir dürfen von ihm Gutes erwarten.

 

Gebet:

Himmlischer König, Schöpfer des Alls, Quelle des Lebens, wir vertrauen uns Dir heute an, weil du die Liebe bist, weil du Kraft hast, der Zerstörung zu wehren, Hass und Achtlosigkeit zu überwinden.

Wir vertrauen Dir in dieser Woche besonders den politischen Prozess in Nicaragua an. Schenke faire Wahlen dort. Mache die Kirchen und Christ*innen des Landes zu einem Leuchtturm der Achtung und der Gerechtigkeit.

Wir bitten um dein Geleit und deinen Segen hinein in die Arbeit des Tages und des noch frischen Jahres.

Amen.

 

Andacht: Gerhard Knodt

Illustration: Heike Halbmann

 

 

LORD, you keep them from destruction: and the armies of heaven are your worshippers. Nehemiah 9:6

 

We say, „It’s written in the stars,“ meaning somewhat carelessly that what is to come is completely uncertain. We have no influence on the future. The watchword of today is more precise. It praises God’s power as Creator and Sustainer of this world. When we praise God, we leave our daily worries behind us. We step back from the minutiae of our day-to-day business and get a glimpse of what our God is doing: You should look to his work if your work is to endure.

For the enviroment of the Bible, the stars, the heavenly host, were not just a few nice twinkling points in the sky. These were powers and forces which steer our fate. Even today, quite a few people believe that. Israel knows only the one God, but doesn’t deny that there may be other powers as well, but „the heavenly host worships you“, like all creation does.

 

We are in his hands, today, tomorrow and every day of our life. And – even more better – we may expect good things from him.

 

Prayer:

Heavenly King, Creator of the universe, source of life, we entrust ourselves to you today because you are love, because you have the power to resist destruction, to overcome hatred and heedlessness.

We entrust to you this week especially the political process in Nicaragua. Give fair elections there. Make the churches and Christians of the country a lighthouse of respect and justice.

We ask for your guidance and blessing in the work of the day and of the new year.

Amen.

 

Prayer: Gerhard Knodt

Illustration: Heike Halbmann

 

Am 13. Januar 2021 ist Hannes Gänßbauer verstorben. „In seiner Zeit als Missionar in Papua-Neuguinea und als Leiter des damaligen Referats Neuguinea – heute: Papua-Neuguinea/Pazifik/Ostasien – hat Hannes Gänßbauer die Weiterentwicklung unserer Partnerschaftsarbeit mit viel Engagement nachhaltig geprägt und vorangebracht. Wir verlieren mit ihm einen Menschen, der mit großer Begeisterung die Partnerschaftsarbeit nicht leistete, sondern lebte“, bedauert Hanns Hoerschelmann, Direktor von Mission EineWelt. „In seine Amtszeit fielen die für die damalige Zeit richtungsweisenden Verhandlungen hinsichtlich der Rückführung der Kulturgüter aus Papua-Neuguinea. Bis heute bilden deren Ergebnisse die Grundlage der entsprechenden vertraglichen Vereinbarungen mit unserer Partnerkirche.“

Hannes Gänßbauer lernte früh die Missionsarbeit kennen. Als Schüler der Realschule Hilpoltstein kam er über die Gemeindearbeit der damaligen Missionsanstalt in Neuendettelsau zum ersten Mal mit der Partnerschaftsarbeit in Papua-Neuguinea in Berührung. Diese begeisterte ihn so nachhaltig, dass er 1957 ein Studium am damaligen Missions- und Diasporaseminar (MDS) und an der Augustana Hochschule begann. Am 19. Februar 1966, genau an seinem 26. Geburtstag, reiste er zum ersten Mal nach Papua-Neuguinea aus. Ein halbes Jahr später kam seine Verlobte Henriette nach. Das Paar heiratete in Papua-Neuguinea. Bis zu seinem ersten Heimaturlaub 1972 arbeitete Gänßbauer auf den beiden Außenstationen Biliau und Begesin im Distrikt Madang als Gemeindepfarrer.

Den Aufenthalt in Deutschland nutzte Hannes Gänßbauer unter anderem dafür, sein zweites Theologisches Examen abzulegen. Eineinhalb Jahre später brach er zusammen mit seiner Familie wiederum nach Papua-Neuguinea auf. Nun unterrichtete er an der Distriktschule in Amron angehende Evangelisten und war zudem als Berater der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea (ELC-PNG) aktiv.

1975 kehrte der Theologe nach Deutschland zurück, wo er bis 1987 als Neuguineareferent beim damaligen bayerischen Missionswerk arbeitete. Nach fünf Jahren als Referent für Asien, den Mittleren Osten und den Pazifik am überregionalen Missionswerk in Hamburg, dem heutigen EMW, wechselte Hannes Gänßbauer schließlich zum Lutherischen Kirchenamt in Hannover als Oberkirchenrat und Leiter des Referats für Asien, Afrika, den Mittleren Osten und den Pazifik. Zum 1. März 2003 ging er in den Ruhestand, den er in Schleswig-Holstein und zuletzt in Nürnberg verbrachte.

Illustration: Heike Halbmann

Illustration: Heike Halbmann

 

Kann denn ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Lukas 6,39

 

Kennen Sie das, „blind“ zu sein? – Rein physisch, also Schwierigkeiten beim Sehen zu haben, verschwommen oder gar nichts zu sehen, im Dunkeln zu tappen? – Oder mehr kognitiv, psychisch, emotional, sich nicht auszukennen, sich verloren zu fühlen, keine Orientierung zu haben, nicht zu wissen wohin?

Wie gut ist es in solchen Situationen, jemanden zu haben, der einem weiterhilft, die Richtung weist, einem Orientierung gibt. Aber Jesus warnt hier im Lukasevangelium auch davor, falschen Wegweisenden oder Führer*innen hinterherzulaufen. Nur weil jemand meint, den Weg zu wissen, muss dieser noch lang nicht richtig sein, sondern kann auch in die Irre führen und sich als verhängnisvoll erweisen.

Jesus betont hier, dass es eher um eine gemeinsame Suche, um ein Miteinander-auf-dem-Weg-Sein gehen sollte und nicht darum, dass alle einem*einer blindlings folgen.

Für die gemeinsame Suche nach dem richtigen Weg hat Gott uns das Doppelgebot der Liebe als Richtschnur zur Orientierung gegeben. „Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Respekt und Ehrfurcht vor Gott, unserem Schöpfer, Respekt vor der Würde unserer Mitmenschen und Mitgeschöpfe: Wenn wir unser Leben danach ausrichten und uns in diesem Sinne gemeinsam auf den Weg machen, dann, so die biblische Verheißung, wird dieser Weg nicht in die Irre führen, sondern zu einem guten Leben für alle Menschen im Einklang mit der Natur, Gottes Schöpfung.

Amen.

 

Andacht: Gisela Voltz, Referat Entwicklung und Politik, Mission EineWelt

Illustration: Heike Halbmann, Öffentlichkeitsarbeit, MissionEineWelt

 

 

He also told them this parable: “Can the blind lead the blind? Will they not both fall into a pit? Luke 6:39

 

Do you know what it is like to be „blind“? – Purely physical, that is, having trouble seeing, seeing blurry or nothing at all, being in the dark? – Or more cognitive, psychological, emotional, not knowing your way around, feeling lost, having no direction, not knowing where to go?

How good it is in such situations to have someone to help you along, to point you in the right direction, to give you orientation. But Jesus also warns here in Luke’s gospel not to run after false guides or leaders. Just if someone thinks he knows the way that does not necessarily mean it is the right way; it can also lead into error and prove itself as disastrous.

Jesus emphasizes here that it should rather be about a common search, about being together on the way and not that all follow one blindly.

For our common search for the right path, God has given us the double commandment of love as a guideline for orientation. „You shall love God and your neighbor as yourself.” Respect and reverence for God, our Creator, respect for the dignity of our fellow human beings and fellow creatures. If we orient our lives according to this and set out together in this sense, then, according to the biblical promise, this path will not lead us astray, but to a good life for all human beings in harmony with nature, God’s creation.

Amen.

 

Prayer: Gisela Voltz

Illustration: Heike Halbmann

In einem Aufruf vom 13. Januar 2021 sprechen sich 70 Wirtschaftswissenschaftler*innen für die Einführung eines Lieferkettengesetzes in Deutschland aus. Das Vorhaben ist zwischen den Koalitionsparteien seit Monaten umstritten. In dem Aufruf setzen sich die unterzeichnenden Ökonom*innen, darunter auch die Wirtschaftsethiker Peter Ulrich und Bernhard Emunds, dafür ein, dass Deutschland die menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten von Unternehmen gesetzlich regelt. Aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive sei ein Lieferkettengesetz notwendig und machbar.

Hansjörg Herr, einer der Initiator*innen des Aufrufs, erläutert: „Am Weltmarkt haben sich Lieferketten durchgesetzt, die zu erheblichen sozialen und ökologischen Kosten führen – das ist ein Markt- und Politikversagen. Ein umfassendes Sorgfaltspflichtengesetz kann dem entgegenwirken.“ Elisabeth Fröhlich, Präsidentin der CBS International Business School, ergänzt: „Gerade Deutschland mit seinen hohen Leistungsbilanzüberschüssen und der ökonomischen Abhängigkeit vom Welthandel muss eine regulierte nachhaltige Globalisierung fördern, damit die hiesige Wirtschaft zukunftsfähig bleibt.“

Der Mitunterzeichner Frank Hoffer, langjähriger Mitarbeiter der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und ehemaliger Geschäftsführer von ACT, der Initiative von Textilunternehmen und Gewerkschaften für existenzsichernde Löhne in der Textilindustrie, macht deutlich: „Ein Lieferkettengesetz verhindert unerwünschte Wettbewerbsvorteile durch schlechtere Arbeitsbedingungen, Armutslöhne oder unterlassene Investitionen in Arbeits- und Umweltschutz. Die Leistungen von Unternehmen, die sich schon jetzt für nachhaltige Lieferketten engagieren, werden durch ein solches Gesetz anerkannt und andere Unternehmen werden motiviert es ihnen gleich zu tun.“

Menschenrechts-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen sowie Gewerkschaften und kirchliche Akteur*innen fordern schon lange die Einführung eines wirksamen Lieferkettengesetzes. Dazu haben sie sich zur „Initiative Lieferkettengesetz“ zusammengeschlossen. „Wir begrüßen den Aufruf, denn er zeigt, wie wichtig ein Lieferkettengesetz auch aus ökonomischer Perspektive ist. Die Bundesregierung hat ein Lieferkettengesetz im Koalitionsvertrag zugesagt. Doch die Legislaturperiode endet bald – die Zeit zu handeln ist also jetzt“, betont Johanna Kusch, Sprecherin der Initiative Lieferkettengesetz.

Das Bündnis umfasst mittlerweile 123 Organisationen, darunter auch MiussionEineWelt.

Der Aufruf von 70 Ökonom*innen zur Einführung eines Lieferkettengesetzes in Deutschland findet sich hier: https://www.business-humanrights.org/de/neuste-meldungen/aufruf-gesetz-oekonominnen/

Illustration: Heike Halbmann

Illustration: Heike Halbmann

 

Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen! Psalm 95, 2

 

Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen … ich gebe zu, dass mir das nicht immer gelingt. Es gibt Zeiten, in denen ich mich eher im Gedicht „Warum ich gott so selten lobe“ von Dorothea Sölle wiederfinde. Es endet mit der schönen Zeile: „Außerdem hätte ich nichts gegen gott/wenn er sich an seine versprechen hielte.“

Umso erstaunter war ich deshalb zu lesen, dass die gleiche Dorothea Sölle bei einem Glas Wein dieses aus ihrer persönlichen Frömmigkeitspraxis verriet: „Ich habe mir etwas vorgenommen. Ich habe mir angewöhnt, jeden Tag drei Dinge zu finden, für die ich Gott loben kann. Für mich ist dies eine geistlich-politische Übung von hohem Wert und ein Antidepressivum von großer Kraft.“

(Quelle: Waldemar Pisarski, Auch am Abend wird es Licht sein. München, 4. Aufl. 2017)

Ja, es mag uns nicht immer auf der Zunge liegen, der Dank und das Lob Gottes. Aber wir können es üben. Und es wirkt. Der Beter des Psalms wusste es schon lange …

 

Andacht: Klaus Dotzer, Referat Afrika, Mission EineWelt

Illustration: Heike Halbmann, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

Let us come into his presence with thanksgiving; let us make a joyful noise to him with songs of praise! Psalm 95:2

 

Let us come into his presence with thanksgiving … I admit that I don’t always succeed with this. Sometimes I rather tend to find myself in Dorothea Sölle’s poem „Why I so rarely praise God“. It ends with the beautiful line: „Besides, I wouldn’t mind God/if he kept his promises.“

I was therefore all the more surprised to read that the same Dorothea Sölle, over a glass of wine, revealed this from her personal practice of piety: „I have made a resolution. I have made a habit of finding three things every day for which I can praise God. For me, this is a spiritual-political exercise of great value and an antidepressant of great power.“

(Source: Waldemar Pisarski, Auch am Abend wird es Licht sein. Munich, 4th ed. 2017)

Yes, it may not always be on the tip of our tongue, thanksgiving and the praise of God. But we can practise it. And it changes our life. The writer of Psalm 95 knew it long ago …

 

Prayer: Klaus Dotzer

Illustration: Heike Halbmann

Illustration: Heike Halbmann

Illustration: Heike Halbmann

 

 

RESPONSIBILITY

 

But what think ye? A man had two sons; and he came to the first, and said, Son, go work today in the vineyard. And he answered and said, I will not: but afterward he repented himself, and went. Matthew 21:28, 29

 

Envy, resentment and strife.

These are the topics of those stories in the Old Testament that mention brothers. Jacob and Esau. Ishmael and Isaac. Cain and Abel, and so on: „Stories of brothers“ are a metaphor for the fact that kinship is no guarantee of peace and that similarity does not mean equality. On the contrary.

In his parable, Jesus gives a special twist to this kind of storytelling. The brothers are nameless, and yet the difference between them is marked in a distinctive way. One of them says, „I don’t want to!“ when asked to work in the vineyard by his father.

How modern that sounds! How individualistic! Parents with children in puberty immediately feel reminded of them: „I don’t want to!“

But one or the other may also think of a fellow human being who shirks responsibility for the world. Who may even openly and clearly say, „I don’t want to!“

Surprising how Jesus ends the parable. The brother who said, „I don’t want to,“ is the one who then does it.

Maybe defiance and refusal are not the final chapter of the matter.

After all, anyone who has ever been a child knows what it means to gain an insight. Doing the right thing, even if you were against it before. That’s how responsibility comes to life. Hopefully.

 

Prayer: Sung Kim

Illustration: Heike Halbmann

Illustration: Heike Halbmann

Illustration: Heike Halbmann

 

Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eines von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet? Lk. 15,4

 

Das Bild von der Schafherde und dem Hirten, das Jesus gebraucht, um die Liebe Gottes zu uns Menschen zu veranschaulichen, war aus den Alltagserfahrungen der Menschen damals entlehnt. Sie wussten, Schafhaltung ist harte Arbeit mit wenig Ertrag, deshalb ist jedes Tier wichtig, zählt jedes Schaf.

Wenn man in unserer heutigen Industriegesellschaft überhaupt einmal eine*n Schäfer*in mit seinen*ihren Schafen zu Gesicht bekommt, dann hinterlässt das eher einen beschaulichen Eindruck. Man könnte meinen, die Hauptarbeit verrichten die Hütehunde, während der*die Schäfer*in gemütlich dabeisteht. Wir sehen und wissen nicht, was da für eine Arbeit dahintersteckt. Für Schäfer*innen gilt aber heute noch genauso: Schafhaltung ist harte Arbeit mit wenig Ertrag. Das ist der Hauptgrund, warum wir heute so selten Schäfer*innen mit ihren Schafen übers Land ziehen sehen. Man muss diesen Job lieben, denn modernen Kosten-Nutzen-Rechnungen hält er kaum stand.

So spricht dieses fast antiquiert wirkende Bild auch heute noch zu uns. Gott muss uns wirklich lieben, wenn er sich so viel Mühe mit uns Menschen macht. Jeder Mensch zählt für ihn, jede*r ist wichtig. Wir können uns bis zu heutigen Tag darauf verlassen: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln …

 

Andacht: Günter Fischer, Tagungsstätte, Mission EineWelt

Illustration: Heike Halbmann, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

What man is there among you who has a hundred sheep and, if he loses one of them, does not leave the ninety-nine in the wilderness and go after the one that is lost until he finds it? Lk 15:4

 

The image of the flock of sheep and the shepherd that Jesus uses to illustrate God’s love for us humans was borrowed from the everyday experiences of people at that time. They knew sheep herding is hard work with little return, so every animal is important, every sheep counts.

In today’s industrial societies, if you ever see a shepherd with his sheep, it leaves a rather contemplative impression. One could think that the main work is done by the herding dogs, while the shepherd stands comfortably by. We do not see and do not know what kind of work is behind it. For shepherds today, however, it is still just as true: Sheep herding is hard work with little return. This is the main reason why we see so few shepherds roaming the countryside with their sheep today. You have to love this job, because it hardly stands up to modern cost-benefit calculations.

So this almost antiquated image still speaks to us today. God must really love us if he takes so much trouble with us humans. Every person counts for him, every person is important. We can rely on it to this day: The Lord is my shepherd, I shall not want …

 

Prayer: Günter Fischer

Illustration: Heike Halbmann

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Ein neues Jahr beginnt, und wir nehmen die Herausforderungen, vor die wir gestellt werden, wieder neu an. Ich wünsche Ihnen allen an dieser Stelle ein gesegnetes neues Jahr und einen guten Start in die kommenden Monate. Wir beginnen die Reihe der Andachten im Jahr 2021 wie immer mit der Jahreslosung:

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Lukas 6,36

Man kennt es aus der Weltpolitik der letzten Jahre: Der US-Präsident erhebt Strafzölle auf Waren aus China, und Peking revanchiert sich umgehend. Und seit sich China für Afrika interessiert, eskaliert dort der Kampf um Einfluss, Bodenschätze und Land. Andere Staaten ahmen Chinas Verhalten nach. Wie wird das enden? Man ahnt es. Der eine ahmt den anderen nach und versucht, ihn dabei zu übertreffen, um die Oberhand zu gewinnen.

Der Religionswissenschaftler René Girard nennt diesen Kreislauf von Nachahmung einen „mimetischen Konflikt“. Der Mensch ist ein mimetisches Tier, dessen Wesen die Nachahmung ist. Sobald einer ein Objekt begehrt, weckt er das Begehren des anderen. So entsteht eine mimetische Rivalität zwischen den Menschen. Und wenn niemand diesen Kreislauf durchbricht, steigert er sich bis zum Äußersten. Girard zeigt, wie viele antike Mythen auf dieser Mechanik basieren. Sündenböcke müssen gefunden werden, und am Ende stirbt der opferbereite Held.

Das Judentum und das Christentum aber wurden sich bewusst, dass diese Form der Konfliktlösung unmenschlich ist und letztlich keinen Ausweg aus der Krise weist. Die Evangelien schließlich machen Schluss mit diesem Kreislauf der Gewalt bis zum Äußersten. Jesus kommt in die Welt, um ihr die Augen zu öffnen. Er weiß, dass man die mimetische Natur des Menschen nicht ändern kann. Aber man kann sie umlenken. Sie sollen ihm nacheifern, dem machtlosen Messias. Sie sollen nicht um das Böse und um Macht wetteifern, sondern um das Gute: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Die Jahreslosung für dieses Jahr ist unsere Aufgabe, um Wege aus dem Gewirr der Konflikte zu finden.

 

Andacht: Gabriele Hoerschelmann, Direktorin Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

Literaturhinweis: René Girard: Das Ende der Gewalt, Analysen des Menschheitsverhängnisses, 2009.

 

 

In the world politics of the past years it seems to be familiar to us: The US President implements punitive duties for imported goods from China. Immediately Beijing seeks revenge. And since China is interested in Africa, the struggle for influence, natural resources and land is escalating. Other countries imitate China. How will this end? We can only imagine. One will imitate the other and tries to beat him in order to win.

René Girard, a professor for Religious Studies, calls these circles of imitation “mimetic conflicts”. The human being is a mimetic creature and his nature is imitation. As soon as somebody desires an object, it stimulates the desire of somebody else. This way the mimetic rivalry among humans evolves. And if nobody stops this circle, it will be carried to the extremes. Girard shows how the mythologies of the antiques are based on this mechanism. Scapegoats must be found and in the end, the heroe willing to make sacrifices must die. However, Judaism and Christianity became aware that this way of conflict resolution is inhuman and does not show the way out of the crisis. The gospel finally ends this circle of violence. Jesus came into the world to open our eyes. He knew that one cannot change the mimetic nature of the people. But one can divert it. They shall imitate him, the powerless Messiah. They shall not compete for power and the evil but for the good: “Have mercy, as your father has mercy!” The watchword for this year is our task and shows us the way out of the many conflicts around us.

 

Prayer: Gabriele Hoerschelmann

Illustration: Daniela Denk