„Walking side by side – Miteinander und nebeneinander Gehen“: Das ist der Geist, den die Partnerschaftsvereinbarung zwischen den lutherischen Kirchen Bayerns (ELKB) und Papua-Neuguineas (ELC-PNG) atmet, die am 30. November 2017 auf der in Amberg stattfindenden Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern unterzeichnet wurde. Darin wird von beiden Seiten die lange Geschichte der Partnerschaft gewürdigt und die Eckpunkte zukünftiger Zusammenarbeit werden festgehalten. „Besonders wichtig ist dabei, dass wir einander als unterschiedliche, aber gleichwertige Partner ansehen“, erklärte Hanns Hoerschelmann, Direktor von Mission EineWelt, des Centrums für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Der Text sei kein minutiöser Zeit- und Aufgabenplan, sondern „eine Wanderkarte, die beide lesen können“ und „ein Beispiel für interkulturelle Arbeit“.

Die Unterschrift der Bischöfe Jack Urame (ELC-PNG) und Heinrich Bedford-Strohm (ELKB) unter die Partnerschaftsvereinbarung dokumentiert nun ganz offiziell die lange Geschichte der Partnerschaft mit Papua-Neuguinea, die 1886 mit der Aussendung von Johann Flierl ihren Anfang nahm. „Das bedeutet nicht, dass wir etwas neu anfangen, sondern es ist ein wichtiges Zeichen unseres gemeinsamen Weges“, betonte Jack Urame. Partnerschaft sei ein fortwährender Prozess und müsse „immer wieder erneuert und gestärkt“ werden.

Getragen vom Anspruch, „weiterhin im wechselseitigen Lernen und in gemeinsamer Arbeit aufmerksam und vertrauensvoll miteinander“ umzugehen und „füreinander da“ zu sein, werden Eckpunkte und Ziele der Partnerschaft definiert: Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern soll gestärkt, „die zunehmende soziale Ungerechtigkeit und die Gefahren für die Zukunft unserer globalisierten Welt“ sollen bekämpft und der Dialog ebenso wie das friedliche Miteinander von „Menschen unterschiedlichen Glaubens“ sollen gefördert werden. Weitere Prioritäten sind das Eintreten für die Einhaltung der Menschenrechte, die Anwaltschaft für die, die ihrer (Menschen-)rechte beraubt sind, sowie der Kampf „gegen Korruption in der Gesellschaft insgesamt“.

Mit der Partnerschaftsvereinbarung geht es laut Hanns Hoerschelmann vor allem darum, den Umbruch und Neuanfang in der ELC-PNG unter dem 2016 gewählten Bischof Jack Urame durch ein „Zeichen der Verlässlichkeit“ zu unterstützen und gleichzeitig „in einer Zeit der Abgrenzung und des wie auch immer gearteten ‚… first‘“, zu betonen, „dass die großen Ziele wie Frieden, Verständigung und Entwicklung nur in einem weltweiten Miteinander zu erreichen sind“.

Seit 15 Jahren setzt sich das bundesweite Aktionsbündnis gegen AIDS, dem auch das evangelische Partnerschaftscentrum Mission EineWelt angehört, für den gemeinsamen Kampf gegen die Infektionskrankheit ein. In den globalen nachhaltigen Entwicklungszielen, den SDGs (Sustainable Development Goals), streben die Vereinten Nationen an, die Ausbreitung der Krankheit bis 2030 zu stoppen. Doch trotz aller erzielten Erfolge gibt es noch viel zu tun.

Zwar wurde in den letzten Jahren einiges erreicht: Immer mehr Menschen, derzeit etwa 21 Millionen, erhalten Zugang zu HIV-Therapien. Allein in Südafrika stieg die Zahl derer, die im Land mit Medikamenten behandelt werden können, von 80 im Jahr 2000 auf aktuell 4 Millionen Menschen. Dem globalen Gesundheits-Fonds kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu.

Doch trotz aller Erfolge sind weiterhin große Anstrengungen nötig, um das Ende von Aids zu erreichen. Nach Erkenntnissen von UNAIDS haben weltweit noch immer 47 Prozent der Menschen mit HIV-Infektion keinen Zugang zu einer angemessenen Behandlung. Gleichzeitig sind Deutschland und die meisten anderen Industriestaaten noch immer weit davon entfernt, die von der Weltgesundheitsorganisation geforderten 0,1 Prozent des Bruttonationaleinkommens in den globalen Gesundheits-Fonds einzuzahlen. Im Moment ist sogar zu befürchten, dass sich einige Regierungen aus ihrer Verantwortung zurückziehen.

Zudem werden in vielen Ländern Menschen mit HIV weiterhin diskriminiert und sogar verfolgt, vor allem in Osteuropa und Afrika. Laut Ärzte ohne Grenzen schrecken gerade in Afrika noch immer viele Menschen aus Angst vor Diskriminierung davor zurück, ihre Medikamente abzuholen. In Osteuropa stieg zwischen 2010 und 2016 die Zahl der Neuinfektionen mit HIV um 60 Prozent an – unter anderem deshalb, weil auch dort eine HIV-Infektion nicht selten gesellschaftliche Ächtung nach sich zieht.

„Das Ende von Aids kommt nicht von alleine. Wir müssen mehr tun und brauchen dafür auch mehr finanzielle Mittel“, betont Reinhard Hansen, Afrika-Referent bei Mission EineWelt. Das Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern unterstützt die Partnerkirchen dabei, die Aufklärung über HIV und Aids in der kirchlichen Bildung und Ausbildung fest zu verankern, die Aufklärungs- und Präventionsarbeit zu verstärken, die medizinische Fortbildung bezüglich HIV/Aids in kirchlichen Krankenhäusern und Gesundheitsstationen auszubauen und Aids-Waisenhäuser zu betreiben.

Gisela Voltz

Da geht noch was. Mission EineWelt schickt die Aktion „mach was draus“ in die Verlängerung. Noch bis 31. Dezember 2017 können sich Einzelpersonen und Gruppen anmelden, solange der Vorrat an Startkapital reicht. Bisher haben 70 Projekte, bestehend aus 438 Personen, 1.800 Euro Startkapital zu rund 14.000 Euro vermehrt, die der Arbeit von Mission EineWelt in den Partnerkirchen zufließen. Mindestens 200 Euro warten noch auf kreative Eingebungen.

Es ist eigentlich ganz einfach, was sich Mission EineWelt aus Anlass des 10-jährigen Bestehens ausgedacht hat: Man/frau nehme 10 Euro Startkapital und mache daraus etwas, das ein Mehrfaches der Ursprungssumme wieder einspielt. Eben, eigentlich. Denn erstens braucht man/frau dafür Mut, zweitens eine gute Idee und drittens eine ordentliche Portion Durchhaltevermögen, damit es auch wirklich klappt mit der Vermehrung des Startkapitals. Umso erfreulicher war es, dass prominente VertreterInnen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zum Teil direkt nach der Eröffnung der Aktion während der Landessynode 2017 loslegten. Drei Beispiele: Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel, die auch Schirmherrin von „mach was draus“ ist, verkaufte selbstgekochte Chutneys. Hanns Hoerschelmann, Direktor von Mission EineWelt, putzte Schuhe, die A-Capella-Band Viva Voce trat während einer Konzertreise in Brasilien zusätzlich, wann immer sich die Gelegenheit bot, im öffentlichen Raum auf und ließ anschließend in klassischer StraßenmusikerInnen-Manier den Hut rumgehen.

Aber Promis haben ja Übung in solchen Dingen. Die spannende Frage war, ob auch NormalbürgerInnen das Wagnis eingehen würden. Tatsächlich fanden sich viele mutige und engagierte Menschen, die mit ihren Fähigkeiten die Arbeit von Mission EineWelt unterstützen wollten. KonfirmandInnen aus Oberferrieden verkauften beim Gemeindefest Badebomben, Muffins und Fruchtsmoothies aus eigener Herstellung und boten verschiedene Dienstleistungen wie Kinderbetreuung und Fahrradreparaturen an. Die Laienspielgruppe aus Bertholdsdorf führte das Stück „Katharinas Erinnerungen“ auf und bewirtete anschließend die ZuschauerInnen. Der Gesangsverein Rohr brachte zusammen mit der Singgruppe der Kirchengemeinde Bertholdsdorf das Singspiel „Ein feste Burg ist unser Gott“ auf die Bühne. Die Synodalen Renate Käser, Kathrin Neeb und Karl Georg Haubelt schnallten sich einen Bauchladen um und verkauften selbstgebackene Sympathiekekse. „Diese Beispiele stehen stellvertretend für viele weitere kreative „mach was draus“-Aktionen, die unsere Erwartungen weit übertroffen haben“, freut sich Gabriele Hoerschelmann, Direktorin von Mission EineWelt. „Zumal ja alle, die sich beteiligen, dadurch auch Botschafterinnen und Botschafter unserer Arbeit sind. Das setzt schon viel Identifikation voraus.“

Weil „mach was draus“ bisher so erfolgreich war und weiterhin regelmäßig Anfragen und Projektideen bei Katrin Bauer, Leiterin des Fachbereichs Fundraising bei Mission EineWelt und zuständig für „mach was draus“, eintrudeln, hat Mission EineWelt beschlossen, die Aktion, die eigentlich zum 31. Oktober 2017 enden sollte, bis Ende des Jahres zu verlängern. Bis 31. Dezember können sich alle, die noch eine Idee haben, die sie in den Dienst der Arbeit von Mission EineWelt stellen möchten, 10 Euro Startkapital ordern.

Weitere Informationen: www.mach-was-draus.de

Überraschung zur Eröffnung der Herbstsynode: Am Ende der Rede des EKD-Ratsvorsitzenden und bayerischen Landesbischofs  Heinrich Bedford-Strohm enterten Viva Voce zur Überraschung (fast) aller Anwesenden Saal und Bühne. Synodale und Gäste waren restlos begeistert. Hintergrund: Die A Capella-Band hatte während einer von Mission EineWelt organisierten Brasilien-Reise, wann immer sich die Gelegenheit bot – in Zügen, Bussen, auf Straßen und Plätzen -, Spontanauftritte hingelegt und damit Geld für die ebenfalls von Mission EineWelt organisierte Aktion mach was draus gesammelt, die auf der Frühjahrssynode gestartet wurde und – eigentlich – zur Herbstsynode enden sollte. Eigentlich? – Dazu in den nächsten Tagen mehr …

… und Videos vom Viva Voce-Auftritt gibt’s hier: https://www.facebook.com/MissionEineWelt/

Angesichts der vielen Missstände in der Welt: Welche befreiende Kraft steckt in der Bibel? – Dieser Frage widmet sich die renommierte indische Theologin Monica Melanchthon, die mit Beginn des Wintersemesters als Vicedom-Gastdozentin an der Augustana-Hochschule ist. Die von Mission EineWelt und der Augustana-Hochschule organisierte Gastdozentur beginnt mit einem öffentlichen Vortrag von Monica Melanchthon am 28. November 2017 um 19 Uhr im Pechmann-Haus in Neuendettelsau.

Im Zentrum von Monica Melanchthons Forschungstätigkeit steht die Perspektive von Menschen am Rande der Gesellschaft, wie zum Beispiel der Dalits in Indien. Neben Fragen von Gender und der Unterdrückung von Frauen spielen in ihrer Arbeit auch die kritische Betrachtung marktorientierter Gesellschaftssysteme und der daraus folgenden Tendenz, „das Christentum mit denselben Methoden zu verkaufen, die schon beim Verkauf von Waschmitteln und Deodorants erfolgreich waren“, eine wichtige Rolle. Zentral ist für die 55-jährige Theologin die Frage, welche befreiende Kraft die Bibel angesichts aktueller Problemlagen in sich trägt.

Monica Melanchthon wurde am 20. April 1962 geboren. Sie hat am United Theological College, Bangalore, und an der Lutheran School of Theology at Chicago Theologie studiert und lehrt als Professorin an der Divinity University in Melbourne, Australien.

Die Vicedom-Gastdozentur ist nach dem Missionar Georg Friedrich Vicedom benannt. Vicedom war von 1929 bis 1939 als Missionar in Neuguinea. Später leitete er das Neuguinea-Referat in der Neuendettelsauer Mission. Von 1946 bis 1956 war er Inspektor des Missionshauses. Ab 1956 hatte er den missionswissenschaftlichen Lehrstuhl an der Augustana-Hochschule inne, bis er 1972 emeritiert wurde. 1964 erhielt er den Bayerischen Verdienstorden.

Mit einem Gottesdienst in Bamberg endete am 22. November 2017 die diesjährige Ökumenische Friedensdekade. Das Team des ökumenischen Friedensgebets unter Leitung von Pfarrerin Anne Schneider hatte zusammen mit Christoph von Seggern, dem Regionalstellenleiter von Mission EineWelt, den Gottesdienst in der Erlöserkirche vorbereitet. Das Thema lautete „Streit – muss das sein?“

Michael Kleiner vom Bistum Bamberg erklärte den über 100 GottesdienstbesucherInnen Methoden, die die Menschen in Senegal für ein friedliches Zusammenleben einsetzen. Mirjam Eisel, Flüchtlingsbeauftragte im Dekanat Bamberg, wies auf das hohe Engagement von ChristInnen für Geflüchtete hin, zeigte aber zugleich, dass es weiterhin Menschen braucht, die für die Rechte anderer „streiten“. Neben dem Posaunenchor bereicherten Farshad und Omid, zwei Geflüchtete aus dem Iran, den Gottesdienst mit Musik aus ihrem Land. Im Anschluss an den Gottesdienst kamen Einheimische und Gäste, Alteingesessene und Neuhinzugekommene ins Gespräch.

Reinhild Schneider

Am 18. November 2017 ist Eva Caspary im Alter von 83 Jahren verstorben. Sie war über sechs Jahrzehnte lang eine tragende Säule der Partnerschaftsarbeit von Mission EineWelt und ihrer Vorgänger-organisationen mit Tansania. Ihr nimmermüdes Engagement und ihre Beharrlichkeit erhielten die Partnerschaft mit Tansania lebendig und brachten sie mit immer wieder neuen Impulsen voran. „Ohne Eva Caspary wäre die Partnerschaftsarbeit mit Tansania nicht da, wo sie heute ist. Sie war und ist eine große Inspiration für unsere Arbeit“, würdigt Gabriele Hoerschelmann, Direktorin von Mission EineWelt, die Verstorbene.

Vor 59 Jahren reiste Eva Caspary, ausgesandt durch das Leipziger Missionswerk, zusammen mit ihrem Mann, Pfarrer Dietrich Caspary, zum ersten Mal nach Tansania, das damals noch Tanganyika hieß. Während Dietrich Caspary als Distriktmissionar in der Gegend von Karatu in der heutigen Norddiözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche Tansanias arbeitete, engagierte sich Eva Caspary im Gemeindeaufbau.

Nach der Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1971 und einer Zwischenstation mit Gemeindearbeit in der Kirchengemeinde Kreuzwertheim übersiedelte die Familie Caspary nach Neuendettelsau, wo Pfarrer Caspary bis zu seinem Tod mit 50 Jahren als Dozent am Missions- und Diasporaseminar lehrte.

Eva Caspary setzte hier ihr Engagement für die Partnerschaft mit Tansania fort. Unter anderem verantwortete sie über 30 Jahre lang die „TANSANIA Information“, eine monatliche Zusammenfassung von Meldungen verschiedener tansanischer Medien für einen deutschsprachigen Leserkreis. Auf 12 Seiten finden sich, nach Themen geordnet, aktuelle Nachrichten aus dem ostafrikanischen Land. Zudem arbeitete sie von 1982 bis zu ihrem Ruhestand für das damalige Missionswerk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (heute Mission EineWelt) als Mitarbeiterin bei Vorbereitungsseminaren für Überseemitarbeitende. Sie gab Einführungskurse in die Suahelisprache und kümmerte sich als Hausmutter des Gästehauses um Gäste aus der weltweiten Kirche.

Von einem schweren Unfall im Jahr 2002 erholte sie sich nur langsam. Gesundheitliche Probleme zwangen sie schließlich, die Arbeit, die sie ehrenamtlich auch über den Ruhestand hinaus leistete, zu beenden. Ihr Einsatz wirkte auch über kirchliche Kreise hinaus. Im November 2011 wurde ihr für ihr langjähriges Engagement im Dienst der Partnerschaft mit Tansania der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Eva Caspary hinterlässt drei Kinder und sechs Enkel. Mission EineWelt wird Eva Caspary in dankbarer Erinnerung behalten.

Studientag

Etwa 35 Interessierte kamen am 18. November 2017  zum Studientag „Fluchtursachen bekämpfen- Herausforderungen für den interreligiösen Dialog“ in den Gemeindesaal der Nürnberger Christuskirche. Referenten waren der Heidelberger Sozialethiker und Befreiungstheologe Professor Ulrich Duchrow und der syrische Youtuber Firas Alshater. Duchrow machte deutlich, dass die heutigen Ursachen von Flucht und Vertreibung im ausbeuterischen und zerstörerischen System des Kapitalismus zu suchen seien. Dessen hervorstechende Symptome: Umweltzerstörung, Klimawandel, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und Rüstungsexporte. Laut Duchrow stehen alle großen Religionen in ihren Urtexten gegen die Vorherrschaft und Macht des Geldes. Zudem sei allen Religionen die Frage immanent, wo man sich als Religionsgemeinschaft verorte, auf der Seite der Reichen und Mächtigen oder der Seite der Opfer und Armen. Duchrow verwies in diesem Zusammenhang auch auf die reformatorische Kraft des Evangeliums.

Der syrische Geflüchtete und Youtuber Firas Alshater berichtete über seine Erfahrungen im syrischen Bürgerkrieg und seine Erlebnisse als Geflüchteter in Deutschland. Anschließend diskutierten Pfarrer Thomas Amberg von der muslimisch-christlichen Begegnungsstätte Die Brücke-Köprü und Salih Spiewok vom Nürnberger Islamforum die Frage, wo im interreligiösen Dialog Ansatzpunkte für ein gemeinsames Vorgehen gegen Fluchtursachen liegen könnten. Danach wurden diese Fragen in Gesprächsgruppen vertieft.

 

Friedensweg

Nach dem Studientag versammelten sich rund 30 Menschen unter dem Motto „Streit um Fluchtursachen/Fluchtursachen bekämpfen“ zum Ökumenischen Friedensweg 2017 und zogen von der Christuskirche zum Denkmal für die Opfer der NSU-Morde und von dort aus über die Straße der Menschenrechte zum Denkmal für die Opfer von Flucht und Vertreibung des 2. Weltkriegs am Hallplatz. Unterwegs sprachen zwei Geflüchtete aus Eritrea/Äthiopien und Syrien über die Verstrickung der deutschen und europäischen Wirtschafts- und Handelspolitik in die heutigen Ursachen von Flucht. Gisela Voltz von Mission EineWelt bezog sich ihrem Redebeitrag auf die Erklärung der leitenden Geistlichen der EKD von 2015 (Nr.5): „Mit Sorge sehen wir die Hintergründe und Ursachen der Flüchtlingsbewegungen: Klimaveränderungen, Kriege, Verfolgung, Zusammenbruch staatlicher Gewalt, extreme Armut. In diese Fluchtursachen ist auch unsere Gesellschaft vielfältig durch globale Handelsbeziehungen, Waffenlieferungen und nicht zuletzt durch einen Lebensstil, der die Ressourcen der Erde verbraucht, zutiefst verwickelt. Eine Umkehr von diesen ungerechten Verhältnissen ist an der Zeit.“

www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/20150910_gemeinsame_erklaerung_fluechtlinge.pdf  oder  www.ekd.de/Zehn-Ueberzeugungen-Flucht-und-Integration-14970.htm

Voltz forderte eine Umkehr hin zu einer an den Menschenrechten orientierten Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa.

Abschließend wurde das Denkmal am Hallplatz in einer Art Performance von den Teilnehmenden des Ökumenischen Friedenswegs zum Denkmal für alle Opfer von Flucht und Vertreibung weltweit erweitert. Mit Kerzen und in einer Schweigeminute wurde auch besonders der auf dem Fluchtweg in der Sahara, im Mittelmeer, auf dem Landweg und in den Flüchtlingslagern gestorbenen Menschen gedacht.

Gisela Voltz

Am 22. November 2017, dem Buß- und Bettag, geht um 17 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Bamberger Erlöserkirche die Friedensdekade 2017 zu Ende. Predigen werden die Flüchtlingsbeauftragte im Dekanat Bamberg, Mirjam Elsel, und Michael Kleiner, Leiter der Stabsstelle Weltkirche im Bistum Bamberg. Gestaltet wird der Gottesdienst von Anne Schneider, Pfarrerin in der Erlöserkirche, dem Team des „ökumenischen Friedensgebets“ und Mission EineWelt.

Wie schon die ganze Friedensdekade steht auch der Abschlussgottesdienst unter dem Thema „Streit“. Mirjam Elsel spricht zur Situation der Migrations- und Flüchtlingsarbeit in Bamberg, Michael Kleiner wird Konfliktlösungen im Senegal vorstellen.

Im Anschluss an den Gottesdienst wird zum Bleiben bei Wein, Wasser, Saft, Brot und Musik eingeladen.

 

Die Friedensdekade 2017 findet vom 12. bis 22. November statt. Das Schwerpunktthema der diesjährigen Veranstaltungsreihe ist „STREIT“. Auf dem Programm stehen Tagungen, Workshops, Aktionen, Vorträge, Konzerte, ein Film und Andachten. Themen sind unter anderem Fluchtursachen, Welthandel, Traumaarbeit und Möglichkeiten der Konfliktlösung.

Die Friedensdekade gibt es bundesweit seit 1980. Seit 1992 ist sie ökumenisch. Sie findet jährlich unter einem bundesweit gemeinsamen Thema an den zehn Tagen vor dem Buß- und Bettag statt. Die Veranstaltungen der Friedensdekade sollen das Thema Frieden ins Bewusstsein bringen und zum Engagement für friedliche Strategien einladen.

Programm und weitere Informationen:

www.friedensdekade-bayern.de

www.friedensdekade.de

Kämpferisch zeigte sich Bischof Jack Urame in seiner Rede bei einem Studiennachmittag im Tagungszentrum von Mission EineWelt in Neuendettelsau am 17. November 2017. Vor rund 120 ZuhörerInnen mahnte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea eine engagierte Ausgestaltung des kirchlichen Auftrags an: „Es ist möglich, die Welt zu verändern. Wir sollten noch lauter dafür eintreten“, forderte der 49-Jährige, der beim Eröffnungsgottesdienst der Herbstsynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche am 26. November 2017 in der Evangelischen Christuskirche Sulzbach-Rosenberg die Predigt halten wird.

Die „Faktoren, die zu Konflikten Leid führen“, seien „überall offensichtlich“, sagte Jack Urame gleich zu Beginn seiner Rede. Als Grundproblem identifizierte der Pfarrer, der zwischen 2001 und 2006 als Austauschpfarrer in Bayern arbeitete, das „Fehlen von Gleichheit und Gerechtigkeit“. Der Kapitalismus habe viel Ungleichheit geschaffen. Letztere sei so groß, dass Einigkeit und Versöhnung schwer zu bewerkstelligen seien. „Wir haben Systeme geschaffen, die uns eigentlich helfen sollten. Jetzt leiden wir unter diesen Systemen“, brachte der Bischof der lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea den aktuellen Zustand der globalen Gesellschaft pointiert auf den Punkt.

Die Lösung liegt aus seiner Sicht, ebenso wie der daraus resultierende Kernauftrag der Kirche, auf der Hand. „Es ist genug für alle da. Das Problem ist die Verteilung“, benannte Urame das wohl grundlegendste gesellschaftliche Dilemma weltweit. Aufgabe der Kirche sei es, „daran Kritik zu üben und den Armen zu helfen“. Resignativen Tendenzen erteilte Urame eine deutliche Absage. Es reiche nicht zu sagen, Ungleichheit und Ungerechtigkeit seien „Teil unserer Natur“. Ebenso wenig genüge es, dafür zu beten, dass sich am Zustand der Welt etwas ändere. „Die Kirche muss für Gleichheit und Gerechtigkeit kämpfen. Ihre Stimme muss gehört werden.“

Neben einer gründlichen Analyse von konkreten Handlungsmöglichkeiten für die Kirchen und einem konstruktiven innerkirchlichen und ökumenischen Dialog forderte Urame auch den Schulterschluss mit anderen politischen und gesellschaftlichen AkteurInnen, die sich für die gleichen Ziele einsetzen. „Jeder Mensch soll sein Leben genießen können und gerne leben – dieses fundamentale Prinzip sollte uns leiten und bewegen“, betonte Urame.