Umweltschutz auf die lange Bank? – Sollte hierzulande die nächste GroKo zustande kommen ist in Sachen Klimaschutz wenig Mutiges und Zukunftsorientiertes zu erwarten. Das legen zumindest die entsprechenden Ergebnisse der Sondierungsgespräche nahe. Vielleicht sollten sich auch PolitikerInnen, die Umwelt- und Klimaschutz als nachrangig bewerten und behandeln, den Vortrag von Jione Havea am 18. Januar 2018 um 19 Uhr im Haus eckstein, Burgstraße 1-3, Nürnberg, Raum 4.02, anhören.

Der Theologe aus Tonga, der am United Theological College in Sydney, Australien, lehrt, berichtet über die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels in der Pazifik-Region. Insbesondere die dortigen Inselstaaten leiden massiv unter den Auswirkungen des Klimawandels. Er gibt Einblick in die Perspektive der pazifischen InselbewohnerInnen und ihr traditionelles Wissen. Vor diesem Hintergrund eruiert er moralische und theologische Thesen, die einen anderen Umgang mit der Schöpfung propagieren.

Begleitend zum Vortrag wird eine Ausstellung zur Ressourcenausbeutung im Pazifik deren verheerende Auswirkungen auf Mensch und Natur vor Augen führen.

Für alle Kurzentschlossenen, die im August 2018 zwischen 18 und 28 Jahren alt sein werden, hat Mission EineWelt noch Plätze im Internationalen Evangelischen Freiwilligendienst (IEF) zu vergeben. Die Bewerbungsfrist endet am 5. Februar 2018. Das Auswahlseminar findet voraussichtlich vom 23. bis 25. Februar 2018 in Neuendettelsau statt.

Das IEF-Programm ist ein Lerndienst, der engagierten jungen Menschen zwischen 18 und 28 mit Interesse an Ökumene und globalen Zusammenhängen offensteht. Im IEF-Programm Nord-Süd entsendet Mission EineWelt jedes Jahr etwa 40 Freiwillige in einen einjährigen Dienst in ein soziales Projekt unserer PartnerInnen im globalen Süden. Die IEF-Freiwilligen erhalten die Chance, Kirche und Glauben in einem neuen Kontext zu erfahren und ihre interkulturelle Kompetenz zu stärken.

Eckdaten:

  • Der Einsatz beginnt Ende Juli 2018 und dauert 12 Monate. Die Freiwilligen müssen bei der Ausreise volljährig sein.
  • Mission EineWelt übernimmt die Kosten der begleitenden Seminare, für Versicherungen, den Flug, die Unterkunft und Verpflegung im Einsatz und zahlt ein monatliches Taschengeld.
  • Freiwillige nehmen an den begleitenden Seminaren zu Vor- und Nachbereitung teil.
  • Weitere Informationen zum Programm (auch Seminartermine) unter https://mission-einewelt.de/service-und-angebot/austausch/nord-sued-freiwilligendienst/#toggle-id-10

Noch offene Stellen:

  • Papua-Neuguinea (nur Bewerber):
    • Karkar: Mitarbeit im Workshop des Krankenhauses (hausmeisterliche Tätigkeiten)
    • Finschhafen: Mitarbeit in Verwaltung und Logistik des Krankenhauses (Apotheke) sowie allgemeine (hausmeisterliche) Hilfsdienste
  • Philippinen: Mitarbeit in Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenbüro sowie Unterstützung in einem Waisenhaus (Kinderbetreuung)
  • Brasilien: Mitarbeit im Comunitário da Reconciliação in Sao Paulo (Arbeit mit Kindern und Jugendlichen)
  • Costa Rica: Mitarbeit in der Tagesstätte Casa Abierta für Kleinkinder
  • Nicaragua: Unterstützung der Arbeit der IELNIC mit Kindern und Jugendlichen
  • Chile: Mitarbeit im Centro de Educación Belén Villa O’Higgins (integrative Schule)
  • Argentinien:
    • Junta Unida de Misiones (Projekt für die Rechte Indigener): Mitarbeit im Büro und Verwaltung, ggfs. bei Seminaren und Workshops
    • Gualegaychu: Mitarbeit im Kindergarten und einem Zentrum für Jugendliche
  • Bolivien: Mitarbeit im Zentrum La Galilea in Cobija (Arbeit mit Kindern)

 

Fragen beantworten gerne die Mitarbeitenden der IEF-Stelle, Blanche Cathérine Zins und Susanne Ballak, unter und unter Telefon 09874 9-1802.

Bewerbungsverfahren:

Online-Bewerbungsformular sowie Angaben zu weiteren notwendigen Unterlagen: https://mission-einewelt.de/service-und-angebot/austausch/nord-sued-freiwilligendienst/bewerbung/

 

Das IEF-Programm der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Begleitung und Durchführung inklusive Bewerbungsverfahren, Vor- und Nachbereitung wird von Mission EineWelt in Zusammenarbeit mit deren internationalen PartnerInnen organisiert.

Weitere Informationen: https://mission-einewelt.de/service-und-angebot/austausch/nord-sued-freiwilligendienst/

Sie sitzen bereits im Flugzeug. Das Pfarrersehepaar Agnes und Heiko Grünwedel macht sich zusammen mit seinen beiden Kindern auf den Weg von Donauwörth nach Brasilien. In den kommenden drei Jahren werden die beiden als AustauschpfarrerInnen in der der Igreja de Cristo in Curitiba arbeiten. Ein wenig Lateinamerika-Erfahrung haben beide schon. Agnes Müller-Grünwedel hat ein Jahr in Costa Rica studiert, Heiko Grünwedel war als Student für ein Jahr in El Salvador.

Beide wollen in Brasilien unter anderem wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse darüber sammeln, wie die IECLB (Igreja Evangélica de Confissão Luterana no Brasil) den „Herausforderungen in einer pluralen und multireligiösen Gesellschaft wie Brasilien“ begegnet: „Wir sind überzeugt, dass wir aus Brasilien Ideen mitbringen können für Herausforderungen vor denen die ELKB in Zukunft stehen wird.“

Konsum und dann nichts. Die indische Theologin Monica Melanchthon, die derzeit im Rahmen einer Gastdozentur an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau lehrt, kritisiert in ihrem Vortrag „Salvation not for sale“ massiv die Konsumgläubigkeit der heutigen Gesellschaft, die auch vor zweifelhaftesten Heilsversprechen nicht Halt macht. Die Veranstaltung findet am 11. Januar 2018 um 19 Uhr im Haus eckstein, Burgstraße 1-3, Nürnberg, Raum 4.02, statt.

„Der Götzendienst für den Mammon hält die Welt im Griff, und das ist nur ein Teil einer noch viel größeren Blasphemie, mit der unsere Gesellschaft praktisch alle ihre Grundsätze auf dem Altar des Konsumdenkens opfert“, lautet eine der Kernthesen von Monica Melanchthon. Weil die „Philosophie des Marktes einen quasi-religiösen Charakter“ habe, seien alle ethischen und sozialen Maßstäbe „den rigorosen Regeln des Marktwettbewerbs unterworfen“.

Dabei unterzieht die 55-Jährige auch religiösen Fanatismus einer deutlichen Kritik. Sie vertritt die These, dass „die Gewalt und das Blutvergießen in dieser Welt häufig seine Ursache in dem fanatischen Glauben jeder Religion hat, dass nur sie allein fähig ist, die Erlösung der Menschheit zu bewerkstelligen“.

Im Zentrum von Monica Melanchthons Forschungstätigkeit steht die Perspektive von Menschen am Rande der Gesellschaft, wie zum Beispiel der Dallits in ihrem Herkunftsland Indien. Neben Fragen von Gender und der Unterdrückung von Frauen spielen in ihrer Arbeit auch die kritische Betrachtung marktorientierter Gesellschaftssysteme und der daraus folgenden Tendenz, „das Christentum mit denselben Methoden zu verkaufen, die schon beim Verkauf von Waschmitteln und Deodorants erfolgreich waren.“ eine wichtige Rolle. Zentral ist für die 55-jährige Theologin die Frage, welche befreiende Kraft die Bibel angesichts aktueller Problemlagen in sich trägt.

 

Monica Melanchthon wurde am 20. April 1962 geboren. Sie hat am United Theological College, Bangalore, und an der Lutheran School of Theology at Chicago Theologie studiert und lehrt als Professorin an der Divinity University in Melbourne, Australien.

Seit Anfang des Wintersemesters ist Monica Melanchthon Vicedom-Gastdozentin an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau. Die Vicedom-Gastdozentur ist nach dem Missionar Georg Friedrich Vicedom benannt. Vicedom war von 1929 bis 1939 als Missionar in Neuguinea. Später leitete er das Neuguinea-Referat in der Neuendettelsauer Mission. Von 1946 bis 1956 war er Inspektor des Missionshauses. Ab 1956 hatte er den missionswissenschaftlichen Lehrstuhl an der Augustana-Hochschule inne, bis er 1972 emeritiert wurde. 1964 wurde er mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.

Beim Studientag „Was wir von Lateinamerika lernen können – Pfingstkirchen als ökumenische Herausforderung“ am 9. Dezember 2017 in Neuendettelsau der Studientag „Was wir von Lateinamerika lernen können – Pfingstkirchen als ökumenische Herausforderung“ ging es nicht nur um die Pfingstkirchen in Lateinamerika. Die über 80 TeilnehmerInnen beschäftigten sich auch kritisch mit der Praxis der eigenen lutherischen Kirche in Bayern. „Am meisten habe ich heute über die wunden Punkte der Bayrischen Gemeinden gelernt“, so eine Teilnehmerin am Ende der Tagung. „In einigen Dingen haben uns Frei- und Pfingstkirchen etwas voraus.“

Von den Pfingstkirchen „anregen lassen“ könne sich die bayerische Landeskirche unter anderem in Sachen leidenschaftliches Christentum, gabenorientierte Aufgabenverteilung und beim Vertrauen auf das Eingreifen Gottes, so das Ergebnis eine Workshops mit Pfarrer Michael Wolf vom Amt für Gemeindedienst. „Ich würde mir wünschen, dass auch in unseren Gottesdiensten wieder mehr für Kranke gebetet wird“, sagte ein Teilnehmer des Workshops. Auch dass die landeskirchlichen Angebote nur ganz bestimmte Milieus – die bürgerliche Mitte, sozialökologisch Orientierte und konservative Eliten – ansprächen, wurde vor dem Hintergrund der Ausstrahlkraft vieler Pfingstkirchen kritisiert. Auch in dieser Hinsicht seien mehr Vielfalt und Innovation gefragt.

Und doch wurde in allen Punkten auch klar, dass man von zwei Seiten vom Pferd fallen kann und viele Aspekte der pfingstkirchlichen Praxis kritisch gesehen werden müssen – gerade was die neuen Pfingstkirchen angeht. Die Mitglieder einer solchen Neopfingstkirche erhalten durch ihren Glauben zwar ein starkes Selbstwertgefühlt, doch auf der anderen Seite werden sie auch persönlich dafür verantwortlich gemacht, wenn ihre Gebete nicht erfüllt werden. Dirk Spornhauer vom Bensheimer Institut formulierte es so: „ Das Grundprinzip ‚du hast Macht‘ steht dem Prinzip ‚du hast zu wenig geglaubt‘ entgegen. Ein mögliches Scheitern im Leben und das Leid dieser Welt werden in solch einer Theologie der Herrlichkeit beiseitegeschoben und haben keinen Platz.“

Julio Adam, Professor für praktische Theologie an der Escola Superior de Teologia – EST in Sao Leopoldo, Brasilien, referierte über die Entwicklung der Pfingstkirchen in Lateinamerika. Er kritisierte vor allem die krasse Kommerzialisierung der Megachurches und die starke Fixierung auf eine Führungsfigur. Im Unterschied zu anderen Pfingstkirchen sei in der Theologie der Neopfingstkirchen alles erlaubt, um eigenen Wohlstand zu erlangen – nicht selten beginne der Weg zum eigenen Wohlstand jedoch mit großzügigen Spendenforderungen an die Gemeinde. Und auch in der Politik nähmen die Neopfingstkirchen mit ihren sehr konservativen Positionen immer mehr Einfluss. Die Pfingstbewegung spiele „eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des Kapitalismus“, erklärte Adam in Anlehnung an Rolin, indem sie ArbeiterInnen „mit striktem Moralvorstellungen“ ausstatte: durch „die Vermittlung eines patriarchalischen Familienmodells“ sowie durch Propagierung von „Obrigkeitshörigkeit“,“ Pünktlichkeit“ und „der Ablehnung politischer Organisationen wie Gewerkschaften“. Diese Entwicklung veranlasst Adam zu einem skeptischen Blick auf die Zukunft Brasiliens: „Was werden die Konsequenzen für die Demokratie, die Menschenrechte, die Vielfalt und die kulturelle wie religiöse Toleranz sein?“

Auch nach dem Studientag mit seinen intensiven Diskussionen bleiben noch viele Fragen über Pfingstkirchen, aber auch zur Zukunft der bayerischen Kirche offen. Der These von Pastor Andi Neumann von der Arche Gemeinde in Augsburg, wonach die Landeskirche sich langsam selbst abschaffe, wollte die überwiegende Mehrheit der TeilnehmerInnen jedoch nicht zustimmen.

Die Vorträge des Studientags sollen in einem Sammelband des Erlanger Verlags veröffentlicht werden.

Veit Röger

Brasilianische Kleinbäuerinnen und Kleinbauern werden aus ihren Dörfern und von ihren Feldern vertrieben. Davon profitieren GroßgrundbesitzerInnen und die industrielle Landwirtschaft, die im großen Stil Soja und Rindfleisch für den Export produzieren. Die brasilianische Regierung unter Präsident Michel Temer sah bisher tatenlos zu. Jetzt mischt sie aktiv mit und lässt staatliche Grundstücke mit Polizeigewalt räumen, um sie anschließend für die Ausbeutung durch Großunternehmen freizugeben. Zusammen mit anderen Organisationen fordert Mission EineWelt die Bundesregierung auf, Soja-Importe aus Brasilien zu stoppen. Wer dieser Forderung Nachdruck verleihen möchte, kann das im Internet unter https://mission-einewelt.de/kampagnen/soja-protest/ tun.

Nach Jahren des ökonomischen und sozialen Umsteuerns der Regierungen Lula und Rousseff zu Gunsten von familiärer Landwirtschaft, Anerkennung indigener Rechte und Anerkennung der Quilombola passiert unter dem aktuellen Präsidenten Michel Temer eine 180-Grad-Wende in Richtung einer stramm neoliberalen Agenda. Mit den zu erwartenden katastrophalen Folgen: Zum einen wurde die Agrarreform der Vorgängerregierungen zur Unterstützung kleinbäuerlicher Landwirtschaft marginalisiert: unter anderem durch die Minimierung der dafür verfügbaren Haushaltsmittel und die Beschneidung des Programms zum garantierten Aufkauf kleinbäuerlicher Produktion um 90 Prozent. Zum anderen werden Landlose, Indigene, Kleinbäuerinnen und -bauern gnadenlos von ihren Feldern und aus ihren Dörfern vertrieben, wo immer GroßgrundbesitzerInnen oder industrielle Landwirtschaftsbetriebe Anspruch auf das Land erheben. Finanziert werden diese Landakquisitionen unter anderem auch von Fonds, an denen deutsche Pensionskassen und Versorgungsfonds beteiligt sind.

Professor Antonio Andrioli, Vizepräsident der Universidade Federal da Fronteira Sul, und die Menschenrechtsorganisation FIAN (FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk) berichten von systematischer Vertreibung und Zerstörung. Ganze Dörfer werden geräumt und abgerissen, Gärten und Felder werden zerstört, Ernten werden vernichtet – zuletzt geschehen am 1. Dezember 2017 mit zwei Dörfern im Bundesstaat Paraná. Zudem verseuchen die Sojaplantagen der Großbetriebe vielerorts das Trinkwasser mit Pestiziden und ruinieren die Böden.

Bis jetzt bedienten sich landwirtschaftliche Großunternehmen der Methode des Langrabbings, wenn sie sich Land aneignen wollten: Zum Beispiel bestechen Privatpersonen korrupte Mitarbeiter in Katasterämtern und kommen so zu Landbesitzurkunden, die sie dann an Spekulanten oder direkt an Firmen verkaufen. Die Regierung Temer duldete diese Praxis ebenso wie die oft gewalttätige Räumung der Gebiete und die Vertreibung der BewohnerInnen. Neuerdings belässt man es nicht mehr beim Wegschauen. Inzwischen geht die Regierung dazu über, Kleinbäuerinnen und -bauern staatliche Grundstücke, die sie diesen schon zugesprochen hat, wieder wegzunehmen, sobald ein Großunternehmen aus der industriellen Landwirtschaft entsprechenden Bedarf anmeldet. Die Polizei geht bei den Zwangsräumungen nicht zimperlicher vor, als die Handlanger der Großbetriebe.

Den um ihre Lebensgrundlage gebrachten Menschen bleiben Hunger, Armut und Elend. Inzwischen ist von Tausenden die Rede, die dieses Schicksal erlitten haben. Ein Ende der Zwangsräumungen ist nicht abzusehen.

Mission EineWelt fordert deshalb die Bundesregierung auf, unverzüglich etwas dagegen zu unternehmen und den Import von brasilianischem Soja zu stoppen. „Das wäre eine sehr geeignete Maßnahme, um Druck auszuüben, weil Deutschland eines der Hauptimportländer für Soja aus Brasilien ist“, erklärt Gabriele Hoerschelmann, Direktorin von Mission EineWelt. „Das Gebot der Nächstenliebe gebietet ebenso wie der Internationale Pakt der UN für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte, den Deutschland und andere europäische Länder ratifiziert haben, ein entschiedenes Eingreifen. Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten und eiskalt ökonomischen Interessen geopfert werden.“

Wer diese Forderung unterstützen und ihr Nachdruck verleihen möchte, kann das unter https://mission-einewelt.de/kampagnen/soja-protest/ tun und eine entsprechende Mail an Bundeskanzlerin Angela Merkel verschicken.

Mit dem Vorwand, unten an der Pforte warte ein Einschreiben auf ihn, wurde Hans Zeller, Lateinamerikareferent bei Mission EineWelt ins Foyer des Mission EineWelt-Hauses gelockt. Doch statt schnöder Briefpost warteten dort Viva Voce auf ihn und legten exklusiv für den Beinahe-Ruheständler (und seine zahlreich erschienenen KollegInnen) einen Überraschungsauftritt hin.

Wer das Video zum Auftritt sehen möchte, klickt hier: https://www.facebook.com/pg/MissionEineWelt/posts/?ref=page_internal

„Du hast an uns allen gewirkt“, würdigte Gabriele Hoerschelmann den Einsatz von Hans Zeller, seit 2009 Leiter des Lateinamerikareferats bei Mission EineWelt, der am Samstag, 9. Dezember 2017, mit einem Gottesdienst in der Neuendettelsauer St. Nikolai-Kirche und einem Empfang im Tagungszentrum von Mission EineWelt feierlich verabschiedet wurde.

Die Worte der Mission EineWelt-Direktorin waren an diesem Samstagabend kein Einzelfall. Schnell wurde deutlich, welch tiefen Eindruck der scheidende Lateinamerikareferent bei allen hinterlassen hat, die mit ihm gearbeitet haben oder wenigstens einmal mit ihm in Lateinamerika unterwegs waren. „Du hast Dich mit aller Kraft und Liebe für die Menschen eingesetzt, die es schwer haben“, zeigte sich die Landessynodalin Helga Neike, Vorsitzende des Fachausschusses Lateinamerika, tief beeindruckt. Durch Zeller habe jede Sitzung des Fachausschusses Lateinamerika zu einer „Erweiterung unseres Horizonts“ beigetragen. Traugott Farnbacher, Leiter des Referats Papua-Neuguinea/Pazifik/Ostasien bei Mission EineWelt, sagte, Zeller sei „ein Beziehungsmeister“, der „eine tiefe Liebe zu den Menschen“ ausstrahle. „Da scheint etwas durch von einem Höheren“, attestierte er seinem Kollegen. Sein Fazit: „Du bist ein Geschenk für uns alle, ein Segen, ein Hoffnungsträger.“

Vorher hatte Hans Zeller in seiner Predigt zu Lukas 13, 10-13 noch einmal fast programmatisch formuliert, auf was es ihm ankam und ankommt: „Jesu Blick gilt den Gebeugten, den Randfiguren, den Randgruppen. Die Ehre Gottes ist der aufgerichtete Mensch. Er will uns ein großes Herz und einen weiten Blick schenken“.

Daniel Orn ist der erste Pfarrer der noch jungen Lutherischen Kirche in Kambodscha (LCC). Im Rahmen eines Festgottesdienstes in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh wurde der 36-jährige Theologe im November 2017 zum geistlichen Amt ordiniert. Die Anfänge der LCC liegen knapp 10 Jahre zurück. Damals hatte Orn mit Unterstützung der Lutherischen Kirche in Singapur und des Partnerschaftscentrums Mission Eine Welt in der Kampung-Chnan-Provinz die „Gemeinde zum guten Hirten“ gegründet.

Inzwischen gibt es vier Gemeindezentren in dem überwiegend buddhistisch geprägten Land. Daran angekoppelt sind verschiedene Angebote: unter anderem Englischunterricht, Computerschulungen, Landwirtschaftsschulungen und Sprechstunden von medizinischen Teams aus Singapur. In Phnom Penh ist die City Church der LCC gleichzeitig ein Studierendenheim, wo 50 Nachwuchs-AkademikerInnen Platz finden und Angebote wie Sprach- oder Computerkurse wahrnehmen können. Insgesamt hat die LCC momentan rund 300 Mitglieder. Schätzungen zufolge sind etwa ein Prozent der 16,1 Millionen EinwohnerInnen Kambodschas ChristInnen. Das Zusammenleben von BuddhistInnen und ChristInnen verlaufe „ohne Konflikte“, sagt Traugott Farnbacher, Leiter des Referats Papua-Neuguinea/Pazifik/Ostasien von Mission EineWelt, und lobt den frisch ordinierten Daniel Orn für seine Aufbauarbeit: „Daniel Orn hat in den sieben Jahren seit den ersten Taufen eine bewundernswerte Pionierarbeit geleistet. Er hat Jahre gründlicher Ausbildung und Studienbegegnungen, auch in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, durchlaufen. Vor ihm liegen große, schöne Aufgaben.“

Das Leben der Menschen in Kambodscha ist hart. Unter anderem sind die Folgen des Klimawandels dort deutlich zu spüren. Ernteausfälle und Hungersnöte sind die Folgen. Ökonomisch wird das Land laut Farnbacher „von neoliberaler Politik im Stil eines brutalen Turbokapitalismus“ gebeutelt. Landgrabbing und rigorose Ausbeutung von Arbeitskräften sind an der Tagesordnung. 70 Stunden Wochenarbeitszeit zu Stundenlöhnen von weniger als einem Dollar zwingen viele Menschen in Armut und Elend.

Demokratie braucht Menschenrechte“ – unter diesem Titel veranstaltet Mission EineWelt am 10. Dezember 2017, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, um 11 Uhr im Haus eckstein, Burgstraße 1 – 3 in Nürnberg, eine Matinée mit dem ehemaligen UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Religionsfreiheit, Professor Heiner Bielefeldt. KooperationspartnerInnen sind die evangelische Stadtakademie und das Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg.

Heiner Bielefeldt, Inhaber des Lehrstuhls für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, analysiert die aktuellen Entwicklungen in Europa, in den USA, in der Türkei und weltweit in Bezug auf Menschenrechte und Demokratie. Anschließend wird die Ausstellung „Rechtsradikalismus in Bayern“ der Nürnberger Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mayr mit einer Vernissage eröffnet.

Am Nachmittag macht das evangelische Partnerschaftscentrum Mission EineWelt gemeinsam mit der Allianz gegen Rechtsextremismus und der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken mit einer Aktion auf die zentrale Bedeutung der Menschenrechte für Demokratie und weltweite Gerechtigkeit aufmerksam. Unter dem Motto „Menschenrechte bewegen″ ziehen 30 Freiwillige als Menschenrechtssäulen verkleidet um 16 Uhr von der Straße der Menschenrechte durch die Nürnberger Innenstadt. Begleitpersonen werden Geschenkkarten zum Thema „Menschenrechte“ verteilen und mit PassantInnen ins Gespräch kommen.

Zum Abschluss hält Pfarrer Reinhold Seidl (Herz Jesu Nürnberg) um 17.30 Uhr eine Kurzandacht auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt.

Gisela Voltz