Es wird wieder "lila" im Garten von Mission EineWelt. Am Samstag, 15. Juli, ab 18 Uhr feiert Mission EineWelt die schon zur Tradition gewordene „Lila Nacht“ in seinem lauschigen Garten im Herzen von Neuendettelsau. An diesem Abend erwartet die Gäste lateinamerikanische Musik von Sergio Rios Carrillo aus Nicaragua und Tamara Draeger aus Venezuela. Das Duo singt und spielt Musik (nicht nur) aus den lutherischen Partnerkirchen von Mission EineWelt aus Zentralamerika und Brasilien.

Wenn es Abend wird im Garten von Mission EineWelt, leuchten die Lampions und Lichter wieder „lila“- die auch bei den Neuendettelsauer Bürger*innen lieb gewonnene „Lila Nacht“ lädt Besucherinnen und Besucher aus Nah und Fern zum gemeinsamen Picknick bei stimmungsvoller Musik ein.

An den festlich eingedeckten Tischen können die Gäste bei freiem Eintritt die mitgebrachten Speisen und Getränke genießen. Außerdem sorgt das hauseigene Bar-Team wieder für kostenpflichtige alkoholische und nicht-alkoholische Getränke. Passend zu den erwarteten Temperaturen wird es auch sommerlich-frische Cocktails geben. Im Mittelpunkt des Gartenfestes steht die Begegnung mit den Menschen an den Nachbartischen- „naschen“ bei anderen Gästen ist deshalb ausdrücklich erlaubt.

Noch ist auch für Sie und Ihre Gäste ein Platz frei.
Reservieren Sie telefonisch Ihren Tisch bei Katrin Bauer, Telefon 09874-91040.

Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann hat Hanne und Michael Jacobsen für den Ruhestand gesegnet und aus dem aktiven Pfarr-Dienst verabschiedet.

Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann hat Hanne und Michael Jacobsen für den Ruhestand gesegnet und aus dem aktiven Pfarr-Dienst verabschiedet.

Zum 1. Juli ist Pfarrer Michael Jacobsen in den Ruhestand getreten. Aus seinem aktiven Pfarrdienst wurde er jetzt von Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann in der hauseigenen Kapelle verabschiedet und für den neuen Lebensabschnitt gesegnet. Michael und seine Frau Hanne wollen zukünftig in einem Dorf in Mittelfranken sesshaft werden. Das Dorfleben ist den Beiden wohlbekannt, denn immerhin haben sie die letzten sechs Berufsjahre in einer Art „Dorf“ im Herzen des australischen Kontinents verbracht. Für die Lutherische Kirche von Australien, mit der Mission EineWelt seit Jahrzehnten gut zusammenarbeit, war das Ehepaar in der lutherischen Finke River Mission in Alice Springs im Einsatz. Michael Jacobsen unterstützte einheimische Pfarrerskollegen als sogenannter „Support Pastor“ bei der Betreuung weit verstreut lebender Aborigine-Gruppen. Viele seiner Gemeindemitglieder gehören zur Gruppe der Alyawarr. So war es Michael ein besonderes Anliegen, sich zumindest rudimentär mit den Menschen verständigen zu können. Mit Hilfe von Ältesten aus der Gemeinde lernte er so gut Alyawarr, dass Gespräche über Alltägliches möglich waren.

Da die Aborigines in Familiengruppen über große Distanzen leben und nur ungern für Schulungen, seelsorgerliche Gespräche und Gottesdienste in die Stadt kommen, war Michael of tagelang mit seinem Vierradantrieb im Outback unterwegs, oft in Sorge, im Wüstenstand steckenzubleiben, über das Ufer getretene Flüsse nicht durchqueren zu können oder frei laufende Tiere vor die Kühlerhaube zu bekommen. Einmal angekommen, fanden die Gespräche und Gottesdienste nicht etwa in Gebäuden statt, sondern stets im Schatten hoher Bäume. „Es war jedes Mal eine Überraschung zu sehen, ob und wer zu den Gottesdiensten kommt“, so Michael über seine ungewöhnlichen Dienstorte. Während Michael oft im Land unterwegs war, arbeitete Hanne in Teilzeit als Verwaltungskraft im 6 Kilometer von Alice Springs gelegenem Yirara College. In dieser Internatsschule unter Trägerschaft der Finke River Mission werden nur Aborigine-Kinder ab dem 12. Lebensjahr von Grade 7 bis zum Abschluss unterrichtet. Hanne wurde von einer Aborigine-Familie zur „Adoptivoma“ ernannt und bekam so als „Quasi-Familienmitglied“ tiefe Einblicke in die besonderen Traditionen und Bräuche der indigenen Bewohner*innen des roten Kontinents.

Nach vielen unterschiedlichen beruflichen Stationen, die den in Madang (Papua-Neuguinea) geborenen Michael Jacobsen durch einige Dekanate und sogar bis in den Jiwaka-District im westlichen Hochland von Papua-Neuguinea führten, freuen sich Hanne und Michael jetzt erstmal auf ruhigere Zeiten, um die vielfältigen interkulturellen Lebenserfahrungen verarbeiten zu können. Besonders beeindruckt zeigte sich das Ehepaar bei seinem Abschlussbericht vor den Mitarbeitenden von Mission EineWelt vor allem von dem Glauben der Aborigines an die Beseeltheit aller Dinge. Die Seele der Menschen sei untrennbar mit der Seele von Tieren, Pflanzen, Bergen, Flüssen etc. verbunden und tief verwurzelt mit dem Land. Viele Aborigines kehrten deshalb in späteren Jahren auf das Land ihrer Familien („country“) zurück. Seine Auslandserfahrungen und die Erfahrungen in bayerischen Gemeinden wolle er nun zum Abschluss seiner 36 Dienstjahre bewusst reflektieren und sein theologisches Verständnis neu überdenken, so Michael Jacobsen.

Stein des Anstoßes von "Viva Voce"

Live auf dem Hauptmarkt in Nürnberg: Unser Musikvideo zu „Stein des Anstoßes“ von Viva Voce

Beim Open-Air-Konzert mit der A-Cappella-Gruppe „Viva Voce“ und den Nürnberger Symphonikern auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg hat unser neues Musikvideo (YouTube) zum Viva-Voce-Song „Stein des Anstoßes“ vor tausenden von Gästen auf dem Hauptmarkt seine Premiere gefeiert. In bunten Bildern zeigt das Video die Arbeit, das Engagement und die Visionen des Partnerschaftscentrums Mission EineWelt und seiner Partnerkirchen. Der „Stein des Anstoßes“ ist dabei nicht etwa negativ gemeint, sondern der kleine Stein bringt etwas Großes ins Rollen.

Gemeinsam mit seinen Partnerkirchen in Lateinamerika, Afrika und dem Pazifik arbeitet Mission EineWelt daran, die Welt ein Stück weit gerechter zu gestalten. Vielfältige Begegnungen, wie zuletzt der Besuch von rund 70 Menschen aus den Partnerkirchen, tragen dazu bei, auf Augenhöhe miteinander darüber ins Gespräch zu kommen, wie Lebensbedingungen hier wie dort verbessert werden können und was wir alle in unserem Arbeits- und Lebensumfeld zum Frieden und zur Bewahrung der Schöpfung beitragen können. Das Musikvideo, das übrigens von der hauseigenen Mediengestalterin Daniela Denk designt wurde, gibt einen vielseitigen Einblick in unsere Partnerkirchen und macht Lust, sich intensiver für die Arbeit von Mission EineWelt zu interessieren.

Wie viel Freude allen Mitarbeitenden das „Sommermärchen Kirchentag“ bereitet hat, zeigt dazu unsere kleine Kirchentagsrevue.

Bayerische Eine-Welt Tage in Augsburg

Bayerische Eine-Welt Tage in Augsburg

Auch dieses Jahr ist das Centrum Mission EineWelt wieder dabei mit Infostand und Bildungsmaterialien zum Globalen Lernen bei den „Bayerischen Eine Welt-Tagen“ mit „Fair Handels Messe Bayern“ in Augsburg. Beim jährlichen Treffpunkt für „Eine Welt-Akteure“ in Bayern im „Kongress am Park“ präsentieren sich neben den Bildungsakteuren für globale nachhaltige Entwicklung auch Importorganisationen des Fairen Handels mit ihren neuesten Trends und Initiativen aus allen „Eine Welt-Bereichen“. Mission EineWelt stellt seine interaktiven ausleihbaren Ausstellungen zu den Themen „Mein Smartphone – eine Rohstoffkatastrophe?“, „Was hat Hunger mit Soja zu tun?“, „Ressourcen im Pazifik“ sowie Bildungskisten für die Arbeit in Schule und Gemeinde zu verschiedenen Themen vor. Des Weiteren werden am Stand von Mission EineWelt Unterschriften für die Reparaturbonus-Petition gesammelt sowie die Handyaktion Bayern beworben: Alte kaputte Mobiltelefone können dort eingeworfen werden (weitere Infos: www.handyaktion-bayern.de )

Auch die Politik wird bei der Veranstaltung mit über 60 Organisationen und rund 1.500 Besucher*innen erwartet. Die bayerische EineWelt Ministerin, Staatsministerin Melanie Huml (CSU) und Schirmfrau der Handyaktion Bayern, wird die Messe eröffnen, auch Staatssekretärin im BMZ, Dr. Barbara Kofler (MdB, SPD) und Hep Monatzeder MdL, entwicklungspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion sind anwesend.

Besucher*innen können sich in 14 sogenannten „Infoshops“ zu aktuellen Themen aus den Bereichen Fairer Handel, Globales Lernen und Eine Welt-Partnerschaften informieren und mitdiskutieren. Für bio-faire Verpflegung ist gesorgt. Der Eintritt ist frei!

Beim Fairtradeschool-Treffen am Freitagvormittag bietet Mission EineWelt einen Workshop mit seinem digital-analogen Konsumkrimi zum Thema Handyproduktion an, der bereits ausgebucht ist.

Informationen zu allen Anbietern, Akteuren und Inhalten finden Sie online unter https://www.eineweltnetzwerkbayern.de/fairer-handel/

Die „Bayerischen Eine Welt-Tage 2023“ werden u.a. veranstaltet vom Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. (www.eineweltnetzwerkbayern.de), bei dem Mission EineWelt seit langem Mitglied ist.

Infos bei:

Gisela Voltz, gisela.voltz@mission-einewelt.de, Tel.:09874 91720

 

1. Reihe v.l.n.r.: Julio Caballero (Honduras), Karen Castillo (Guatemala), Katia Cortez (Nicaragua), Concepcion Angel (El Salvador), Victoria Cortez (Nicaragua) und Jeanette Perez Chavarria (Costa Rica); 2. Reihe v.l.n.r.: Wolfgang Schürger, Kerstin Schönleben, Ilo Utech (Nicaragua) und Rolando Ortez (Honduras)

1. Reihe v.l.n.r.: Julio Caballero (Honduras), Karen Castillo (Guatemala), Katia Cortez (Nicaragua), Concepcion Angel (El Salvador), Victoria Cortez (Nicaragua) und Jeanette Perez Chavarria (Costa Rica); 2. Reihe v.l.n.r.: Wolfgang Schürger, Kerstin Schönleben, Ilo Utech (Nicaragua) und Rolando Ortez (Honduras)

 

Kirchenrat Dr. Wolfgang Schürger, der Beauftragte für Umwelt- und Klimaverantwortung in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB), hat sich kürzlich mit Vertreter*innen aus den Kirchen Mittelamerikas getroffen, um über die globalen Herausforderungen des Klimawandels auch für die Kirche in Bayern zu sprechen. Die Gäste aus der Gemeinschaft Lutherischer Kirchen in Zentralamerika (Comunión de Iglesias Luteranas de Centro América, CILCA) waren im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentages nach Nürnberg und Neuendettelsau gekommen, u.a. um sich hier mit den deutschen Partnerschaftsbeauftragten für die Beziehungen zwischen bayerischen Dekanaten und den zentralamerikanischen Ländern zu treffen. Neben der Teilnahme an Veranstaltungen des Kirchentages und den Besuchen in bayerischen Gemeinden stand ein vielfältiges innerkirchliches Informations- und Vernetzungsprogramm auf der Tagesordnung der kleinen Gruppe.

Bei dem Treffen mit Wolfgang Schürger ging es vor allem um die Strategie der ELKB im Umgang mit den jetzt schon spürbaren Folgen des Klimawandels in Deutschland, wie etwa der zunehmenden Trockenzeit, dem Anstieg des Meeresspiegels an deutschen Küsten und dem zu frühen Einsetzen der Vegetationsperiode. Schürger fragte auch nach der Verantwortung von uns Christ*innen bei der Bewahrung von Gottes guter Schöpfung. Die CILCA-Teilnehmenden teilten Erfahrungen aus ihren Ländern und berichteten von Ernteausfällen, der Zunahme von Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen und Starkregen sowie der zunehmenden Verstädterung und Industrialisierung mit allen ihren sozialen Folgen.

Sowohl in Bayern als auch in den CILCA-Ländern laufen bereits Programme zur Abmilderung der Klimawandelfolgen für Mensch und Umwelt. Schürger erklärte, dass die ELKB bis 2025 Klimaneutralität anstrebe und derzeit mit einer Umstrukturierung von kirchlichen Einrichtungen beschäftigt sei. Das Beschaffungswesen, die Mobilität kirchlicher Mitarbeitender sowie die energetische Sanierung kirchlicher Liegenschaften stünden auf dem Prüfstand, um das Ziel bis 2025 erreichen zu können, erklärte Schürger. Die zentralamerikanischen Kirchen arbeiten ihrerseits an Sensibilisierung und Katastrophenprävention, aber auch an sehr konkreten Formen der CO²-Reduktion wie der Installation von speziellen Kochherden für Familien im ländlichen Raum, dies in Zusammenarbeit mit dem kirchlichen Kompensationsfond Klima-Kollekte.

Die Gäste aus Zentralamerika zeigten sich interessiert an den kirchlichen Programmen zum Umwelt- und Klimaschutz wie etwa dem „Grünen Gockel“ und diskutierten angeregt über Möglichkeiten, diese und ähnliche Projekte auch in ihren Ländern durchzuführen. „Klimagerechtigkeit ist ein Thema, das uns hier in Bayern mit unseren Partnern in den CILCA-Ländern vereint“, sagte Kerstin Schönleben, Leiterin des Referates Lateinamerika bei Mission EineWelt. „Wir alle müssen etwas tun, um unsere Umwelt besser zu schützen und den Klimawandel zu bekämpfen“, so Schönleben.

Mission EineWelt wird sich ab 2024 verstärkt mit dem Thema Klimagerechtigkeit auseinandersetzen und dabei vor allem auf die Erfahrungen und Ressourcen von Menschen in seinen Partnerkirchen in Lateinamerika, Afrika und dem Pazifik zurückgreifen.

Diakonin Barbara Twisselmann, Partnerschaftsbeauftragte im Dekanat Münchberg; Marianne Lorenz; Kimberley Akoko, Süd-Nord-Freiwillige im Dekanat Münchberg; Diakonin Sabine Wendler, Partnerschaftsbeauftragte der Rummelsberger Diakoninnen. (v.l.n.r.)

Diakonin Barbara Twisselmann, Partnerschaftsbeauftragte im Dekanat Münchberg; Marianne Lorenz-Jallah; Kimberley Amulei, Süd-Nord-Freiwillige von Mission EineWelt im Dekanat Münchberg; Diakonin Sabine Wendler, Partnerschaftsbeauftragte der Rummelsberger Diakoninnen. (v.l.n.r.)

Zu einem feierlichen Anlass kam jetzt unsere Mitarbeiterin in Liberia, Marianne Lorenz-Jallah, nach Deutschland. In Rummelsberg wurde die Diakonin für ihr 10-jähriges Dienstjubiläum in einem feierlichen Gottesdienst unter der Leitung der Ältesten der Rummelsberger Diakoninnengemeinschaft, Diakonin Elisabeth Peterhoff, und Oberkirchenrat Stefan Reimers, dem Personalreferenten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, geehrt. Die 43-jährige Diakonin arbeitet bereits seit dem 1. September 2017 im Auftrag des Partnerschaftscentrums Mission EineWelt für die Lutherische Kirche in Liberia (Lutheran Church in Liberia, LCC). Die ausgebildete Jugendreferentin ist hier in der Hauptstadt Monrovia für die Kindergottesdienste („Sunday School“) verantwortlich. Sie erstellt dazu Material, koordiniert die Kindergottesdienste in Gemeinden und führt Schulungen durch. Ehrenamtlich unterstützt wird die gebürtige Annabergerin dabei von ihrem liberianischen Ehemann, Jerome Jallah.

Diakon Claus Heim, Fachreferent für Tansania bei Mission EineWelt, und Pfarrer Dr. Samuel Dawai in der Kapelle von Mission EineWelt [Foto: Mission EineWelt]

Diakon Claus Heim, Fachreferent für Tansania bei Mission EineWelt, und Pfarrer Dr. Samuel Dawai in der Kapelle von Mission EineWelt [Foto: Mission EineWelt]

Samuel Dawai ist kein „Neuling“ bei Mission EineWelt. Bereits 2011 war er im Rahmen der Summer School zu Gast in unserem Partnerschaftscentrum, später dann noch einmal zu einer Konferenz hier am Ort. Jetzt, bei seinem dritten Besuch, ist Dawai in seiner noch recht neuen Funktion als Afrikareferent des Lutherischen Weltbundes (LWB) zu Gast bei den Kollegen im Afrika-Referat. Seit Juni 2022 hat der gebürtige Kameruner die Position des Afrikareferenten inne. Hier ist er für die 31 LWB-Mitgliedskirchen in 23 Ländern der Region zuständig. Der Neutestamentler Dawai war in seiner Heimatkirche, der Lutherischen Brüderkirche Kameruns (EFLC), 26 Jahre lang als Gemeindepfarrer, Bibelwissenschaftler und Leiter des vom EFLC geführten Kaélé-Seminars in Nordkamerun tätig. Von Yaoundé aus leitet Dawai jetzt das LWB-Länderprogramm für lutherische Kirchen in Afrika. Auf dem Rückweg von einem zehntägigen Retreat in Genf und Wittenberg wollte Dawai unbedingt auch einen Stopp bei Mission EineWelt einlegen. Hier stehen neben Gesprächen mit dem Team des Afrika-Referates auch das Kennenlernen der anderen Länderreferate und ihrer Programme auf der Tagesordnung. „Ich freue mich, hier zu sein, und zu erfahren, mit welchen Ländern das bayerische Partnerschaftscentrum Mission EineWelt partnerschaftliche Beziehungen pflegt. Natürlich nicht nur in Afrika, sondern weltweit“, so der 53-jährige Pfarrer.

Julia Ratzmann

Am 25. Juni, dem Tag der Seefahrer, wird seit einer internationalen Kirchenkonferenz der ICMA (International Christian Maritime Association) 2018 in Taiwan  auch der Fischer und ihrer harten Arbeit auf hoher See gedacht. Für Fischer und Matrosen ist dies wie ein zweites Weihnachten. Sie werden durch Geschenke wertgeschätzt.

Im lutherischen Begegnungszentrum im Fischereihafen von Singapur fluten seit vier Wochen die Crews der Fischer durch die Türen und erhalten im geldlosen Haus Tee, stärkende Nudelsuppen, Wasser und Biskuits. Darüber hinaus wird ihr riesiges Bedürfnis nach Kleidung gedeckt, zeitweise verändert sich das Center in einen Second-Hand-Shop für Bekleidung.

Auf Kleidungssuche (Foto: Andreas Latz)

Auf Kleidungssuche (Foto: Andreas Latz)

Junge Männer aus den Philippinen und Indonesien stöbern fröhlich durch die Kleiderberge und gehen mit gut erhaltenen T-Shirts, Hosen und Hemden zurück auf ihr Schiff. Die Gemeinden der Lutherischen Kirche von Singapur stehen treu an der Seite der ILSM, der International Lutheran Seafarers Mission of Singapore, und versorgen die Fischer unaufhörlich mit Altkleiderspenden.

Erst seit vier Wochen dürfen die Fischer von Bord und ins 15 Meter gegenüberliegende Begegnungszentrum kommen. Der Schock der Eigner, Kapitäne und Hafenautoritäten war seinerzeit groß, als schon verkaufter und gehandelter Fisch wegen der Covid19-Pandemie aus den Gefriertruhen der Supermärkte polizeilich ermittelt und der komplette Hafen einschließlich Fischverkauf für vier Wochen stillgelegt wurde. Viel länger als die Seeleute in der Handelsschifffahrt waren die Fischer gezwungen, im Hafen auf ihren kleinen Booten ohne Ausgangserlaubnis auszuharren. Bis dahin wurden sie von den Mitarbeitenden der Seemannsmissionüber die Relings der Schiffe hinweg mit dem Nötigsten versorgt.

Am 12. Juni hielt Seemannspastor Andreas Latz in der lutherischen Gemeinde zu Jurong eine Predigt, in der er auch über die Arbeit mit den Fischern sprach. Im Anschluss an diesen Gottesdienst bildete sich spontan eine Gruppe von 17 Freiwilligen, die unbedingt mithelfen wollten. Die Hafenautoritäten gewährten auf schriftlichen Antrag hin in kürzester Zeit Einlass, zwei Tage vorher trafen sich Vorstandsmitglieder, um den Raum festlich zu gestalten und zu schmücken. Eine Sponsorenfamilie fand sich, die die gastronomische Versorgung mit allen Formen gegrillten und gebratenen Huhns übernahm.

Per Plakat und persönlicher Einladung wurde schon vorher zum Tag der Seefahrenden und Fischer eingeladen.

Drei der sieben festgemachten Schiffe im Fischereihafen von Singapur mit der Crew der Noddyburry (Foto: Andreas Latz)

Drei der sieben festgemachten Schiffe im Fischereihafen von Singapur mit der Crew der Noddyburry (Foto: Andreas Latz)

Am Nachmittag des 25. Juni dann ein ungewöhnliches Bild: Sieben Boote lagen fest miteinander  verzurrt im Hafen, vor dem Zentrum wartete bereits eine große Anzahl Fischer.

Die Helfergruppe traf nach intensivem Security-Check ein. Schnell wurde beraten, wie die etwa 90 Fischer –  45 waren erwartet worden – versorgt werden konnten. So war es gut, dass die Andacht der Speisung der 5000 gewidmet war. Das Freiwilligenteam agierte in traumwandlerischer Sicherheit: Die Aufgaben wurden verteilt und in Gruppen zu je 30 wurden die Fischer hereingebeten

Ein Tischgebet in Tagalog eröffnete das gemeinsame Mahl (Foto: Andreas Latz)

Ein Tischgebet in Tagalog eröffnete das gemeinsame Mahl (Foto: Andreas Latz)

Mit einem Tischgebet der zumeist philippinischen Fischer in Tagalog begann das trubelige Miteinander, die Freiwilligen setzten sich hinzu. Die Fischer erzählten. Ein Smartphone-Kurzfilm zeigte, wie die Fischer an Bord mit einem Seil gesichert, der über die Reling hereinbrechenden tosenden See widerstanden. Viel Stolz spiegelte sich in den Augen der Fischer wider, dass sie „auserwählt“ sind, diese harte und gefährliche Arbeit zu verrichten.

Nach 45 Minuten wurde jede Gruppe mit einem neuen T-Shirt und einem frisch gedruckten Andachtsbuch in Tagalog verabschiedet.

Zum Abschied ein T-Shirt (Foto: Andreas Latz)

Zum Abschied ein T-Shirt (Foto: Andreas Latz)

Drei Mal wiederholte sich diese Prozession. Und am Ende sind wohl mehr als 90 Fischer satt geworden. Nur einer saß mitten in der Runde traurig am Tisch. Der Koch eines der Fischerboote, der sagte, das Abendessen sei vorbereitet und es gäbe gleich Hühnchen.

Ein Hartschalenkoffer macht Freude (Foto: Andreas Latz)

Ein Hartschalenkoffer macht Freude (Foto: Andreas Latz)

Der Tag der Seefahrenden und Fischer soll den fordernden Arbeitsalltag unterbrechen und statt genommen soll gegeben werden. Für einige Fischer im Begegnungszentrum war es sichtlich das erste Mal, dass sie am Tisch bedient und als wichtig und bedeutend erachtet wurden. Berührt und dankbar verabschiedeten sie sich schließlich.

Ein Fischer brachte sich zum Abschied erneut „mahnend“ in Erinnerung für einen gut erhaltenen Koffer, weil er bald nach zweijähriger Arbeit an Bord zu seiner Familie heimkehren könne. Nach getaner Aufgabe, ausgesprochen erfüllt, fuhr Seemannspastor Andreas Latz am Abend nach Hause und fand neben den Mülltonnen in seinem Wohnkomplex einen intakten großen Hartschalenkoffer.

Andreas Latz, Seemannspastor in Singapur

Migration gibt es schon lange, eigentlich schon seit Menschengedenken. Aber zumindest heutzutage ist sie ein Aufreger-Thema, nicht selten verklebt mit Vorbehalten und Ängsten. Diese negative Sicht ist

Sara Neidhardt, Geraldo Grützmann und seine Frau Rose bei der Eröffnung der Migrationsausstellung im Fembohaus

Sara Neidhardt, Geraldo Grützmann und seine Frau Rose bei der Eröffnung der Migrationsausstellung im Fembohaus

möglicherweise auch einer verengten zeitlichen Perspektive geschuldet. Das ist eine Erkenntnis, die in der Ausstellung „Evangelische Migrationsgeschichte(n)“ transportiert wird, die am 6. Juni im Nürnberger Fembohaus mit vielen, auch prominenten, Gästen eröffnet wurde. Sie zeigt die Migrationsgeschichten von 22 evangelischen Menschen aus den vergangenen fünf Jahrhunderten und repräsentiert eine Art Quintessenz der Kooperation von 12 Bildungsinstitutionen und Museen in Europa und den USA, die jeweils auch eigene Ausstellungen zum Thema anbieten. Teil dieser Zusammenarbeit ist auch die Ausstellung „Mission und Migration im 21. Jahrhundert“ des Teams der Ausstellung einBlick von Mission EineWelt.

Evelyn Reitz, Mussen der Stadt Nürnberg

Evelyn Reitz, Mussen der Stadt Nürnberg

Aus den gezeigten Migrationsgeschichten wird – wie aus vielen anderen auch – deutlich: Spätestens jenseits allzu kurzfristiger Betrachtung hat sich Migration als wunderbare Chance für alle Beteiligten erwiesen. Evelyn Reitz, Leiterin der Abteilung Kulturhistorische Museen der Museen der Stadt Nürnberg präsentierte in ihrer Eröffnungsrede gleich ein Beispiel: Erbauer des Fembohauses war ein Migrant. Der protestantische Tuchhändler Philipp van Oyrl flüchtete 1585 aus seine Heimatstadt Antwerpen, nachdem diese von katholischen spanischen Truppen erobert worden war, nach Nürnberg.

Mit Kirchentagsschal: Julia Lehner (CSU), Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg

Mit Kirchentagsschal: Julia Lehner (CSU), Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg

Auch die Nürnberger Bürgermeisterin Julia Lehner (CSU) betonte: „Wir vergessen allzu oft, dass Migration vor allem auch eine Chance ist.“ Bei allen Schwierigkeiten biete Migration unter anderem die Möglichkeit zur Horizonterweiterung, zum Einblick in andere Lebensformen und dazu, „gemeinsam Neues zu schöpfen“. Lehner erinnerte auch an den Kirchentag in Nürnberg von 1979. „Dort“, sagte sie, „habe ich eine Willkommenskultur erlebt, die für mich Maßstab geworden ist: Jede, jeder soll sich willkommen fühlen.“

Thomas Greif, Leiter des Museums und Archivs der Rummelsberger Diakonie

Thomas Greif, Leiter des Museums und Archivs der Rummelsberger Diakonie

Thomas Greif, Leiter des Museums und Archivs der Rummelsberger Diakonie und federführend in der Kooperation, bezog sich zusammenfassend auf einen Gedanken des Schirmherrn der Ausstellung, Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Demnach, so Greif, zeige das Ausstellungsprojekt, dass „Migration kein Phänomen unserer Zeit“ sei, sondern „zeitlos unser Menschsein“ präge. Für Greif persönlich sind Migration und Weltoffenheit nicht nur eine Chance, sondern auch ein Pfand auf eine gute Zukunft: „Wenn wir nicht untergehen wollen in dieser verrückten Welt, müssen wir Europäer zusammen nach vorne schauen und nicht den Populisten zurück in die Sackgasse der Nationalstaaten folgen.“

In Zeiten, in denen Europa sich anschickt, sich mehr und mehr nach außen abzuschotten und auf Abschreckung von Migrant*innen zu setzen, sind die Evangelischen Migrationsgeschichten ein wichtiges Signal – dafür, dass wir mit Abschottung gegen Menschen aus anderen Ländern eine wichtige Chance verpassen. Zu unseren eigenen Lasten.

Mehr Infos zur Ausstellungskooperation: https://evangelische-migrationsgeschichten.com

Jede Menge Potenzial – leider ungenutzt. Was sich liest wie die inzwischen zum Klischee verstaubte Werbung einer obskuren Sekte oder die zerknirscht-beflissene Einstiegsbeichte eines Workshops für sensoren-behangene Selbstoptimierer*innen, ist in diesem Fall die plakative Zusammenfassung einer nüchternen Bestandsaufnahme zur Entwicklung eines Landes. Es geht um Papua-Neuguinea, und die Bestandsaufnahme kommt von Bonnie Keoka, Leiter des Lutheran Development Service (LDS) der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea (ELC-PNG). Keoka arbeitet seit 1996 beim LDS, seit 2012 ist er Chef der Abteilung, die zu den Sozialen Diensten der ELC-PNG gehört. Er weiß also, wovon er spricht. Am Abend des 5. Juni kommen etwa 50 Menschen zu Mission EineWelt in den Otto-Kuhr-Saal. Viele haben in Papua-Neuguinea gearbeitet und sind dem Land, der ELC-PNG und vor allem den Menschen dort tief verbunden. Vieles von dem, was Keoka sagt, ist ihnen nicht neu.

Bonnie Keoka spricht bei Mission EineWelt über den Lutherischen Entwicklungsdienst (LDS) der ELC-PNG

Bonnie Keoka spricht bei Mission EineWelt über den Lutherischen Entwicklungsdienst (LDS) der ELC-PNG

Der graduierte Tropenlandwirt spricht von der riesigen Bio-Diversität in seinem Land, von üppigen Regenwäldern, von reichlich vorhandenem Wasser, vom Potenzial des Sonnenlichts. „Wir besitzen genügend Naturressourcen, um uns zu helfen, aber wir sind nach wie vor ein Entwicklungsland“, fasst er zusammen. Es ist ein Widerspruch in Gestalt nach wie vor ungelöster grundlegender Probleme. Keoka zählt sie auf, eines nach dem anderen: zu wenig Verkehrsverbindungen, keine flächendeckende Wasserversorgung, schlechte Energieversorgung, lückenhafte und unzuverlässige Telekommunikation, kaum Zugang zu Bildung und Wissen, schlechte Gesundheitsversorgung. Kurzum: fehlende oder mangelhafte Infrastruktur in vielen grundlegenden Bereichen. Dazu, so Keoka weiter, kämen Probleme wie Covid 19, Aids und der Klimawandel, der für viele Menschen in Papua-Neuguinea, insbesondere auf den kleinen Inseln vor dem Festland, längst existenzbedrohend ist.

Das alles führt, so erklärt es der kirchliche Berater, zu einem steilen Stadt-Land-Gefälle. In der Stadt gibt es vieles, auf dem Land mangelt es an fast allem. „Die ländliche Bevölkerung ist marginalisiert“, fasst Keoka zusammen. Bei einem Anteil der Landbevölkerung von etwa 80 Prozent an der Gesamteinwohner*innenzahl heißt das: Die überwiegende Mehrheit der Menschen in Papua-Neuguinea ist, wie man es hierzulande formulieren würde, „abgehängt“. Dazu komme noch, dass staatliche Fördergelder für ländliche Regionen, nicht oder nicht in voller Höhe bei den eigentlichen Adressat*innen landen. Das, so Keoka, stärke nicht unbedingt das Vertrauen der Bevölkerung in den Staat und seine Initiativen.

„Vertrauen“ ist ab diesem Punkt eines der am häufigsten fallenden Wörter des Abends. Damit der Staat das bekomme, seien Transparenz und Good Governance erforderlich. Aber eben auch das Vertrauen der Menschen untereinander, erklärt Bonnie Keoka. Und vielleicht auch Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten? – Jedenfalls ist es einer der Punkte, an denen die Arbeit des LDS mit der Landbevölkerung ansetzt. Das Vertrauen innerhalb familiärer und verwandtschaftlicher Bezüge sei die grundlegende Basis für mehr, meint Keoka. Und das entstehe vor allem durch Teilhabe. Der LDS will, dass Menschen in ländlichen Gebieten über ihre Rechte Bescheid wissen und diese wahrnehmen können. Ein anderes großes Ziel ist der Zugang zu Bildung und Technologie. Zuvorderst geht es um Anbaumethoden und Wasserversorgung. Daraus ergeben sich wie von selbst die Basis-Strategien des LDS-Entwicklungsprogramms: Fußend auf verbesserten Anbaumethoden, sollen Vorratshaltung und die Erwirtschaftung von Gewinnen aus dem Verkauf sogenannter „Cash Crops“ wie beispielsweise Kaffeebohnen erlernt und gefördert werden. Zudem geht es um den Aufbau von gemeinschaftlicher Wasserversorgung mit Speicherkapazitäten und mit Solarenergie-gespeisten Pumpen. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Verbesserung des Zugangs zu Bildung und Gesundheitsversorgung.

Kinim Siloi, Referent für Kirchenpartnerschaften und Ökumene der ELC-PNG, sapricht mit einem Zuhörer

Kinim Siloi, Referent für Kirchenpartnerschaften und Ökumene der ELC-PNG, im Gespräch mit einem Zuhörer

Das klingt einleuchtend. Eine große Herausforderung, daraus macht Bonnie Keoka keinen Hehl, liegt weiterhin in der wirksamen Umsetzung der Strategien. Es brauche, betont er nochmals, Vertrauen. Der ebenfalls anwesende Referent für Ökumene und Kirchenpartnerschaften der ELC-PNG, Kinim Siloi, ergänzt: „Die Menschen müssen sich Dinge zu eigen machen, damit sie funktionieren.“

Es scheint, in Papua-Neuguinea seien Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen das Gebot von weit mehr als der sprichwörtlichen Stunde.

 

 

Bonnie Keoka ist im Rahmen des Evangelischen Kirchentags zu Gast bei Mission EineWelt und kann von 24.Juni bis 2. Juli 2023 von bayerischen Kirchengemeinden für Vorträge und Diskussionen eingeladen werden.

Weitere Infos: https://mission-einewelt.de/events/unser-gast-bonnie-keoka-aus-papua-neuguinea/