Mission EineWelt hat „Flucht und Migration“ als Schwerpunktthema

Die UN-Vollversammlung hat den 20. Juni zum zentralen internationalen Gedenktag für Flüchtlinge ausgerufen. Dieser Tag wird in vielen Ländern von Aktivitäten und Aktionen begleitet, um auf die besondere Situation und die Not von Millionen Menschen auf der Flucht aufmerksam zu machen.

Auch das Partnerschaftszentrum Mission EineWelt hat das Thema „Flucht und Migration“ zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit gemacht.

Bayerische Ministerien haben weiterhin Nachholbedarf beim Fairen Handel

Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller (CSU) ruft immer wieder Verbraucherinnen und Verbraucher auf, sich für den Einkauf fair gehandelter Produkte zu entscheiden und so einen Beitrag für mehr globale Gerechtigkeit zu leisten. Auch Unternehmen sollen soziale und ökologische Kriterien bei der Produktion beispielsweise von Textilien beachten. Hierzu hat Minister Müller unter anderem das „Textilbündnis“ auf den Weg gebracht. Wenn Unternehmen sowie Verbraucherinnen und Verbraucher sich besonders gut verhalten sollen, darf der Staat nicht tatenlos zuschauen. Ihm kommt eine Vorbildfunktion zu.

Das Eine Welt Netzwerk Bayern e.V., der bayerische Dachverband der Eine Welt-Initiativen, Hilfswerke und Weltläden, zu deren Mitgliedern auch das Partnerschaftszentrum Mission EineWelt gehört, hat nach 2011 zum zweiten Mal eine Umfrage bei bayerischen Ministerien durchgeführt, inwieweit dort fair gehandelte Produkte zum Einsatz kommen.

Dabei stellte sich heraus, dass dies immer noch eine Ausnahme ist. Weniger als die Hälfte der Ministerien bietet entsprechende Produkte im Kantinenbereich an. Bei Veranstaltungen ist der Einsatz fairer Produkte noch geringer.

Das Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. ist erfreut über die fairen Aktivitäten insbesondere im bayerischen Landwirtschaftsministerium und im Umweltministerium. Auch die Bayerische
Staatskanzlei kann in mehreren Bereichen gute Ergebnisse vorweisen. Enttäuscht ist der Dachverband hingegen, dass auch vier Jahre nach der ersten Umfrage immer noch in mehreren bayerischen Ministerien Pachtverträge für Kantinen neu vergeben worden sind, ohne dass im Einkauf auf soziale Kriterien in der Lieferkette Rücksicht genommen wurde. Ein Ministerium behauptet gar, dass es kaum Einfluss auf das Angebot der verpachteten Kantine habe. Ein weiteres Ministerium gibt an, dass die Lieferanten des Pächters angeblich keine fair gehandelten Produkte liefern könnten; ein anderes Ministerium hat fair gehandelte Produkte mit Produkten aus regionaler Produktion verwechselt. Die Nicht-Verwendung von fairen Produkten wurde auch mit fehlenden Bestimmungen begründet.

Obwohl Bundesminister Dr. Gerd Müller regelmäßig auf die Verantwortung in der globalen Lieferkette hinweist und „Fairen Handel statt Freihandel“ fordert, zeigen nach Ansicht des Eine Welt Netzwerkes Bayern die Ministerien viel zu wenig Engagement in diesem Bereich. Das Netzwerk fordert deshalb den Bayerischen Landtag auf, sich über den nachhaltigen Einkauf der öffentlichen Hand beispielsweise im Rahmen einer Anhörung zu informieren und bayerische Behörden an ihre Vorbildfunktion zu erinnern. Ähnlich wie auf Bundesebene solle sich außerdem die Staatsregierung selbst verpflichten, bis 2020 die Hälfte der Textilien aus sozialer und ökologischer Produktion zu beziehen sowie 95 Prozent Recyclingpapier zu benutzen.

Zudem ist die Bayerische Kantinenverordnung so zu ändern, dass künftig fair gehandelte Produkte zur Auswahl angeboten werden müssen. Die öffentliche Hand in Bayern ist somit im Bereich des Einkaufs aufgerufen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und durch verantwortungsbewussten Konsum einen Beitrag zu einer gerechteren Gestaltung der Globalisierung zu leisten.

Kontakt / Nachfragen:
Mission EineWelt
Pfarrerin Gisela Voltz

Tel.: 09122 / 36672-12

Weitere Informationen:

Das Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. ist der bayerische Dachverband entwicklungspolitischer Einrichtungen, Hilfswerke, Weltläden und lokaler Eine Welt-Netzwerke. Sie informieren über Ursachen und Hintergründe globaler Probleme. Durch Informations- und Bildungsveranstaltungen, Aktionen, Ausstellungen und Lobby-Arbeit stellen die Mitglieder des Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. unserer Gesellschaft immer wieder die Frage nach der Zukunftsfähigkeit unserer Lebensweise. Die (derzeit 151) kirchlichen und nichtkirchlichen Mitglieder des Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. wollen mehr Menschen dafür gewinnen, ihr Denken und Handeln an der Verantwortung für die Eine Welt zu orientieren. Mission EineWelt ist seit langem Mitglied im EineWelt Netzwerk Bayern. Dr. Jürgen Bergmann, Referatsleiter von Entwicklung & Politik im Partnerschaftszentrum, ist Vorstandsmitglied.

Linda Wong aus Malaysia zum Teaching-Preaching-Programm in Deutschland

Sie hat beruflich eine Sechs-Tage-Woche mit 48 Arbeitsstunden in der Immobilienbranche und engagiert sich daneben in der Lutherischen Kirche von Malaysia. Linda Wong ist im Kirchenvorstand, Lehrerin in der Sonntagsschule, Jugendberaterin, Liturgin und Schatzmeisterin im Kirchendistrikt. Und im Gespräch erzählt sie ganz nebenbei, dass sie auch die Spendenwerbung für einen Kirchenneubau organisieren soll, der rund 900.000 Euro kosten wird.

Seit Anfang Juni ist Linda Wong im Rahmen des Teaching-Preaching-Programms auf Einladung von Mission EineWelt in Bayern. Die 54-Jährige stammt aus Ipoh im Bundesstaat Perak, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Auf die Frage, wie sie all die Aufgaben unter einen Hut bringt und wo die Zeit für die Familie bleibt, sagt sie asiatisch-freundlich, der Mittwochabend gelte ganz ihren Mann und an Dienstagen und Donnerstagen kümmere sie sich um all das, was zuhause zu machen sei. Der Rest hört sich an wie ein mit dem Terminkalender fein abgestimmtes, durchgeplantes Leben für ihren Beruf und ihre Kirche.

Und ihr Terminkalender ist während der vier Wochen in Deutschland auch gut gefüllt. Schul- und Gemeindeeinsätze, bei denen sie über ihren Glauben und ihre Kirche und Gesellschaft in Malaysia erzählt und Fragen beantwortet. Sie ist auch beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart gewesen und war fasziniert über die vielen Christen an einem Ort, die hier zum Gebet, zu Gottesdienst und anderen Veranstaltungen zusammenkommen. Im überwiegend muslimischen Malaysia kennt sie solche Großveranstaltungen nicht. Hier in Deutschland seien die Christen in der Mehrheit, christliche Religion ein regelmäßiges Unterrichtsfach und die Schülerinnen und Schüler, die ihr begegnet sind, seien sehr interessiert gewesen und hätten viele Fragen gestellt.

Sie freue sich bei dem noch anstehenden Programm besonders auf die Begegnungen in Hof, wo es eine Partnerschaft zum Norddistrikt ihrer Heimatkirche gebe. Sie empfinde diese Partnerschaft als wunderbar und sei gespannt auf das Miteinander. Außerdem besucht sie in den kommenden Tagen gemeinsam mit den Hofer Partnern die Stätten, an denen Martin Luther gewirkt hat.

Auf die Frage, was sie uns Deutschen gerne mitgeben möchte, sagt sie spontan, dass nicht alle Muslime gewalttätig sind. Die meisten seien friedlich und das Zusammenleben funktioniere gut. Und sie nehme mit zurück in ihre Heimat, dass die Menschen hier sehr tolerant und höflich sind und die jungen Leute nicht anders seien als in ihrer Heimat.

Linda Wong wird am 30. Juni nach Malaysia zurückkehren.

Für Bürgermeister Gerhard Korn war es keine alltägliche Begegnung. Rund 30 Aborigines-Frauen, die als Chor nach Neuendettelsau gekommen und am gestrigen Mittwoch im Rathaus zu einem Empfang eingeladen waren. Ein Empfang in englischer Sprache, in dessen Verlauf der Frauenchor aus Zentralaustralien und ihre Begleitpersonen die Gemeinde Neuendettelsau und den Landkreis Ansbach kennenlernten.

Korn hieß im großen Sitzungsraum des Rathauses, in dem nicht nur der Gemeinderat tage, sondern auch Trauung stattfinden, den Chor australischer Ureinwohner willkommen und dankte für ihr Kommen. Im Gespräch mit den Gästen stellte sich heraus, dass sich einige Chormitglieder auch als „Gemeinderäte“ engagieren. Die äußeren Umstände sind allerdings kaum vergleichbar. Der „Landkreis“ in Australien umfasse ein Gebiet von 1.000 mal 500 Kilometer. Dort lebten aber lediglich rund 10.000 Menschen, wie Bürgermeister Korn auf Nachfrage erfuhr.

Als Vertreter des Ansbacher Landrats war der Windsbacher Bürgermeister Wolfgang Seidel gekommen. Zwischen dem Frauenchor und Windsbach gebe es eine Verbindung, eine musikalische. Der Windsbacher Knabenchor sei weltberühmt, was die australischen Gästen bestätigten. Seidel dankte Mission EineWelt für die Gelegenheit, Gäste von der anderen Seite der Welt hier begrüßen zu dürfen.

Für das Partnerschaftszentrum Mission EineWelt wies der stellvertretende Leiter Jochen Kronester darauf hin, dass erstmals ein Chor von Aborigines in Deutschland sei. Zwar gebe es eine lange Verbindung bis ins 19. Jahrhundert, in dem bayerische Missionare nach Australien gegangen sind und dort auch mit den Ureinwohnern gearbeitet und gelebt haben. Eine Frucht dieser langen Verbindung sei der gegenwärtige Besuch, mit dem der Frauenchor auf seiner Boomerang-Tour etwas zurückgeben möchte.

Dr. Hermann Vorländer, ehemaliger Direktor von Mission EineWelt, stellte den australischen Gästen ausführlich die Geschichte und Struktur der Gemeinde Neuendettelsau, das missionarische und diakonische Engagement Wilhelm Löhes und was daraus entstanden ist, vor. Mit einem Imbiss im neugestalteten Innenhof des Rathauses und einer Chordarbietung endete der etwa eineinhalbstündige Empfang.

Der Frauenchor ist noch bis zum 22. Juni in Deutschland unterwegs, bevor es dann zurück nach Australien geht.

Morgen Abend findet im Caritas-Pirckheimer-Haus (Königstraße 64, Nürnberg) eine Veranstaltung „begegnen und bewegen“ zum Thema „Pfingstkirchen – Herausforderung für die Evangelische Kirche“ statt.

Dr. Marceli Fritz-Winkel, Pfarrerin der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien und ehemalige Doktorandin von Mission EineWelt, gibt um 19:30 Uhr in einem kurzweiligen Vortrag Gedankenanstöße aus Brasilien zu diesem Thema. Im Anschluss daran bleibt Zeit für Diskussion und Gespräche.

Sie sind herzlich eingeladen!

Überwältigender Ansturm beim Alternativgipfel in München

Am 3. und 4. Juni fand der Internationale Gipfel der Alternativen mit um die 1.000 Teilnehmenden und 68 Referentinnen und Referenten aus aller Welt in München statt und endete mit Abschlusskundgebung und Großdemonstration von rund 35.000 Menschen gegen die Politik der G7 „TTIP stoppen! Klima retten! Armut bekämpfen!“.

Die Veranstalter, ein Trägerkreis von 38 Kooperationspartnern aus Kirchen, Politik, Gewerkschaften, Umweltschutz, Gesundheits- und Entwicklungsorganisationen, waren überrascht von dem Ansturm auf den Alternativgipfel. In der Begrüßung kritisierte Gisela Voltz von Mission EineWelt das von den G7 vorangetriebene Wirtschaftsmodell als nicht nachhaltig, vielmehr verschärfe es die sozialen Ungleichheiten und bringe unseren Planeten an die ökologischen Grenzen. Sie forderte ein Ende der Politik, die zu den globalen Krisen geführt habe und rief dazu auf, die weltweiten Proteste für einen grundlegenden transformativen Wandel zu nutzen. „Die Zeit ist reif für globale Gerechtigkeit. „Die Zeit ist reif für globale Gerechtigkeit!“, sagte die bayerische Pfarrerin.

Die beiden Eingangspodien, die unter dem Motto „Globale Machtverhältnisse“ und „Die Welt im Ausverkauf“ standen, setzten die verschiedenen Gipfel-Themen wie Freihandel, Kriege, Umweltzerstörung, Klimawandel, ausbeuterische Arbeitsbedingungen, Flucht/Migration zueinander in Beziehung. So bezeichnete der globalisierungskritische Soziologe Jean Ziegler die Regierungen der G7-Staaten als „Erfüllungsgehilfen“ der transnationalen Konzerne, die nur als „Befehlsempfänger“ zu deren Gewinnmaximierung beitrügen. Freihandelsverträge dienten der Erschließung neuer Absatzmärkte.

Die kolumbianische Menschenrechtsanwältin Liliana Uribe beklagte die negativen Auswirkungen der neoliberalen Wirtschaftspolitik und Freihandelsabkommen wie die Vertreibung von Kleinbauern/bäuerinnen von ihrem Land, um das Land für agroindustrielle Projekte oder den Abbau von Rohstoffen zu verwenden, die nicht der Versorgung der lokalen Bevölkerung dienen würden. Das führe zu Umweltzerstörungen, der die Regierungen keinen Riegel vorschieben.

Hubert Weiger, Vorsitzender des „Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland“ (BUND), forderte einen Paradigmenwechsel hin zu einem Wirtschaften, das auf der Grundlage ökologischer und sozialer Standards stattfinde. Nicht derjenige dürfe am meisten Profit haben, der am unökologischsten handle. „Wir brauchen Staaten, die Gemeinwohl-Interessen schützen und nicht die Privatinteressen von kleinen oder großen Konzernen“, ergänzte der Umweltexperte.

Die indische Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Jayati Ghosh kritisierte die geistigen Eigentumsrechte, die vor allem von den USA und Deutschland vorangetrieben würden. Gerade in der Klimawandelanpassung wäre ein technologischer Austausch und der Transfer von klimafreundlichen Technologien dringend notwendig.

In 25 Workshops wurde diskutiert und mögliche Alternativen von den Teilnehmenden formuliert. Diese wurden in der Aktion „Alternativgipfel goes Garmisch“ am vergangenen Freitag auf dem Bahnhofsplatz in Garmisch-Partenkirchen präsentiert. Der zerstörerische Kreislauf von übermäßigem Ressourcenhunger, Umweltzerstörung, sozialer Ausbeutung und Ausgrenzung, kriegerischen Konflikten sowie Wachstumszwang und Profitmaximierung müsse endlich beendet werden. Darin waren sich die teilnehmenden einig. Erreicht werden könne dies durch die Verbindlichkeit von Menschenrechten, sozialer und ökologischer Leitplanken, innerhalb derer die Wirtschaft sich bewegen müsse.

„Die Hoffnung seid ihr“, rief der Schweizer UN-Diplomat Jean Ziegler den Teilnehmenden bei seiner Abschlussrede auf der den Alternativgipfel abschließenden G7-Demo in München zu. „Ihr seid der Aufstand des Gewissens.“

Alternativgipfel im Livestream unter:
http://www.alternativgipfel.org/livestream-und-bilder/

Weitere Infos unter:
www.alternativgipfel.org

Der letzte Markttag ist schon vom Ende her geplant. Der Transporter muss vom Hotel auf das Kirchentagsgelände, damit er nach Schließung möglichst in der Nähe der Zelthallen steht. Aber der Einfahrtsschein ist in der Zelthalle geblieben. Trotzdem lassen uns die Helfer auf den großen Parkplatz. Quer durch die Zeltstadt am Neckarpark, Einfahrtsschein holen und wieder quer durch die Zeltstadt zurück zum Auto.
Auf Nachfrage erfahre ich gegen Mittag, dass die Zelte zwar um 18.30 Uhr schließen, die Transporter dürfen aber erst um 20.30 Uhr auf das Gelände. Das wird noch ein langer Tag, weil es heute noch nach Neuendettelsau zurückgeht. Hoffentlich ist es dann wenigstens ein bisschen kühler.
Zur Hitze der letzten Tage ist jetzt auch noch Schwüle gekommen. Den Besuchern ist das ins Gesicht geschrieben. Nur die Hitzeresistenten kommen gut zurecht. Immer öfter sind die Sirenen der Krankentransporter zu hören, die die Hitzeopfer einsammeln.
Am Stand ist es vormittags deutlich ruhiger geworden, doch der Zustrom nimmt gegen Mittag wieder zu. Die Spätentschlossenen suchen noch nach Nahrung für Körper, Verstand und Geist.
Am gestrigen Abend hat eine Besucherin am Spieltisch ihre Adresse hinterlassen. Sie will unbedingt unser Spiel „Wir haben genug“ bekommen, wenn es in einem Verlag erscheinen sollte. Das Spiel selbst geht nach dem Kirchentag nach Berlin, weil das dortige Missionswerk es unbedingt bei einer Veranstaltung in Norden/Ostfriesland vorführen will.
Schattenplätze haben Hochkonjunktur, jedes Fleckchen ist besetzt.
Das vorläufige Resümee: Es war wieder einmal ein erfolgreicher Kirchentag – trotz der Hitze. Vor allem bei jungen Menschen zeigt das Thema Mission keine Berührungsängste mehr. Die Themenvielfalt überzeugt, der spielerische Zugang baut Hindernisse ab – und immer mehr Stände entdecken den gleichen Ansatz für sich, Themen auf diese Weise an die Frau und den Mann zu bringen.
Ein paar Stunden liegen noch vor uns – ein paar interessante Stunden hoffentlich.

„Wo gibt es denn hier Trinkwasser?“ ist die wohl häufigst gestellte Frage auf dem Stuttgarter Kirchentag in diesem Jahr. Und es steht zu befürchten, dass es am morgigen Samstag reichlich Wasser geben wird. Der Wetterdienst hat Gewitter vorausgesagt.
Der Stimmung schaden die hochsommerlichen Temperaturen von mehr als 30° Celsius nicht. Angeregte Gespräche, ein spielfreudiges Publikum, lautes Gelächter, Stimmengewirr und interessante Prominente. Judy Bailey, die Sängerin, die beim Fest der weltweiten Kirche am 18. Juli bei Mission EineWelt ein Konzert geben wird, sitzt auf dem roten Sofa vor Zelthalle 13 und gibt ein Interview. Trotz ihres Erfolges ist sie auf dem Boden geblieben, lebt in einem kleinen Ort am Niederrhein und engagiert sich dort in der Flüchtlingsarbeit. Sie könne sich gut vorstellen, wie es den Menschen geht, die ihre Heimat verlassen mussten. In London geboren, auf Barbados aufgewachsen und nun seit 18 Jahren in Deutschland, fühle sie sich hier zwar zuhause. Sie wisse aber auch, was es heißt, eine Heimat zu haben und anderswo nun zuhause zu sein.
Währenddessen geht es am Stand weiter mit der Jagd nach den vier farbigen Bändchen. Und trotz der Hitze geht das Geschäft beim Würzburger Partnerkaffee am Gemeinschaftsstand gut. Manche Besucherinnen und Besucher sind einfach nur dankbar für einen Sitzplatz. Am Nebentisch im Cafe sitzt eine illustere Truppe aus Österreichern und Norddeutschen und lachen um die Wette. Der Kirchentag verbindet.
Und vor Zelt 13 sitzt nun Margot Käßmann auf dem roten Sofa und macht deutlich, was sie von Deutschland als drittgrößtem Waffenexporteur hält.“Wir sollten lieber mehr Geld in die Friedensarbeit stecken“, sagt sie. Und auf die Frage, ob sie in die Politik gehen wolle, meint sie nachdrücklich, dass die Zivilgesellschaft auch eine große Macht habe, Dinge zu verändern. Das habe das Beispiel der DDR gezeigt. „Die Kirchen wissen oft nicht, wie viel Macht zur Veränderung sie haben.“
Fortsetzung morgen.

Es ist laut. Überall stehen Grüppchen rum, reden, spielen, fragen und diskutieren. Der Strom junger Menschen auf der Jagd nach den vier Bändchen „engagieren, begeistern, stärken, begegnen“ bleibt gleichmäßig hoch.
Und während ich mir die ersten Notizen mache, kommt der Vertreter eines christlichen Verlags zum Stand. Sie wollen unser entwicklungspolitisches Spiel „Wir haben genug“ produzieren. Was wir dafür wollen, will er wissen. Wir tauschen Visitenkarten und schauen später weiter.
Das Menschengewirr bleibt, die Temperaturen im Zelt steigen auf gefühlt 35° Celsius. Am Glücksrad stehen Kinder und ihre Eltern und versuchen mit Antworten eines der Bändchen zu ergattern. Daneben tüfteln junge Leute unter Anleitung an einem Fadenspiel, während bei der katholischen Kollegen mit Herzbällen auf Dosen geworfen wird: „Herzen werfen – Gewalt abräumen“ wirbt für mutige Frauen in Übersee. Vier Spiele – vier Bändchen.
Draußen ist es fast angenehmer als in der großen Zelthallen. Menschen suchen Sitzplätze, deshalb ist auch das Partnercafe der Würzburger durchgehend gut besetzt. Heißgetränke gegen die Hitze. Gutes Wetter hat auch seine Nachteile.
Fortsetzung morgen.

Lutherische Missionare brachten im 19. Jahrhundert die christliche Botschaft zu den Ureinwohnern Australiens, den Aborigines. Nun ist ein Frauenchor von Aborigines aus fünf Regionen Zentralaustraliens erstmals in Deutschland, auf einer Boommerang-Tour. Sie wollen sich mit insgesamt 8 Konzerten und Auftritten bei 15 Veranstaltungen für das Engagement der deutschen Missionen bedanken und die christliche Botschaft zurück nach Deutschland bringen.
Der mehr als 30-köpfige Frauenchor traf nun beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart mit dem bayerischen Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzenden Dr. Heinrich Bedford-Strohm und Vertretern der Missionsorganisationen aus Bayern, Niedersachsen und Leipzig zusammen. Mit drei Liedern und einem traditionellen Gemälde bedankte sich die Delegation aus Australien für die Unterstützung aus Deutschland. Nach eigenen Worten „tief bewegt“ zeigte sich Bedford-Strohm, der in seinem Dankeswort die weltweite Verbundenheit lutherischer Christen betonte. Sorgen und Hoffnungen, aber auch den Glauben miteinander zu teilen, stehe im Zentrum der Gemeinschaft der lutherischen Christen.
Dr. Traugott Farnbacher, Referent für Papua-Neuguinea,Pazifik, Ostasien bei Mission EineWelt, betonte am Rand der Veranstaltung, dass es für die meisten der beteiligten Aborigines-Frauen die erste Auslandsreise sei. Insgesamt habe die Vorbereitung mehrere Jahre gedauert. Bis zum 22. Juni wird der Frauenchor noch in Deutschland unterwegs sei.