„Mit keiner Gruppe bin ich bisher so viel unterwegs gewesen.“ Jandir Sossmeier hatte für 14 Tage die Banda Brasileira auf ihrer Tour durch Bayern begleitet. In zwei Wochen hat die brasilianische Samba-Formation 25 Konzerte gegeben. Das waren an manchen Tagen tatsächlich drei Auftritte. „Der >Gottes-Faktor< hat mitgespielt“ bekennt die Banda „mit seiner Unterstützung haben wir das geschafft.“ Wertvoll war v. a. der Austausch mit Chören und MusikerInnen aus Deutschland. Die Banda hat deutsche Stücke gelernt und brasilianische Lieder weitergegeben. In Schweinfurt haben SchülerInnen und Lehrkräfte regelrecht Feuer gefangen, so dass beide Seiten hoffen, dass es zu weiteren Begegnungen kommen wird. Auch politisch bildete sich die 14-köpfige Gruppe aus Curitiba/Südbrasilien weiter. Im Doku-Zentrum in Nürnberg informierten sie sich über die Geschichte des Nazi-Unrechtsstaats. Was Deutschland aus der Vergangenheit gelernt hat, fassen sie so zusammen: „Heute wollen die Deutschen in die Gegenrichtung gehen. Sie überlegen, wie sie Menschen in anderen Ländern helfen können oder wie sie diese willkommen heißen, wenn sie nach Deutschland gelangen.“ Die Mitglieder der Banda Brasileira sind Nachfahren von deutschen Auswanderern. Jene waren im 19./20. Jahrhundert nach Brasilien emigriert in der Hoffnung auf ein Stück Land und ein besseres Leben - Wirtschaftsflüchtlinge quasi. Die deutschen Traditionen wurden mehr oder weniger „eingefroren“. Mit Überraschung nahmen die Mitglieder der Banda Brasileira daher wahr, dass viele Vorstellungen von Deutschland nur Klischees sind - von wegen alle Deutschen seien steif und verschlossen. Ihre Erfahrung ist: Das Publikum lässt sich begeistern und in Bewegung bringen, auch über das Applaudieren hinaus. Die Folge war, dass am Ende jedes Konzertes Zugaben gefordert wurden, berichtet die Banda stolz. Beim Coburger Samba-Festival gab es dank Banda Brasileira zum ersten Mal einen offiziellen Samba-Gottesdienst auf der Bühne am Markt. Die Brasilianer stellten fest: Auch in Deutschland gibt es den Wunsch nach mehr Lebendigkeit und offenen Formen im Gottesdienst. Ein Tipp aus Brasilien an Bayern: Wenn die Sehnsucht nach Samba und Capoeira mal wieder unerträglich werden sollte – in Weimar gibt es eine Escola Popular unter brasilianischer Leitung, die lässt sich auch gerne nach Franken und Bayern einladen! Adeus Almanha - und eine kulinarische Anregung werden sie aus Deutschland in ihre Heimat mitnehmen: Döner schmeckt allen!

Gedenkveranstaltung am 5. August 2016 mit Mission EineWelt und der Pazifik-Informationsstelle in Nürnberg

Am 6. August 1945 – vor 71 Jahren – zerstörte eine amerikanische Bombe die japanische Stadt Hiroshima. Der Abwurf dieser Bombe und ein zweiter Abwurf am 9. August auf Nagasaki sind weltweit zu einem Symbol für die menschen- und umweltverachtende Atomtechnologie geworden. Jährlich erinnern deshalb Friedens- und Menschenrechtsaktivisten – darunter auch Mission EineWelt und die Pazifik-Informationsstelle – an die rund 200.000 Toten dieser Tests und an die zahlreichen weiteren Opfer von Atombombentests im Pazifik, Algerien und der Maralinga-Wüste von Australien.

Zum diesjährigen Gedenktag lädt das Centrum Mission EineWelt am Freitag, 5. August 2016 von 21 bis 23 Uhr auf die Museumsbrücke in der Fußgängerzone von Nürnberg ein. Mit einer „Kerzenspur“ durch die Stadt, kurzen Redebeiträgen sowie Live-Musik soll dort gemeinsam ein Zeichen für Frieden und Versöhnung gesetzt werden.

Als „kleiner Gruß aus dem Pazifik“ werden darüber hinaus Blumenketten an die Passanten verteilt. Damit wird an die tahitianische Atomtestveteranenvereinigung „Moruroa e tatou“ erinnert. Die Nichtregierungsorganisation auf der Insel Tahiti engagiert sich seit Jahren für die Belange der rund 3.500 überlebenden Angestellten, die im Gelände von Moruroa und Fangataufa mit den Tests ober- und unterirdischer Atombomben beauftragt waren und bis heute an den Spätfolgen der radioaktiven Belastung (u. a. Blutkrebs und Schilddrüsenerkrankungen) leiden.

Unterstützt wird das Engagement von „Moruroa e tatou“ von Mission EineWelt bereits seit Jahren mit einem Sockelbetrag. Und in diesem Jahr sollen die Spenden anlässlich des Hiroshima-Gedenkens in die pazifikweite Aufklärungs- und Bildungsarbeit von „Moruroa e tatou“ fließen.

Unterstützen auch Sie die wichtige Arbeit in Tahiti mit Ihrer Spende!

Stichwort: Hiroshima

Mission EineWelt
IBAN: DE12 5206 0410 0001 0111 11
BIC: GENODEF1EK1
Evangelische Bank eG

Mission EineWelt unterstützt.

Mehr Informationen zur Gedenkveranstaltung  in Nürnberg erhalten Sie bei:
Julia Ratzmann (Pazifik-Informationsstelle, Tel.: 09874 9-1220) und
Gisela Voltz (Referat Entwicklung und Politik von Mission EineWelt, Tel.: 0911 36672-0)

Hiroshima Gedenktag 2015

Hiroshima Gedenktag 2015 in Nürnberg

Unsere Fürbitte für die Opfer der Atombombentests:

Hiroshima mahnt! Nagasaki mahnt! Tschernobyl mahnt! Fukushima mahnt!

Stärke die Lebenskraft der Menschen, die noch heute körperlich und seelisch leiden an den Folgen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki und an den Folgen der Atomwaffentests auf den pazifischen Inseln Moruroa und Bikini.

Lass ihre Zeugnisse nicht in Vergessenheit geraten,

damit sie uns helfen, die andauernden Gefahren der atomaren Rüstung so ernst zu nehmen, wie es nötig ist;

damit wir bei unserem Verlangen nach Sicherheit niemals setzen auf den Schutz der Massenvernichtungswaffen;

damit wir nicht nachlassen, von den Atommächten die Abrüstung zu verlangen, zu der sie sich vertraglich verpflichtet haben;

damit wir, zusammen mit allen Menschen, für die Bewahrung von Gottes guter Schöpfung einstehen und allen neuen Ansprüchen auf den Besitz von Atomwaffen widersprechen;

damit wir das Wohl unseres Landes fördern, indem wir den Abzug der verbliebenen Bomben aus Büchel in der Eifel fordern.

Weitere Berichte und Bilder der Atomtestveteranen sowie Informationen finden Sie unter:
http://www.moruroaetatou.com/

Mission EineWelt mobilisiert beim Jahresfest gegen CETA

„Es wurden 250 Unterschriften für die Zulassung des bayerischen Volksbegehrens gegen CETA gesammelt“, verkündete Hanns Hoerschelmann, Direktor von Mission EineWelt, am späten Sonntagnachmittag in der Schlussandacht zum Fest der weltweiten Kirche in Neuendettelsau. Damit wurde das gesteckte Ziel erreicht, ein Prozent der erforderlichen 25.000 Unterschriften gegen das europäisch-kanadische Freihandelsabkommen bei dem internationalen Fest zu sammeln.

Auf die Frage, was denn diese Stimmen wert sind, antwortete Pfarrerin Gisela Voltz, Fachreferentin für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei Mission EineWelt: „Das werden wir wahrscheinlich erst in 50 bis 100 Jahren wissen. Ich hoffe, dass diese mit zu einer Weichenstellung für ein gerechteres und nachhaltigeres globales Wirtschaften beitragen.“ Wir dürften nicht länger auf Kosten der Menschen in den armen Ländern des globalen Südens und nachfolgender Generationen leben, so die Theologin. „Immer mehr Menschen verstehen, dass soziale und ökologische Standards weltweit dringend notwendig sind, um globale Krisen wie Klimawandel, Ressourcenkonflikte und Flüchtlingskrise menschenwürdig lösen zu können.“ Wir bräuchten deshalb eine Politik für die Menschen und nicht für die Interessen von Konzernen.

Mission EineWelt sieht durch das Freihandelsabkommen bestimmte Rechte für Arbeitnehmende und Verbraucher/innen gefährdet, sowie Demokratie- und Umweltstandards verletzt. Darüber hinaus befürchtet das Partnerschaftszentrum negative Auswirkungen auf arme Entwicklungsländer, insbesondere für die kleinbäuerliche Bevölkerung. Ebenso würden mit CETA viele Regeln wie Investorenschutz, regulatorische Kooperation und mehr in Kraft gesetzt, die bei dem derzeit noch verhandelten TTIP-Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA kritisiert werden.

Mission EineWelt hat auch schon beim bayernweiten Aktionstag am vergangenen Samstag 170 Unterschriften in Augsburg sowie an einem Infostand in Nürnberg 240 Unterschriften gesammelt.

Obwohl nach Meldung der Trägerorganisationen des Volksbegehrens bereits 50.000 Unterschriften gesammelt wurden, können sich Befürworter noch bis zum kommenden Freitag (22. Juli) an der Rezeption des Caritas Pirckheimer Hauses, Königstraße 64 in Nürnberg sowie an der Rezeption von Mission EineWelt in Neuendettelsau, Hauptstraße 2, in die Unterschriftenlisten für den Zulassungsantrag eintragen.

Spannend wird es laut Gisela Voltz dann im Herbst, wenn die Bürgerinnen und Bürger selbst in Gemeindeverwaltungen und Rathäuser gehen sollen, um sich für das Volksbegehren gegen CETA einzutragen. Da werden dann die Unterschriften von zehn Prozent der Wahlberechtigten in Bayern benötigt. Bei einem Erfolg des Volksbegehrens müsste die bayerische Staatsregierung im Bundesrat gegen CETA stimmen.

Kontakt: Gisela Voltz, , Tel: 0911-36672-0

Veranstaltungshinweis:

Am Samstag, 17. September, findet eine Großdemonstration unter der Überschrift „Für einen gerechten Welthandel –TTIP & CETA stoppen!“ in München statt. Die Demo soll der Politik kurz vor der Entscheidung im EU-Ministerrat zeigen, dass große Teile der Bevölkerung eine andere Handelspolitik wollen.

Weitere Informationen zur Demonstration und Anreise: www.ttip-demo.de

 

Landesbischof Bedford-Strohm beim „Fest der weltweiten Kirche“ von Mission EineWelt

Strahlender Himmel, Informationsstände, Workshops, Ausstellungen, zwei Bühnenprogramme, reichlich Essen und Getränke und vor allem tolle Stimmung. Das Fest der weltweiten Kirche des Partnerschaftszentrums Mission EineWelt hatte mit mehr als 1.300 Gästen an diesem Wochenende großen Zuspruch. Und mit Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm auch einen prominenten Prediger, der zudem an einer Podiumsdiskussion mitwirkte und zu einer Signierstunde blieb.

Landesbischof Bedford-Strohm bei seiner Predigt in der St. Nikolai-Kirche. © MEW/Neuschwander-Lutz

Landesbischof Bedford-Strohm bei seiner Predigt in der St. Nikolai-Kirche. © MEW/Neuschwander-Lutz

In seiner Predigt am Sonntagmorgen in der St. Nikolai-Kirche wandte sich Bedford-Strohm gegen jegliche Form von Fanatismus. Er mahnte zur Vorsicht, die Welt in Licht und Finsternis einzuteilen und damit den Namen Gottes in Verbindung zu bringen. Der Landesbischof wurde beim Thema Waffenexporte sehr konkret. Wer immer über das Thema rede, dürfe nicht die Familien vergessen, deren Lebensunterhalt hier davon abhängt. Aber genauso wichtig sei es, „mit ihnen gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie sie ihren Lebensunterhalt auf andere Produkte gründen können“. Der EKD-Ratsvorsitzende klagte in seiner Predigt in Neuendettelsau nicht an. Aber es gehe ihm nach, dass 55 Prozent der bundesdeutschen Waffenexporte aus Bayern kämen. Es sei zu befürchten, „dass Waffen, die hier produziert werden, zur Finsternis anderswo beitragen“. Damit verwies er in der vollbesetzen Kirche auf einen Bericht der Süddeutschen Zeitung, dass 90 Prozent der Kriegswaffen an problematische Drittländer wie Katar und Saudi-Arabien geliefert werden.

Mit einem Treffen ehemaliger Mitarbeiter hatte am Samstag der Veranstaltungsreigen begonnen. Rund 50 frühere Mitarbeitende aus dem In- und Auslandsbereich von Mission EineWelt waren gekommen, um sich über neueste Entwicklungen in der Arbeit der landeskirchlichen Einrichtungen und der mehr als 20 Partnerkirchen weltweit zu informieren. Erstmals wurde am Nachmittag eine Lila Nacht mit Picknick im Innenhof des Partnerschaftszentrums gestartet und am Abend mit dem schon traditionellen Open Air-Konzert fortgesetzt. Da waren schon mehr als 500 Besucherinnen und Besucher gekommen.

Tolle Stimmung vor der Innenhof-Bühne bei Mission EineWelt. © MEW/Neuschwander-Lutz

Tolle Stimmung vor der Innenhof-Bühne bei Mission EineWelt. © MEW/Neuschwander-Lutz

Zum Fest am Sonntag mit weit mehr als 30 Info-Ständen, Workshops, Ausstellungen, mit Aktivprogramm für Jung und Alt sowie einem umfangreichen Programm auf den beiden Bühnen kamen rund 800 Menschen. In einem Podiumsgespräch mit Seemannsdiakon Markus Schildhauer äußerte sich Landesbischof Bedford-Strohm dankbar für die Arbeit von Mission EineWelt. Mission habe die Aufgabe, das auszustrahlen, wovon wir als Christen sprechen. Die Welt sei Eine Welt und keine Welt der Unterschiede. „Wir müssen aufhören, uns die Köpfe einzuschlagen und Konflikte mit Gewalt zu lösen.“

Im Gottesdienst am Sonntagmorgen waren das Ärzte-Ehepaar Florian und Katrin Schwöbel und die Ärztin Eghosa Obaseki für einen mehrjährigen Dienst an zwei Krankenhäuser in Papua-Neuguinea ausgesandt worden. Zum Abschluss des Festes wurden auf der Bühne im Innenhof die 35 jungen Freiwilligen, die für ein Jahr in einem Projekt in einer der bayerischen Partnerkirchen in Asien, dem Pazifik, in Afrika und Lateinamerika mitarbeiten werden, gesegnet und ausgesandt.

Mission EineWelt veranstaltet erstmals erfolgreich Picknick vor Konzert

Ein milder Sommernachmittag und -abend, rund 70 Biertischgarnituren sind im Innenhof aufgestellt und mit weißen Tischdecken und lila Kerzen dekoriert. In den Bäumen sind Strahler montiert, die ein lila Licht streuen. Die Innenhof-Bühne steht bereit, die Bankreihen davor ebenfalls.

Die Windsbacher Band „Saturday“ bei diesjährigen Open Air-Konzert von Mission EineWelt. © MEW/ Neuschwander-Lutz

Die Windsbacher Band „Saturday“ bei diesjährigen Open Air-Konzert von Mission EineWelt. © MEW/ Neuschwander-Lutz

Aus Brasilien war „Banda Brasiliera Escola Popular“ nach Neuendettelsau gekommen. Die Band wird noch weitere Auftritte in Bayern haben. © MEW/ Neuschwander-Lutz

Aus Brasilien war „Banda Brasiliera Escola Popular“ nach Neuendettelsau gekommen. Die Band wird noch weitere Auftritte in Bayern haben. © MEW/ Neuschwander-Lutz

Samstagnachmittag bei Mission EineWelt. Alles ist vorbereitet für die erste „Lila Nacht“ und das schon traditionelle Open Air-Konzert als Bestandteile des diesjährigen Jahresfestes der landeskirchlichen Einrichtung. Das „Fest der weltweiten Kirche“ beginnt mit einem Treffen ehemaliger Mitarbeitenden. Etwa 50 sind gekommen, um sich über aktuelle Entwicklungen zu informieren. Sie werden nach ihrem Treffen zu den übrigen Gästen stoßen. Um 17 Uhr füllt sich langsam der Innenhof. Einzelne Personen und ganze Gruppen suchen ihren vorbestellten Tisch, um mit Familie oder Freunden zu picknicken. Für Getränke ist gesorgt, das Essen bringen die Gäste selbst mit.

Mehr als 400 Menschen sind es am Ende, die die Tischreihen füllen, Essen miteinander teilen, sich unterhalten. Reichlich gute Stimmung bei dieser ersten „Lila Nacht“. Die 5 Euro, die als Miete für einen Tisch zu entrichten waren, gehen in ein Projekt in Tansania.

Mit der Windsbacher Band „Saturday“ und der brasilianischen Gruppe „Banda Brasiliera Escola Popular“ ging um 19.30 Uhr der Abend in das Open Air-Konzert über. Christliche Songs und lateinamerikanische Rhythmen wechselten sind ab und sorgten für einen bewegten Ausklang des ersten Tages beim diesjährigen „Fest der weltweiten Kirche“. Am Ende waren mehr als 500 Menschen zu Mission EineWelt gekommen.

Anfang Juli fand ein Frauenstudientag in Nürnberg statt

Von der Reformation an bis ins 21. Jahrhundert hinein haben Frauen wichtige reformatorische Impulse gesetzt. Zu dieser „weibliche Seite der Reformation“ und ihrer Wirkungsgeschichte fand am 2. Juli in Nürnberg ein Studientag von Mission EineWelt statt. Frauen aus den Partnerkirchen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern berichteten dabei von ihren Erfahrungen im Gemeindeleben und über die Entwicklung der Frauenordination weltweit.

Die Reformation ist global geworden. Sie hat sich in den letzten Jahrhunderten über die Kontinente hinweg ausgebreitet. Eine wichtige Rolle dabei hatten die Frauen. „Sie waren es, die zur Zeit der Reformation die Bibel lasen, sich für reformatorische Ideen einsetzten und diese verbreiteten. Sie erkannten, welche Freiheit in der Heiligen Schrift steckt“, so Ulrike Hansen, Studienleiterin bei Mission EineWelt, bei ihrer Einführung in das Thema des Studientages.

Doch obwohl Martin Luther den Begriff des „Priestertums aller Getauften“ prägte, kämpfen Frauen bis heute in einigen lutherischen Kirchen für die Ordination von Theologinnen. Über die „gleiche Vollmacht für Frauen und Männer“ berichtete Dr. Cornelia Schlarb von der Georg-August-Universität Göttingen ausführlich. Die Koordinatorin des Studiengangs „Intercultural Theology“ stellte heraus, dass die Taufe alle zu Priestern mache und jeder Christ und jede Christin durch sie einen „Anteil am geistlichen Stand“ besitze.

Theoretisch ist damit das Fundament für die Frauenordination gelegt. Die Umsetzung in der Praxis sieht jedoch anders aus: Der Einzug einer „Gleichstellung im geistlichen Amt“ begann in den evangelischen Kirchen erst im 20. Jahrhundert. In einigen lutherischen Kirchen fordern es die Frauen bis heute. Die aktuellen Entwicklungen in Tansania und Papua-Neuguinea wurde im Fortgang des Studientages aufgezeigt.

In der Süddiözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT) werden beispielsweise erst seit 1992 Theologinnen ordiniert. Juliane Kilagwa, selbst aus dieser Diözese stammend und aktuell als ökumenische Mitarbeiterin von Mission EineWelt in Bayern, führte in ihrem Beitrag aus, dass heute dort 20 Pfarrerinnen in den Gemeinden und im Bereich Seelsorge und Diakonie arbeiten. Immerhin 13 Prozent aller 150 Mitarbeitenden im Pfarrdienst. Nach bayerischem Vorbild gäbe es zudem seit einigen Jahren in Tansania auch einen Theologinnenkonvent, der sich für die Rechte von Pfarrerinnen in der ELCT einsetzt.

Über die Situation in der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea (ELC-PNG) berichtete Frau Hofagao Kaia Hauth. Die Kirche akzeptiere zwar die Frauenordination anderer lutherischer Kirchen, doch in ihrer Heimatkirche werden keine Frauen ordiniert. „Es liegt noch ein weiter Weg vor uns. Wichtig ist die Akzeptanz bei Männern und Frauen“, so Hofagao Kaia Hauth. Darüber hinaus wäre auch die Übertragung von verantwortungsvollen Aufgaben an Frauen in der ELC-PNG relevant, ergänzte Pfarrerin Verena Fries, die lange Zeit als bayerische Mitarbeiterin in der ELC-PNG tätig war. „Es geht darum, die Frauen künftig mehr zu unterstützen und weiter zu stärken.“

Tipp: Eine interaktive Karte zu bedeutende Frauen in der Reformationsgeschichte und weiteres Material zum Thema „Frauen und die Reformation“ finden Sie unter: http://frauen-und-reformation.de/

Demonstration vor dem Europäischen Patentamt in München

Schon lange kämpft ein breites Bündnis aus bäuerlichen, ökologischen und entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen gegen die Flut von Patentanträgen auf Pflanzen und Tiere. Bei einer Demonstration am 29. Juni vor dem Europäischen Patentamt (EPA) in München, an der auch Mission EineWelt vertreten war, richteten die Veranstalter ihre Forderungen nun an den Verwaltungsrat des EPA. Der überwacht die korrekte Auslegung des Patentrechts und tagte zu diesem Zeitpunkt in München.

Weniger als zehn Konzerne dominieren heute den Weltmarkt für Saatgut und Pestizide. Mittels der Patentierung von Pflanzen und Tieren versuchen diese Unternehmen, ihren Einfluss auf die weltweite Nahrungs- und Futtermittelproduktion auszudehnen. Durch ihre Lizenzen wollen die Agrar-Multis wie Monsanto und Syngenta die gesamte Lebensmittelkette kontrollieren. Die Folgen sind steigende Preise vom Saatgut bis zum Lebensmittel, Marktkonzentration im Saatgutbereich durch Aufkauf mittelständischer Züchter und die Verdrängung regionaler und traditioneller Sorten.

 

Angela Müller, Agrarexpertin von Mission EineWelt, fordert den Verwaltungsrat auf, sich an die geltenden Gesetze zu halten. (Müller hier mittig am Mikro)

Angela Müller, Agrarexpertin von Mission EineWelt, fordert den Verwaltungsrat auf, sich an die geltenden Gesetze zu halten. (Müller hier mittig am Mikro)

Die Patente auf Pflanzen und Tiere werden dabei in Europa meist vom Europäischen Patentamt (EPA) mit Sitz in München vergeben. Durch sie erhalten die Inhaber das Exklusivrecht an der kommerziellen Nutzung ihrer „Erfindung“. Mit den Patenten auf Pflanzen und Tiere werden Lebewesen und deren Erbgut zu Ware degradiert. Ethische Aspekte spielen bei der Antragsprüfung kaum eine Rolle.

Die Patente auf Pflanzen und Tiere werden für Europa meist vom Europäischen Patentamt in München vergeben. Durch sie erhalten die Inhaber das Exklusivrecht an der kommerziellen Nutzung ihrer „Erfindung“. Mit diesen Patenten werden Pflanzen und Lebewesen und deren Erbgut zur Ware degradiert. Ethische Aspekte spielen bei der Antragsprüfung kaum eine Rolle.

Über 100 Demonstranten, darunter auch die Agrarexpertin Angela Müller von Mission EineWelt, kritisierten Ende Juni diese Missstände in München. Sie forderten, sich zukünftig an geltende Gesetze zu halten. Denn trotz eines grundsätzlichen Verbots der Patentierung auf Pflanzen- und Tierarten im europäischen Patentgesetz, wird dieses Verbot vom EPA immer wieder umgangen und Patente insbesondere auf Saatgut vergeben. Müller erklärt, dass der freie Zugang zu Saatgut für die bäuerlichen Familien weltweit der Schlüssel zur Welternährung sei. „Patente, egal ob auf konventionell gezüchtete oder gentechnisch manipulierte Pflanzen, behindern die Hungerbekämpfung“, betonte die Agrarexpertin.

Übergabe der gesammelten Unterschriften an den Verwaltungsrat.

Übergabe der gesammelten Unterschriften an den Verwaltungsrat.

Im Rahmen der Demonstration konnte eine kleine Delegation mit dem Verwaltungsrat sprechen und die entsprechenden Forderungen vorbringen. Weiterhin wurden über 800.000 gesammelten Unterschriften an den Präsidenten des Verwaltungsrats übergeben. Die wurden bei einer Unterschriftenaktion unter dem Titel „Patente auf Leben stoppen!“ gesammelt. Menschen aus ganz Europa hatten sich daran beteiligt.

 

 

 

30 Vertreterinnen und Vertreter aus der Lutherischen Kirche Australiens bei Mission EineWelt zu Gast

Seit über 150 Jahren besteht eine lebendige Beziehung zwischen der Lutherischen Kirche Australiens, kurz LCA, und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Anlässlich der Lutherdekade ist nun eine australische Studiengruppe auf den Spuren von Martin Luther zu Gast in Bayern. Vom 1. bis 14. Juli sind die Teilnehmenden im Centrum Mission EineWelt und machen – ausgehend von Neuendettelsau – Ausflüge nach Coburg, Regensburg, Dachau und in das Dokumentationszentrum nach Nürnberg. Abschluss und zugleich Höhepunkt der Studienreise ist die Besichtigung der Wirkungsstätten Martin Luthers. Neben der Geburtsstätte des Reformators steht unter anderem ein Besuch der Wartburg und der Stadt Wittenberg auf dem Programm.

Ziel der Reise, die unter der Überschrift „Learning about Luther’s Life “ steht, ist es, die Zusammenhänge und Auswirkungen der Reformation erfahrbar zu machen. Darüber hinaus steht der persönliche Austausch und die Stärkung der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den Kirchen im Vordergrund.

Mehr Informationen zu den einzelnen Programmpunkten der Studienreise finden Sie im nachfolgenden PDF:
Ablaufplan Studienreise (PDF)

Mission EineWelt lädt zu einer interdisziplinären und internationalen Konferenz ein

Wie haben – insbesondere religiöse – Flüchtlinge die Topographie von Städten und Landschaften verändert und verändern sie noch? Ganze Städte sind architektonisch geprägt durch historische und aktuelle Fluchtbewegungen. Schon in der Antike hat sich die Ansiedlung von Flüchtlingen städtearchitektonisch in der Errichtung eigener Stadtviertel für die Flüchtlinge niedergeschlagen, wie Ausgrabungen belegen. Spuren jüngerer Flüchtlingsbewegungen – etwa der Hugenotten, die sich aus religiösen Gründen aus Frankreich fliehend z. B. in Erlangen niederließen – haben ganzen Städten ein charakteristisches Erscheinungsbild gegeben. Zeltstädte, provisorisch errichtete Hallen, aber auch im Lauf der Jahre von Stoff zu Blech oder Beton gewordene Unterkünfte für Flüchtlinge prägen heute hier wie auch in Kenia und vielen anderen Ländern Landschaften, mal versteckter, mal offener, von der Zeltstadt über provisorische Hallenkonstruktionen bis zur Hugenottenstadt.

Was sagt die jeweilige „Architektur“, der materielle Raum, über die Integration oder die bewusste Distanznahme zu Geflüchteten aus? Werden Flüchtlinge und insbesondere religiöse religiös gebundene AsylbewerberInnen ghettoisiert oder gelten sie als willkommene Spezialisten für die Entwicklung der Volkswirtschaft? Verstehen religiöse Flüchtlinge und Migranten ihr Leben im Zielland als eine Existenz in der Diaspora oder im „gelobten Land“? Und wie drückt sich dies architektonisch-alltagskulturell, aber auch hinsichtlich religiöser Bauten aus? Wie wird der öffentliche und private Raum ausgehandelt? Und welche Vorstellungen von „Räumen für Flüchtlinge“ leiten heute Verantwortliche in Politik, Kirche und Gesellschaft?

Die international und interdisziplinär hochgradig besetzte Konferenz findet in Kooperation mit der Universität Erlangen (Lehrstuhl für Religions- und Missionswissenschaft), der Universität Marburg (Lehrstuhl Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte), der Beauftragten für Flüchtlingsarbeit und Asylfragen im Evangelisch-Lutherischen Dekanat Erlangen und Mission EineWelt statt.

  • Zeit: Do., 14.7., 11.00 Uhr, bis Fr., 15.7., 15.30 Uhr
  • Veranstaltungsort:
    • Do. und Fr. (tagsüber): Gemeinschaftshaus Herz Jesu, Katholischer Kirchplatz 8, Erlangen
    • Do. um 18.30 Uhr: Kleiner Hörsaal, Bismarckstr. 1a, Erlangen

27 Pfarrerinnen und Pfarrer diskutierten beim zweiten brasilianisch-bayerischen Pastoralkolleg vom 8. bis 22. Juni bei Mission EineWelt.

Die Vorbereitungen auf die Olympischen Sommerspiele 2016 laufen in Brasilien auf vollen Touren. Nachrichten, dass Straßen und das öffentliche Verkehrsnetz nicht fertig werden würden, beschäftigen die internationalen Medien. Die Welt blickt gespannt auf den flächen- und bevölkerungsmäßig fünftgrößten Land dieser Erde.

Doch wie es hinter den Kulissen – fernab des Medientrubels – in der brasilianischen Gesellschaft wirklich aussieht, davon konnten sich in den vergangenen Wochen 14 bayerische Pfarrerinnen und Pfarrer ein Bild machen. Bei dem zweiten brasilianisch-bayerischen Pastoralkolleg trafen sie auf 13 Kolleginnen und Kollegen aus Übersee, um gemeinsam unter der Überschrift „Licht welcher Welt“ die Situation in beiden Ländern sowie Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden lutherischen Kirchen zu erörtern. Eingeladen dazu hatte das Pastoralkolleg Neuendettelsau unter der Leitung von Dr. Christian Eyselein und das Partnerschaftszentrum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Mission EineWelt.

„Besonders die Verschiedenheit der Kirchen macht den Austausch so wichtig“, so Hans Zeller, Lateinamerika-Referent von Mission EineWelt, zur Relevanz dieser Begegnung. Brasilien war bis Ende des 20. Jahrhunderts ein Einwanderungsland. Aus diesem Grund leben dort heute viele verschiedene Ethnien und es gibt eine große religiöse Vielfalt.

Diskussionsrunde und Gruppenarbeiten waren wichtige Programmpunkte des Pastoralkollegs

Diskussionsrunde und Gruppenarbeiten waren wichtige Programmpunkte des Pastoralkollegs

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Brasilien bildet mit ihren 700.000 Mitgliedern eine Minderheit. Lediglich in den drei südlichen Staaten Brasiliens Rio Grande do Sul, Santa Catarina und Paraná gibt es große Gemeinden, die auch in der brasilianischen Gesellschaft wahrgenommen werden. In den anderen Gebieten Brasiliens ist sie eine Diasporakirche. „Meine fünf Gemeinden mit 250 Gemeindegliedern an der Transamazônica, im Bundesstaat Pará, sind über 500 km verteilt“, erläuterte beispielsweise Adriel Raach, Pfarrer in Rurópolis den interessierten Kursteilnehmern seine Lebens- und Arbeitssituation. Schließen könne man die Gemeinden nicht, da die Kirche für die Menschen, die sich im Amazonaswald eine Existenz aufbauen wollen, ein wichtiger Raum der Geborgenheit und Stärkung wäre, so der Brasilianer. Als „Ort der Stille“ bezeichneten wiederum Raachs Kollegen Marcos Ebeling und Geraldo Graf, beide Pfarrer in São Paulo, ihre Kirche. Die 12 Millionen Einwohner der Stadt kämen nicht mehr zur Ruhe und suchten hier nach einem entsprechenden Raum.

Einen starken Kontrast dazu findet man in Bayern: Das Bundesland hat nicht einmal so viele Einwohner wie die Großstadt São Paulo, doch Diaspora kennt man auch hier – allerdings eben anders. Die Fragen an die bayerischen Teilnehmenden richteten sich jedoch weniger danach, sondern vielmehr nach der aktuellen Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa. Dr. Heiko Grünwedel, Pfarrer in Donauwörth, berichtete den brasilianischen Kolleginnen und Kollegen über seine Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit. „Christen verschiedenster Konfessionen kommen zusammen, um Flagge zu zeigen und um den Geflüchteten die Integration in die deutsche Gesellschaft zu erleichtern“, so Grünwedel.

Ein Highlight des Kurses war neben dem Austausch in Diskussionsrunden und Gruppenarbeiten die sogenannte „Luthertour“, eine Besichtigung der Wirkungsstätten Martin Luthers. „Wir sind ständig dazu aufgerufen unsere lutherische Identität zu erklären, da die Bevölkerung von Predigern des Wohlstandsevangeliums verführt wird“, so der Brasilianer Joao Paulo, für den dieser Programmpunkt eine besondere Bedeutung hatte.

Gottesdienstbesuch der Pastoralkolleg-Teilnehmenden

Gottesdienstbesuch der Pastoralkolleg-Teilnehmenden

Den Abschluss des Pastoralkollegs bildete der Besuch bayerischer Gemeinden. Durch die Gespräche mit den Gemeindegliedern wurde auch hier die weltweite Kirche erlebbar gemacht. „Für uns war der Besuch der brasilianischen Gäste ein besonderes Ereignis, da wir damit die Eine Welt und die weltweiten Herausforderungen der Kirche vor Ort wahrnehmen konnten“, erzählt Peter Stier, Pfarrer in Marktsteft.