Die evangelisch-lutherischen Bischöfe Tansanias haben gemeinsam ein siebenseitiges Osterschreiben veröffentlicht. Darin werden zentrale politische Herausforderungen in Tansania benannt: unter anderem Jugendarbeitslosigkeit, Steuerungerechtigkeit, die schwindende Meinungs- und Versammlungsfreiheit sowie unaufgeklärte Entführungen, Tötungen und Angriffe auf PolitikerInnen und BürgerInnen. Zudem wird die Wiederaufnahme des gestoppten Prozesses zur Entwicklung einer neuen Verfassung gefordert. Mission EineWelt wird bis Mitte April eine deutsche Übersetzung des bischöflichen Schreibens veröffentlichen.

 

Gab es einen konkreten Anlass für dieses Osterschreiben der ELCT-Bischöfe?

Shoo: Nein. Die aktuelle Situation hat uns zu diesem Wort der Kirche gezwungen. Wir wollten den Menschen sagen, dass wir mit den jüngsten Ereignissen in unserer Gesellschaft nicht einverstanden sind. Außerdem rufen wir damit alle Christinnen und Christen in Tansania auf, für unser Land zu beten. Schließlich gibt es aus unserer Sicht konkrete politische Herausforderungen.

 

Die ELCT gibt ja eher selten politische Verlautbarungen heraus. In Erinnerung ist Vielen noch das Bagamoyo Statement der ELCT aus dem Jahr 1994, kurz nach der Einführung des Mehrparteiensystems in Tansania. Steht der Osterbrief 2018 in dieser Tradition?

Shoo: Ja, durchaus. Diese Art von Verlautbarungen sind in unserer Geschichte selten. Allerdings gilt, dass wir als Kirche unsere prophetische Stimme erheben, wenn es notwendig ist.

 

Gab es denn bereits eine offizielle Reaktion der Regierung auf das Schreiben?

Shoo: Nein, bisher nicht.

 

Der Osterbrief thematisiert auch unaufgeklärte Anschläge und das Verschwinden von AktivistInnen in Tansania. Haben Sie persönlich keine Angst?

Shoo: Nein, ich habe keine Angst, auch wenn es sein kann, dass es eine negative Reaktion des Staatsapparats geben wird. Es muss aber Menschen geben, die für die Wahrheit einstehen. Die Kirche darf sich nicht stummschalten lassen. Die Wahrheit auszusprechen, ist ein klarer Auftrag von Kirche.

 

Der Brief der ELCT-Bischöfe wurde bei den Ostergottesdiensten in vielen Diözesen der ELCT verlesen. Wie waren die Reaktionen?

Shoo: Nach meinem Eindruck haben viele Christinnen und Christen in unserer Kirche dieses klare Wort zustimmend aufgenommen. Natürlich gab es auch Gegenstimmen und Versuche, das Schreiben zu kritisieren, vor allem von Anhängerinnen und Anhängern der Regierungspartei CCM. Leider wurde der Brief übrigens nicht in allen Gottesdiensten der ELCT verlesen. Einzelne Bischöfe haben sogar den Pfarrern in ihren Diözesen verboten, es verlesen zu lassen. Vielleicht aus Angst oder weil Manche politisch dem Staatsapparat nahestehen. Hier haben aber die sozialen Medien sehr geholfen, das Schreiben dennoch zu verbreiten.

 

Mission EineWelt plant, das Osterschreiben ins Deutsche zu übersetzten, um auch die Öffentlichkeit in Deutschland zu informieren. Findet diese Idee Ihre Zustimmung?

Shoo: Absolut. Die Partnerschaft zwischen der Kirche in Bayern und der Kirche in Tansania ist uns sehr wichtig. Meiner Meinung nach ist diese Beziehung beispielhaft für die Eine Kirche in der Einen Welt. Diese Vernetzung muss weltweit weitergehen. Da ist es natürlich, dass man auch die Themen und Anliegen der Partnerkirchen aufnimmt. Wir leben in der gemeinsamen Hoffnung, dass uns die Kraft des auferstandenen Herrn vor allen bösen Mächten schützen wird. Martin Luther hat gedichtet: „Ein feste Burg ist unser Gott“. Grüße an alle Freundinnen und Freunde in Bayern. Wir brauchen Eure Gebete!

 

Interview: Claus Heim, Fachreferent Tansania und Kenia bei Mission EineWelt

 

Die Osterbotschaft der ELCT – Bischöfe als PDF in deutscher Übersetzung.

Von 8. bis 13. März 2018 fand unter dem Titel „Moving in the Spirit – called to Transforming Disciplechip (Vom Geist bewegt – zu verwandelnder Nachfolge berufen)“ die Weltmissionskonferenz in Arusha/Tansania statt. MEW-Direktorin Gabriele Hoerschelmann war dabei und hat uns immer wieder mit aktuellen Beobachtungen und Eindrücken versorgt. Ebenfalls vor Ort war Freddy Dutz vom Evangelischen Missionswerk in Deutschland (EMW). Sie hat nun eine filmische Kurz-Doku über die Konferenz des Lutherischen Weltbund vorgelegt. Der Film gibt einen Eindruck von Hoffnungen und Erwartungen der Teilnehmenden, liefert Eindrücke von der Atmosphäre der Konferenz und behandelt abschließend die Frage, was TeilnehmerInnen von der diesjährigen Weltmissionskonferenz nach Hause mitnehmen.

Zu sehen ist er auf dem Youtube-Kanal von Mission EineWelt: https://www.youtube.com/watch?v=cXSk2jLhC-Y

Das Weltgeschehen wird diktiert von ökonomischen Erfordernissen. Dahinter steckt das neoliberale Dogma, wonach der freie Markt schon alles richten werde, da ja alle unter gleichen und damit fairen Bedingungen agieren würden. Wir wissen längst, dass diese These falsch ist, ein Blick in die Zeitung genügt. Aber warum ändern dann weder wir persönlich noch die politisch Verantwortlichen etwas an dieser Maschinerie, die Ungerechtigkeit am Fließband produziert? – Welche Möglichkeiten, welche Handlungsalternativen gibt es? – Um diese Fragestellungen geht es bei der diesjährigen Welt-Uni von 13. bis 14. April 2018 im Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg. Der Titel der Veranstaltung lautet: Freier Welthandel oder für die Welt fairhandeln? – Hintergründe und Alternativen zur Freihandelspolitik.

Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung, Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Armut und Elend sind die Folgen der globalen Ökonomie, wie sie seit Beginn des 20. Jahrhunderts praktiziert wird. Was, wie es der amerikanische Neoliberalismus-Kritiker Noam Chomsky sinngemäß formulierte, als gute Idee für alle verkauft wird, ist eine sehr gute Idee für sehr wenige. Rohstoffförderung ohne Rücksicht auf Verluste, Abholzung des Regenwaldes, Landraub zu Gunsten der Agrarindustrie und Müllentsorgung im globalen Süden sind beredte Beispiele. Die Verteilung, beziehungsweise besser, die Konzentration von Reichtum ist als Exempel nicht minder signifikant. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft weltweit – auch in den reichen „Industrieländern“ – immer weiter auseinander. Multinationale Konzerne erwirtschaften riesige Profite, lokale Machteliten bereichern sich. Die Bevölkerungen kämpfen teilweise ums nackte Überleben.

Ein Wunder ist das nicht: Der Freihandel folgt nicht nur rein gewinnorientierten Zielen, sondern er ist auch – anders als viele seiner Fürsprecher behaupten – alles andere als fair. Die reichen Länder des globalen Nordens versuchen, Handelsabkommen zu ihrem Vorteil zu gestalten. Und sie haben meist die Macht, diese unfairen Bedingungen gegenüber ärmeren Ländern durchzusetzen. Zudem wird die Zivilgesellschaft oft nicht einmal an Verhandlungen über solche Abkommen beteiligt. So war es beispielsweise bei den Verhandlungen zu den die Economic Partnership Agreements (EPAs) zwischen der EU und südlichen Ländern. Weltweit sind derzeit mehr als 350 Handelsabkommen in Kraft, die über die Vereinbarungen der Welthandelsorganisation WTO hinausgehen.

Die Fragen liegen auf der Hand: Wie kam es zu diesen Abkommen? Haben sie die Situation der Menschen verbessert? Welche Rolle spielt die WTO? Haben Ansätze wie das „Alternative Handelsmandat“, „UN-Treaty on business and human rights“ realistische Chancen, sich durchzusetzen? Was können wir als Einzelne für eine faire Handelspolitik tun?

Diesen Themen ist die Welt-Uni 2018 mit Workshops und Vorträgen gewidmet. ReferentInnen sind unter anderem der Berliner Journalist Thomas Fritz und Roland Süß von attac Berlin. Das Programm beginnt am 13. April um 19 Uhr. Am folgenden Tag geht es ab 8.45 Uhr weiter. Der Eintritt ist frei.

VeranstalterInnen der Welt-Uni sind:

STUBE Bayern, Mission EineWelt, attac Nürnberg, OIKOCREDIT, ESG Nürnberg, Katholische Arbeitnehmerbewegung

Weitere Informationen zum Programm:

https://mission-einewelt.de/events/weltuni-freier-welthandel-und-fuer-die-welt-fairhandeln/

Etwa einen Tag lang dauert die Reise von El Salvador nach Neuendettelsau. Katherin Gavida Lopez hat diesen Marathon als zweite Freiwillige aus El Salvador auf sich genommen. Jetzt ist die 20-Jährige in Neuendettelsau und büffelt erstmal fleißig Deutsch. In etwa drei Wochen wird sie dann für ein Jahr in einem Kindergarten in München-Freimann arbeiten. Die Arbeit in einem Kindergarten war der ausdrückliche Wunsch von Katherin, die später eine Ausbildung zur Krankenschwester machen möchte.

In den nächsten Wochen werden noch weitere Freiwillige aus den Partnerkirchen im Süden einreisen, die alle für ein Jahr in Deutschland bleiben. Insgesamt werden es dieses Jahr 10 Freiwillige sein.

Zum Abschluss der Konferenz für Weltmission und Evangelisation (CWME) des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Arusha/Tansania haben die mehr als 1000 Teilnehmenden am 13. März 2018 einen „Aufruf zur Nachfolge“ verabschiedet. Darin wird die „schockierende Anhäufung von Reichtum durch das globale Finanzsystem“ angeprangert, „das wenige reich und viele arm macht“. Dadurch würden totalitäre Herrschaftsstrukturen und Diskriminierung gestärkt. Millionen von Menschen müssten unzumutbaren Bedingungen mit Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung leben. Das Papier fordert alle ChristInnen auf, sich in der Nachfolge Christi für eine bessere Welt einzusetzen.

Die Erklärung im Wortlaut:

http://www.oikoumene.org/en/resources/documents/commissions/mission-and-evangelism/the-arusha-call-to-discipleship 

Am vergangenen Samstag wurde mit einem ganz besonderen Gottesdienst Diakon Gerhard Stahl in den Ruhestand verabschiedet. Der gebürtige Würzburger war in den letzten 22 Jahren in verschiedenen Bereichen des damaligen Missionswerkes Bayern (jetzt: Mission EineWelt) eingesetzt, in den letzten Jahren war er als Partnerschaftsreferent zuständig für die Beziehungen zwischen lutherischen Gemeinden in Bayern zu Kirchengemeinden in Papua-Neuguinea und in Malaysia.

Verabschiedung Diakon Gerhard Stahl

Verabschiedung Diakon Gerhard Stahl

Wie sehr die Arbeit mit lutherischen Christen im fernen Pazifik das berufliche Leben des Rummelsberger Diakons geprägt hat, erfuhren die rund 150 Gottesdienstbesucher in der Neuendettelsauer Sankt Nikolai-Kirche durch Wort und Tat: Kollegen des „Rentners in spe“ begleiteten den Abschiedsgottesdienst mit Liedern aus Papua-Neuguinea, gesungen in der landesweiten Umgangssprache Tok Pisin.

Verabschiedung Diakon Gerhard Stahl

Verabschiedung Diakon Gerhard Stahl

In seiner Predigt blickte Gerhard Stahl nicht etwa mit Wehmut zurück, sondern richtete den Blick vorwärts auf die kommenden Jahre. Viel habe er mit seinen TeamkollegInnen im Referat Partnerschaft und Gemeinde in den letzten Jahren erreichen können, aus den Fehlern in der Vergangenheit habe er stets gelernt. Doch das Wichtigste sei die Zeit, die vor ihm liege, betonte der passionierte Radfahrer. Gemeinsam baue man am Reich Gottes, dessen Kommen ja vielleicht schon ein wenig angefangen habe, bemerkte er augenzwinkernd. In seinem neuen Alltag als Pensionär wolle er versuchen, seinen Glauben wieder mehr in den Alltag zu integrieren. Gerade bei seinen Auslandsreisen zu den Kirchengemeinden in Übersee habe er gelernt, wie sehr das Gebet den Alltag der Menschen präge.

Beim abschließenden festlichen Empfang in der Tagungsstätte von Mission EineWelt wurde es humorig. Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann, der um die Fußballbegeisterung Stahls wusste, verglich Stahl mit einem Fan des 1. FCN: Ein Partnerschaftsbeauftragter bei Mission EineWelt müsse genauso wie ein Club-Fan zwei Eigenschaften aufweisen: Er müsse begeisterungs- und leidensfähig sein!

Gerührt zeigte sich Stahl von den Abschiedsworten der Rummelsberger Brüdergemeinde, bei denen er vor 40 Jahren eintrat. In Vertretung des Rektors der Rummelsberger Diakone überbrachte Bruder Herbert Lang die Grüße der Gemeinschaft und unterstützte Direktor Hoerschelmann bei der Entpflichtung von Gerhard Stahl.

Die zahlreich anwesenden Dekanatsmissionsbeauftragten aus ganz Bayern und die ökumenischen Mitarbeitenden aus Papua-Neuguinea freuten sich besonders über ein Grußwort von Pfarrer Jack Urame, dem Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea. Im von der gebürtigen Neuguineerin Hofagao Kaia-Hauth verlesenen Grußwort unterstrich Bischof Urame die wichtige Rolle, die Gerhard Stahl beim Aufbau und dem Erhalt der bayerisch-neuguineischen Partnerschaftsbeziehungen zugekommen war. Stahl sei ein Segen für die neuguineische lutherische Kirche gewesen. Er sei dabei nicht nur als Partnerschaftsbeauftragter nach Papua-Neuguinea gekommen, sondern als Freund und als Mitglied der großen Familie von Gottes Kindern, so Bischof Urame.

 

Julia Ratzmann

Die 14. Weltmissionskonferenz des Ökumenischen Rats in Arusha ist nun zu Ende gegangen. Fast tausend Teilnehmende werden heute und in den nächsten Tagen wieder in ihre Länder und Kirchen zurückkehren. Jede und jeder von uns hat sicherlich viele Eindrücke im Gepäck. Es wurde deutlich: Verändernde Nachfolge erfordert unterschiedliche Antworten in unterschiedlichen Kontexten. Gemeinsam war uns allen jedoch die besondere Sorge um den den Krieg in Syrien, die Instabilität in manchen Regionen Afrikas, die national und populistisch geprägten politischen Entwicklungen in westlichen Ländern und die Auswirkungen, die dies auf die Stabilität in der Welt hat. Dazu tritt die Sorge um Menschen, die in ihren Kirchen und Gesellschaften aus ethnischen Gründen, aufgrund von Behinderungen oder wegen ihrer sexuellen Orientierung an den Rand gedrängt werden.

Erstmals wurde auf dieser Konferenz die Idee einer Dekade zur Klimagerechtigkeit an den ÖRK herangetragen. Ich bin gespannt, in welcher Weise sich die Kirchen weiterhin diesen Fragen stellen werden, und es tat gut zu sehen und zu erleben, wie aus allen denkbaren Kirchen der Welt Menschen gemeinsam beraten, Ideen austauschen und miteinander Gottesdienst feiern. Wir bei Mission EineWelt nehmen diese Herausforderung in unsern Arbeitsbereichen und Themen ebenfalls an. Ich freue mich schon auf unsere kommende Kampagne: Der Mensch – Not for Sale.

Abschlussveranstaltung (Foto: Albin Hillert WCC)

Abschlussveranstaltung (Foto: Albin Hillert WCC)

Abschlussveranstaltung (Foto: Albin Hillert WCC)

Angesichts einer dramatischen Entwicklung bei der Staatsverschuldung in armen Ländern des Globalen Südens fordern erlassjahr.de und MISEREOR ein schnelles Handeln der neuen Bundesregierung innerhalb der G20.

119 sogenannte Entwicklungs- und Schwellenländer sind kritisch verschuldet, in 87 von ihnen hat sich die Verschuldungssituation weiter verschlechtert, 13 Länder mussten ihre Schuldenrückzahlungen aktuell ganz oder zumindest teilweise einstellen: Das sind die zentralen Ergebnisse des Schuldenreports 2018, den das deutsche Entschuldungsbündnis erlassjahr.de und das Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR am 15. März im Vorfeld des G20-Finanzministertreffens (19./20. März in Buenos Aires) vorgestellt haben.

Jürgen Kaiser, Politischer Koordinator von erlassjahr.de, erklärt: „Jahrelang haben wir im Schuldenreport vor einer drohenden weltweiten Schuldenkrise gewarnt. Diese Krise ist nun da!“ Betroffen seien politisch instabile Staaten wie Burundi, aber auch Länder, deren Wirtschaft stark auf den Export ausgerichtet ist und die unter dem Rohstoffpreisverfall leiden wie Angola oder die Republik Kongo. „Die sich über Jahre zuspitzende Verschuldungssituation hat dazu geführt, dass derzeit 13 Länder ganz oder teilweise im Zahlungsverzug sind“, so Kaiser weiter. „Die aktuellsten Fälle sind Angola, der Südsudan, der Tschad, Venezuela, Mosambik und der Jemen.“

G20: Schuldenkrisen und deren Bearbeitung auf die Agenda setzen!

„Das ist eine besorgniserregende Entwicklung“, mahnt Klaus Schilder, MISEREOR-Experte für Entwicklungsfinanzierung. „Die Menschen werden immer weiter in die Armut getrieben, wenn ein Großteil der Haushaltsmittel in den Schuldendienst fließt, statt für Investitionen in soziale Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheitsvorsorge genutzt zu werden. Die Folgen sind zum Beispiel wachsende Arbeitslosigkeit und soziale Spannungen, steigende Migration und Instabilität ganzer Gesellschaften.“ Die immer weiter anwachsende Staatsverschuldung fördere damit auch die soziale und politische Instabilität weltweit.

„Wir fordern den frisch ernannten Finanzminister Olaf Scholz dringend auf, sich beim G20-Finanzministertreffen in Buenos Aires dafür einzusetzen, dass Schuldenkrisen und ihre Bearbeitung auf die Agenda der G20 kommen“, fordert Schilder. „Es ist wichtig, dass die G20 umgehend eine sinnvolle Entschuldungsoption schaffen, um dramatische Folgen der Schuldenkrise gerade für die Ärmsten und Verletzlichsten im Globalen Süden abzuwenden“, so Schilder. „Im vergangenen Jahr haben die G20 die Chance vertan, faire und verlässliche Regeln für den Umgang mit Schuldenkrisen zu schaffen. Mit Initiativen wie dem Compact with Africa setzten die G20 auf die Förderung von Privatinvestitionen in afrikanischen Ländern. Das damit einhergehende steigende Risiko für die Schuldentragfähigkeit der Länder lassen sie jedoch vollkommen außer Acht. Das ist unverantwortlich.“

Entschuldungsoptionen für besonders verschuldete Länder schaffen

„Die neue Bundesregierung sollte zudem Entschuldungsoptionen für regional oder thematisch begrenzte Ländergruppen unterstützen“, fordert Jürgen Kaiser. „Die Schaffung eines standardisierten Entschuldungsverfahrens für eine Gruppe besonders betroffener Länder kann ein Weg sein, Überschuldung dort zu überwinden, wo sie besonders bedrohlich ist, und gleichzeitig zeigen, wie ein umfassendes, faires Verfahren für alle betroffenen Länder in Zukunft aussehen kann“, so Kaiser. Denkbar wäre eine solche Entschuldungsoption beispielsweise für die Inselstaaten in der Karibik, die besonders stark von Naturkatastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

Zum Download:

Empfehlungen an die deutsche Bundesregierung zum Umgang mit der Schuldenkrise: http://erlassjahr.de/wordpress/wp-content/uploads/2018/03/SR18-Empfehlungen-Sperrfrist.pdf

Am 26. Februar erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,5 auf der nach oben offenen Richter-Skala die Region um Mendi im südlichen Hochland. Das Epizentrum des Bebens lag 100 Kilometer von Mendi entfernt im Distrikt Nipa-Kutubu in der Provinz Southern Highlands in ungefähr 3, 5 Kilometern Tiefe. Das Beben hatte Auswirkungen auf die Provinzen Southern Highlands, Hela, Enga und die Western Province.

Durch das Beben und mehrere Nachbeben (bis zu 6,6 auf der Richter-Skala) in den Tagen nach dem starken Beben kam es zu zahlreichen Erdrutschen. In Gebirgstälern wurden ganze Dörfer von herabstürzenden Berghängen verschüttet. Das ganze Ausmaß der Katastrophe wurde aus der Luft ersichtlich. Piloten der christlichen Fluggesellschaft Mission Aviation Fellowship (MAF), die medizinische Evakuierungsflüge durchführen und Hilfsgüter wie Trinkwasser, Reis, Konserven und mobile Wasseraufebreitungssysteme transportieren, sprachen von zerstörten Gärten und verschütteten Häusern, über die Ufer getretenen Flüssen und einer allgemeinen Unübersichtlichkeit in den betroffenen Gebieten: „Food gardens especially on ridges were reported destroyed. This was confirmed from the air. Rivers and creeks turned muddy and were blocked with fallen trees and rocks causing water to build up upstream then burst open and send a flood of fast travelling debris downstream wiping away food gardens”, schildert der MAF-Mitarbeiter Nawi Mabo die Lage.

Die MAF hat die technische Assistentin von MAF-PNG, Sharlene Coker, als Koordinatorin der Katastrophenhilfe berufen. Coker hatte bereits 2015 nach dem Erdbeben von Nepal die Katastrophenhilfe durch die MAF vor Ort in Nepal  koordiniert und gilt als Expertin auf dem Gebiet der Erstversorgung nach Naturkatastrophen.

Bisher wurden rund 100 Opfer gemeldet, doch noch konnten die Rettungskräfte nicht alle verschütteten Dörfer erreichen. Mindestens 17.000 Menschen mussten in Notunterkünfte gebracht werden. Nach Angaben von Hilfsorganisationen sind 150.000 Menschen unmittelbar von den Auswirkungen des Bebens betroffen. Über 500 Menschen wurden verletzt, warten aber zum Teil noch auf Hilfe, weil es keine Krankenstationen gibt und die Menschen nicht in Krankenhäuser im Umland ausgeflogen werden können. Das regionale Krankenhaus in Mendi hat weder Strom noch Wasser, auch sind dort keine Medikamente mehr vorhanden.

Besonders betroffen ist nach Angaben des Hilfswerks der Vereinten Nationen (Office for the Coordination of Humanitarian Affairs) die Hauptstadt der Provinz Hela, Tari. Der regionale Flughafen von Tari ist noch immer geschlossen. Angeflogen werden können derzeit nur die kleinen regionalen Flughäfen in Moro und Mendi.

Das neuguineische Rote Kreuz wird bei der Katastrophenhilfe von Teams aus Neuseeland und Australien unterstützt. Auch Mitarbeitende des Roten Halbmonds sind im Einsatz. Die Hilfsorganisationen stellten 212.000 US-Dollar Soforthilfe zur Verfügung. Es wurden Luftbrücken eingerichtet, denn die Straßen sind derzeit unpassierbar und viele Täler können nur aus der Luft erreicht werden. Neben der MAF sind auch staatliche Helikopter sowie private Flugzeuge von Bergbaufirmen bei der Versorgung der Bevölkerung mit „Care-Paketen“ im Einsatz. Strom- und Telefonleitungen waren auch noch Tage nach dem Beben betroffen, Handys funktionierten nur eingeschränkt auf höheren Bergen.

Die Betriebe in den beiden Minen Ok Tedi und Porgera und auf den Gasfeldern des LNG-Projektes (Liquefied Natural Gas) der Firma Exxon wurden eingestellt. Eine Pipeline, die toxische Abräume aus der Gold- und Kupfermine Ok Tedi abtransportiert, wurde zerstört, so dass sich giftige Sedimente in die Umgebung ergossen. UmweltschützerInnen fürchten jetzt die Verseuchung des Bodens durch den quecksilberhaltigen Abraum.

Premierminister Peter O’Neill rief für die betroffenen Provinzen den Notstand aus und erklärte, umgerechnet 114 Millionen Euro (450 Mio. Kina) staatliche Gelder für die Nothilfe in der Erdbebenregion bereitstellen zu wollen.

Die Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea (ELC-PNG) hat in ihrer Zentrale in Ampo eine Sammelstelle für Hilfsgüter eingerichtet. Der Generalsekretär der ELC-PNG, Bernard Kaisom, nahm an einem Koordinierungstreffen aller Hilfsorganisationen unter Leitung des PNG Council of Churches teil. Dort beschloss man unter anderem, einen Evaluierungstrupp ins Hochland zu schicken, um vor Ort zu schauen, was am dringendsten benötigt wird. Die ELC-PNG hat außerdem bekannt gegeben, in den nächsten Wochen Trauma-Berater und Seelsorger in die entsprechenden Provinzen zu entsenden. Durch inzwischen über 130 kleinere Nachbeben und das große Ausmaß der Zerstörungen vor allem in den Tälern seien viele Menschen stark traumatisiert und benötigten moralische Unterstützung, wie es aus der Kirchenzentrale in Ampo hieß.

Aus dem Vatikan erreichte die Katholische Bischofskonferenz in Papua-Neuguinea ein Solidaritäts-Schreiben von Papst Franziskus. Er kondolierte den Familien der Opfer und erklärte, er würde für Papua-Neuguinea beten.

Julia Ratzmann

Am Sonntag wurde die Weggemeinschaft aller christlichen Kirchen besonders schön sichtbar: In einer internationalen und interkonfessionellen Gruppe haben wir gemeinsam mit den katholischen Schwestern und Brüdern in Arusha Gottesdienst gefeiert. Einen kleinen Eindruck vermittelt das Video auf der MEW-Facebookseite: https://www.facebook.com/MissionEineWelt/

In Deutschland gibt es so etwas nur am Heiligabend: eine volle Kirche! (Foto: Gabriele Hoerschelmann)

In Deutschland gibt es so etwas nur am Heiligabend: eine volle Kirche!

Auf dem Weg zum Gottesdienst: Vorfreude. (Foto: Gabriele Hoerschelmann)

Auf dem Weg zum Gottesdienst: Vorfreude.

Gruppenbild vor der Kirche: Unsere Vielfalt ist wunderbar! (Foto: Gabriele Hoerschelmann)

Gruppenbild vor der Kirche: Unsere Vielfalt ist wunderbar!