Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Wir schließen ein turbulentes Jahr ab, in dem die Menschheit schwierige Momente und dunkle Zeiten erlebt hat. Die Heilige Nacht ist die Gelegenheit, sich daran zu erinnern, dass Jesus kommt, um das Leben der Menschen zu erhellen. Gott kommt durch seinen Sohn in die Welt. Aber wann und wie wird dieser Moment offenbart?

Beim Lesen der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium fällt mir auf, dass die besonderen Überbringer der guten Nachricht die Hirten sind. Und die Botschaft kommt nicht direkt zum Kaiser oder zu den religiösen Autoritäten, sondern sie erreicht zuerst die Menschen, die am meisten durch die Strukturen der politischen Macht geschädigt sind. Die Geburt Jesu ist in einem politischen, sozialen und kulturellen Kontext gestellt, in dem die Menschen hoffnungslos, verängstigt, überfordert sind aufgrund der „PAX ROMANA“. In der Erzählung des Lukas repräsentieren die Hirten den Klassenkonflikt, einen Konflikt, der auch heute noch andauert, voller Stereotypen und Ungerechtigkeiten. Jesus wird an einem bescheidenen Ort geboren, umgeben von Tieren im Stall, von einfachen Leuten als Zeugen, den Hirten. Jesus ist derjenige, der allen Menschen nahe ist. Die Liebe und Barmherzigkeit Gottes, die sich in Jesu Geburt ausdrückt, ist der Gegenentwurf zu den oft abgehobenen und nicht selten auch gnadenlosen Mächtigen von damals und heute.

Lukas erzählt von der bescheidenen Umgebung, in der Jesus geboren wird. Genau da hinein kommt der Engel, der den Frieden im Namen Gottes verkündet. Das Kind wird vom Engel „Retter“ genannt, Christus, der Herr. Im Licht dieser Verkündigung beenden wir dieses düstere Jahr mit der Hoffnung auf eine helle Zukunft, indem wir auf Gott vertrauen und uns über jede Gelegenheit freuen, die er uns gibt, um unsere Herzen zu erneuern.

Wir beten: Gott, Vater, hilf uns, die Feier Deines Heilshandelns nicht auf eine private und familiäre geistliche Dimension zu reduzieren. Wir beten für Familien und Gesellschaften, die keinen Frieden haben, für Menschen, die immer noch unter Sklavenarbeitssystemen leben, für die Isolierten und Kranken in Krankenhäusern, für Migrant*innen wie Maria und Josef, für diejenigen, die Hunger, Arbeitslosigkeit und – wie Jesus – Verfolgung erleiden. Wir bitten Dich, dass Du unsere Kraft erneuerst, Gerechtigkeit im gesellschaftspolitischen Handeln umzusetzen. Deine Geburt zeigt uns an, dass ein neuer Tag anbricht, deshalb stärke unseren Glauben. Wir bitten Dich, dass Du weiterhin durch uns als Agent*innen des Wandels in den verschiedenen Bereichen des öffentlichen Raums und der Entscheidungsfindung wirkst. Hilf uns, nicht wegzuschauen, und hilf uns, uns denen zu helfen, die unsere Hilfe dringend brauchen. Hilf uns, dass unser Engagement das Ergebnis dessen ist, was Deine Gegenwart in der Welt darstellt.

Möge der Geist des Herrn mit Ihnen und Euch sein in der Heiligen Nacht. Frieden in unseren Herzen!

Amen.

 

Andacht: Sergio Ríos Carrillo, Ökumenischer Mitarbeiter für Menschenrechtsfragen im Referat Entwicklung und Politik, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

We are closing a turbulent year in which humanity has experienced difficult moments and dark times. Christmas Eve is the occasion to remember that Jesus comes to brighten people’s lives. God comes into the world through his Son. But when and how is this moment revealed?

Reading the Christmas story in Luke’s Gospel, I am struck by the fact that the special bearers of the good news are the shepherds. And the message does not come directly to the emperor or to the religious authorities, but it reaches first the people most damaged by the structures of political power. The birth of Jesus is placed in a political, social and cultural context where people are hopeless, frightened, overwhelmed because of the „PAX ROMANA“. In Luke’s narrative, the shepherds represent the class conflict, a conflict that continues today, full of stereotypes and injustices. Jesus is born in a humble place, surrounded by animals in a stable, by ordinary people as witnesses, the shepherds. Jesus is the one who is close to all people. The love and mercy of God expressed in Jesus‘ birth is the antithesis of the often aloof and not infrequently merciless powerful of that time and today.

Luke tells of the humble environment in which Jesus is born. Exactly there comes the angel who announces peace in the name of God. The child is called by the angel „Savior,“ Christ the Lord. In light of this proclamation, we end this somber year with hope for a bright future, trusting in God and rejoicing in every opportunity He gives us to renew our hearts.

We pray: God, Father, help us not to reduce the celebration of Your saving action to a private and family spiritual dimension. We pray for families and societies that are not at peace, for people who still live under slave labor systems, for the isolated and sick in hospitals, for migrants like Mary and Joseph, for those who suffer hunger, unemployment and – like Jesus – persecution. We ask You to renew our strength to implement justice in socio-political action. Your birth indicates to us that a new day is dawning, so strengthen our faith. We ask that You continue to work through us as agents of change in the various spheres of public space and decision-making. Help us not to look away, and help us to reach out to those who desperately need our help. Help us to see that our involvement is the result of what Your presence represents in the world.

May the Spirit of the Lord be with you and yours this Holy Night. Peace in our hearts!

 

Amen.

 

Prayer: Sergio Ríos Carrillo

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Gott, du bleibst, wie du bist und deine Jahre nehmen kein Ende. Ps. 102,28

 

Heute würde mein Großvater seinen 122. Geburtstag feiern – wenn er nicht schon vor 50 Jahren verstorben wäre. 122 Jahre, das geht, die Französin Jeanne Calment ist so alt geworden. Sie führt mit 122 Jahren und 164 Tagen die Liste der ältesten Menschen an, deren Lebensalter mit glaubwürdigen Daten belegt werden konnte. Und doch: Im Jahr 1997 ist auch sie gestorben. Kein Mensch lebt ewig. Das irdische Leben ist ein immerwährendes Werden und Vergehen.

Der Beter des 102. Psalms, aus dem die heutige Tageslosung ist, hat auch dieses Thema: Werden und Vergehen oder besser umgekehrt: Vergehen und Werden. Er hat wohl die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier erlebt, die Mauern: geschliffen, der Königspalast: zerstört. Und das Schlimmste: der Tempel Salomos, ebenso zerstört und geschändet, die Bundeslade mit den Gesetzestafeln des Moses nach Babylon weggebracht. Das religiöse Zentrum Israels ausgelöscht. Das beklagt der Psalmbeter mit eindrücklichen Worten, aus denen man spürt, wie nahe ihm das alles geht, wie sehr es ihn persönlich trifft. Doch bleibt es nicht bei der Klage. Angesichts der Zerstörung bittet er Gott um Erbarmen, um einen Neustart, um ein Neuwerden, nachdem alle Herrlichkeit Jerusalems vergangen ist. An einem Tiefpunkt setzt er alle Hoffnung auf Gott, den Ewigen, dass er wieder Neues schafft.

Auch wenn wir nun bald wieder Weihnachten feiern, greifen wir dieses Motiv auf. In der längsten, dunkelsten Nacht des Jahres feiern wir, dass durch die Geburt Jesu Gottes Licht in der Dunkelheit aufscheint, uns Hoffnung gibt, die Hoffnung, dass Gott uns hält und trägt, was immer auch geschehen mag. Gott schenke uns immer wieder neu diese Erfahrung des Gehalten- und Getragen-Seins in allen Höhen und Tiefen des Lebens.

 

Andacht: Günter Fischer, Tagungsstätte, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

God, you remain as you are and your years have no end. Ps. 102:28

 

Today my grandfather would celebrate his 122nd birthday – if he hadn’t passed away fifty years ago. 122 years, that’s how old the French woman Jeanne Calment has become. At 122 years and 164 days, she heads the list of the oldest people whose age could be proven with credible data. And yet, in 1997, she too died. No human being lives forever. Earthly life is a perpetual process of becoming and passing away.

The man that prays the 102nd Psalm, from which today’s watchword is taken, also has this theme, becoming and passing away, or better, vice versa, passing away and becoming. He must have experienced the destruction of Jerusalem by the Babylonians, the walls: dragged down, the royal palace: destroyed. And, worst of all: the Temple of Solomon, also destroyed and desecrated, the Ark of the Covenant with the Tables of the Law of Moses taken away to Babylon. The religious centre of Israel extinguished. The psalmist laments this with impressive words, from which one senses how close all this is to him, how much it affects him personally. But the lament does not stop there. In view of the destruction, he asks God for mercy, for a new start, for a new beginning, after all the glory of Jerusalem has passed away. At a low point, he places all hope in God, the Eternal, that he will create something new again.

As we will soon be celebrating Christmas again, we take up this motive. In the longest, darkest night of the year, we celebrate that by the birth of Jesus, God’s light shines into the darkness, gives us hope, the hope that God will hold us and carry us, whatever may happen. May God give us again and again this experience of being held and carried in all the ups and downs of life.

 

Prayer: Günter Fischer

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Werdet nicht müde, Gutes zu tun! 2. Thessalonicher 3,13

 

Der Schreiber dieses Briefs an die Gemeinde in Thessalonich bittet die Gemeinde, nicht bequem und gleichgültig zu werden, sondern jede Gelegenheit zu nutzen, für andere da zu sein.

Dazu eine kleine Geschichte, die diesen Gedanken für mich sehr gut illustriert und auch für uns heute ein Ansporn sein kann, die Hoffnung nicht aufzugeben und nicht müde zu werden, uns um unsere Nächsten zu kümmern:

Nach einem schweren Orkan lief ein Kind am Meeresstrand entlang. Ihm bot sich ein Bild der Verwüstung: Treibholz lag kreuz und quer verteilt herum und dazwischen unzählige Seesterne, die vom Sturm an Land gespült worden waren und nun auf ihren gewissen Tod warteten.

Das Kind aber nahm behutsam einen Seestern nach dem anderen in die Hand und warf ihn ins Meer zurück, damit er überleben würde. Das beobachtete ein älterer Mann. Der ging auf das Kind zu und sagte zu ihm: „Hast du nicht gesehen, dass der ganze Strand voller Seesterne ist? Indem du dich hier abmühst, änderst du nicht das Geringste!“ Das Kind sah dem Mann tief in die Augen, rannte zum nächsten Seestern, hob ihn vorsichtig auf und warf ihn ins Meer zurück. „Doch“, sprach es, „für diesen einen hier wird es etwas ändern!“

 

Andacht: Gisela Voltz, Referat Entwicklung und Politik, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

Don´t get tired of well-doing! 2. Thessalonians 3:13

 

The writer of this letter to the community in Thessalonica asks the community not to become comfortable and indifferent, but to use every opportunity to be there for others. Here is a little story that illustrates this idea very well for me and can also be an incentive for us today not to give up hope and not to get tired of caring for our neighbors:

After a heavy hurricane, a child was walking along the seashore. It was confronted with a picture of devastation: driftwood lay scattered all over the place and in between countless starfish which had been washed ashore by the storm and were now waiting for their certain death. But the child gently took one starfish after another in his hand and threw it back into the sea so that it could survive. This was observed by an elderly man. He went up to the child and said to him, „Didn’t you see that the whole beach is full of starfish? By struggling here, you´re not changing the least!“ The child looked deep into the man’s eyes, ran to the next starfish, picked it up carefully and threw it back into the sea. „But,“ it spoke, „for this one here, it will make a difference!“

 

Prayer: Gisela Voltz

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

… denn es gibt keine Treue, keine Liebe und keine Erkenntnis Gottes im Lande. Hosea 4, 1

 

Sie konnten wirklich granteln, die alten Propheten – aber hier stimme ich Hosea nicht zu und denke an diese Geschichte von Rolf Sättler:

Auf einer Halbinsel des Comer Sees träumt die Villa Arconati einsam vor sich hin. Nur der Gärtner lebt da, und er führt auch die Besucher*innen. Ein Besucher fragt ihn: „Wie lange sind Sie schon hier?“ – „24 Jahre.“ – „Und wie oft war die Herrschaft hier in dieser Zeit?“ – Viermal.“ – „Wann war das letzte Mal?“ – „Vor 12 Jahren. Ansonsten bin ich immer allein. Sehr selten, dass Besuch kommt.“ – „Aber Sie halten den Garten so gut instand, so herrlich gepflegt, dass Ihre Herrschaft morgen kommen könnte!“ Der Gärtner lächelt: „Oggi, Signore, oggi! Heute, mein Herr, heute!“

Ist das denn keine Treue, Liebe und Erkenntnis, auch Gottes, wie da ein Gärtner seine Arbeit macht? Das wünsche ich uns allen – heute.

 

Andacht: Klaus Dotzer, Referat Afrika, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

There is no faithfulness or steadfast love, and no knowledge of God in the land … Hosea 4:1

 

They could really grumble, the old prophets – but here I disagree with Hosea and think of this story by Rolf Sättler:

On a peninsula of Lake Como, the Villa Arconati dreams lonely away. Only the gardener lives there, and he also guides the visitors. A visitor asks him, „How long have you been here?“ – „Twenty-four years.“ – „And how many times has the lordship been here in that time?“ – Four times.“ – „When was the last time?“ – „Twelve years ago. Other than that, I’m always alone. Very rarely do visitors come.“ – „But you keep the garden so well, so beautifully tended, that your lordship could come tomorrow!“ The gardener smiles: „Oggi, signore, oggi! Today, my friend, today!“

Is that not faithfulness, love and knowledge, even of God, as this gardener does his work? And that is what I wish for all of us – today.

 

Prayer: Klaus Dotzer

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft, spricht der HERR. Jeremia 31,17

 

Im Buch Jeremia lesen wir von einer der großen Katastrophen, die Israel durchleben musste. Jerusalem wurde zerstört, und viele wurden in ein fremdes Land verschleppt. Das Wort aus Jeremia 31spiegelt die Hoffnung wieder, die im Laufe der Jahre aufkeimte: Wir werden wieder dort leben können, wo unsere Familien früher lebten. Diese Hoffnung wurde schließlich Wirklichkeit.

Hoffnung gehört zum Wichtigsten in unserem Leben und keimt immer wieder auf. Die Hoffnung auf den Impfstoff gegen Corona bewegt aktuell viele Menschen: endlich sich wieder frei bewegen können, Menschen umarmen, feiern.

Die Hoffnung auf ein Leben, das nicht jeden Tag durch Krieg und Gewalt bedroht ist – diese Hoffnung lässt Menschen aus ihrer Heimat fliehen und sich auf oft lebensgefährliche Reisen nach Europa und anderswohin machen.

Hoffnung trägt, sagen Menschen. Sie lässt uns Situationen aushalten, die wir als belastend oder sogar gefährlich empfinden. Für Christ*innen ist der Grund der Hoffnung das, was uns trägt: Gott. Christ*innen vertrauen darauf, dass Gott uns nicht allein lässt, sondern ein verlässlicher Wegbegleiter ist. Er macht uns Mut, wenn die Hoffnung schwindet. Trägt uns, wenn wir die Hoffnung verlieren. Selbst wenn die Hoffnung vergeblich zu sein schien, wenn ein Mensch gestorben ist, können Christ*innen diesen Menschen Gott anvertrauen in der Hoffnung, dass es mehr gibt als dieses Leben.

Es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft, spricht der HERR. Lassen Sie sich heute von diesem Wort begleiten. Erinnern Sie sich immer wieder daran und wiederholen es. Mit diesem Wort möge Sie auch der begleiten, der es uns zuspricht.

 

Andacht: Michael Seitz, Referat Mission Interkulturell, Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

There is hope for your future, says the LORD. Jeremiah 31:17

 

In the Book of Jeremiah, we read about one of the great catastrophes that Israel had to live through. Jerusalem was destroyed and many were taken away to a foreign land. The word from Jeremiah 31 reflects the hope that grew up over the years: we will be able to live again where our families used to live. This hope eventually became a reality.

Hope is one of the most important things in our lives and is revived again and again. The hope for a vaccine against Corona is currently moving many people: finally, being able to move freely again, to hug people, to come together and celebrate.

The hope for a life that is not threatened every day by war and violence – that hope makes people flee their homeland and set out on often life-threatening journeys to Europe and other places.

Hope sustains, people say. It allows us to endure situations that we perceive as difficult or even dangerous. For Christians, the reason for hope is the one who sustains us: God. Christians trust that God does not leave us on our own but is a reliable companion. He gives us courage when hope fades. He carries us on when we lose hope. Even when hope seemed to be in vain, when a person has died, Christians can entrust this person to God in the hope that there is more than this life.

There is hope for your future, says the Lord. Let this word accompany you today. Remember it again and again and repeat it for yourself. This way also the one who promises it to us may accompany us.

 

Prayer: Michael Seitz

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Fürchte Dich nicht. – Oder: Fürchtet Euch nicht!

Fast 100mal kann man diese Worte in den unterschiedlichsten Büchern der Bibel lesen. Meistens spricht ein Engel sie aus.

 

Was ist das probate Mittel gegen die Furcht?

Bei einem Thriller, der mich total aufregt, schalte ich einfach ab. Situationen, die ich fürchte, kann ich eventuell meiden. Aber immer kann man eben nicht ausbüxen.

 

„Fürchte Dich nicht.“ – Wer so angeredet wird, soll Mut bekommen und Gottvertrauen entwickeln, und begibt sich in die Aufgabe, die auf ihn wartet.

 

Wenn das nur so einfach wäre?!

Als Kind hat es mir schon geholfen, wenn Papa oder Mama in brenzligen Situationen sagten: „Musst keine Angst haben – ich bin ja da…“

Wer sagt das zu uns Erwachsenen? Vielleicht der*die Partner*in? – Ein*e gute*r Freund*in? – Manchmal wohl leider niemand (?).

 

Wer ist wirklich an unserer Seite?

„Ich bin da“ – so hat sich Gott dem Mose vorgestellt. Diese Worte befähigten und autorisierten Mose für die große Aufgabe, sein Volk aus der Gefangenschaft zu führen. Es ist eines der zentralen Erkenntnisse unseres Glaubens, dass wir uns nicht nur auf die eigene Kraft, den eigenen Mut verlassen müssen. Wir dürfen uns jederzeit vorstellen, dass Gott an unserer Seite ist, als Begleiter, als Freund, als Auftraggeber. Wie sehr Gott auf unserer Seite ist, hat er uns durch die Geburt seines Sohnes gezeigt. Auf diese Geburt schauen wir besonders in der Adventszeit. Und in den stillen, dunklen, mit Kerzen erleuchteten Stunden der Adventszeit können wir lauschen, ob Gott nicht doch wie ein Engel zu uns spricht: „Fürchte Dich nicht, ich bin ja da.“

 

Andacht: Ulrike Bracks

Illustration: Daniela Denk

 

 

Don’t be afraid!

You can find these words nearly 100 times in different books of the bible. Mostly an angel utters these words.

 

What is the effective remedy against fear?

I just switch off at a thriller that totally excites me. Perhaps I can avoid situations which frighten me. But you can’t always escape.

 

“Don’t be afraid!” Who is addressed in this way should get courage, and develop trust in god and embarks on the task that is waiting for him.

 

If that would be so easy?!

As a child it helped me when mom and dad told me in sticky situations: “Don’t be afraid – I’m here”

Who says this to us adults? Perhaps our partner? A good friend? Sometimes unfortunately no one (?)

 

Who is really by our side?

“I am here” – God introduced himself to Moses with these words. These words enabled and authorized Moses for his big challenge to lead his people out of captivity.

It is a key-element of our belief, that we don’t have to rely only on our own strength and courage. We can always imagine that god is by our side, as a follower, a friend, a tasker. How much he is on our side, god showed us through the birth of his son. We look at this birth especially during advent. And during the silent, dark hours of the advent, lit with candles, we can listen if god speaks to us like an angel: “Don’t be afraid, I‘m here”.

 

Prayer: Ulrike Bracks

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Salomon betete: So hast du an deinem Diener, meinem Vater David, gehandelt. Der heutige Tag ist Zeuge dafür, dass du dein Versprechen gehalten hast. 1. Könige 8,24

 

Versprechen müssen gehalten werden! Geschieht das nicht, kommt es zu Misstrauen und inneren Verletzungen. Egal, ob in der großen Politik oder im Rahmen der Familie – wer sein Versprechen nicht hält, macht sich unglaubwürdig. Doch so einfach scheint das nicht zu sein. Wie oft erleben wir, dass Menschen leichtfertig ein Versprechen geben. Da werden im Wahlkampf Parolen und Programme verkündet, bei denen klar ist, dass sie so eigentlich nicht eingehalten werden können. Aber auch im menschlichen Miteinander scheitern wir nicht selten an dem, was wir versprochen haben. In solchen Situationen wieder vertrauen herzustellen, braucht Zeit und vor allem die Einsicht, dass wir nicht vollkommen sind. Nicht als eine billige Entschuldigung – oder eine „billige Gnade“, wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer es umschrieben hat. Nein, die Möglichkeit des Neuanfangs hat seinen Ausgangspunkt in Gottes Heilsandeln an uns. Oder, um mit der Tageslosung zu sprechen: Gott hat sein Volk besucht und erlöst! In dieser Erwartung bewegen wir uns auf Weihnachten zu und in dieser Gewissheit können wir mit unserer Unvollkommenheit leben – nicht in einer leichtfertigen Gleichgültigkeit, sondern in der erlösten Hoffnung, dass einer sein Versprechen hält: Gott selbst!

 

Andacht, Hanns Hoerschelmann, Direktor Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

Solomon prayed: You have kept your promise to your servant David my father; with your mouth you have promised and with your hand you have fulfilled it—as it is today. 1. Kings 8.24

 

Promises have to be kept! If this does not happen, distrust and internal injuries result. Regardless of whether in big politics or in the context of the family – anyone who does not keep his promise makes himself implausible. But it doesn’t seem that simple. How often do we see people frivolously making a promise. During an election campaign slogans and programs are being proclaimed which later cannot be kept. And in human interaction we often fail because of what we have promised. Restoring trust in situations like this takes time and, above all, realizing that we are not perfect. Not as a cheap excuse – or a “cheap grace” as the theologian Dietrich Bonhoeffer puts it. No, the possibility of a new beginning has its starting point in God’s act of salvation for us. Or to speak with the daily watchword: God has visited and redeemed his people! With this expectation we move towards Christmas and with this certainty we can live with our imperfections – not in a careless indifference, but in the redeemed hope that someone will always keep his promise: God himself!

 

Prayer: Hanns Hoerschelmann

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Hebräer 13,8

 

Bald hören und singen wir wieder: Macht hoch die Tür. Für wen singen wir? Für Jesus, den Messias. Denn er will nicht nur am Heiligen Abend einmal kurz vorbeischauen, sondern bei uns bleiben. Wir, das sind auch und besonders die Einsamen, Kranken, Verlassenen, an die niemand denkt.

Die Versuchung ist groß, auf falsche Helfer*innen zu warten. Auch heute bei uns wieder ein Anruf: Gratuliere, Sie haben gewonnen, bitte zahlen Sie …

Echte Besuche sind zurzeit schwierig. Aber unser Besucher redet zu uns durch die vielen Advents- und Weihnachtslieder oder das Weihnachtsoratorium. Das Neue Testament will nur aufgeschlagen und gelesen werden, damit es aktuell sein kann.

Gestern — heute — in Ewigkeit. Diese Verheißung gilt nicht für Menschen, sondern für den Gottessohn. Dazu kommen besondere Zeichen: Er verbindet sich mit uns in der Taufe und im Heiligen Abendmahl. Auf einmal erfahren wir: Wir sind gar nicht allein, wir haben Brüder und Schwestern. Uns allen ist das Leben verheißen, denn er, der Auferstandene, ist selbst das Leben.

Amen

 

Andacht: Karl Lippmann

Illustration: Daniela Denk

 

 

Jesus Christ is the same yesterday and today and forever. Hebrews 13.8

 

Soon we will sing and listen to the Advent hymn: Lift up your heads, ye mighty gates. Who is invited? Jesus the Messiah. He will not pay a five minutes visit, but will stay with us.

We? Yes, we and especially the lonely, the ill and sick people, the lost ones who are forgotten. The temptation is large to wait for the wrong helpers. Just today a call: Hello, congratulations, you won the jackpot, but you have to pay first …

Real visits are increasingly difficult in times of corona. But our special visitor talks to us through the many Advent and Christmas hymns or even the Christmas oratorio by Bach.

The New Testament is waiting for us to be read so we can understand its meaning for us today.

Yesterday — today — forever. These three words are not meant for everybody, but for the Son of God. Look at his special signs: Through Baptism and Holy Communion we are connected with him and become a part of him. Now we experience: we are not alone, we have brothers and sisters. The life is promised to all of us, because he the resurrected Lord himself is the life.

Amen

 

Prayer: Karl Lippmann

Illustration: Daniela Denk

 

Das Gottesdienst-Institut der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Mission EineWelt (MEW) haben gemeinsam ein neues deutsch-englisches Gesangbuch entwickelt. Unter dem Titel „Mit Herz und Mund – Rejoice, my Heart“ sind klassische und moderne Lieder aus der weltweiten Kirche zusammengestellt. Deutsche und englische Fassung der Lieder sind so angeordnet, dass sie auch gleichzeitig in beiden Sprachen gesungen werden können. „Mit Herz und Mund – Rejoice, my Heart“ ist das erste derartige Gesangbuch, das in Deutschland für die Evangelisch-Lutherischen Kirchen erscheint.

 

Es begann mit einem Mangel. „Im Jahr 2016 wollten wir das Liederheft „Thuma Mina“ nachbestellen, das wir für unsere Morgenandachten, Seminare, Veranstaltungen nutzen. Leider stellte sich heraus, dass es ausverkauft war und nicht mehr nachgedruckt wird“, schildert Gabriele Hoerschelmann, Direktorin von Mission EineWelt, die Ausgangssituation. Die Idee, etwas Eigenes zu entwickeln, entstand daraufhin schnell. Hoerschelmann kontaktierte den Leiter des Gottesdienst-Instituts, Konrad Müller. Es bildete sich ein Kernteam mit Hoerschelmann, Müller, Kirchenmusikdirektor Andreas Schmidt und Allison Werner-Hoenen vom MEW-Referat Mission Interkulturell.

Die Entscheidung gegen ein mehrsprachiges zugunsten eines deutsch-englischen Gesangbuchs war schnell Konsens im Kernteam: „Englisch ist einfach die in der Ökumene am weitesten verbreitete Sprache“, begründet Konrad Müller die Entscheidung. Damit sei gewährleistet, „dass möglichst viele Menschen die Lieder mitsingen können“.

Dass die Zeit für ein internationales Gesangbuch reif ist, liegt ohnehin auf der Hand. Nicht nur die ökonomische Welt wird globaler, sondern auch die kirchliche. Das zeigt sich auch hierzulande. Die Kirchengemeinden in Bayern und Deutschland werden immer internationaler.

Jetzt gibt es „Mit Herz und Mund – Rejoice, my Heart“, ein 660 Seiten starkes Gesangbuch mit mehr als 300 klassischen und modernen Liedern, Chorälen und Kanons. Für die Auswahl wurde eine Vielzahl an klassischen und modernen Lieder- und Gesangbüchern aus Deutschland, den USA, Australien, Großbritannien, Hongkong und der ökumenischen Bewegung gesichtet. „Ich bin begeistert über die Schatzkästlein der verschiedenen Gesangbücher aus beiden Sprachen, die wir heben konnten. Gemeinsames Singen verbindet über Grenzen hinweg“, freut sich Andreas Schmidt. Für Allison Werner-Hoenen erfüllt sich mit dem zweisprachigen Gesangbuch, wie sie sagt, „ein Traum“: „Erstmals sind einige sehr bedeutsame Kirchenlieder aus dem Englischen in ein wunderschönes Deutsch übersetzt worden; nun können sie auch hier im deutschen Gottesdienst gesungen, kennen und lieben gelernt und dadurch wertgeschätzt werden.“

 

Ab sofort kann „Mit Herz und Mund – Rejoice, my Heart“ im Onlineshop des Gottesdient-Instituts bestellt werden: https://shop.gottesdienstinstitut.org/

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

 

Der Herr, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Quellen sind und Wasser in der Tiefe. 5. Mose 8,7

 

Was für Aussichten! Fruchtbares Land und genügend Wasser – und das nicht nur oberflächlich, sondern bis tief in die Unterschichten des Bodens. Für die Israelit*innen, die sich damals in der Wüste befanden, mussten diese Aussichten mehr als eine Hoffnungsbotschaft gewesen sein. Es waren Botschaften, die sie durch die eigenen Dürrezeiten hindurch getragen haben. Dabei ging es nicht nur um die äußerliche Trockenheit der Wüste, sondern auch um eine innere. Zu lange hatten sie schon auf das Land, in dem Milch und Honig fließt, gewartet. Erst die Sklaverei in Ägypten und dann noch der Zug durch die Wüste mit einer „Nachspielzeit“. Da kann man schon mal die Geduld und die Hoffnung verlieren.

Mit der Adventszeit sind wir mitten in der Hoffnungszeit des Kirchenjahres. Gott selbst will zu uns kommen! Er will unsere neue Heimat sein und unsere eigene Trockenheit bis in die Tiefen der Seele mit Leben erfüllen. Mit einem Leben, das von der Hoffnung getragen ist, die ihren Ausgangspunkt in einer unendlichen Solidarität hat. Gott kennt unsere Zweifel und unser Hoffnung. Er kennt die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens, weil er selbst Mensch geworden ist. Gottes Advent – seine Ankunft – ist kein billiger Trost, sondern ein Kind in der Krippe, ein Wanderprediger, der sich den Kranken und Ausgestoßenen zuwendet, ein Gottessohn, der am Kreuz die Tiefpunkte des menschlichen Lebens erleidet – und es überwindet. Mehr Solidarität geht nicht! Was für Aussichten!

 

Andacht: Hanns Hoerschelmann, Direktor Mission EineWelt

Illustration: Daniela Denk, Öffentlichkeitsarbeit, Mission EineWelt

 

 

 For the Lord your God is bringing you into a good land—a land with brooks, streams, and deep springs gushing out into the valleys and hills. Deuteronomy 8,7

 

What a prospect! Fertile land and enough water – and not just on the surface, but deep down into the subsoil. For the Israelites who were then in the desert, these prospects must have been more than a message of hope. These were messages of hope that carried them through their own drought. A drought, not only visible in the external dryness of the desert, but one, which is felt deep down in one’s own soul. The Israelites had waited too long for the land where milk and honey flows. First the slavery in Egypt and then the march through the desert with „extra time“. No wonder they were tempted to lose patience and hope.

With the advent season, we are in the middle of “season of hope” in the church calendar. God himself wants to come to us! He wants to be our fertile soil and fill our own dryness with life down to the depths of our soul – with a life that is borne by hope, which has its starting point in an infinite solidarity. God knows our doubts and our hope. He knows the ups and downs of human life because he has become human himself. God’s Advent – his arrival – is not cheap consolation, but a child in the manger; a traveling preacher who turns to the sick and the outcast; a Son of God who suffers until death – and overcomes it. You cannot get more solidarity! What a prospect!

 

Prayer: Hanns Hoerschelmann

Illustration: Daniela Denk