Expertinnen und Experten aus der ganzen Welt diskutieren in Podien und Workshops über eine ökologische und solidarische Welt. Jetzt anmelden!

Offen, demokratisch und solidarisch – so zeigt sich der „Gipfel der Alternativen“ am 3. und 4. Juni in München. Zwei Tage lang werden sich Aktivistinnen und Aktivisten, Vertreterinnen und Vertreter von Initiativen, Projekten, NGOs und Kirchen über ihre Ideen und Konzepte für eine andere Welt verständigen. Dabei geht es nicht allein um die Kritik an der Politik der G7, dem exklusiven Club der reichen Länder, der sich Tage später abgeschottet im bayerischen Schloss Elmau trifft.

Im Vordergrund des internationalen Alternativ-Gipfels stehen vor allem eigene Vorschläge und Vorstellungen für globale Gerechtigkeit, ökologische Umgestaltung und eine friedliche Entwicklung. In mehreren Podien und 25 Workshops wird es um die globale Macht der Finanzmärkte und Konzerne, die Militarisierung der internationalen Beziehungen, um den Widerstand gegen die Freihandelsabkommen, um Klimakrise und Klimagerechtigkeit, um Gleichstellung und Gesundheitspolitik, um Flüchtlingspolitik und vieles andere mehr gehen.

Als prominente Rednerinnen und Redner für eine friedliche, solidarische und ökologische Welt haben sich – um nur einige zu nennen – die indische Wirtschaftswissenschaftlerin Jayati Ghosh, der Soziologe Jean Ziegler, Luis Muchanga von der UNAC aus Mozambik, die Menschenrechtlerin Bettina Cruz aus Mexiko sowie die Anwältin Liliana Uribe aus Kolumbien angekündigt. Darüber hinaus erwarten die veranstaltenden Organisationen aus den Bereichen des Umweltschutz, der Entwicklungszusammenarbeit, der Kirchen und der Politik zahlreiche nationale wie internationale Gäste.

„Im Gegensatz zum Exklusiv-Club der G 7 ist bei uns wirklich die ganze Welt zu Gast“, erklärt Thomas Eberhardt-Köstner (Attac Deutschland) vom Trägerkreis.
„Die vielfältigen globalen Krisen wie Klimawandel, Wirtschafts- und Finanzkrise, Armut und soziale Ungerechtigkeit sowie die Flüchtlingskrise sind auch eine Folge der herrschenden Politik der G7. Wir wollen zeigen, dass ein anderes Wirtschaften und politisches Handeln möglich ist, das die sozialen und ökologischen Kosten nicht wie derzeit auf den globalen Süden und diskriminierte Bevölkerungsgruppen abwälzt“, meint Mitveranstalterin Gisela Voltz (Mission EineWelt).

Eröffnet wird der Alternativgipfel am Mittwoch, 3. Juni ab 17 Uhr mit einem Eröffnungsvortrag der renommierten Wirtschaftsprofessorin Jayati Ghosh in der Münchener Freiheizhalle. Beendet wird er im Rahmen der G7-Demonstration am Donnerstag, 4.Juni mit der Abschlusskundgebung um 17 Uhr auf dem Münchner Odeonsplatz mit einer Rede des ehemaligen UN-Sonderberichterstatters für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler.

Begleitet wird der Gipfel von mehreren Ausstellungen. Dazu gehören “Land ist Leben!” von Mission EineWelt sowie „Mahlzeit“ von Oxfam, beide im EineWeltHaus, sowie „Auf der Flucht” im Foyer der Freiheizhalle.

Veranstaltet wird der Alternativen-Kongreß von mehr als 30 Organisationen, darunter Venro, Attac, das Forum Umwelt und Entwicklung, der BUND Naturschutz Bayern, Medico, Fian, Oxfam Deutschland, Weed, kirchliche Entwicklungsorganisationen wie Brot für die Welt, Misereor, Mission EineWelt sowie MigrantInnenvereine und viele weitere Gruppen, die verdi Jugend, die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die Grünen Landtagsfraktion in Bayern und die Linksfraktion im Bundestag.

Anmeldungen sind unter der E-Mail-Adresse alternativgipfel@gmail.com möglich. Auf der Website www.alternativgipfel.org finden sich das umfangreiche Programm, weitere Informationen sowie ein Anmeldeformular. Die Teilnahme am Alternativgipfel kostet 10.-, ermäßigt 5.- Euro (ohne Verpflegung und Übernachtung). Eine Schlafplatzbörse sorgt für kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten, auch Hostelplätze können gebucht werden.

AnsprechpartnerInnen für die Presse:
Gisela Voltz (Referat Entwicklung und Politik, Mission EineWelt)
Tel.: 0911 36672-0, mobil: 0179 7875830

Australischer Frauenchor beginnt seine Tournee auf Einladung von Mission EineWelt in Bayern

Vom 28. Mai bis zum 22. Juni 2015 ist der australische Frauenchor in Deutschland unterwegs und macht auf Einladung des Partnerschaftszentrums Mission EineWelt zunächst Station in Bayern. Historisch einmalig daran: Der Chor setzt sich aus Sängerinnen verschiedener Sprachgruppen der australischen Ureinwohner, der Aborigines, zusammen und kommt als „ABORIGINAL WOMEN’S CHOIR“ zur so genannten „Boomerang Konzert-Tour“ nach Deutschland. Wie ein Bumerang wollen die mehr als 30 Sängerinnen Erfahrungen nach Deutschland zurückbringen, die vor 130 Jahren von lutherischen Missionaren aus Deutschland nach Australien gebracht wurden.

Neun Konzerte und Auftritte bei 15 weiteren Veranstaltungen sind geplant. Einer der Höhepunkte dabei ist ein Treffen mit dem bayerischen Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzenden Dr. Heinrich Bedford-Strohm beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart, wo der Chor auch mit seinem Musikprogramm auftritt.

Arrkanala Lyilhitjika, was aus der westlichen Arrarnta-Sprache in Zentralaustralien übersetzt „Die Freude am Singen“ bedeutet, ist eine anderthalbstündige Fantasiereise mit religiöser Musik und Liedern in fünf Sprachen, die der Chor lange vorbereitet hat. Über eine lange Zeit haben die Chormitglieder Geld gesammelt für diese Reise nach Europa. Hier wollen sie sich unter anderem dafür bedanken, dass Missionare aus Deutschland ihnen das Evangelium gebracht haben, obwohl sie damals wie heute am Rande der australischen Gesellschaft leben.

Auf seiner Reise durch Bayern wird der ABORIGINAL WOMEN’S CHOIR unter anderem am 30. Mai um 19.30 Uhr in Merkendorf auftreten und am 31. Mai um 9.30 Uhr in Nördlingen, bevor es zum Kirchentag nach Stuttgart geht. Am 7. Juni folgt um 19.30 Uhr ein „Abend der besonderen Begegnung“ mit Konzertauftritt im Otto-Kuhr-Saal von Mission EineWelt (Neuendettelsau), am 8. Juni ein Konzert in der Heilig-Kreuz-Kirche in Ansbach (19.30 Uhr) und am 9. Juni ein Abendkonzert in der St. Nikolai-Kirche in Neuendettelsau um 20.00 Uhr. Am 11. Juni reist der Chor dann nach Wiesbaden und ins niedersächsische Hermannsburg weiter.

Mehr zur Deutschlandtour des Frauenchores unter www.grweb.org/desertchoir2015 Termine für Foto- und Interviewtermine können mit Pfarrer Gerhard Rüdiger verabredet werden: gruediger@gmail.com

Nürnberger Erklärung setzt Signal gegen den Hunger

Mit der Unterzeichnung einer „Nürnberger Erklärung zum Schutz des Menschenrechts auf Nahrung durch die Bewahrung der biologischen Vielfalt“ haben die rund 200 Teilnehmenden des „Nürnberger Konvents“ am Wochenende vier zentrale Forderungen zur Hungerbekämpfung an die nationale und internationale Politik formuliert.

Eingeladen hatten das Umweltreferat und Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg gemeinsam mit Mission EineWelt, BUND Naturschutz, dem Nürnberger Menschenrechtszentrum in Bayern, Bluepingu und der Akademie des Caritas-Pirckheimer-Hauses.

„In Nürnberg ist es jetzt gelungen, internationale Experten aus der Menschenrechtsarbeit, dem Umweltschutz und der Eine Welt Arbeit an einen Tisch zu bringen. Biologische Vielfalt ist ein Welterbe und darf nicht der Privatisierung unterworfen werden“, so Nürnbergs OB Dr. Ulrich Maly bei der Eröffnung des Konvents.

Die vier Kernforderungen der Nürnberger Erklärung sind freie Verfügbarkeit über Saatgut statt Patenten auf Leben, Förderung lokaler Saatgutsysteme, keine Gentechnik in der Landwirtschaft und die Forderung, sämtliche Politikfelder in ihren Auswirkungen mit dem Recht auf Nahrung abzustimmen. Damit soll die Rolle der Bewahrung der Biodiversität für das Menschenrecht auf Nahrung gestärkt werden. „Vielfalt ist für die Sicherung nachhaltiger Ernährungssysteme unabdingbar“, betonte Vandana Shiva, Trägerin des alternativen Nobelpreises und Saatgutaktivistin aus Indien.

Hilal Elver, die neue UN-Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf Nahrung, forderte verbesserte Möglichkeiten für die Staaten des globalen Südens, um Landgrabbing und Gentechnikanbau zu verbieten.

Der Appell aus der Stadt Nürnberg, der „Stadt des Friedens und der Menschenrechte“, richtet sich an die Entscheidungsträger der nationalen und internationalen Politik. Bereits beim G7 Gipfel in Elmau soll die Erklärung Gehör finden.

Dr. Christine von Weizsäcker, Biologin, Autorin und Aktivistin, verfolgt seit langem die internationalen Biodiversitätsverhandlungen. „70 Prozent der Weltbevölkerung wird von Kleinbauern ernährt. Gentechnik und industrielle Landwirtschaft sind dazu keine Alternative“, so von Weizsäcker.

In einem bewegenden Statement forderte Dr. Bonifaze Mabanza Bambu von der Kirchlichen Arbeitsstelle südliches Afrika bei der Bekämpfung des Hungers die Perspektive der Opfer stärker in der den Fokus zu nehmen.

Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN und BUND, stellte klar, „dass Biodiversität kein Luxus, sondern eine zentrale Frage des Überlebens ist. Die europäische Kommission ist gefordert, den agrarpolitischen Rahmen so zu verändern, dass eine nachhaltige Landwirtschaft auch ökonomisch honoriert wird. Die Agrarindustrie muss endlich für die Folgekosten ihrer zerstörerischen Arbeitsweise in die Verantwortung genommen werden.“

Ergebnisse des Konvents unter www.menschenrechtaufnahrung.org. Dort gibt es auch die Möglichkeit, die Erklärung zu unterzeichnen.

Marion Ruppaner/Helga Riedl

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Dr. Jürgen Bergmann, Mission EineWelt:

Erzbischof Romero von El Salvador wird seliggesprochen – Eine Würdigung des lutherischen Bischofs Medardo Gomez

Am kommenden Samstag, 23. Mai 2015, wird der ermordete katholische Erzbischof von El Salvador, Óscar Romero, selig gesprochen. Der Bischof der Lutherischen Kirche in El Salvador, Medardo Gomez, hat dazu schriftlich Stellung genommen.

„Wir Protestanten haben keine Heiligen, die durch die Kirche seliggesprochen werden. Nach unserem Verständnis sind alle Gläubigen heilig, die durch die Taufe und den Glauben zu Gott gehören und von ihm die Vergebung empfangen. Nach unserem lutherischen Verständnis von „heilig“ ist Romero schon heilig, weil er von Gott erwählt ist. Das salvadorianische Volk hat ihn in seiner Volksfrömmigkeit für heilig erklärt und die Römisch-Katholische Kirche wird ihn nun nach ihrem Verständnis seligsprechen. Für uns ist er aber vor allem ein von Gott eingesetzter Prophet.“

Bischof Gomez hatte zu ihm, wie er schreibt, eine besondere Beziehung, weil er Romeros Schüler gewesen ist. „Im Jahr 1953 war ich bei ihm im Unterricht, habe bei ihm den Katechismus gelernt und wurde von ihm konfirmiert.“

Bischof Gomez erinnert daran, dass Romero aufgrund seiner prophetischen Stimme 1974 zum Bischof der Diözese Santiago de Maria und 1977 zum Erzbischof von San Salvador ernannt wurde. „Zunächst einmal verfolgte Romero eine konservative Richtung in El Salvador und war deshalb unter den Bischöfen des Landes umstritten“, so Gomez, und fährt begründend fort: „Ein Teil der Bischöfe haben sich mit einer Kirche als ein Volk Gottes gesehen, das sich identifiziert mit den Leiden und Hoffnungen des Volkes, insbesondere der Unterdrückten. Besonders die ländliche Bevölkerung in El Salvador lebte in großer Armut und wurde durch die Großgrundbesitzer ausgebeutet.“

Gomez schreibt weiter: „Ein Schlüsselerlebnis für Romero war die Erschießung seines Freundes Jesuitenpater Rutilio Grande. In der Folge verweigerte er seine Teilnahme an offiziellen Veranstaltungen. Insbesondere sein Fernbleiben von der Amtseinführung des salvadorianischen Präsidenten und Präsidenten der Militärpartei Carlos Humberto Romero wurde ihm von den Herrschenden übel genommen. Anstelle der Teilnahme an der Amtseinführungsfeier verlas er zur selben Zeit seinen zweiten Hirtenbrief, wo er unter anderem ein ‚erwachendes Selbstverständnis des Volkes als Glaubens- und Lebensgemeinschaft, die dazu aufgerufen ist, ihre eigene Geschichte in einem Prozess der Erlösung zu akzeptieren, der mit ihrer eigenen Befreiung beginnen soll‘ feststellte.“

„In dem Romero seine Stimme für die Armen erhob, wurden die Repressalien gegen ihn von der offiziellen Regierung, die auf der Seite der reichen Mittelschicht stand, verstärkt“, erinnert sich Gomez und fährt fort: „Romeros Predigten wurden schon länger landesweit und darüber hinaus vom Rundfunk übertragen. Als rechtsextreme Gruppen die kirchliche Rundfunkstation zerbombten, trug dies zu einer weiteren Verbreitung durch andere lateinamerikanische Radiostationen bei.“

Im Februar 1980 erwähnte Romero zum ersten Mal in seinen Predigten Todesdrohungen gegen seine Person und es wurde ihm angeboten, in Nicaragua um Asyl zu bitten. Romero lehnte mit der Begründung ab, er könne sein Volk nicht allein lassen, und füge sich dem Risiko des Augenblicks. In einer seiner letzten Worte sagte er: „Wenn sie mich töten, werde ich in meinem Volk auferstehen“.

Romero wurde am 24. März 1980 während einer Predigt in der Krankenhauskapelle der „Divina Providencia“ (deutsch: Göttliche Vorsehung) vor dem Altar von einem Scharfschützen erschossen.

„Wir möchten wieder einen Pfarrer aus Brasilien“, das wünschte sich der Schwandorfer Kirchenvorstandes bei der Auswertung des Dienstes von Pfarrer Milton Jandrey, der sich im Sommer 2014 von Schwandorf verabschiedete und in seine Evangelische Kirche in Brasilien zurückkehrte. Über Mission EineWelt war es möglich, mit Pfarrer Alfredo Malikoski wieder einen aus Brasilien stammender Pfarrer für fünf Jahre Dienst nach Schwandorf zu bringen.
Alfredo Malikoski ist Brasilianer mit deutschen Wurzeln. Er studierte vor 25 Jahren in Deutschland und kommt nun mit seiner russlandstämmigen Frau Olga und bei den Söhnen Mikhail (10) und Aleksei (6) in der oberpfälzische Stadtgemeinde. In seiner Predigt hob Malikoski die Bedeutung der Kommunikation für die Christen hervor. Mit seiner Arbeit als brasilianischer Pfarrer in der bayerischen Landeskirche möchte er Brückenbauer zwischen den Welten sein und mit seinen Erfahrungen aus der Arbeit in Brasilien das Evangelium zeitgerecht weitergeben. An die Gläubigen in Schwandorf gewandt meinte er: „Ich hoffe, dass wir uns gut verstehen und uns gemeinsam auf den Weg machen.“
Dekan Karlhermann Schötz (Sulzbach Rosenberg) überreichte dem Pfarrer bei der Einführung die Ernennungsurkunde. Damit ist nach neun Monaten die zweite Pfarrstelle wieder besetzt. Im Namen der Pfarrgemeinde hieß der Vertrauensmann des Kirchenvorstands, Frank Möller, Familie Malikoski willkommen und betonte: „Wir sind gespannt auf die Sichtweise des neuen Pfarrers.“

Hans Zeller, Lateinamerikareferent

Situationsbericht von Dr. Traugott Farnbacher, Referent für Papua-Neuguinea/Pazifik/Ostasien bei Mission EineWelt

Erneut hat am vergangenen Dienstag, 12. Mai 2015, ein Erdbeben der Stärke 7,3 die Region östlich von Nepals Hauptstadt Kathmandu erschüttert. Nur zwei Wochen nach dem verheerenden Beben, das große Teile der Region zerstörte, hat das neue Beben nun zu weiteren Verwüstungen geführt.

Dr. Traugott Farnbacher, Referent für Papua-Neuguinea/Pazifik/Ostasien bei Mission EineWelt, ist derzeit gemeinsam mit Prof. Andreas Nehring von der Universität Erlangen und Bischof Dr. Aaron Yap von der Lutherischen Kirche von Malaysia (LCM) in Nepal unterwegs und besucht die dortige Evangelisch-Lutherische Kirche (NELC).

Er berichtet:

Die Erdbeben-Katastrophe hat vor allem arme Bevölkerungsgruppen, besonders in ländlich abgeschnittenen Gebieten hart betroffen, gleichzeitig aber auch viele älteren Häuser im Großraum von Kathmandu. Wir sehen Dutzende von Hilfsorganisationen aus aller Welt, unser Hotel ist Kommandostelle von Militärs im Zivileinsatz aus verschiedenen Ländern, von christlichen und anderen Hilfswerken, die Kathmandu als Operationszentrale nutzen. Unvorstellbar ist das Ausmaß der Verwüstung, von der das einzigartige Altstadt-Zentrum der Hauptstadt, als UNESCO Weltkultur-Erbe anerkannt, betroffen ist.

Im religionsgeschichtlich wichtigen Ort Bhaktapur unweit von Kathmandu bot sich uns ein erschütterndes Bild. 70 Prozent der Häuser sind völlig verwüstet. Familien versuchen aus den Stein- und Schutthaufen irgendetwas zu retten, viele Menschen wohnen im Freien, während gerade der Monsunregen einsetzt, der mit schweren Gewittern einigen Menschen hier das Leben gekostet hat. Es wird viele Monate dauern und enorme Mittel brauchen, die Schäden zu beheben. Zu unserem großen Erstaunen ist hier keine der eingereisten Hilfsorganisationen am Werk. Es gibt einfach zu viel zu tun.

Bis auf weiteres müssen die Menschen hier, wie auch in anderen Regionen Nepals, ihre Zukunft selber meistern, eine kaum vorstellbare Aufgabe für diese armen Menschen, deren Einkommen überwiegend von Familienangehörigen kommt, die als Gastarbeiter in anderen Ländern Asiens arbeiten. Nur die mit der NELC verbundene Nichtregierungsorganisation „Transformation Nepal“ hat hier ein Versorgungs- und Wiederaufbau-Programm in enger Kooperation mit lokalen Führungskräften begonnen. Pfarrer Mukunda Sharma, der 2014 an der Summer School von Mission EineWelt teilgenommen hatte, koordiniert diese Arbeit. Ebenso wie NELC-Präsident Pfarrer Joseph Soren berichtet er uns, dass etwa 3.000 der bislang etwa 10.000 Erdbeben-Opfer Christen waren. In Nepal wird am Samstag Gottesdienst gefeiert. Deshalb traf das große Beben auch viele Gottesdienst feiernde Menschen. Ein einziger Kirchenraum am Rand von Kathmandu begrub etwa 200 Menschen unter sich.

Am 12. Mai mittags wurden wir von einem erneuten Erdbeben mit der Stärke 7.3 heimgesucht, während wir in der Finnischen Evangelisch-Lutherischen Missionszentrale in Kathmandu über deren Engagement und Möglichkeiten der Kooperation sprachen. Panikartig flohen zehntausende Menschen aus der Stadt, das Geschäftsleben erlahmte völlig. Dutzende starben und etwa 12.000 Menschen wurden verletzt. Tag und Nacht hören wir die Hilfsflüge starten/landen. Der Ort Bhaktapur, den wir kurz zuvor besucht hatten, ist nun zu etwa 90 Prozent zerstört. Damit ist die Zahl der teilweise oder gänzlich zerstörten Häuser in Nepal auf fast 600.000 angestiegen. Überall sehen wir Zeltlager für die Menschen, die die Nacht im Freien verbringen wollen.

Mission EineWelt unterhält zwar keine Partnerbeziehungen nach Nepal, dennoch haben wir leitende Pfarrer der nepalesischen Kirche während der letzten Jahre zu Studienprogrammen in unser Partnerschaftszentrum eingeladen, sowie in Kooperation mit der dortigen lutherischen Partnerkirche theologische Weiterbildung in Australien vermittelt.

Dr. Traugott Farnbacher / Helge Neuschwander-Lutz

Info: Der Anteil der Christen im überwiegend hinduistischen Nepal liegt bei gut einer Million, das sind etwa 3 Prozent der Bevölkerung. Die Evangelisch-Lutherische Kirche von Nepal (NELC) ist Mitglied im Lutherischen Weltbund.

Über die Katastrophen-Hilfe, an der sich die Diakonie und Act Alliance beteiligen, werden Sofortmaßnahmen für die Erdbebenregion finanziert und organisiert.

Auftaktveranstaltung mit Vandana Shiva – Nürnberger Erklärung geplant

Am 15. und 16. Mai findet im Historischen Rathaussaal in Nürnberg eine hochkarätig besetzte Tagung zum Thema „Menschenrecht auf Nahrung“ statt. Vandana Shiva, indische Aktivistin für Umweltschutz und Menschenrechte, wird den Konvent bei der öffentlichen Auftaktveranstaltung am Freitag, den 15. Mai 2015, um 18.30 Uhr mit dem Vortrag „Patentierung und Privatisierung“ eröffnen.

Neben der Trägerin des alternativen Nobelpreises werden auch die UN-Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf Nahrung, Hilal Elver, Barbara Lochbihler (Mitglied des Europäischen Parlaments), Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Thomas Silberhorn, und der Vorsitzende des BUND, Dr. Hubert Weiger, an der anschließenden Podiumsdiskussion teilnehmen. Zu dieser Veranstaltung mit anschließendem Empfang lädt der Trägerkreis, zu dem auch Mission EineWelt gehört, in den Historischen Rathaussaal ein. Der Eintritt ist frei.

Am Samstag, den 16. Mai 2015, folgt eine Konferenz mit Referentinnen und Referenten aus dem In- und Ausland im Caritas-Pirckheimer-Haus (Königstraße 64). Nach Vorträgen und in Diskussionsrunden wird nach Lösungen gesucht, wie der Schutz der biologischen und genetischen Vielfalt als Basis für Ernährungssouveränität und damit der Schutz des Menschenrechts auf Nahrung erreicht und gesichert werden kann. Ziel ist es, die Ergebnisse in eine „Nürnberger Erklärung“ zu fassen und diese an die Verantwortlichen der nationalen und internationalen Politik zu übergeben. Für die Konferenz gibt es noch wenige freie Plätze. (Anmeldung im Caritas-Pirckheimer-Haus, Tel.: 2346-123)

Weitere Informationen zum Konvent finden Sie auf der Website:
www.menschenrechtaufnahrung.org

Begleitend zum Konvent wird vom 15. bis 29. Mai 2015 die Ausstellung „Abgeerntet – Wer ernährt die Welt“ von Mission EineWelt in der Ehrenhalle des Rathauses Wolffscher Bau, gezeigt (Öffnungszeiten: Mo. – Fr. von 9.00 bis 18.00 Uhr). Die Ausstellung informiert in sehr anschaulicher Weise über die Zusammenhänge von Hunger, Globalisierung und Landwirtschaft.

Kampagne „Steuer gegen Armut“ übergibt eine Million Unterschriften für eine Finanztransaktionssteuer an europäische Finanzminister

Mehr als eine Million Unterschriften für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer (FTS) in Europa übergaben Vertreterinnen und Vertreter des Netzwerks Steuer gegen Armut am heutigen Donnerstag im Bundesfinanzministerium. Anlass ist das Treffen der EU-Finanzminister (ECOFIN) am 11. und 12. Mai in Brüssel.

Auch in Paris, Madrid, Rom, Lissabon, Brüssel und London übergeben Aktivistinnen und Aktivisten in diesen Tagen die gesammelten Unterschriften an die jeweiligen Regierungen. Die Netzwerke fordern vom ECOFIN, zügig eine umfassende FTS einzuführen und die Einnahmen für den Kampf gegen Klimawandel und weltweite Armut zu verwenden. Mission EineWelt setzt sich seit Jahren für eine solche Steuer auf Finanztransaktionen ein.

„Die Regierungen Europas sollten dem Wunsch von mehr als einer Million Europäerinnen und Europäern folgen und eine wirksame Steuer auf den Finanzmärkten einführen und das Geld für Armutsbekämpfung, Klima- und Umweltschutz nutzen „, betonte Detlev von Larcher (Attac), Koordinator der Kampagne Steuer-gegen-Armut.

„Die Finanztransaktionssteuer hat sich inzwischen zur populärsten Steuer in der Geschichte entwickelt. Mit den Unterschriften aus ganz Europa übergeben wir den Regierungen einen klaren Auftrag zur Verwendung der Einnahmen. Die Bundesregierung muss dem unverzüglich nachkommen“, forderte Barbara Fürst (Oxfam).

„Eine Million Unterschriften machen deutlich, dass mit den anstehenden und entscheidenden Verhandlungen der Finanzminister große Hoffnungen verbunden sind. Diese dürfen nicht in letzter Minute enttäuscht werden. Das heißt, dass wir eine breite Bemessungsgrundlage ohne Ausnahmen für Finanzderivate oder andere Wertpapiere brauchen. Die bisher diskutierten Steuersätze von 0,1 und 0,01 Prozent dürfen nicht noch weiter heruntergeschraubt werden“, hob in diesem Zusammenhang Stefan Körzell hervor, der Mitglied des geschäftsführenden DGB-Bundesvorstandes ist.

Informations- und Diskussionsabend im Naturhistorischen Museum in Nürnberg

Die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg und das forum für internationale entwicklung + planung laden am 18. Mai 2015 zu einem Informations- und Diskussionsabend zum Thema „Angekommen? Leben als Flüchtling in Deutschland“ ins Naturhistorische Museum nach Nürnberg ein.

Aneth Lwakatare, Menschenrechtsreferentin im Partnerschaftszentrum „Mission Eine Welt“, gibt bei der Abendveranstaltung zunächst einen Überblick über aktuelle Fluchtbewegungen unter der Fragestellung, warum Menschen aus ihrer Heimat flüchten, woher genau sie kommen und wohin sie flüchten? Alexander Thal vom Bayerischen Flüchtlingsrat und Naqib Hakimi, aktiv beim Flüchtlingscamp 2014, berichten über die rechtliche Situation von Flüchtlingen und ihre Lebensumstände in Bayern. Nach dieser grundlegenden Einführung laden die Veranstalter zur Diskussion ein, bei der es auch um die Frage gehen wird, wie sich Stadt, Land und die Bürgerinnen und Bürger für Flüchtlinge in Deutschland engagieren können.

Der Informations- und Diskussionsabend findet im Seminarraum des Naturhistorisches Museums (Marientorgraben 8) statt und beginnt um 19.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen:

forum für internationale entwicklung + planung (finep)
Frederike Hassels
Tel: 030 27876941
Mail: frederike.hassels@finep.org
Internet: www.finep.org

Neuendettelsauer Theologieprofessorin an Hochschule in Sao Leopoldo

Die Evangelische Theologische Hochschule in Sao Leopoldo (Escola Superior de Teologia -EST) in Brasilien bekam im April Besuch von Prof. Dr. Gury Schneider-Ludorff von der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau. Der Besuch war eine gute Möglichkeit, die Partnerschaft beiden Hochschulen sowie dem Centrum Mission EinWelt zu stärken. Für Prof. Schneider-Ludorff ist es nach eigenen Worten wichtig, diese Partnerschaft zu unterstützen, durch die sie auch die lutherische Kultur in Brasilien kennenlernte: „Es ist wichtig, zu verstehen, wie die Studierenden Luthers Texte lesen“, sagte sie.

Am 22. April hielt Prof. Schneider-Ludorff an der EST einen Vortrag zum Thema „Die Göttliche Gabe und die menschliche Gabe. Die Verschiebung im Verständnis von Geben, Beschenken und Spenden in den Schriften der Reformation“. Eine knappe Woche davor hielt die Professorin ein Seminar über das Thema „Glaube und Macht – Religion und Politik in der Reformation“. „Ich möchte sehr gerne die Studierenden der EST-Hochschule kennenlernen, denn es wurde mir bewusst, dass die Studenten aus vielen verschiedenen Teilen Brasiliens kommen, die neu für mich sind. Es gibt eine sehr große Vielfalt an Erfahrungen, Religionen und Kulturen, von deren Austausch sehr profitiert werden kann“, sagte Professor Schneider-Ludorff.

Für den Studenten Ezequiel Hanke, Master der Theologie, war das Seminar eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Texte Luthers gemeinsam zu lesen. „Wir haben versucht, die theologischen, politischen und sozialen Aspekte, die von Prof. Schneider-Ludorff aufgeworfen wurden, zu analysieren. Ihr gelingt der Brückenschlag zur aktuellen Realität. Die Kontexte sind wichtig für die Zeit der Reformation im sechzehnten Jahrhundert, aber diese Überlegungen können auch für die heutige Gesellschaft fruchtbar sein“, meinte Ezequiel.

Im vergangenen Jahr war der brasilianische Prof. Dr. Rémi Klein für einige Zeit für Forschungen sowie als Gastprofessor an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau tätig. Die gute Partnerschaft zwischen der EST und der Augustana- Hochschule ist in vielen Jahren gewachsen. Dazu gehört ein regelmäßiges Austauschprogramm von Theologiestudierenden und Postgraduierten. Professor Kleins Aufenthalt in Neuendettelsau setzte den Beginn eines Austausches von Dozenten zwischen den beiden Hochschulen. „Durch die Kooperation zwischen Mission EineWelt und der Augustana-Hochschule wurde der Vicedom-Lehrstuhl für interkulturelle Theologie eingerichtet, den ich als erster besetzte“, betonte Prof. Remi Klein.