136.000 Menschen starben direkt nach dem Atombombenabwurf der USA auf Hiroshima am 6. August 1945, drei Tage später in Nagasaki waren es 64.000. Das war ein unvorstellbar schreckliches Ereignis. Bis heute wird jährlich am 6. August dieses grausamen Infernos gedacht.
Beim Gedenkgottesdienst am 6. August dieses Jahres in der Nürnberger Lorenzkirche warnte Julia Ratzmann, Leiterin der Pazifik-Infostelle bei Mission EineWelt, die Gottesdienstbesucher*innen eindringlich davor, es bei einer reinen Rückschau zu belassen. Sie verwies auf die US-amerikanischen, britischen, französischen, russischen, koreanischen, indischen, pakistanischen, chinesischen und israelischen Atombombentests zwischen 1945 und 2017 unter anderem auf dem Bikini- und auf dem Moruroa-Atoll mit verheerenden Folgen für die Einheimischen, unter anderem einer exorbitant hohen Krebsrate.
Und in Deutschland respektive Bayern? Abgesehen von – inzwischen immerhin abgeschalteten – Atomkraftwerken und Atommüll ohne Endlager gibt es in Deutschland tatsächlich auch Atomwaffen: „Auf dem Fliegerhorst der Deutschen Luftwaffe in Büchel in der Eifel, 400 Kilometer von der Lorenzkirche entfernt, lagern 20 Atomwaffensprengköpfe, die jederzeit mit Trägerraketen abgeschossen werden können. Das üben deutsche Jagdbomberpiloten. Deutschland hat sich zwar 1975 im Atomwaffensperrvertrag verpflichtet, keine Atomwaffen zu entwickeln und zu erwerben, doch müssen wir diese Atomsprengköpfe im Rahmen unserer nuklearen NATO-Teilhabe vorhalten“, erklärte die Leiterin der Pazifik Infostelle. Weltweit gebe es „12.500 einsatzbereite Nuklearwaffen“.
Ein Weg, die Bomben loszuwerden, wäre die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags, der Anfang 2021 in Kraft trat und, wie Ratzmann erläuterte, „unter anderem die Lagerung von Atomwaffen“ verbietet. Inzwischen haben 92 Staaten diesen Vertrag unterzeichnet. Deutschland ist bislang nicht dabei.
Die Position der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland zu diesem Thema sei schon lange klar, machte Julia Ratzmann deutlich: „Gegen die Lagerung dieser Atomwaffen hat sich die Synode der EKD bereits vor 13 Jahren ausgesprochen und gefordert, dass alle in Europa gelagerten Atomwaffen abgezogen werden.“ Zudem setze sich der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm „dafür ein, „dass Deutschland den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnet.“ Auch ein Städtebündnis, zu dem auch Nürnberg gehört, die so genannten „Mayors for Peace“ (Bürgermeister für den Frieden) fordere den Beitritt Deutschlands zum Vertrag.
Zum Abschluss gab die Leiterin der Pazifik Infostelle den Gottesdienstbesucher*innen einige Anregungen mit, wie Bürger*innen sich für die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags engagieren können. „Vom 21. bis 26. September 2023 gibt es eine politische Aktionswoche für ein Atomwaffenverbot. Fragen Sie Bundestagsabgeordnete, ob diese die Abgeordnetenerklärung für ein Atomwaffenverbot schon unterschrieben haben. Wenn Sie nicht in Nürnberg wohnen: Fragen Sie die Bürgermeisterin oder den Bürgermeister Ihrer Heimatstadt, ob die Stadt bereits Mitglied bei den Mayors for Peace ist. Beteiligen Sie sich an Demonstrationen vor dem Fliegerhorst Büchel. Legen Sie Ihr Vermögen bei fairen Banken an, die nicht in Atomenergie investieren. Und zu guter Letzt: Bleiben Sie mutig und stark! Beten Sie für Frieden und Abrüstung!“