Gisela Voltz von Mission EineWelt und Maria Gmelch von attac Nürnberg (v.l.n.r.) beim Klimastreik Foto: Annette Engelhardt

Gisela Voltz von Mission EineWelt und Maria Gmelch von attac Nürnberg (v.l.n.r.) beim Klimastreik
Foto: Gerd Engelbrech

Gisela Voltz von Mission EineWelt-Referat Bildung Global forderte in einem Redebeitrag bei der Klima-Demo am 15. September 2023 in Nürnberg verbindliche Klimaschutz-, Umwelt- und Sozialstandards in internationalen Handelsabkommen. In seiner derzeitigen Form würde dieser Handelsvertrag die Regenwaldabholzung und die Ausweitung von Monokulturen nur befördern, kritisierte die Pfarrerin. Es sei heuchlerisch, einerseits den Handel mit klimaschädlichen Produkten wie Fleisch, Soja, Mineralien und Autos ausweiten zu wollen und gleichzeitig Klima- und Umweltschutzvorschriften in eine potenziell unwirksame Zusatzvereinbarung zu verbannen. Länder des Globalen Südens sollten nicht länger billige Rohstofflieferanten für die Industrieländer bleiben, so Voltz weiter. Klimaschutz müsse das vorrangige Anliegen von allen sein.

Von 13. bis 19. September 2023 tagt die 13. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Krakau. Die Tagung des höchsten LWB-Gremiums findet nach 1984 in Budapest erst zum zweiten Mal in der LWB-Region Mittel- und Osteuropa statt. Neben der Neuwahl von Präsident*in und Rat stehen verschiedene Themen auf der Agenda, die nicht nur die Kirchen, sondern die Welt insgesamt bewegen. Mit dabei sind auch die Mission EineWelt-Direktor*innen Gabriele und Hanns Hoerschelmann, die sich wichtige Impulse für die Arbeit des internationalen Partnerschaftszentrums der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) erwarten.

Die Predigt beim Eröffnungsgottesdienst kam von Danielle Dokman, Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Surinam Foto: LWB

Die Predigt beim Eröffnungsgottesdienst kam von Danielle Dokman, Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Surinam
Foto: LWB

„Der Lutherische Weltbund bildet den Rahmen der weltweiten Beziehungen, die Mission EineWelt im Auftrag der ELKB gestaltet. Alle unsere Partnerkirchen sind hier Mitglied. Somit werden die Beschlüsse von Krakau für diese Beziehungen eine wichtige Grundlage bilden und in der konkreten Zusammenarbeit mit den Partnerkirchen mit Leben gefüllt“, fasst Hanns Hoerschelmann seine Erwartungen zusammen.

Auf dem Programm steht unter anderem ein Besuch der Gedenkstätte und des Museums Auschwitz-Birkenau am 15. September. Gabriele Hoerschelmann erachtet diesen Termin als „ganz besonders wichtig“. Die Auseinandersetzung mit diesem unvorstellbaren Grauen habe eine immer wieder zu erneuernde Priorität. Angesichts dessen, dass manche Mitgliedskirchen des LWB „in unterschiedlicher Weise“ von „Vernichtung, Rassismus und ethnischer Verfolgung“ geprägt seien, bestehe auch die Frage, welche eigenen schmerzhaften Erfahrungen der Besuch bei Teilnehmenden auslöst.

Das übergreifende Thema der Vollversammlung lautet „Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung“. Dabei soll es laut Mitteilung des LWB darum gehen, „wie wichtig es ist, Einheit in den Kirchen und Gesellschaften zu fördern, um Spaltungen zu heilen und die zunehmende Polarisierung zu überwinden“. Grundlage für Gespräche und Diskussionen werden verschiedene Referate bieten, die sich laut LWB „einigen der größten und wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit widmen“ und reflektieren, „wie die Kirchen in ihren unterschiedlichen regionalen Kontexten Botschafterinnen der Hoffnung sein und glaubhaftes Zeugnis für das Evangelium ablegen können“.

Hanns Hoerschelmann erhofft sich von der LWB-Vollversammlung deshalb ein Zeichen der Gemeinschaft: „Gerade in Zeiten, in denen populistische Parolen und kriegerische Auseinandersetzungen in Europa, aber auch in anderen Teilen der Welt zu unser Wirklichkeit gehören, braucht es Orte der gelebten Gemeinschaft. Das Motto der Versammlung, ein Leib, ein Geist eine Hoffnung, macht für mich deutlich, dass es eine Einheit geben kann, die unsere Verschiedenheiten aushält. Das erleben wir in unserer täglichen Arbeit mit unseren Partnerkirchen, und hierfür erhoffe ich mir Impulse von der Vollversammlung“, sagt der Mission EineWelt-Direktor.

Vor dem Hintergrund der Partnerschaftsarbeit von Mission EineWelt, bei der immer wieder deutlich wird, in welch großem Ausmaß die Menschen in den Partnerkirchen seit einigen Jahren unter dem Klimawandel leiden, ist Gabriele Hoerschelmann besonders gespannt darauf, „wie sich die Delegierten zur Klimakrise äußern werden“.

Und was kommt danach? – Die große Herausforderung sieht Hanns Hoerschelmann darin, „die Themen und Beschlüsse der Vollversammlung in den kommenden Jahren in unseren eigenen kirchlichen Kontext hier in Bayern hineinzutragen“. Dort werden aus seiner Sicht „die Möglichkeiten der weltweiten Verbundenheit kaum wahrgenommen“. „Deshalb“, so Hoerschelmann weiter, „wird es eine wichtige Aufgabe von Mission EineWelt sein, an dieser Vermittlung in unsere eigene Landeskirche hinein mitzuwirken. Sei es in den kirchenleitenden Gremien, den vielen Partnerschaftsgruppen oder im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit“.

„Fair. Und kein Grad mehr“ lautet das Motto der Fairen Woche 2023. Die Aktionswoche des fairen Handels beschäftigt sich in den Jahren 2023 und 2024 mit dem UN-Nachhaltigkeitsziel (SDG) 13, „Maßnahmen zum Klimaschutz“. Vom 15. bis 29. September 2023 geht es dabei vor allem um das Thema „Klimagerechtigkeit“ und speziell die Frage, „wie sich die Klimakrise auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Produzent*innen auswirkt und welchen Beitrag der Faire Handel zur Umsetzung von Klimagerechtigkeit leistet“.

Mission EineWelt macht mit bei der Fairen Woche und hat dazu folgende Angebote in Ausstellung/Weltladen und im Otto-Kuhr-Saal: 

  • 19. bis 29. September während der Öffnungszeiten im Weltladen:
    Rätsel- und Schätzfragen, Schatzsuche
    Teilnahmemöglichkeit an der Fairtrade-Rallye durch Neuendettelsau mit dem Handy: Der QR-Code zum Starten liegt im Weltladen aus.
  • 20. September, 19.30 bis 21 Uhr, im Otto-Kuhr-Saal: Faires Mittwochskino mit dem Dokumentarfilm „One Word“: Menschen auf den Marshall-Inseln berichten von den Klimaveränderungen und darüber, wie sie ihre Kultur und Identität bewahren. Der Eintritt ist frei.
  • 23. September, 11 bis 13 Uhr, im Weltladen: Origami-Meerestiere falten
  • 23. September, 12 bis 12.30 Uhr, in der Ausstellung: Führung durch die Ausstellung: „Klimagerechtigkeit in unseren kirchlichen Partnerschaften“

Für keines der Angebote ist eine Anmeldung erforderlich

 

Öffnungszeiten von Weltladen und Ausstellung während der Fairen Woche:

Di bis Fr: 10 bis 12.30 sowie 14 bis 17 Uhr

Sa: 10 bis 13 Uhr

136.000 Menschen starben direkt nach dem Atombombenabwurf der USA auf Hiroshima am 6. August 1945, drei Tage später in Nagasaki waren es 64.000. Das war ein unvorstellbar schreckliches Ereignis. Bis heute wird jährlich am 6. August dieses grausamen Infernos gedacht.

Beim Gedenkgottesdienst am 6. August dieses Jahres in der Nürnberger Lorenzkirche warnte Julia Ratzmann, Leiterin der Pazifik-Infostelle bei Mission EineWelt, die Gottesdienstbesucher*innen eindringlich davor, es bei einer reinen Rückschau zu belassen. Sie verwies auf die US-amerikanischen, britischen, französischen, russischen, koreanischen, indischen, pakistanischen, chinesischen und israelischen Atombombentests zwischen 1945 und 2017 unter anderem auf dem Bikini- und auf dem Moruroa-Atoll mit verheerenden Folgen für die Einheimischen, unter anderem einer exorbitant hohen Krebsrate.

Und in Deutschland respektive Bayern? Abgesehen von – inzwischen immerhin abgeschalteten – Atomkraftwerken und Atommüll ohne Endlager gibt es in Deutschland tatsächlich auch Atomwaffen: „Auf dem Fliegerhorst der Deutschen Luftwaffe in Büchel in der Eifel, 400 Kilometer von der Lorenzkirche entfernt, lagern 20 Atomwaffensprengköpfe, die jederzeit mit Trägerraketen abgeschossen werden können. Das üben deutsche Jagdbomberpiloten. Deutschland hat sich zwar 1975 im Atomwaffensperrvertrag verpflichtet, keine Atomwaffen zu entwickeln und zu erwerben, doch müssen wir diese Atomsprengköpfe im Rahmen unserer nuklearen NATO-Teilhabe vorhalten“, erklärte die Leiterin der Pazifik Infostelle. Weltweit gebe es „12.500 einsatzbereite Nuklearwaffen“.

Ein Weg, die Bomben loszuwerden, wäre die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags, der Anfang 2021 in Kraft trat und, wie Ratzmann erläuterte, „unter anderem die Lagerung von Atomwaffen“ verbietet. Inzwischen haben 92 Staaten diesen Vertrag unterzeichnet. Deutschland ist bislang nicht dabei.

Die Position der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland zu diesem Thema sei schon lange klar, machte Julia Ratzmann deutlich: „Gegen die Lagerung dieser Atomwaffen hat sich die Synode der EKD bereits vor 13 Jahren ausgesprochen und gefordert, dass alle in Europa gelagerten Atomwaffen abgezogen werden.“ Zudem setze sich der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm „dafür ein, „dass Deutschland den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnet.“ Auch ein Städtebündnis, zu dem auch Nürnberg gehört, die so genannten „Mayors for Peace“ (Bürgermeister für den Frieden) fordere den Beitritt Deutschlands zum Vertrag.

Zum Abschluss gab die Leiterin der Pazifik Infostelle den Gottesdienstbesucher*innen einige Anregungen mit, wie Bürger*innen sich für die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags engagieren können. „Vom 21. bis 26. September 2023 gibt es eine politische Aktionswoche für ein Atomwaffenverbot. Fragen Sie Bundestagsabgeordnete, ob diese die Abgeordnetenerklärung für ein Atomwaffenverbot schon unterschrieben haben. Wenn Sie nicht in Nürnberg wohnen: Fragen Sie die Bürgermeisterin oder den Bürgermeister Ihrer Heimatstadt, ob die Stadt bereits Mitglied bei den Mayors for Peace ist. Beteiligen Sie sich an Demonstrationen vor dem Fliegerhorst Büchel. Legen Sie Ihr Vermögen bei fairen Banken an, die nicht in Atomenergie investieren. Und zu guter Letzt: Bleiben Sie mutig und stark! Beten Sie für Frieden und Abrüstung!“

Engagierte Diskutant*innen: Harry Scheuenstuhl (SPD), Fritz Ruf (Freie Wähler), Gülden Hennemann (FDP), André Höftmann (Bündnis90/Die Grünen), Holger Laaß (CSU) und Jürgen Bergmann (Mission EineWelt) (v.l.n.r.) Foto: Jürgen Bergmann

Engagierte Diskutant*innen: Harry Scheuenstuhl (SPD), Fritz Ruf (Freie Wähler), Gülden Hennemann (FDP), André Höftmann (Bündnis90/Die Grünen), Holger Laaß (CSU) und Jürgen Bergmann (Mission EineWelt) (v.l.n.r.) Foto: Jürgen Bergmann

Über globale Verantwortung und Naturschutz diskutierte Jürgen Bergmann, Leiter des Referats Bildung Global von Mission EineWelt, am 3. August in Roßtal mit den Landtagswahlkandidat*innen Holger Laaß (CSU), André Höftmann (Bündnis90/Die Grünen), Harry Scheuenstuhl (SPD), Fritz Ruf (Freie Wähler) und Gülden Hennemann (FDP). Eingeladen hatten die Fairtrade Town Roßtal und der Bund Naturschutz. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Forderungen des Eine Welt Netzwerks Bayern zur bayerischen Landtagswahl am 8. Oktober 2023 und der Wasser- und Gewässerschutz.

Unterstützung für die Forderungen des Eine Welt Netzwerks kam im Prinzip von allen Diskutant*innen. Während sich Harry Scheuenstuhl, André Höftmann und Holger Laaß, der vor allem die Förderung des Globalen Lernens hervorhob, voll hinter die Forderungen stellten, sahen Fritz Ruf und Gülden Hennemann die Einrichtung einer Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung kritisch. Sie sahen weniger den Service-Charakter dieser Beratungsstelle, sondern befürchteten vielmehr, dass dadurch vor allem mehr Bürokratie entstehen könnte.

Die Forderungen des Eine Welt Netzwerk Bayern zur Landtagswahl finden sich hier: https://www.eineweltnetzwerkbayern.de/landtagswahl. Dort gibt es auch Fotos von Scheuenstuhl, Höftmann, Ruf und Laaß mit dem unterzeichneten Forderungsplakat.

Bei der Frage nach dem sorgsamen Umgang mit Wasser punkteten aus Sicht von Jürgen Bergmann „fast alle Kandidat*innen mit hohem Fachwissen und guten Ideen“. Bergmanns Bilanz: „Während Scheuenstuhl verschiedene Wasserrückhalteformen ins Gespräch brachte, stellte Ruf einige bautechnische Lösungen vor. Höftmann betonte die Erfordernis, das gesamte Naturpotenzial zu berücksichtigen – Stichworte: Flussläufe, Moore, Schwammstädte. Laaß erinnerte an bereits bestehende Wasserführungen vom Süden in den Norden Bayerns. Hennemann verwies auf die Gefahr von Kriegen um Wasser.“

Foto: McK/ELKB

Foto: McK/ELKB

Kirchenrat Thomas Prieto Peral wird neuer Regionalbischof im Kirchenkreis München und Oberbayern. Das hat der Berufungsausschuss der Landeskirche beschlossen. Der 57-Jährige tritt sein Amt am 1. November an. Er wird damit Nachfolger von Christian Kopp, dem neuen Landesbischof.

Prieto Peral ist seit Ende 2015 Theologischer Planungsreferent der evangelisch-lutherischen Landeskirche im Bischofsbüro und in dieser Funktion seit 2016 federführend verantwortlich für den landeskirchlichen Zukunftsprozess „Profil und Konzentration“.

Es gibt auch eine Verbindung zu Mission EineWelt. Als Vorgänger von Hans-Martin Gloël war Prieto Peral von 2006 bis 2015 Referent für Ökumene und Weltverantwortung im Landeskirchenamt und damit auch Mitglied im Kollegium von Mission EineWelt. Unter anderem baute er in dieser Funktion ein großes Hilfsnetzwerk für Christen im Nahen Osten auf. Er ist Mitbegründer der evangelischen Stiftung Wings of Hope, die in Krisenregionen der Welt traumatisierte Menschen unterstützt.

„Wir freuen uns sehr über diese Entscheidung“, sagt Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann. „Als ehemaliger Referent für Ökumene und Weltverantwortung und ehemaliges Mitglied im Kollegium von Mission EineWelt stand und steht Thomas Prieto Peral für eine weltoffene und ökumenische Kirche und ist uns auch im Rahmen des PuK-Prozesses konstruktiv verbunden geblieben.“

Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel, die auch den Berufungsausschuss leitet, freut sich über die Berufung von Prieto Peral, der für die zwölf Dekanate mit 150 Kirchengemeinden im Kirchenkreis zuständig sein wird: „Er hat den Berufungsausschuss mit einer erfrischend innovativen Perspektive auf den Kirchenkreis überzeugt. Er möchte die von Regionalbischof Christian Kopp begonnenen Projekte fortführen sowie den Menschen im Kirchenkreis den Rücken stärken, die anstehenden Veränderungen mit Zuversicht anzugehen.“

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm weiß aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Prieto Peral, „dass er in ganz besonderer Weise Fähigkeiten miteinander verbindet, die für sein neues Amt als Regionalbischof von besonderer Bedeutung sind: eine besondere Liebe zur Spiritualität, eine große konzeptionelle Kraft, die Fähigkeit in öffentlich diskutierten Fragen Orientierung zu geben, ein weiter Horizont, eine genaue Kenntnis der Situation in den Gemeinden und Dekanaten und eine ausgeprägte Begabung, auf Menschen zuzugehen. Ich kann den Menschen in München und Oberbayern zu ihrem neuen Regionalbischof nur gratulieren!“

Thomas Prieto Peral, gebürtiger Mainzer, wurde 1997 im oberfränkischen Himmelkron zum Pfarrer ordiniert und arbeitete anschließend mit Migranten-Gemeinden in Bayern, sowie im Pfarrdienst in der Reformations-Gedächtniskirche in München.

PM/tn

 

Rund 30 Gäste haben Mitte Juli am Studientag Australien teilgenommen, der gemeinsam von Mission EineWelt, der Pazifik-Informationsstelle und dem Verein Kultur Neuguinea vorbereitet worden war. Zum Thema „Stimmen zur Vergangenheit und Gegenwart lutherischer Aborgines-Gemeinden“ tauschten sich die Referierenden aus dem In- und Ausland aus und kamen in „World Cafés“ auch mit den Teilnehmenden ins Gespräch.

In das Thema führte Dr. Philipp Hauenstein ein, der Vorsitzende des Vereins Kultur Neuguinea. Er berichtete von „The Voice“. Über das so benannte Referendum wird demnächst in Australien abgestimmt. Das Referendum ist eines der aktuellen „heißen“, innenpolitischen Themen down under. Es geht dabei um ein vorgeschlagenes australisches Bundesberatungsgremium, in dem die Stimmen der Aborigines und der Torres-Strait-Insulaner*innen zu Wort kommen sollen. Das Referendum hat eine heftige Kontroverse um die Identität der Einwohner*innen von Australien entfacht, auch die Politik ist in dieser Frage gespalten. Brauchen die indigenen Einwohner*innen des roten Kontinents ein eigenes Gremium, um ihre Interessen zu vertreten- und was genau sind eigentlich die Interessen von Aborigines und Torres-Strait-Insulaner*innen, diesen First Nations People in der ehemaligen britischen Sträflingskolonie Australien?

Der australische Bühnenregisseur, Dramatiker und Autor John Strehlow stellte anschließend in Interviewform sein mehrbändiges englischsprachiges Werk „The tale of Frieda Keysser“ vor. Darin zeichnet der heute in Großbritannien lebende Strehlow die Lebensgeschichte seiner Großmutter Frieda nach, die ihrem Mann Carl Strehlow, einem in Neuendettelsau ausgebildeten Missionar, 1875 nach Hermannsburg im Northern Territory von Australien folgte und sich in der dortigen Aborigines-Gemeinde vor allem in der Säuglings- und Kinderkrankenpflege engagierte. Frieda Keysser gehöre zu den „besonderen, aber vergessenen“ Frauen, so Strehlow. Ihr sei es zu verdanken, dass die Säuglingssterblichkeit rund um Hermannsburg deutlich zurückging und die dort lebenden Familiengruppen buchstäblich vor dem Aussterben gerettet wurden. In über 26-jähriger Recherche in Archiven in Australien, Deutschland und Großbritannien sowie bei mehreren „Feldaufenthalten“ hat John Strehlow minutiös und detailverliebt die Biographie seiner Großeltern in den damaligen zeitgeschichtlichen Kontext gestellt und deren Lebensgeschichte mit der Geschichte lutherischer Aborigines-Gemeinden in Zentralaustralien verknüpft.

Wie sehr diese „Stimme aus der Vergangenheit“ noch heute nachwirkt, zeigte das eingespielte Video von Marion, einer Kirchenvorsteherin aus der lutherischen Gemeinde in Hermannsburg, der Aborigines-Gemeinde ca. 120 Kilometer westlich von Alice Springs in den MacDonnell Ranges am Finke River. Marion erzählte berührend in ihrer Lokalsprache von dem Guten, dass lutherische Missionare in ihrer Gemeinde getan hätten. Als Nachfahren der ersten einheimischen Christ*innen glaubten heute viele Aborigines an die heilende und versöhnende Wirkung des gemeinsamen Gebetes. Mit Jesus im Herzen und dem weltumspannenden Gebet könne Frieden und Versöhnung gelingen, so Marion.

Über die „Australien-Sammlung“ bei Mission EineWelt informierte Heide Lienert-Emmerlich, Leiterin der Projektstelle Archiv. Sie hatte eine Ausstellungsvitrine mit australischen Objekten gestaltet und konnte so Einblicke in das traditionelle Leben der nomadisch lebenden Aborigines-Völker geben. Besonders beeindruckt zeigten sich die Teilnehmenden des Studientages von „Speerschleudern“, mit deren Hilfe Jagdspeere über große Distanzen geworfen werden konnten.

Pfarrer i.R. Michael Jacobsen, der erst vor kurzem nach einer sechsjährigen Arbeitsperiode in der Finke River Mission nach Deutschland zurückgekehrt war, erzählte leidenschaftlich von den interkulturellen Herausforderungen im Miteinander-Leben mit den Aborigines. Die Unterrichtung und Ausbildung einheimischer Evangelisten habe immer im Schatten hoher Bäume stattfinden müssen und habe ihn gezwungen, die Art seiner Lehre umzustellen- weg vom frontalen Unterrichten, hin zu mehr „Geschichten erzählen“ und Dialog. Trotz seiner vielfältigen Bemühungen, die sogar das Erlernen der indigenen Sprache Alyawarr vorsahen, habe er den Eindruck, die Lebenswirklichkeit der Aborigines nicht vollends verstanden zu haben, sagte Jacobsen beim „World Café“ (siehe Foto).

Der Studientag endete mit einer jahrtausendealten Tradition der Aborigines, einem „Sing-along“. Julia Ratzmann von der Pazifik-Infostelle stellte das Lied „I am, you are, we are Australian“ aus dem Jahr 1987 vor, eine Art inoffizieller Nationalhymne der Australier*innen. Im Liedtext wird die Suche nach der eigenen Identität thematisiert: Wer sind die Australier*innen eigentlich und mit welcher Stimme sprechen sie?

 

Gabriele Luber, ehrenamtliche Fachkraft im PLCC

Gabriele Luber, ehrenamtliche Fachkraft im PLCC

Gabriele Luber ist Religionspädagogin im Vorruhestand. Ab August des Jahres arbeitet sie für ein Jahr ehrenamtlich in unserer Partnerkirche in Kenia mit, der Kenya Evangelical Lutheran Church (KELC). Sie wird im Pangani Lutheran Children Center (PLCC) in Nairobi ehemalige Straßenmädchen begleiten und fördern.Das Pangani Lutheran Children’s Centre ist eine sozial-diakonische Einrichtung der KELC in der Hauptstadt Nairobi, die sich Mädchen und jungen Frauen annimmt, die in den Straßen Nairobis betteln und dort auch leben. Zum Zeitpunkt der Aufnahme in das Center besuchen sie keine Bildungseinrichtung.

Das Afrika-Referat von Mission EineWelt unterstützte Gabriele Luber logistisch und mit Know-How bei der Vorbereitung für ihr „Freiwilligen-Auslandsjahr“.

Prof. Dr. Wolfgang Stegemann (1945–2023)

Prof. Dr. Wolfgang Stegemann (1945–2023). Copyright Foto: Augustana Hochschule

Mission EineWelt trauert um Prof. Dr. Wolfgang Stegemann, der am 12. Juli 2023 nach schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren verstorben ist. Der bekannte Theologe war einige Jahre Vorsitzender des Kuratoriums, einem beratenden Gremium für die Arbeit von Mission EineWelt.

Am 20. März 2003 fand die letzte Sitzung des Kuratoriums des früheren „Missionswerkes“ in der damaligen Amtsperiode statt. In dieser Sitzung stellten sich auch die neuen Mitglieder vor, unter ihnen Prof. Dr. Wolfgang Stegemann. Er wurde in der konstituierenden Sitzung des Kuratoriums am 10. Juli 2003 zum Vorsitzenden gewählt und hatte dieses Amt bis zum 03. April 2008 inne. Sein Nachfolger im Amt des Kuratoriumsvorsitzenden, Prof. Dr. Andreas Nehring, hat dieses Amt auch derzeit noch inne.

Wolfgang Stegemann wurde am 8. November 1945 in Barkhausen (Porta Westfalica) geboren. Von 1968 bis 1973 studierte er evangelische Theologie in Heidelberg. Von 1973 bis 1977 war er wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Neues Testament an der Universität Mainz. Dort lernte er Luise Schottroff und Dorothee Sölle kennen, denen er sich in vielfältiger Weise theologisch eng verbunden fühlte.

Bis 1979 wirkte Wolfgang Stegemann als Pfarrer der badischen Landeskirche in der Gemeinde Nußloch bei Heidelberg. Es folgten weitere Assistenzuren an der Theologischen Fa­kultät der Universität Heidelberg, zunächst in den Jahren 1979–1980 im Fach „Systematische Theologie“ und dann in den Jahren 1980–1984 im Fach „Neues Testament“. Während seiner Zeit als Assistent in Mainz wurde Wolfgang Stege­mann mit einer systematisch-theologischen Dissertation zum Thema „Ontologie und Geschichte. Entwick­lung und Problematik der existential-ontologischen Begründung der Einheit von Theologie und Exegese bei Rudolf Bultmann“ in Heidelberg promoviert. 1983 habilitierte er sich an der Uni­versität Heidelberg mit einer Arbeit über die historische Situation der im lukanischen Doppel­werk repräsentierten christlichen Gemeinschaft.

1984 erhielt Wolfgang Stegemann schließlich den Ruf an den Lehrstuhl für Neues Testament an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2010 innehatte. In den Jahren 1987 bis 1989 sowie in den Jahren 1998 bis 2000 leitete er die Hochschule als Rektor. In seiner „Neuendettelsauer Zeit“ engagierte sich Wolfgang Stegemann nicht nur im Kuratorium von Mission EineWelt, sondern nahm vielfältig Anteil an der Arbeit des bayerischen Partnerschaftscentrums. So gelang es u.a. unter seiner Ägide, die damalige befristete Projektstelle „Pazifik-Informationsstelle“ in eine feste Institution von Mission EineWelt unter dem Dach der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern umzuwandeln.

Für zwei Stipendiaten von Mission EineWelt war Wolfgang Stegemann der Doktorvater: Faustin Mahali aus Tansania promovierte bei ihm über das Thema „The Concept of Poverty in Luke in Perspective of an Wanji from Tanzania“. Mahali ist heute stellvertretender Vizekanzler der Tumaini-Universität in USA River, Tansania.

George Fihavangos Promotionsthema bei Wolfgang Stegemann war: „Jesus and Leadership“. Fihavango ist heute Bischof der Süd-Diözese unserer Partnerkirche, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT).

Mission EineWelt verliert in Wolfgang Stegemann einen guten „Freund des Hauses“ und trauert mit den Angehörigen.

 

 

 

 

 

 

Carolin Trautner (Mitglied des Landtags und Staatsministerin a.D.) und Staatsministerin Melanie Huml mit den Mission EineWelt-Mitarbeitenden Sandra Ruttman und Eva Goltzsche

Carolin Trautner (Mitglied des Landtags und Staatsministerin a.D.) und Staatsministerin Melanie Huml mit den Mission EineWelt-Mitarbeitenden Sandra Ruttman und Eva Goltzsche (v.l.n.r.). Copyright Foto: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. / A. Zoepf

Bei den gut besuchten diesjährigen Bayerischen Eine Welt Tagen in Augsburg waren über 60 Fair Handels-Aussteller vertreten, auch Mission EineWelt war mit einem Infostand mit zahlreichen Bildungsmaterialien zum Globalen Lernen mit dabei. Die bayerische Staatsministerin Melanie Huml, zuständig für Eine Welt Themen in der Staatskanzlei und auch Schirmfrau der Handyaktion Bayern, kam vorbei und ließ sich die Handy-Bildungskiste zu den sozialen und ökologischen Problemlagen weltweit im Lebenszyklus von Handys zeigen. Auch wurden Unterschriften für einen Reparaturbonus  gesammelt, um die dringend notwendige Kreislaufwirtschaft und ein Recht auf Reparatur anzustoßen.